Grußwort zum Sommerempfang des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands
Sehr geehrte Frau Pauly,
sehr geehrter Herr Maihöfer,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich freue mich, beim Sommerempfang des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Hamburg hier im Anglo-German Club zu Gast zu sein und auch Ihnen gönne ich es, in dieser exklusiven Umgebung ausnahmsweise einmal selbst die Gäste zu sein statt wie üblich andere zu bewirten und zu beherbergen.
Ich vermute allerdings: Selbst die perfekt hanseatische Atmosphäre eines Hauses wie des Anglo-German Club kann Ihren professionellen Blick nicht täuschen das Gastgewerbe bedeutet harte Arbeit, und es fordert gerade dem einzelnen Unternehmer hohe Flexibilität, vorausschauende Entscheidungen und außerordentlichen persönlichen Einsatz ab. Deshalb ist die DEHOGA für Ihre Branche ja so wichtig: Ihre Service- und Beratungsleistungen und viele andere greifbare, oft geldwerte Vorteile sind für Hoteliers und Gastronomen außerordentlich hilfreich.
Wenn wir Hamburg mit Stolz als Tor zur Welt bezeichnen, so bedeutet das auch in Hinsicht auf Ihr Gebiet ein Tor, das in zwei Richtungen offen steht. Einmal ist es ein Empfangsportal für die Fremde aus aller Welt, die das Besondere unserer Heimatstadt erleben und entsprechend empfangen sein wollen.
Es ist aber auch der Ort, von wo aus sich uns Hamburgern die Welt erschließt. Wir sind nämlich in der glücklichen Lage, ganz ohne Weltreise, sondern innerhalb des HVV-Tarifgebiets je nach Laune Nürnberger Bratwürstel, Dim Sum vom Blättermagen oder Bacalhau-Stockfisch zu ordern, Hausmannskost oder Crossover-Fusion-Küche, und das in überzeugender Qualität.
Große deutsche Dichter wie Detlev von Liliencron und Heinrich Heine haben die Hamburgische Kochkunst besungen besonders das Roastbeef, das gut zur aktuellen Rindfleisch-Renaissance passt. Auch das verbindet uns übrigens mit den Briten: Gerade bei Heine, so zwiespältig sein Verhältnis zu Hamburg sonst gewesen sein mag, ging die Liebe offensichtlich durch den Magen.
Hamburg verfügt über eine hervorragende Bandbreite an Hotels, Gastronomie und Locations jeder Größenordnung, belohnt von Jahr zu Jahr steigenden Tourismuszahlen.
2001 zählte Hamburg noch rund 4,5 Millionen touristische Übernachtungen. In diesem Jahr wird sich die Zahl voraussichtlich auf 12,2 Millionen fast verdreifachen. Bis 2020 wird mit 18 Millionen Übernachtungen gerechnet; 2030 sind vorsichtig geschätzt! jährlich mehr als 25 Millionen Übernachtungen in Hamburg möglich und erreichbar. Ein deutlicheres Kompliment für die Qualität Ihrer Arbeit und die Attraktivität unserer Stadt kann es kaum geben.
Einen maßgeblichen Anteil an der Wertschöpfung erzielen daneben Tagungen, Kongresse und andere Business-Veranstaltungen. Um das vorhandene Marktpotenzial auszuschöpfen, bedarf es aber weiterer Anstrengungen. Damit wir im internationalen Standortwettbewerb mithalten können, müssen hohe und komplexe Anforderungen sowohl an die Qualität und infrastrukturelle Ausstattung der Tagungsorte als auch an das Preis-Leistungsangebot der beteiligten Dienstleister erfüllt werden.
Unschlagbarer Erfolgsfaktor ist das konstruktive Zusammenwirken aller Beteiligten. Zentrale Aufgaben bei der Vermarktung des Kongress- und Tagungsstandorts Hamburg nimmt das Hamburg Convention Bureau wahr und bietet den Hamburger Unternehmen in Ihrer Branche vielfältige Möglichkeiten, sich als Partner insbesondere auch an internationalen Marketingaktivitäten zu beteiligen.
