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27.01.2014

Grußwort zur Konferenz zur Reform der EU-Fischereipolitik

 

 

Sehr geehrte Kommissarin,

sehr geehrte Frau Staatssekretärin,
sehr geehrte Frau Abgeordnete,
sehr geehrter Herr King,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

es ist mir eine besondere Ehre, Sie heute hier im Internationalen Maritimen Museum Hamburg begrüßen zu können. Wir freuen uns sehr, Gastgeber der Auftaktveranstaltung zur Kampagne Inséparable zu sein. Wir zeigen damit auch, dass wir die Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik ausdrücklich begrüßen.

Inseparable, das soll ja darauf anspielen, dass wir Europäer seit Jahrhunderten vom Meer und dem, was darin lebt, nicht zu trennen sind so haben Sie, Frau Kommissarin, es formuliert. Zwei Ziele der Fischereipolitik und Vieler, die in Europa und anderswo vom Fischfang leben  sind untrennbar verbunden, nämlich:

die Fischbestände zu schonen, nachhaltig zu bewirtschaften; und die Konsumenten europaweit zu überzeugen, mehr Fisch zu essen, weil es eine gesunde und richtig zubereitet äußerst wohlschmeckende Art der Ernährung ist.

Wie sehr diese Ziele Fischer, Umweltschützer und Konsumenten bewegen, kann man im Internet bei Maria Damanaki my blog, und den dazu gehörenden Kommentaren ablesen.

Gerade als Hamburger bin ich Ihnen dankbar, dass Sie sich an die Spitze des Vorhabens gestellt haben, Europas Fischereiwirtschaft zukunftsfähig zu machen.

Die Hamburgerinnen und Hamburger fühlen sich auf besondere Weise mit dem Meer verbunden. Seefahrt und Fischfang haben in dieser Stadt eine lange Tradition. Hier im Maritimen Museum wird das mit viel Liebe zum Detail den Besuchern nahe gebracht. So werden die Bilder wieder lebendig, als von hier aus Flotten von Hochseetrawlern die Meere durchkreuzten und den gefangenen Fisch in Hamburg anlandeten.

Was man hinter der Seefahrerromantik nicht vergessen darf: Der vielfach harte Alltag von Seeleuten und insbesondere Fischern früher, aber auch heute noch wird allzu häufig ausgeblendet. Die Fischerei ist auch in Europa ein harter und nicht selten ein gefährlicher Beruf. Und nicht nur das: Oftmals fallen die Fänge mager aus.

Schuld ist die Überfischung vieler Bestände, ein Phänomen, das wir seit langer Zeit kennen. Genauso lange ist klar: Dieser Herausforderung müssen sich die Staaten der EU gemeinsam stellen.

Die jetzt auf den Weg gebrachte reformierte Gemeinsame Fischereipolitik will notwendige Voraussetzungen schaffen: für eine wirtschaftlich tragfähige und ihre Netze nachhaltig auswerfende EU-Fischereiflotte. Ich hoffe, dass es gelingt, und bin auch überzeugt, dass das schrittweise Abschaffen der so genannten Rückwurfpraxis und die Förderung der nachhaltigen Fischerei richtige Seezeichen sind, und dass dadurch langfristig auch Beschäftigungsmöglichkeiten in der Branche gesichert werden.

Gleichzeitig wissen wir, gerade in Hamburg, Fisch als Nahrungs- und hochwertiges Genussmittel sehr zu schätzen, und das, wie mir scheint, sogar wieder in zunehmenden Maß. An den Ufern unseres Flusses Elbe sind Begriffe wie Pannfisch, oder Finkenwerder Scholle, gelebter Teil unserer Kultur und Küche.

Seit einiger Zeit hat auch der Stint Osmerus eperlanus, the European smelt als lokale Spezialität ein Comeback, da er auf Grund besonderer, nachhaltig ökologischer Bemühungen wieder befischt werden kann. Die Stint-Saison beginnt in diesen Tagen und Scharen von Hamburgerinnen und Hamburgern lassen sich sehr konkret die Folgen einer ausgewogenen und erfolgreichen Fischereipolitik schmackhaft machen.

