arrow-left arrow-right nav-arrow Login close contrast download easy-language Facebook Instagram Telegram logo-spe-klein Mail Menue Minus Plus print Search Sound target-blank X YouTube
Inhaltsbereich

Detail

26.01.2012

Grußwort zur Einweihung der Windenergieanlage auf dem Energieberg Georgswerder

Grußwort zur Einweihung der Windenergieanlage auf dem Energieberg Georgswerder

 

Sehr geehrter Herr Dr. Beckereit,

sehr geehrter Herr Hellweg,

sehr geehrter Herr Müller-Nielsen,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

 

ich freue mich, dass wir heute gemeinsam diese imposante Windkraftanlage hier auf dem Energieberg eröffnen. Für mich ist das ein weithin sichtbares Stück Energiewende. Eines von vielen Projekten, die sich Hamburg vorgenommen hat und verwirklichen will.

 

Wohl kaum einem Thema kommt in diesen Tagen und Monaten eine ähnliche Bedeutung zu wie der umweltverträglichen Energiesicherung für die heutige und die künftigen Generationen.

 

Ich denke, es ist keine Übertreibung zu sagen: Die Gesellschaft steht an einem dramatischen Wendepunkt. Spätestens nach dem verheerenden Unglück in Fukushima und dem Ausstiegsbeschluss, der in Deutschland darauf gefolgt ist haben auch die letzten Zweifler erkannt, dass wir vor einer bedeutenden technischen und gesellschaftspolitischen Herausforderung stehen.

 

Umweltverträgliche Energiewirtschaft sichert buchstäblich unser Überleben: Ohne eine zukunftsfähige Energieversorgung können wir nicht leben, ohne eine verantwortungsvolle Klimapolitik haben wir auch keine Zukunft. Die von REpower Systems gebaute Windenergieanlage hier in Georgswerder zeigt den Weg, den wir gehen müssen.

 

Der Hamburger Senat steht zu dem bundesweit gültigen Ziel, den CO2-Ausstoß in Deutschland bis 2020 um 40 Prozent und bis 2050 sogar um 80 Prozent zu senken. Das sind sehr ambitionierte Ziele, die große Anstrengungen erfordern, aber auch riesige Chancen eröffnen, gerade für kleine und mittelständische Unternehmen: Chancen auf nachhaltiges Wachstum, auf gesunden Umsatz für die Energieproduzenten und auf dauerhafte Arbeitsplätze in einer buchstäblich gesunden Branche.


Der Senat treibt die Entwicklung aktiv voran. Er hat mit den Energieversorgungsunternehmen die Grundlagen für die Energiewende vor Ort ausverhandelt. Und dafür, dass Hamburg eine Vorreiterrolle bei der Energiewende bundesweit zufällt.

Zu den Vereinbarungen gehört die 25,1-prozentige strategische Beteiligung Hamburgs an den Netzgesellschaften für Strom, Gas und Fernwärme. Die Unternehmen investieren rund 1,6 Milliarden Euro in moderne Energieerzeugung und nutzung. Und, ganz wichtig: Hamburg wird die Großstadt mit den größten Kapazitäten zur Energiespeicherung in Deutschland. Wir werden auf diesem Gebiet voran gehen und an den Kraftwerkstandorten innovative Speichertechnik Wind zu Wärme und Power to Gas installieren und testen.

 

Die Windenergie auf Land und auf See spielt eine zentrale Rolle. Aber auch auf den begrenzten Flächen innerhalb unseres Stadtgebiets streben wir an, den Windstromanteil von derzeit etwa 50 Megawatt durch ein systematisches Repowering mehr als zu verdoppeln.

 

Die Windenergieanlage hier auf der ehemaligen Mülldeponie Georgswerder ist ein leuchtendes Beispiel für genau die Form von Hightech, die wir für unsere Ziele brauchen. Diese hocheffiziente Anlage auf dem neuesten Stand der Technik ersetzt drei kleinere Anlagen und ist Bestandteil eines IBA-Projekts, das verschiedenste Quellen Erneuerbarer Energie zusammenbringt.


