Grußwort zur Einweihung des Offshore-Windparks Nordsee Ost
Sehr geehrter Herr Terium,
sehr geehrter Herr Bünting,
sehr geehrter Herr Sunier,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
bei Seglern gilt die Nordsee als ausgesprochen schwieriges Gewässer. Immer vorher den Wetterbericht hören, das empfiehlt die Internetseite Wattsegler allen, die sich auf dieses Meer begeben. Seit vorhin wissen wir aus eigenem Erleben, dass der Bericht für heute eingetroffen ist: heiter und frischer Wind also typisches Nordseewetter und ideal für eine Einweihung. Funktionieren wird alles bestens, schließlich läuft der Probebetrieb schon seit Dezember.
Offshore Windparks in der Nordsee planen und bauen zu wollen, hat eine lange Vorgeschichte und die war, wie bei jeder neuen Technologie, nicht ganz frei von Problemen. Aber jetzt wird mit Nordsee Ost schon der zweite Offshore-Windpark innerhalb von nur zwei Wochen eingeweiht, bzw. in Betrieb genommen. Das ist ein Beweis dafür, dass die Branche es geschafft hat, die ambitionierte Idee küstenferner Windenergie Realität werden zu lassen und das in weniger als 15 Jahren. Umso mehr freue ich mich, mit Ihnen dieses Ereignis zu feiern.
Heute am Nachmittag haben wir die Konverterplattform für Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung besichtigt. Ein ganz beeindruckendes technisches Neuland. Und Hut ab vor der technologischen Meisterleistung, die in der Konstruktion und Montage der Offshore-Giganten steckt. Herr Bünting hat Ihnen das eben schon mit dem Elefanten-Beispiel erläutert: Offenbar dreht sich allein an einem Windrad, das mit 160 Metern ab Meeresspiegel höher ist als der Kölner Dom, umgerechnet das Gewicht von 18 Dickhäutern.
Meine Damen und Herren,
ohne die Offshore-Windenergie ist heute eine Energiewende nicht mehr vorstellbar. Nur sie erzeugt Strom fast grundlastfähig an gut 340 Tagen im Jahr und dank der modernen Wettervorhersagen ist die Stromproduktion sehr gut prognostizierbar. Ihre Leistungsfähigkeit beweisen die Windkraftanlagen von Nordsee Ost mit einer Stromerzeugung für bis zu 320. 000 Haushalte. Diese Technologie bietet außerdem ein riesiges Potenzial an Wertschöpfung, Arbeitsplätzen, Innovationen und Exportmöglichkeiten.
Elefanten hin und her, Größe ist nicht alles. Ebenso wichtig sind Effizienz und damit verbunden Kostensenkungen. Im Rahmen der Energiewende wird sich das nicht umgehen lassen und gerade die technische Entwicklung verheißt gute Chancen. Andere Märkte entwickeln sich ebenfalls dynamisch zum Beispiel in Großbritannien oder Dänemark. Auch aus dieser europäischen Perspektive heraus müssen die Kosten weiter reduziert werden, auch wenn die Aufwendungen in Deutschland wegen der Küstenferne und größerer Wassertiefen höher sind. Die deutsche Offshore-Windenergie-Branche hat Potenziale zur Kostensenkung ausgemacht. Diese sollen je nach Studie und Ausbaupfad 30 bis 40 Prozent erreichen. Natürlich ist das nur bei kontinuierlichem weiteren Ausbau möglich.
Ständige Innovation und Weiterentwicklung sind dafür wichtige Voraussetzungen. Nordsee Ost mit seinen 6 MW-Turbinen ist ein überzeugendes Beispiel. Hier drehen sich die derzeit leistungsstärksten Offshore-Turbinen und ihre Blätter wurden erstmals auch einzeln montiert, statt die Rotorsterne im Ganzen an der Nabe zu montieren. An Land ist das schon gemacht worden, in den Wellen bislang nicht. Das ist ein weiteres Beispiel für ständige Innovation und Weiterentwicklung der Offshore- Windenergie-Technologie, gerade auch im Bereich der Baupraxis. Diese Lernschritte brauchen wir, denn sie sollen am Ende dazu beitragen, die angestrebten Kostensenkungen zu erreichen.
Die norddeutschen Länder sind sich bewusst, dass es die deutsche Offshore Windenergie-Branche weiter zu unterstützen gilt.
Da deren Liefer- und Wertschöpfungsketten auch in die südlicheren Teile Deutschlands reichen, existiert auch ein bundesdeutsches Interesse. Die norddeutschen Länder setzen sich daher dafür ein, das große Potenzial an Wertschöpfung, Arbeitsplätzen, Innovationen sowie für Exporte zu nutzen und die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die Branche nachhaltig wachsen kann. Das haben wir bereits in der Vergangenheit nachdrücklich vertreten und werden das auch in Zukunft tun.
Um dieses Potenzial nutzen zu können, braucht es den zügigen Ausbau der überregionalen Leitungsnetze in den Süden. Denn die Industrie, die in Bayern eingeschlossen, benötigt eine verlässliche Stromversorgung zu kalkulierbaren Preisen.
Auch der Netzausbau auf dem Meer muss weiter vorankommen. Gefragt sind hier besonders die Übertragungsnetzbetreiber TenneT und 50 Hertz. Können Bauzeiten von deutlich unter 60 Monaten erreicht werden? Ist eine Modularisierung der Netzanschluss-Standards möglich? Wie lassen sich Netz- und Windpark-Bau noch besser synchronisieren?
Der neue Wechselstromanschluss, den Siemens kürzlich vorgestellt hat, zeigt die Möglichkeiten von Forschung und Entwicklung. So oder so, ohne die neuen Power Highways, ohne diese leistungsfähigen Trassen von Nord nach Süd gelingt die Energiewende nicht.
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Nordsee befindet sich in der Westwindzone. Die beschert uns im Norden häufige Tiefdruckgebiete, aber auch zuverlässige westliche Winde. Mit diesem kostenlosen und umweltfreundlichen Energierohstoff wird die Offshore-Windenergie ab heute einmal mehr ihre Effizienz und Innovationskraft beweisen.
Dazu wünsche ich Ihnen viel Erfolg und gutes Gelingen. Schönen Dank.
Es gilt das gesprochene Wort.