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18.02.2014

Grußwort zum Senatsfrühstück 70 Jahre Ortwin Runde

 

 

Sehr geehrter Herr Runde, lieber Ortwin,
sehr geehrter Ehrenbürger,
sehr geehrte Frau Präsidentin,
meine Damen und Herren,

bekanntlich dreht sich die Welt immer schneller, jedenfalls behaupten das unter anderem die Medien, die ja auch ein verständliches Interesse daran haben.

Ich bin, was das betrifft, Relativitätstheoretiker und glaube, dass wir beide uns in dem Punkt ähneln. Ortwin Runde hat sich politisch unter anderem mit der Lektüre von Sartre, Camus, Bloch und Lukács sozialisiert. Es gibt einfachere Kost, Lektüre, mit der man schneller zu Rande kommt, und Wege des geringeren intellektuellen Widerstandes aber die hat dieser Jungsozialist, Landesvorsitzende, Bundestagsabgeordnete, Bürgermeister nie gesucht. Um nur vier wichtige Stationen zu nennen.

Er hat noch etwas nicht gesucht, zu keiner Zeit:  Schlagzeilen, die den Eindruck hätten bestätigen können, die Welt, oder doch hilfsweise die Medienwelt, drehe sich immer schneller und der Bürgermeister der Stadt Hamburg müsse darin ständig vorkommen. Die legendäre schöne Tasse Cappucchino, ohne die wichtige Besprechungs-Runden gar nicht denkbar waren, diente sicher auch dazu, Aufgeregtheiten zu dämpfen und die Konzentration der Beteiligten auf das Wesentliche zu lenken.

Davon gab es ja mehr als genug in Deiner Amtszeit als Erster Bürgermeister; ich nenne die Stichworte: A 380 die Single-Aisle-Produktion und die Finishing-Produktion nach Hamburg zu holen, war ein Meisterstück und von bleibendem Wert. Man braucht nur durch Finkenwerder und umliegende Teile Hamburgs zu gehen und Schulkinder zu fragen, wo ihre Eltern oder Geschwister zur Arbeit gehen.

Das war nicht der einzige Akquisitionserfolg. In Shanghai hat Ortwin Runde im persönlichen Gespräch die COSCO-Zentrale nach Hamburg geholt. Was es da zu trinken gab, ist unbekannt. Im weiteren Sinne ist das Containerterminal Altenwerder mit dem Namen Ortwin Runde verbunden, auch wenn Du es dann nicht als Bürgermeister einweihen konntest.

Und ebenfalls während einer Ostasienreise war es eigentlich dieselbe? hast Du Alexander Otto davon überzeugt, er könne doch die Illumination der Speicherstadt auch ganz bezahlen statt nur einen Teil. Entstanden ist daraus die uns allen bekannte Stiftung Lebendige Stadt.

Dann will natürlich die S-Bahn-Anbindung des Flughafens genannt sein, schon lange geplant, aber erst 1998 durch eine Senatsentscheidung endlich aufs Gleis gesetzt. Und die viel zitierten 16 Stellschrauben beim Länderfinanzausgleich, an denen Du für Hamburg sehr feinmotorisch und mit sehr gutem Ergebnis gedreht hast.

Am allerwenigsten zu vergessen: die Fahrrinnenanpassung der Elbe. Das Thema treibt uns ja jetzt erneut um muss es auch, denn da geht es um vitale Interessen der Stadt und der Metropolregion. Und da bin ich bei meiner Bemerkung vom Anfang, zu der Welt und wie schnell, oder wie langsam sie sich dreht: Themen kehren wieder, oft auf einer höheren Ebene. Bei der Elbe müsste man vielleicht sagen wenn das Thema nicht so ernst wäre auf einer tieferen, aber das will ich nicht tiefer ausführen. Bloch und Lukács wüssten mehr darüber.

Im Ernst: Nach der damals gelungenen Elbvertiefung, nicht der ersten und nicht der letzten, hat der Handelskammer-Präsident Nikolaus Schües Ortwin Runde als Meister des political engineering bezeichnet, und das war kein leichtfertig verteiltes Lob. Es hat bewiesen, dass die vitalen Interessen der Stadt Hamburg bei diesem Bürgermeister auch in Zeiten bewegter See obenan standen, als immerhin ein kabbeliger Koalitionspartner zu begööschen war.

Lieber Ortwin,
Du warst bekanntlich der erste Präsident eines echten rot-grünen Senats wenn ich von der vergeigten Prelüde in den 1980er Jahren einmal absehe, als Formeln wie Hamburger Verhältnisse oder Duldung durch den Raum schwirrten, am Ende aber der Ewige Senat bis zur Neuwahl im Amt blieb. Präsident eines echten rot-grünen Senats, das war ab 1997 mit Sicherheit eine hoch spannende, auch schöne Aufgabe, denn das waren ja nette Menschen, aber was die vitalen Interessen Hamburgs eigentlich seien, darüber ließ sich genauso trefflich streiten wie heute. Nur dass wir im Senat zurzeit mit uns selber als Streitpartnern vorlieb nehmen müssen.

Das ist einerseits schade, andererseits darf es nächstes Jahr gern so bleiben. Das Verdienst, den damaligen Koalitionssenat gegen viele Unkenrufe gut über vier Jahre gebracht zu haben, wird Dir so oder so bleiben.

Vermutlich hat die auch im Amtszimmer dampfende Pfeife damals geholfen, böse Geister und Vibrations draußen zu halten. Darf man eigentlich im Stadion Pfeife rauchen? In der Sprecherkabine von Radio 90,3 wahrscheinlich nicht; dort hast Du einmal ein Heimspiel des HSV live kommentiert. Engagiert und fachkundig, wie Medienleute bestätigt haben. Bestimmt der beste Weg, böse Geister aus dem Stadion, und böse Vibrations aus dem Rathaus fernzuhalten: engagiert, fachkundig, philosophisch und mit Liebe zur Stadt.

Hamburgs Aufbruch in die Wissensgesellschaft hast Du im Jahr 2000 vor dem Übersee-Club angemahnt. Ich bin sicher, Du verfolgst die Fortschritte, die unsere Stadt macht, mit unvermindert kritischem Interesse. Alles Gute.

 

Es gilt das gesprochene Wort.