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20.12.2013

Grußwort zur Verleihung der Fluthelferorden

 

 

Sehr geehrter Herr Staatsminister,
sehr geehrter Herr Landesbranddirektor,
sehr geehrte Frau Vizepräsidentin der Bürgerschaft,
sehr geehrte Fluthelferinnen und Fluthelfer,
sehr geehrte Damen und Herren,

im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg heiße ich Sie zu diesem erfreulichen Anlass herzlich willkommen! Wir zeichnen heute Frauen und Männer aus, die in der Not geholfen haben oft über Tage hinweg, einfach, weil es nötig war.

Wer Hamburg kennt, weiß, dass das Stichwort Flut die Bewohner dieser Stadt geradezu elektrisiert aufgrund bitterer Erfahrung.

Die bisher schwerste und tragischste Flutkatastrophe Deutschlands am 17. Februar 1962 forderte bei uns 312 Menschenleben, darunter auch Soldaten sowie Helfer des Deutschen Roten Kreuzes und des Technischen Hilfswerks.

Schätzungsweise 8.000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht und mindestens 2.000 davon aus unmittelbarer Lebensgefahr gerettet. Auch die beherzt-pragmatischen Entscheidungen des seinerzeitigen Senators Helmut Schmidt sogar über manche formalen Bestimmungen hinweg sind bis heute unvergessen. Das Ereignis hat alle, die es miterlebten, für ihr Leben geprägt.

Anfang vorigen Jahres, als sich diese Katastrophe zum 50. Mal jährte, schrieb mir ein Helfer von 1962, der heute in Gütersloh lebt, einen Brief, in dem er sich an seinen Einsatz als junger Wehrpflichtiger erinnerte.

Diese Zeit in meinem Leben habe ich nie vergessen, heißt es darin. Der damalige Kompaniezeichner und Kradmelder bekam nach 48 Stunden pausenlosem Dauereinsatz eine Schlafstelle auf dem Fußboden eines Wartezimmers im Sanitätsbereich zugewiesen und schlief 14 Stunden nonstop.

Unsere Aufgaben, schreibt er, weiteten sich danach auf aktive Seuchenverhinderung aus. Mit Desinfektionsmitteln, großen Wasserwagen und Aufräumgeräten arbeiteten meine Kameraden bis zum 20. März im Gebiet Wilhelmsburg. Am 30. März endete meine Wehrdienstzeit. Der Einsatz bei der Sturmkatastrophe war für mich die sinnvollste Zeit des gesamten Wehrdienstes.

Und der Brief schließt mit dem bemerkenswerten Fazit: Vor Herausforderungen läuft man nicht weg, man stellt sich ihnen.

Sie, meine Damen und Herren, haben das getan. Und die natürliche Verbindung mit Leben erfüllt, die gerade zwischen den Partnerstädten Dresden und Hamburg allein schon durch unser beider Lage an der Elbe besteht.

Derartige Solidarität zwischen Landsleuten in Ost und West ist ein besonders schönes Beispiel für eine gelebte Bürgergesellschaft, die nach den Prinzipien der Menschlichkeit und des Miteinanders denkt und handelt.

Und zwar ganz konkret: Ich habe gehört, dass Sie, also die Einsatzkräfte aus Hamburg, von der spontanen Hilfsbereitschaft vieler Bürgerinnen und Bürger in den Hochwassergebieten überwältigt waren, beispielsweise beim Füllen und Verbauen der Sandsäcke.

Das zeigt auch: Helfen macht bei aller Plackerei Spaß und steckt an. Und ich verbinde damit die Hoffnung, dass diese Erfahrungen nicht in Vergessenheit geraten so wie Hamburg seine Helferinnen und Helfer von 1962 nie vergessen hat.

Nach der sogenannten Jahrhundertflut von 2002 hatte man sich eigentlich nicht vorstellen können, dass nur ein Jahrzehnt später aus den gleichen Regionen an der Elbe erneut ein Hilferuf wegen Hochwasser die Behörden in Hamburg erreichen würde. Und das, obwohl in der Zwischenzeit viele Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung, der Infrastruktur und von Gebäuden getroffen worden waren.

Dass die Schäden durch dieses Hochwasser 2013 in Hamburg selbst eher gering ausfielen, hat auch mit den Konsequenzen zu tun, die wir aus den vorangegangenen Katastrophen gezogen haben. Hamburg war und ist gut auf Hochwasser-ereignisse vorbereitet. Die gemeinsamen Vorkehrungen der Elb-Anrainer-Länder gegen Hochwasser haben sich bewährt zuletzt zu sehen bei der jüngsten Sturmflut hier in Hamburg am Anfang dieses Monats, die uns immerhin das zweithöchste Hochwasser seit 1962 bescherte, aber kaum nennenswerte Schäden.

Aber so wichtig technische und bauliche Vorkehrungen sind  ohne professionell und umsichtig arbeitende Helferinnen und Helfer, die mit solchen schwierigen Situationen umzugehen wissen, geht es nicht.

Noch einmal: Herzlichen Dank für Ihre starken Einsätze dieses Jahr in Sachsen, in Niedersachsen und in Hamburg! Ich wünsche Ihnen frohe Feiertage und ein gesundes, friedvolles neues Jahr mit wenigen, am besten gar keinen Einsätzen.

 

Es gilt das gesprochene Wort.