Sehr geehrter Herr Holtz,
sehr geehrter Herr Quade,
sehr geehrter Herr Gow,
sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und liebe Freundinnen und Freunde der Holsten-Brauerei,
Eine göttliche und edle Gabe, eine philosophische, hochteure und wunderbare Kunst nannte der Hamburger Pädagoge und mittelalterliche Bierpapst Heinrich Knaust die Braukunst. Bier war damals ein echtes Grundnahrungsmittel. Weil das Trinkwasser noch nicht die Qualität von heute hatte und weil das Bier immer besser schmeckte: Die Innovation des Hopfenbiers machte die Brauereien zum wichtigsten Exportgewerbe der Stadt. Zeitweise gab es in der Hansestadt mehr Bierbrauer als Kaufleute. Als Knaust 1614 schrieb, das edle Hamburger Bier ist eine Königin unter allen andere Weizen und weissen Bieren, war Hamburg schon mehrere hundert Jahre ein Bierstandort von internationalem Rang.
Das Brauen von Bier und die Entwicklung der Stadt Hamburg sind untrennbar miteinander verbunden. Auch heute noch sind unsere Traditionsmarken weltbekannt. 1879 wurde die Holsten-Brauerei gegründet, seit 138 Jahren kommt das Holsten aus Altona. Und auch mit der Carlsberg AG, die 2004 die Brauerei übernommen hat, bleibt das Bier der Tradition und der Stadt eng verbunden.
Der deutsche Biermarkt ist kein überschäumender mehr wenn ich das einmal so sagen darf. Der wirtschaftliche Druck auf die Unternehmen wird spürbar höher, weil der Verbrauch sinkt und sich auch immer mehr kleine Brauereien auf dem Markt positionieren.
Der Betrieb der Altonaer Holsten-Brauerei wurde immer problematischer. Eine Brauerei mitten in einem dicht besiedelten Stadtteil, in einem im Hinblick auf die industriellen Anforderungen veralteten Gebäude, in einem schwierigen logistischen Umfeld, war für Carlsberg nicht mehr wirtschaftlich. Gleichzeitig war es für viele undenkbar, dass die Hamburger Biere wie Holsten und Astra nicht mehr aus Hamburg kommen könnten!
Es war der Wunsch des Unternehmens innerhalb der Stadtgrenzen umzuziehen. Damit ist Carlsberg an die Stadt herangetreten und wir haben es verstanden: Als Bekenntnis von Carlsberg zum Standort und zu den Marken, die hier gebraut werden. Das hat uns sehr gefreut und veranlasst, intensiv über Lösungsmöglichkeiten nachzudenken.
Zahlreiche in Frage kommende städtische Flächen sind von der Freien und Hansestadt und Carlsberg geprüft worden. Das Grundstück Heykenaukamp hat sich nach sorgfältiger Prüfung als das bestgeeignete herausgestellt.
Der Zuschnitt des neuen Geländes ist schwierig und die Fläche knapp ausreichend, damit ergeben sich erhöhte Anforderungen an das Grundstückslayout. Stellplätze müssen auf einer separaten Fläche gegenüber untergebracht werden. Für die aktuell nicht erforderliche Restfläche wurde Carlsberg ein Final Call eingeräumt; die Interessen des Unternehmens bleiben gewahrt.
Sowohl die Brauerei- also auch die Stellplatzfläche sind im Rahmen eines Erbbaurechts vergeben worden, so dass die Stadt Grundeigentümerin bleibt. Bei der Laufzeit ist die Stadt Carlsberg deutlich entgegengekommen, indem die übliche Laufzeit von 60 Jahren um zwei Optionen zu je 15 Jahren erweitert wurde, die Gesamtlaufzeit dieses Erbbaurechts somit 90 Jahre beträgt, solange der Verwendungszweck bestehen bleibt.
Auch die ökologischen Anforderungen wurden gelöst. Der Behörde für Umwelt und Energie ist es gelungen, Ersatzflächen in der Fischbeker Kiesgrube zu finden. Darüber hinaus gibt es Ausgleichszahlung an den Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen.