Wie gesagt: auf einer ehemaligen Mülldeponie. Ich bin immer wieder begeistert, was durch Einfallsreichtum und jahrelange Arbeit nicht zuletzt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amtes Umwelt in der BSU hier als Energieberg Georgswerder neu entstanden ist.  

 

Hamburg Energie nimmt einen wichtigen Platz als Produzent und Lieferant von Energie aus erneuerbaren Quellen ein, sowie als Dienstleister für lokale Wärmeversorgungskonzepte in Hamburg.

 

Wie attraktiv und konkurrenzfähig die Angebote von Hamburg Energie sind, zeigt die erfreuliche Kundenentwicklung gerade der jüngsten Zeit. Ich muss ja neutral bleiben, und doch soll es hier gesagt sein: Seit der Unternehmensgründung vor zwei Jahren hat Hamburg Energie am Ort mehr Investitionen in erneuerbare Produktionskapazitäten vorgenommen als manch andere in den Jahren zuvor. Und das auch unter Zuhilfenahme moderner Bürgerbeteiligungsmodelle.

 

Damit ist die Aufbauphase beendet, und wir können damit rechnen, dass Hamburg Energie schon in diesem Jahr Gewinne und mittelfristig Beiträge für den öffentlichen Haushalt erwirtschaftet. Hamburg Energie lebt also nicht nur vom Wind, das Unternehmen liefert auch Rückenwind für unsere Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger.

 

Meine Damen und Herren,

 

 

vor zwei Wochen hat die Süddeutsche Zeitung in einem Wirtschaftskommentar der Energiepolitik der Bundesregierung eine denkbar schlechte Note ausgestellt. Es wurde an vollmundige Versprechungen aus Berlin erinnert, die den angekündigten Atomausstieg begleiteten.

 

Was ist daraus geworden? Obwohl es selten zuvor einen deutlicheren Auftrag an Regierung und Stromkonzerne gegeben hat, wurde der Neustart vermasselt, hieß es in dem Artikel. Von fast 4.000 Kilometern nötiger Stromtrassen sind gerade mal 90 Kilometer gebaut, Gesetzesvorhaben liegen auf Halde. Die Berliner Wirtschafts- und Umweltressorts blockieren sich gegenseitig, und die EU bescheinigt zwei Marktführern Drittliganiveau.

 

Ob das mit dem Drittliganiveau gerecht ist, darüber mag man streiten. Die Netzbetreiber im Norden beklagen laut neuesten Presseberichten bereits 15 bis 20 Millionen Euro Einspeisevergütung, die sie jährlich zahlen, hauptsächlich an Windstromproduzenten, ohne den Strom überhaupt einspeisen zu können, weil die notwendigen Leitungstrassen ebenso fehlen wie die Speichertechnik. Denn bekanntlich weht der Wind nicht immer dann, wenn der Strom gebraucht wird, und nicht dort, wo er gebraucht wird.  

 

Also müssen wir uns ganz anders als bisher in die Lage versetzen, Energie zu speichern und dann verfügbar zu machen, wenn sie gebraucht wird. Und dieses Speicherproblem müssen wir hier in Hamburg lösen. Die Energiespeicher müssen in den Metropolen stehen, die auch die Hauptverbrauchszentren sind und bleiben werden.


Wir müssen selbst alles tun, um die dringend erforderliche Energiewende voranzubringen.

Für den Hamburger Senat ist sie eine Schlüsselaufgabe unserer Politik. Mehr noch: Als führende Windenergie-Region wollen wir im norddeutschen Verbund also gemeinsam mit den Nachbarländern europaweit, ja weltweit zu den Vorreitern einer ökologischen Energiepolitik gehören.
 

