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19.05.2014

Grußwort zur Einweihung des gemeinsamen Grundbucharchivs in Stade

 

 

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
sehr geehrter Herr Dr. Kappelhoff,
sehr geehrter Herr Eustrup,
sehr geehrte Frau von Pozniak-Bierschenk,
sehr geehrte Abgeordnete,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

vom heutigen Tag gehen mindestens! drei frohe Botschaften aus:

  1. die Verwaltung ist modern.
  2. die norddeutschen Bundesländer arbeiten prima zusammen.
  3. öffentliche Bauprojekte kosten manchmal weniger als veranschlagt.


Selbstverständlich hat niemand ernsthaft daran gezweifelt. Freuen dürfen wir uns heute trotzdem darüber, finde ich.

Zum ersten Punkt: Die Digitalisierung der Öffentlichen Verwaltung und der Justiz als Teil dessen, was wir neudeutsch E-Government nennen, macht zwar riesige Mengen von Papierunterlagen für die laufende Arbeit überflüssig trotzdem müssen die Unterlagen auf Dauer verwahrt werden, weil Grundbücher und Grundakten verständlicherweise von bleibender Bedeutung sind.

Seit im Spätsommer 2003 hier in Stade bei einer gemeinsamen niedersächsisch-hamburgischen Kabinettssitzung beschlossen wurde, diese Aufgabe mit einem gemeinsamen Archivneubau zu lösen und ganz nebenbei wertvolle Synergieeffekte zu erzielen, wurde das Projekt sorgfältig und zielgerichtet verfolgt. Elf Jahre sind aber natürlich auch genug Zeit dafür, sage ich mit einem Augenzwinkern

Nein, im Ernst: Planung und Bau des neuen Archivgebäudes liefen damit bin ich beim zweiten Punkt aus unserer Sicht sehr ordentlich, und der gemeinsamen Nutzung steht ab sofort nichts mehr im Wege. Das Magazingebäude mit seinen rund 50.000 Regalmetern Archivgut bildet dabei das Herz dieses Komplexes. Etwa 40 % seiner Kapazität stehen dem Staatsarchiv Hamburg zur Verfügung.

Das freut die Archivare ebenso wie die Nutzer. Besonders erfreulich für alle Bürgerinnen und Bürger ist, dass drittens dieses Projekt ein großartiges Beispiel dafür ist, wie kostenstabiles Bauen heutzutage sehr wohl möglich ist. Faktisch bleibt allein der Hamburger Anteil zwei Millionen Euro unter den veranschlagten Kosten Geld, das nun für andere dringende Aufgaben zur Verfügung steht. Zu loben ist dafür vor allem die Niedersächsische Hochbauverwaltung, welche die Gesamtaufsicht über den Bau hatte: Vielen Dank, Sie haben gute Arbeit geleistet!

Meine Damen und Herren,
Das gemeinsame hamburgisch-niedersächsische Grundbucharchiv hier in Stade ist ein sehr schönes aber auch nur eines von vielen Projekten und Themen der regionalen und norddeutschen Zusammenarbeit. Auf  Weitere will ich den heutigen Termin zum Anlass nehmend, gerne näher eingehen.

Ich gehe hierbei nicht so weit, und spreche über einen Nordstaat, der gelegentlich und immer wieder neu durch die Presse geistert. Einen Nordstaat brauchen wir nämlich meiner Meinung nach nicht. Was wir aber brauchen, sind noch intensivere Partnerschaften der norddeutschen Länder, eingebettet in die Gemeinschaft der 16 Bundesländer.

Lassen Sie mich ein Thema aufgreifen, das nach meiner Wahrnehmung hier in der Stadt und im Landkreis Stade, aber auch in der gesamten Metropolregion Viele beschäftigt: das öffentliche und private Verkehrsnetz. Grade an diesem Beispiel zeigt sich, wie sehr wir alle von guter Zusammenarbeit in der Region, zwischen den Ländern und natürlich mit dem Bund profitieren.

Die Metropolregion mit ihren nun schon mehr als fünf Millionen Einwohnern wächst seit Jahrzehnten immer mehr zusammen. Hunderttausende pendeln in der Region zur Arbeit und zurück, fahren nach Hamburg hinein und aus Hamburg heraus. Ihre große Zahl belegt tagtäglich am sichtbarsten, dass der vermeintliche Gegensatz zwischen der Großstadt und dem Umland faktisch kaum noch besteht. Für die Fahrt zwischen Lüneburg und Hamburg beispielsweise benötigt man inzwischen mit der Bahn gerade mal eine gute halbe Stunde, von und nach Stade weniger als eine Stunde  woanders entspricht das normalen innerstädtischen S-Bahn-Verbindungen, die kaum genug Zeit zum Lesen einer Tageszeitung lassen.