Eine besondere Rolle in der Hamburger Veranstaltungslandschaft spielt seit mehr als vier Jahrzehnten das CCH, dessen Revitalisierung wir jetzt in den Blick nehmen. Dass vor der zweifellos nötigen Modernisierung eine sorgfältige, verlässliche Planung inklusive Kostenrechnung stehen muss, versteht sich dabei von selbst.
Angesichts der internationalen Nachfrage nach Austragungsorten für Events und große Kongresse ist es bedauerlich, dass Hamburg nicht über mehr Häuser mit den nötigen Kapazitäten verfügt. Da erhoffen wir uns Investments, und auch in der Hotellerie ist ein Zuwachs an Häusern mit ausreichendem Raum für Tagungen mit beispielsweise 200 oder 300 Teilnehmern wünschenswert.
Unsere Stadt, die schon seit so langer Zeit aus guten Gründen erheblichen Fremdenverkehr hat, hat auch eine lange Tradition der Bewirtung.
Direkt im Rathaus-Souterrain finden Sie beispielsweise ein Lokal namens Parlament, den ehemaligen Ratskeller. Die Bacchus-Figur am Abgang stammt noch vom Eimbeckschen Haus, wo nicht nur Eimbecker Bier, sondern in Hamburg auch zum ersten Mal Kaffee ausgeschenkt wurde.
Es gab sogar Zeiten, als die Stadt selbst ein Hotel unterhielt, den Kaisershof am Neß direkt gegenüber des alten Rathauses, wo heute die Commerzbank steht. Seine prachtvolle Renaissance-Fassade finden Sie eingebaut im Innenhof des Museums für Kunst und Gewerbe. Da die Stadt ihren vornehmen Gästen Standesgemäßes bieten wollte, erhielt der Pächter ausdrücklich die feuerpolizeiliche Ausnahmegenehmigung, jedes Zimmer mit einem eigenen Ofen zu beheizen. Inzwischen hat sich in Sachen Komfort allerdings viel getan.
Zuletzt würdigte der erfolgreiche Kinofilm Grand Budapest Hotel die Perfektion der Beherbergung und die Apotheose der Gastfreundschaft. Einige der großen alten Häuser des Kontinents gehören zu Hamburgs Wahrzeichen, wie das Atlantic und das Hotel Vier Jahreszeiten. Der Reichshof wird gerade renoviert und Viele hoffen, dass besonders seine Whisky-Bar im alten Glanz wieder ersteht. Auch die Entwicklung des prominenten Standorts an der Fontenay verfolgen wir mit gespannter Erwartung.
Dass eine Institution, die den besonderen hanseatischen Geist atmet, aber nicht zwingend älteren Ursprungs sein muss, erleben wir übrigens auch hier im Clubhaus umso schöner ist es, wenn Kontinuität wachsen kann. Und in Hamburg hat auch nicht nur der Luxus Tradition. Zahllose Postkarten aus St. Pauli trugen früher mit ihren Neonschriftzügen den Ruhm von Menke, Mehrer und Lausen in die Welt. Doch lassen Sie mich die Aufzählung hier abbrechen. Ich würde nur heiser werden von meinem Versuch, die gelebte Vielfalt unserer Stadt oder womöglich ihre Historie per Name-Dropping abzubilden.
Besonders im Gastgewerbe geht es ums Wagen und Winnen, um den Aufbau von Existenzen, das tägliche Abwägen von Einsatz und Gewinn. Darum, sich einen USP zu schaffen, ein Alleinstellungsmerkmal, und täglich zu beantworten: Warum sollen die Leute gerade zu mir kommen? In derselben Situation ist die Stadt als Ganzes, die sich ebenfalls nicht auf ihren günstigen Rahmenbedingungen ausruhen darf, sondern ständig etwas tun und kontinuierlich an sich arbeiten muss. Das hat viel mit Marketing zu tun. Aber es geht natürlich auch um Fakten, nicht nur um Kommunikation.
