Sehr geehrter Herr Dr. Besch,
sehr geehrte Mitglieder des Kuratoriums und des Vorstandes der Stiftung Hamburger Theater Festival,
liebe Gäste,
willkommen zum achten Hamburger Theaterfestival! Willkommen an alle, die aus Salzburg, Wien, Berlin, Recklinghausen, Frankfurt, Wolfsburg, Baden-Baden und anderswo angereist sind. Und natürlich an das theaterbegeisterte Hamburger Publikum, das diesem Festival jedes Jahr erneut entgegenfiebert, sobald der Herbst sich ankündigt.
Wir haben es gerade schon gehört: Auf die Zuschauerinnen und Zuschauer warten spannende, anrührende, manchmal komische und sicher auch streitbare Aufführungen es ist eine wahre Freude, durch dieses Programm zu blättern. Und die Prognose sei erlaubt: Es wird ein bewegendes Festival in bewegten Zeiten werden.
Denn man kann die Kunst ja nicht vom Leben trennen. Das Ästhetische, das Soziale und das Politische sind im Theater eng verwoben ganz besonders in Schillers Die Räuber, mit denen gleich eröffnet wird. Die Unfähigkeit zur Versöhnung und zum souveränen Umgang mit Kränkungen, das Sinnen auf Vergeltung und der unbedingte Wille, um jeden Preis Gerechtigkeit zu erzwingen also das, was man selbst für gerecht hält: Das alles lässt sich nicht betrachten, als habe es mit unserer Welt nichts zu tun und ginge einen nichts an.
Bei Schiller ist der Zwiespalt vorprogrammiert. Denn er will ja nichts Schlechtes, der Karl Moor aus den Räubern, und ihm wurde auch wirklich übel mitgespielt. Seine Enttäuschung ist nur zu verständlich doch dann zieht er in seinem Zorn brandschatzend durch die Lande, plündert Kirchen und Klöster und fackelt ganze Dörfer ab. Ich bin sehr gespannt, wie Matthias Hartmann uns diese vertrackte Gemengelage gleich in seiner Vermischung von Theater und Film darlegen wird angekündigt ist ein TV-Drama in Echtzeit.
Und das ist ja nur der Anfang. In den kommenden zwei Monaten können wir in Hamburg ein Best-of der deutschsprachigen Produktionen sehen, ohne dafür durch die halbe Republik und bis nach Wien reisen zu müssen. Das ist auch in einer Stadt, die viele eigene, starke Inszenierungen hat, eine tolle Aussicht.
Lieber Herr Besch,
liebe Fördererinnen und Förderer,
verehrte Stiftungsmitglieder,
Hamburg sagt danke für dieses Theaterereignis, das aus unserer Stadt nicht mehr wegzudenken ist. Man muss es immer wieder hervorheben: Dass ein Festival dieser Qualität allein durch den Kartenverkauf und durch private Mittel finanziert wird, ist ganz außergewöhnlich. Das gibt es nur, weil theaterliebende Bürgerinnen und Bürger das ganze Jahr über im Hintergrund wirken und die Voraussetzungen dafür schaffen, dass wir heute die Eröffnung feiern können. Und auch wenn die bürgerliche Förderung der Künste in Hamburg, wo Fürsten oder der Hof nie eine Rolle spielten, eine lange Tradition hat selbstverständlich ist sie nicht. Aber auf der anderen Seite ist durchaus klar, dass dieses private Engagement den Staat nicht von seinen kulturellen Verpflichtungen entbindet, die unter anderem darin bestehen, die Freiheit der Kunst zu schützen und allen Bürgerinnen und Bürgern einen Zugang zur Kultur zu ermöglichen.
Meine Damen und Herren,
1768 veröffentlichte Christian Friedrich Daniel Schubart seine Geschichte des menschlichen Herzens. Diese beginnt er mit einer großen Klage: Von uns armen Teutschen liest man nie ein Anekdötchen, jammert Schubart, und aus dem Stillschweigen unserer Schriftsteller müssen die Ausländer schließen, dass wir uns nur maschinenmäßig bewegen und dass Essen, Trinken, Dummarbeiten und Schlafen den ganzen Kreis eines Teutschen ausmache
Nun, Schubarts Klage wurde erhört, unter anderem von einem gewissen Schiller, der ein Anekdötchen aus der Geschichte des menschlichen Herzens aufgegriffen und in ein höchst erfolgreiches Theaterstück mit dem Titel Die Räuber verwandelt hat.
Ich wünsche allen Beteiligten, den Gästen genauso wie den gastgebenden Hamburger Bühnen, erfolgreiche Aufführungen und allen Zuschauerinnen und Zuschauern Theaterabende, die sie noch lange erinnern werden. Und bringen Sie das ein oder andere Anekdötchen mit nach Hause, damit alle erfahren, wie lohnend das Hamburger Theaterfestival ist.
Vielen Dank.
Es gilt das gesprochene Wort.