Die Zahl der Pendler von und nach Hamburg ist seit 1989 um 35 Prozent gewachsen, der Güterverkehr in vergleichbarem Ausmaß.

Die Situation in Norddeutschland fügt sich hierbei in eine Entwicklung ein, die ganz Deutschland betrifft das übrigens schon heute im europäischen Vergleich der Verkehrsmeister auf der Schiene wie Straße ist. In Deutschland und auch in Norddeutschland sind die Verkehrswege immer häufiger überlastet.

Deswegen ruhen wir uns nicht auf dem Erreichten aus, sondern schaffen gemeinsam mit dem Bund leistungsfähige Verkehrstrassen, die diesen Anforderungen auch morgen noch gewachsen sind. Im Norden sind das zum Beispiel der Ausbau der Autobahn A 7 und der Neubau der  A 26, die so genannte Hafenquerspange, sowie die Projekte der A 20 und der A 21.

Das entlastet den Elbtunnel und stärkt nicht nur den Hamburger Hafen, der als Arbeitgeber für die gesamte Region, insbesondere aber auch als Logistikdrehscheibe für Deutschland und Europa eine große Rolle spielt. Die Fahrrinnenanpassung der Elbe als norddeutsches Gemeinschaftsprojekt wird seinen Stellenwert im globalen Wettbewerb sichern und ausbauen helfen.
Das hilft ebenso der regionalen Wirtschaft im gesamten Norden. Sie braucht Hinterland-Anbindungen, die für flüssige Verbindungen in den Süden Deutschlands, in die skandinavischen Länder sowie zu den Korridoren nach Osten und Westen sorgen.

Und, nicht zu vergessen: Das Schienennetz der Seehafen-Länder ist nicht nur ein Reiseweg für Urlauber auf dem Weg in die Ferien, um in den norddeutschen Ländern schnell und bequem an die Küste zu kommen, auf die Inseln und an die Strände, mit Erholung schon von Anfang an.

Hier geht es um

  • den Ausbau von S-Bahn-Strecken vor allem zugunsten der vielen Pendler,
  • ausgebaute Anbindungen für die künftige feste Fehmarnbelt-Querung, die den Güterverkehr noch einmal beleben wird,
  • und den Aus- oder Neubau der Strecken zwischen der Metropolregion sowie Bremen und Hannover, für die es kluge Grundlagen für die weiteren Planungen gibt und die eine wichtige Trasse zur Verkehrsentlastung der Küstenländer sein wird.


Meine Damen und Herren,
das große Thema Verkehr in all seinen Facetten ist nur ein wenn auch sehr wichtiges Thema, bei dem wir im Norden an einem Strang ziehen. Ich könnte noch viele weitere nennen: Die Bildungspolitik, gemeinsame norddeutsche Messeauftritte, Umwelt- und Offshore-Politik, Hafenkooperationen, die länderübergreifende Zusammenarbeit im Bereich Luft- und Raumfahrt und vieles mehr. All dies würde den heutigen Rahmen aber sprengen.

Und um abschließend noch einmal auf die modernen Archive zu sprechen zu kommen: Anknüpfend an die heutige Einweihung wäre ja vielleicht auch ein Digitales Archiv Nord denkbar und wünschenswert zur Verwaltung und zukunftssicheren Aufbewahrung diesmal nicht der analogen Akten, sondern der exponentiell wachsenden digitalen Datenbestände. Gerade im Zeitalter elektronischer Datenübertragungswege bedarf es nicht mehr unbedingt eines persönlichen Dienstleistungsangebotes vor Ort. Auch hier könnte die Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg also Synergieeffekte und Kostenreduzierungen erzielen ein Projekt, das die gemeinsamen Anstrengungen und Investitionen gewiss lohnen würde.

Meine Damen und Herren,
zwischen dem 12. und dem 17. Jahrhundert war es die Hanse, unter anderem mit den Städten Stade und Hamburg, die als Vereinigung von Kaufleuten die Sicherheit des Handels gewährleistete und die gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen wahrnahm und daneben großen politischen und kulturellen Einfluss hatte.

Heute haben wir unter anderem den deutschen Föderalismus mit seinen 16 Bundesländern und auf internationaler Ebene die Europäische Union Zusammenschlüsse nicht gegen, sondern für etwas: nämlich für die Wahrung der gemeinsamen Interessen und zur Bewältigung der vielen Aufgaben, die eben nicht an den regionalen oder nationalen Grenzen enden.

Dieses gemeinsame Grundbucharchiv zeigt im Kleinen, wie das geht. Ich danke allen, die so engagiert an seiner Errichtung und Einrichtung mitgearbeitet haben und wünsche allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viel Freude und Erfolg an diesem neuen Standort.

Vielen Dank.

 

Es gilt das gesprochene Wort.