Ein Thema, das Ihre Branche betrifft und Ihnen seit Jahren auf den Nägeln brennt, ist der einheitliche gesetzliche Mindestlohn, der nun für ausnahmslos alle Wirtschaftszweige zum 1. Januar 2015 kommen wird.
Ich weiß, dass die Tarifpartner des Gastgewerbes über die Inanspruchnahme der gesetzlichen Übergangsregelung beim Mindestlohn bis maximal Ende 2016 miteinander im Gespräch sind. Und manch ein DEHOGA-Landesverband hat ja schon seit Jahren einen Mindestlohn-Tarifvertrag.
Ebenfalls für hitzige Diskussionen sorgte zeitweise Hamburgs zum Beginn vergangenen Jahres eingeführte Kultur- und Tourismustaxe. Die sogenannte Bettensteuer ist mittlerweile zumindest erstinstanzlich gerichtlich bestätigt worden. Ich habe Verständnis für eine gewisse Reserviertheit Ihrer Branche dieser Maßnahme gegenüber, bitte aber um Ihre Anerkennung, dass dieser Senat gegebene Versprechen hält und zusätzliche Einnahmen nutzt, um Hamburgs Attraktivität in den Bereichen Kultur und Tourismus zu stärken. Das wiederum kommt uns allen zugute gerade Hotels und Gaststätten.
Die Hamburg Tourismus GmbH wird durch die zusätzlichen Mittel in die Lage versetzt, neue, zum Teil überfällige Themen anzuschieben, unter anderem in den Bereichen barrierefreier Tourismus und Gesundheitstourismus. Sie ermöglichen uns auch, eine neue, zentrale Eventdatenbank mit Tausenden Tourismus- und Kulturangeboten der gesamten Metropolregion inklusive Buchungsmöglichkeit zu etablieren, die es interessierten Nutzern erspart, sich mühsam von Webseite zu Webseite zu klicken. Etwas Derartiges gibt es nur in Hamburg auf die Präsentation in wenigen Tagen dürfen Sie gespannt sein!
Meine Damen und Herren,
die Hamburger Bevölkerung steht nach einer Untersuchung der Hamburg Tourismus GmbH den hohen Besucherzahlen bislang sehr positiv gegenüber. Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass es so bleibt und massive Gegenbewegungen wie etwa in Berlin gar nicht erst entstehen.
Das bedeutet zum einen, dass wir mehr noch als bisher deutlich machen müssen, wie groß der wachsende Beitrag des Tourismus zum wirtschaftlichen Erfolg und zur Lebensqualität der Stadt ist. Viele kulturelle Angebote, auch manche Tarife im ÖPNV wären ohne die Touristen nicht möglich oder wirtschaftlich nicht vertretbar. Hamburg wird internationaler und gewinnt bei den auch für Unternehmensansiedlungen immer wichtiger werdenden weichen Standortfaktoren.
Dies bedeutet aber eben auch, die Ängste vor Belastungen des konkreten Lebensumfeldes ernst zu nehmen und nötigenfalls zu begrenzen. Auch hier heißt es, vielfältige Interessen in Einklang zu bringen. Besonders Großveranstaltungen verlangen Anwohnern einiges ab und stehen deswegen immer wieder in der Kritik der Schlagermove ist da nur ein Beispiel.
Ich vertraue auf unser gewachsenes demokratisches Gemeinwesen, welches auch hier im Zusammenspiel der verschiedenen Interessengruppen einvernehmlichen Lösungen kommen wird. Was mich zum Thema Seilbahn über die Elbe führt, an der sich die Geister erkennbar scheiden. Hier haben die Bürgerinnen und Bürger das Wort zweifellos der richtige Weg, um zu einer akzeptierten Entscheidung zu kommen.