Im Mai vergangenen Jahres konnten Herr Holtz, Herr Torben Larsen, der Wirtschaftssenator Herr Horch, die Stadtentwicklungssenatorin Frau Dr. Stapelfeldt und die Altonaer Bezirksamtsleiterin Frau Dr. Melzer einen Letter of Intent unterzeichnen. Er klärt den groben Rahmen und es finden sich hier auch durchaus detaillierte Regelungen.
Der Letter of Intent ist ein Letter of Making It Happen geworden. Denn wir haben uns immer wieder zusammengesetzt und Stück für Stück die offenen Fragen gelöst. Gemeinsam ist es Senat, Behörden und dem Unternehmen gelungen, den neuen Standort hier in Hausbruch zu realisieren.
Der heutige erste Spatenstich ist der Beginn eines ganz besonderen Projektes: Es ist gelungen, eine Brauerei innerhalb des Hamburger Stadtgebiets zu halten. Das neue Domizil von Carlsberg liegt im Hamburger Süden, wo es gut erreichbar ist. Carlsberg kommt hier nach Harburg und bleibt doch auch mit der Verwaltung in Altona, das markiert einen Sprung über die Elbe besonderer Art.
Für das Grundstück und das Quartier in Altona, das sicher noch lange den Namen der Traditionsbrauerei behalten wird, eröffnet sich damit eine neue und zeitgemäße Entwicklungsperspektive. In Altona gibt es nun mehr Raum für die urbane Mischung aus Wohnungen, Gewerbe, und Dienstleistungen. Das ist ein wesentlicher Schritt der städtebaulichen Weiterentwicklung. Selbstverständlich werden die Wohnungen im Hamburger Drittelmix von Sozialwohnungen, frei finanzierten Miet- sowie Eigentumswohnungen gebaut, wie es das Konzept des Senats für guten und finanzierbaren Wohnraum vorsieht.
Aber es geht heute nicht nur um Stadt- und Stadtteilentwicklung, sondern auch um die Zukunft eines in Hamburg und für Hamburg bedeutenden Unternehmens und damit um ein 5.000 Jahre altes, inzwischen verfeinertes und diversifiziertes, auf jeden Fall köstliches Gebräu. Auch wer vielleicht eher zur Fraktion der Weintrinkenden gehört, sogar die, die noch nie ein Bier getrunken haben, werden ja spätestens dann von einer Ahnung erfasst, was Bier bedeutet, wenn der Blick auf das weltberühmte Plakat von Erik Henningsen fällt und das jeder kennt: Der durstige Mann oder auf Dänisch: Den torstige mand.
An den Produkten der Carlsberg A/S kommen Biertrinker in Dänemark, aber auch im Norden Deutschlands nur noch schwer vorbei, haben sich doch etliche gerade in Hamburg populäre Marken unter diesem Dach versammelt.
Meine Damen und Herren,
hier in Hausbruch wird eine der modernsten Brauereien Europas entstehen. Hamburg wird nicht zuletzt dadurch auf Dauer ein bedeutender Brauereistandort bleiben. Die Nahrungsmittelindustrie hat einen hohen wirtschafts- und strukturpolitischen Stellenwert. Modernisierung ist Teil der hamburgischen DNA und dasselbe gilt für unsere Unternehmen.
Zudem wird dieser Umzug, dieser Sprung über die Elbe die alte Tradition Hamburgs als Metropole der Braukunst neuen Schwung verleihen. Denn, das möchte ich doch noch anmerken: Auch das Bier, das wir heute so gerne trinken, ist kein Ergebnis der Befolgung des Bayerischen Reinheitsgebots (von 1516), sondern hat seinen Ursprung in den wirtschaftlichen Begebenheiten und geschmacklichen Vorstellungen der nordischen Küstenstädte der Hanse.
Der Carlsberg A/S wünsche ich eine gute Zukunft in Hamburg-Hausbruch und viele zufriedene, mäßig genießende, öffentliche Verkehrsmittel nutzende Bierkonsumenten, wo immer in Hamburg oder anderswo sie den Flaschenöffner zücken oder in der Nähe eines Zapfhahns sind.
Ich übergebe jetzt an Jens Quade und sehe freudig dem Spatenstich entgegen.
Vielen Dank
Es gilt das gesprochene Wort.