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14.10.2014

Grußwort zur Eröffnung der 25. Lesbisch Schwulen Filmtage

 

Sehr geehrter Querbild-Vorstand,
sehr geehrtes Filmtage-Team,
sehr geehrte Gäste,

ich freue mich hier zu sein!

Es ist mehr als vier Jahrzehnte her seit Lou Reeds berühmt gewordener Ankündigung auf seinem Erfolgsalbum Transformer von 1972: 

 

Now we're coming out, 

out of our closets, 

out on the streets  

yeah, we're coming out! 

 

Seitdem hat sich durch das ausdauernde Engagement der lesbisch-schwulen Bewegung viel getan, viel wurde erreicht: Die eingetragene Lebenspartnerschaft ist in Deutschland längst etabliert; Regenbogenfamilien zeigen sich selbstbewusst in der Öffentlichkeit; Lesben, Schwule und Bisexuelle zeigen sich offen in den Medien und in der Politik; zum Christopher Street Day weht vom Hamburger Rathaus die Regenbogenflagge; und immer mehr Politiker wissen, was LSBTTIQ bedeutet (lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, transgender, intersexuell und/oder sonst von der Heteronormativität abweichend, kurz queer). 

 

Aber wir wissen: Mehr Sichtbarkeit ist nur die eine Seite  Akzeptanz ist leider nach wie vor alles andere als selbstverständlich. 

 

Noch immer bestehen Differenzen zwischen der Eingetragenen Lebenspartnerschaft und der Ehe und eine Benachteiligung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften im Adoptionsrecht. Es gibt beharrliche Bremser. Für die komplette Gleichstellung mit der Ehe hat sich noch keine gesetzgeberische Mehrheit gefunden. Trotzdem bin ich optimistisch, dass wir auch diesen Fortschritt erreichen werden. 

 

Zumal anders als in anderen Staaten der Welt hierzulande bislang keine starke politische Kraft entstanden ist, die den einmal erreichten Fortschritt wieder rückgängig machen will, vergleichbar etwa mit der Tea Party in den USA. 

 

Der Hamburger Senat steht dafür ein, dass es keine Rückschritte gibt. Hamburg hat sich schon früh für Gleichstellung und Respekt ausgesprochen. Mit der Hamburger Ehe haben wir Geschichte geschrieben. Hamburg hat die Möglichkeiten des Föderalismus genutzt, wann immer es möglich war: die Standesämter geöffnet, die Beamten gleichgestellt ebenso wie die Freien Berufe. Wir arbeiten an der Aufarbeitung der Verfolgungsgeschichte und unterstützen die Gleichstellung auch auf Bundesebene. 

 

Allerdings: In manchen konservativen Milieus gibt es so einen merkwürdigen Bis-hierhin-und-nicht-weiter-Liberalismus. Der durch Parlamente oder Gerichtsentscheidungen erreichte Fortschritt wird zwar nicht infrage gestellt. Aber es geht freiwillig auch nicht weiter: Das ist nicht gut. 

 

Es ist auch nicht gut, dass schwul als Schimpfwort noch immer zum Alltag auf dem Schulhof gehört ein fatales Signal für alle Jugendlichen inmitten ihrer sexuellen Identitätsfindung. 

 

Und gerade die internationalen Produktionen bei diesen Filmtagen zeigen: Auch wenn sich viele Lesben und Schwule vor allem im großstädtischen Milieu hierzulande in ihrer persönlichen Lebensführung denkbar frei fühlen nur wenige Kilometer jenseits unserer Landesgrenzen geht es vielfach ganz anders zu. 

 

Die scharfen Gesetze gegen Homosexualität in mehr als 70 Staaten bis hin zur Todesstrafe in etwa zehn Ländern sind eine skandalöse Verletzung der Menschenrechte. Leider gibt es auch keinen Grund, auf Verbesserung sozusagen von alleine zu hoffen: In Indien etwa kann gleichgeschlechtlicher Sex neuerdings wieder mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden, und in Russland gilt seit vergangenem Sommer ein Gesetz, das allein schon positive öffentliche Äußerungen über Homosexualität unter Strafe stellt. 

 

Dabei darf es nicht bleiben! Bürgerrechte haben kein Geschlecht und keine sexuelle Orientierung. So fördert die Senatskanzlei zum Beispiel Projekte des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland für einen regelmäßigen Austausch zu Aufklärung und Sensibilisierung von Fachkräften mit Hamburgs Partnerstadt St. Petersburg. 

 

Umdenken braucht seine Zeit. Der politische Anspruch der Lesbisch Schwulen Filmtage ist höchst aktuell, und der künstlerische Anspruch sowieso. 

 

Die Lesbisch Schwulen Filmtage haben einen sehr guten Ruf, sie sind eine Attraktion unserer Stadt. Auf diesen künstlerischen und politischen Beitrag sind wir sehr stolz. Allein schon die Reichhaltigkeit des Programms sucht ihresgleichen: Noch einmal fast drei Dutzend mehr Spielfilme und Dokumentationen als im vorigen Jahr zeigen alle Facetten queeren Lebens und das Ringen um Akzeptanz. Und auch die höchst unterschiedlichen Herangehensweisen der Filmemacherinnen und Filmemacher tragen dem Rechnung. Mehr Vielfalt ist nirgends! Und hier nach Hamburg passt sie bestens. 

 

Aber noch etwas nötig mir Respekt ab: Die nahezu komplett ehrenamtliche Programmgestaltung und Organisation der Lesbisch Schwulen Filmtage ist ein Kraftakt über viele Monate hinweg. Meine Anerkennung für dieses außergewöhnliche Engagement!  

 

Danke an Sie alle und danke den Förderern und Sponsoren! Die finanzielle Förderung der Filmtage durch die Stadt Hamburg unter anderem gespeist aus der Kulturtaxe bleibt trotz des knapp kalkulierten städtischen Haushalts auch 2014 unverändert. 

 

25 Jahre sind erst der Anfang, heißt es im Programmheft. Gut so! Ich wünsche den 25. Lesbisch Schwulen Filmtagen und seinem Trägerverein Querbild e.V. den verdienten Erfolg mit vielen neugierigen Gästen!

 

Es gilt das gesprochene Wort.