Ähnlich liegt es mit einer möglichen Hamburger Bewerbung um die Austragung der Olympischen Spiele, eine große Chance, unsere Bekanntheit weltweit zu steigern. Wenn sich der Deutsche Olympische Sportbund für Hamburg ausspricht, und die Sachlage geklärt ist, muss im kommenden Jahr auch eine Entscheidung der Bürger stattfinden. Wir brauchen die überzeugte Begeisterung der Hamburgerinnen und Hamburger! Aber wir haben mit großen Sportereignissen bisher gute Erfahrungen gesammelt.
Meine Damen und Herren,
seit einem guten Jahrzehnt schreibt Hamburg eine beeindruckende Erfolgsgeschichte in Sachen Tourismus und wir werden mit aller Kraft darauf hinwirken, dass diese Erfolgsgeschichte weitergeht.
Einige neue Impulse dürfen wir bereits erwarten. Wie Sie wissen, werden mit Spannung neue Musicals erwartet, es sind zahlreiche neue Hotelprojekte im Schwange und auch die Eröffnung der Elbphilharmonie ist endlich in greifbare Nähe gerückt. Ein Witzbold hat vor einiger Zeit kolportiert, die dortigen Baustellen-Kräne würden unter Denkmalschutz gestellt werden.
Solche Scherze können wir mittlerweile gelassen als Folklore verbuchen. Die Elphi ist aus unserem Stadtbild bereits jetzt nicht mehr wegzudenken und hat sich bei allen Merkwürdigkeiten ihrer Geschichte schon im Bau als gestalterische Bravourleistung bewiesen. Mit der Wirkung, dass sie nicht mehr nur Geld anzieht, sondern als Hafen-Solitär und neues Wahrzeichen schon jetzt jede Menge Touristen die Besichtigungsführungen sind jedenfalls regelmäßig ausgebucht, habe ich gehört.
Insgesamt ist das Wachstum im Auslandsbereich seit einigen Jahren deutlich stärker als im bislang stark dominierenden Inland. Auch hier sind wir auf dem richtigen Weg, denn der nachhaltige Erfolg beruht auf einem Paradebeispiel für erfolgreiche Public-Private-Partnership: DEHOGA und Tourismusverband waren von Beginn an Gesellschafter der Hamburg Tourismus GmbH und haben diese gemeinsam mit der Stadt zu dem leistungsstarken Unternehmen gemacht, um das Hamburg in ganz Deutschland beneidet wird.
Vor allem aber waren Branche und Stadt stets verlässliche Partner. Selbst als die Einführung einer neuen Taxe die Harmonie zu beeinträchtigen drohte, ist der Gesprächsfaden nie abgerissen, und alle Beteiligten blieben sich darüber im Klaren, dass der Erfolg Hamburgs als touristische Marke nur gemeinsam erreicht werden kann.
Dieses vertrauensvolle Miteinander durch alle Moden und Krisen zahlt sich aus. Wir freuen uns mit Ihnen über das stabile Klima und das anhaltende Umsatzplus im Gastgewerbe eine der wichtigsten Wirtschaftsbranchen der Stadt für Wachstum, Beschäftigung und Steuereinnahmen.
Meine Damen und Herren,
im Hotel- und Gaststättengewerbe ist seit jeher die Identifikation mit dem eigenen Unternehmen besonders hoch viele Hotelchefs etwa haben als Küchenhilfe oder Servicekraft angefangen und sind danach ihrer Leidenschaft treu geblieben.
Im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg danke ich Ihnen für Ihr großes Engagement, Hamburgs Gastfreundlichkeit Tag für Tag mit Leben zu erfüllen. Ich wünsche Ihnen weiterhin Erfolg, Standvermögen und die Kraft, sich jeder neuen Herausforderung zu stellen und uns allen wünsche ich anregende Gespräche und noch einen schönen Abend.
Vielen Dank.
Es gilt das gesprochene Wort.