Das Ja zum Atomausstieg war in Hamburg von vornherein verbunden mit der Hoffnung auf einen erheblichen Innovationsschub, namentlich bei den erneuerbaren Energien. Und es ist nicht bei der Hoffnung geblieben. Hamburg kann sich die Hauptstadt der Windenergie in Deutschland nennen, vor allem seit die Siemens AG entschieden hat, ihr neues Headquarter Windenergie hier bei uns einzurichten.

 

Zudem bietet sich Hamburg als Industriestandort mit hoher Verbrauchsdichte und hervorragender Infrastruktur an, den Windstrom aus den Küstenländern aufzunehmen.

 

In Hamburg als Schnittstelle können die Fäden der Projektplaner, Technikhersteller, Netzbetreiber und Genehmigungsbehörden zusammenlaufen.

 

Neben seiner gut ausgebauten Netzinfrastruktur bietet Hamburg für die Unternehmen des Windenergie-Sektors ganz besondere Standortvorteile. Dazu gehören die Nähe zu Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, mögliche Synergien mit Unternehmen der eigenen Branche und verwandter Industriezweige sowie die sogenannten weichen Standortfaktoren, also der hohe Erlebnis- und Freizeitwert, den nur eine Metropole wie unser Hamburg bieten kann.

 

Dazu gesellt sich die enge und Zusammenarbeit zwischen der Wirtschaft, den Hochschulen sowie der Politik und Verwaltung, die wir nach Kräften im Cluster Erneuerbare Energien Hamburg fördern, auch mit dem Ziel, den Standort für Nachwuchskräfte in diesem Bereich attraktiv zu machen.

 

Derzeit sind schon über 140 Firmen, Hochschulen und Institutionen aus allen Branchen der Erneuerbaren Energien Mitglieder des Clusters. Die Schwerpunkte der Arbeit liegen in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Medien und Erneuerbare Energien, Finanzierung und Recht und Personal und Qualifizierung. Die Mehrheit der Mitgliedsunternehmen kommt derzeit aus Hamburg. Wir sehen aber noch ein erhebliches Potenzial für weitere Mitglieder in der Metropolregion.

 

Meine Damen und Herren,

 

 

erneuerbare Energien sind also nicht nur zentraler Baustein einer klimaschonenden Energieversorgung, sondern auch ein wichtiger Standortfaktor. Mit Hamburg Energie haben wir ein wirksames Instrument, um verstärkt in die regenerativen Energien zu investieren.

Und doch sind wir noch lange nicht am Ziel. Für eine Energiewende, die diesen Namen verdient, liegen noch viele Aufgaben vor uns, bei denen es auf findige Köpfe ankommt, auf mutige Entscheider und auf Menschen, die perspektivisch denken.

 

Bei Themen wie etwa der Energiespeicherung und der Weiterentwicklung der Energienetze sind Hamburger Hochschulen mit ihrem Wissen gefordert, und ich bin sicher, dass wir in den kommenden Jahren mit wegweisenden Innovationen aus Hamburg rechnen können.

Windenergie, meine Damen und Herren, entspricht den vom Senat formulierten fünf klaren Zielen der Energieversorgung von morgen:

 

  • Windenergie ist sicher.
  • Sie ist sauber.
  • Sie ist bezahlbar.
  • Sie ist klug.
  • Und sie ist demokratisch.

 

 

Im Namen der Stadt Hamburg möchte ich allen danken, die zum Gelingen dieses Projekts beigetragen haben, insbesondere Geschäftsleitung und Belegschaft bei REpower Systems und Hamburg Energie sowie ihren Kooperationspartnern.

 

Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer großartigen Leistung! Gemeinsam schaffen wir die Energiewende und wir beginnen damit nicht irgendwann, sondern bereits hier und heute.

Ich sage der Windenergie in unserer Region eine große Zukunft voraus und wünsche der Windenergieanlage am Standort Georgswerder viel Erfolg!

 

Es gilt das gesprochene Wort.