Grußwort: Ausstellungseröffnung Sammlung Viehof
Sehr geehrter Herr Luckow,
Sehr geehrte Herren Viehof,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
im Namen des Senats begrüße ich Sie sehr herzlich zur Eröffnung der Ausstellung Sammlung Viehof in den Hamburger Deichtorhallen. Ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, diese außergewöhnliche Sammlung in diesem enormen Umfang nach Hamburg zu holen. 75 Künstlerinnen und Künstler sind in dieser hochkarätigen Doppelausstellung hier am Deichtorplatz und in Harburg vertreten. Zu erleben sind Werke von Georg Baselitz, Joseph Beuys, Candida Höfer, Jörg Immendorff, Sigmar Polke, Neo Rauch, Daniel Richter und Rosemarie Trockel. Alle großen deutschen Namen sind dabei. Die kluge Auswahl und die enorme Bandbreite machen diese Ausstellung einmalig. Dass wir die Sammlung Viehof nun hier in Hamburg sehen können, ist etwas ganz Besonderes, geradezu ein Coup. Und doch passt diese Sammlung hervorragend zu den bewährten Traditionen der Deichtorhallen.
Seit der Gründung als Ausstellungshaus haben die Deichtorhallen immer wieder bedeutende Sammlungen präsentiert: Den Anfang machte 1990 die Sammlung des Centre Pompidou. Es folgten zum Beispiel Ausstellungen aus prominenten Privatsammlungen von Ingvild Goetz, die Sammlung Würth und die Grässlin Collection. In den Deichtorhallen gab es Medienkunst von Julia Stoschek zu sehen, und in einer Doppelausstellung wurden die beiden Sammler Olbricht und Falckenberg gegenübergestellt. Erinnern möchte ich auch an die Ausstellung Secret Signs, ein kultureller Höhepunkt der China-Time 2014.
Die enge Kooperation mit privaten Sammlern ist ein wesentlicher Bestandteil der Ausstellungsarbeit geworden: Seit 2005 bildet ein Teil der Sammlung F.C. Gundlach als Dauerleihgabe den Grundstock des Hauses der Photographie, die südliche Halle der Deichtorhallen. Die Sammlung Gundlach ist immer wieder Ausgangspunkt und Inspiration für spannende Ausstellungsprojekte. Im Juli haben wir den 90ten Geburtstag von F.C. gefeiert, wie die Hamburger Herrn Gundlach nennen. Zu diesem Anlass ist ab dem 18. November 2016 im Haus der Photographie eine besonders schöne Auswahl unter dem Titel The Concept of Lines zu sehen.
Privatsammlungen zeichnet aus, dass die Exponate nach manchmal sehr persönlichen und oft eng mit der Biografie des Sammlers verbundenen Kriterien zusammengesetzt sind. Dieses gilt auch für die Sammlung des Hamburger Unternehmers Harald Falckenberg. Mit ihr haben die beiden Deichtorhallen eine weitere Dependance bekommen: die Phönix-Hallen in Harburg. Der Fokus der Sammlung Falckenberg sind die Kunstszene in Hamburg und Berlin der 1970er Jahre.
Der thematische Fokus der Sammlung Viehof, die wir in den nächsten Monaten in der Doppelausstellung an beiden Standorten, hier und in Harburg, sehen können, ist die Kunst der jungen Bundesrepublik, die sich nach dem Krieg in den Kunsthochburgen Düsseldorf und Köln entwickelte. Den Brüdern Eugen, Michael, Klaus und Bernd Viehof ist es gelungen, international und qualitativ hochwerte Werke zusammenzustellen. Rund 1.000 Werke umfasst die Sammlung. Sie spiegelt die Entwicklung deutscher Kunst von den 60er Jahren bis heute. Die Sammlung Viehof ist die bedeutendste deutsche Privatsammlung zeitgenössischer Kunst.
Kunst ist im privaten Besitz oft sehr gut aufgehoben, und sie gehört doch auch an öffentliche Orte. Denn nur da kann sie starke Impulse geben. Die Sammlung Rheingold, aus der ein großer Teil in die heutige Sammlung Viehof übergegangen ist, war von Anfang an auf die Kooperation mit Museen gerichtet. Viele Ausstellungsprojekte hat sie bestückt. Aber das waren immer Ausschnitte, noch nie wurde der Versuch unternommen, den enormen Umfang der Sammlung zu zeigen. Hier in Hamburg ist erstmalig ein so großer Teil der Sammlung zu sehen.
Die Präsentation der Sammlung Viehof ist eine monumentale Ausstellung. Sie hebt die Bedeutung der Deichtorhallen verdient hervor. Die Hamburger Deichtorhallen sind der ideale Ort für diese Ausstellung und das in vielerlei Hinsicht.
Die Halle für aktuelle Kunst zählt mit 3.000 qm zu den größten Ausstellungshallen weltweit, hier passen die Werke auch wörtlich richtig gut hin. Und durch die 2015 abgeschlossene umfassende Sanierung ist die Halle für aktuelle Kunst nun auch konservatorisch genau der passende Rahmen.
Und das Ausrufezeichen der Viehof-Ausstelung setzt die Kombination mit den Räumen der Sammlung Falckenberg in den Harburger Phoenix-Hallen. Das von Harald Falckenberg umgestaltete ehemalige Werksgelände ist einer der spannendsten Kunstorte europäischer Metropolen. Das Gebäude bietet enorme räumliche und gestalterische Möglichkeiten und eben auch Platz für die außerordentliche Dimension, die die Ausstellung von Werken der Sammlung Viehof erfordert. Gestern wurde noch mal gezählt, von den 850 angelieferten Werken wurden 560 für die Doppelausstellung ausgewählt: 260 sind hier in Mitte zu sehen und 300 in Harburg.
Nach dem Besuch des ersten Ausstellungsteils der Sammlung Viehof in der nördlichen Deichtorhalle ist also noch viel mehr drin. Das Kombiticket und ein kostenloser Busshuttle machen die Entscheidung für den kunstinteressierten Ausflug nach Harburg leichter. Dem Besucher eröffnet sich in der Doppelausstellung ein überwältigender Kunstkosmos von Ausnahmekünstlern, Genres und Positionen. Das ist Documenta-Feeling in Hamburg.
Im Vorwort des Ausstellungskataloges bezeichnen Sie, sehr geehrter Herr Luckow, die Möglichkeit dieser Ausstellung als ein Fest der Kunst für die Kunst, ich freue mich sehr, dass wir dieses Fest jetzt gemeinsam feiern.
Vielen Dank!
Es gilt das gesprochene Wort.