In vielen Gegenden der Welt ist Fisch für die Bevölkerung nach wie vor Grundnahrungsmittel. Von den mehr als sieben Milliarden Erdbewohnern lebt fast die Hälfte an den Meeresküsten. Für viele von ihnen ist Fisch ihr täglich Brot im doppelten Sinn, indem die Fischerei ihnen täglich das Einkommen sichert.

Deshalb endet Europas Verantwortung auch nicht am Cabo de São Vicente an der Südspitze Portugals. Im Gegenteil: Wenn Fangflotten aus EU-Ländern vor den westafrikanischen Küsten auftauchen, spüren die einheimischen Fischer in ihren kleinen Booten schnell, dass ihr Fang geringer ausfällt, sie Einkommen und Nahrung verlieren. Sechzehn Fischereiabkommen der EU mit Staaten außerhalb, davon sieben mit solchen in Westafrika, haben das bisher nur unzureichend stoppen können. Sie, Frau Kommissarin, haben zu Recht angemahnt, dass, ich zitiere, die Steuergeld-Verschwendung für zerstörerische Subventionen ein Ende haben muss. Und das bedeutet letzten Endes eine Flottenverkleinerung.

Aber zurück nach Hamburg, meine Damen und  Herren. Vor 100 Jahren erlebten die Fischer und Stadtbewohner Rückgänge beim Fang der Scholle in der Elbmündung. Schnell führte man dies auf die verstärkte Nutzung des Flussästuars durch die Schifffahrt zurück, die für Hamburg als Hafenstadt damals schon der tragende, schwimmende Wirtschaftsfaktor war.  

Worin bestand die Hamburger Lösung des Problems? Im Zugriff auf die Möglichkeiten moderner Wissenschaft. Der Rückgang der Schollenpopulation wurde mit wissenschaftlicher Methodik erforscht. Damit wurde Hamburg zur Wiege oder besser: zum Laichplatz der deutschen Fischereiforschung. Diese innovative Tradition führen heute die hier ansässigen Bundesinstitute für Seefischerei und für Fischereiökologie, und das Institut für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft an der Universität Hamburg fort.
 
Ganz aktuell brauchen wir deren Expertise, denn nachhaltiger Fisch muss als solcher auch zertifiziert werden. Das ist nicht einfach. Aber nur so kann der Verbraucher die richtige Wahl für Nachhaltigkeit und hohe Qualität treffen.

Meine Damen und Herren,
wissenschaftliche Erkenntnisse allein reichen nicht. Man muss sie übertragen und anwenden. Für uns in Hamburg steht der Hafen im Vordergrund, es ist der Hafen nicht nur für die Metropol- und Logistikregion Hamburg, sondern für etliche Anrainerländer. Wir werden ihn weiter optimieren und ausbauen, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und ihn fit für die Zukunft zu machen. Dafür werden wir ihn zu einem Smart Port weiterentwickeln. Durch Einsatz innovativer Informationstechnologien werden die Transportwege effektiver genutzt und wird der Energieverbrauch sinken. Auch das ist Nachhaltigkeit.

Gleichzeitig werden wir mit stationären und mobilen Landstromanlagen für unsere Kreuzfahrtterminals für eine bessere Luftqualität und weniger CO2 -Ausstoß sorgen. Auch das ist in einem Hafen dieser Größe nie zuvor erprobt worden.

Was ich damit sagen möchte: Nachhaltigkeit erfordert Mut zur Innovation und die Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse.
Was Innovation in der Fischereiwirtschaft bedeutet, lässt sich heute im Maritimen Museum erleben.
Ich freue mich, dass wir zahlreiche Praktiker aus Großhandel, Gastronomie und auch der Fischerei selbst gewinnen konnten, die zeigen, welche Potenziale nachhaltiger Fischfang hat.

Ihnen, Frau Kommissarin, möchte ich meinen ganz persönlichen Dank für das schon Erreichte aussprechen. Die neue Fischereipolitik zeigt: Gemeinsam lässt sich viel erreichen.

Gleichzeitig bleibt noch viel zu tun. Ich wünsche mir deshalb, dass die maritim handelnden Personen in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft noch intensiver zusammenarbeiten, um trotz nicht immer deckungsgleicher Interessen gemeinsame Lösungen zu finden.  Die Fischerei, die Fischbestände, die europäischen und die Weltmeere verdienen diese Anstrengung.

 

Es gilt das gesprochene Wort.