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26.04.2011

Interview mit der Hamburger Morgenpost

 

MOPO: Wissen Sie noch, wo Sie vom Tschernobyl-GAU erfuhren?

 

Scholz: Wo ich war, weiß ich nicht mehr. Aber ich erinnere mich an den Schrecken, der mich durchfuhr, als das Ausmaß des Unglücks klar wurde. Und die vielen Fragen, auf die niemand eine Antwort hatte. Ob man nun auch in Westeuropa von Radioaktivität bedroht ist. Und ob Ähnliches auch in Deutschland passieren kann.


MOPO: Ist die Zeit der Kernenergie nach Fukushima endgültig abgelaufen?

 

Scholz: Das ganze Atomzeitalter ist in Wahrheit schon seit Tschernobyl zu Ende. Deshalb war es ein großer Fortschritt, als Kanzler Schröder den Ausstieg aus der Kernenergie bewerkstelligte. Und es ist ein Rückschritt, dass Kanzlerin Merkel diesen Ausstieg im letzten Jahr wieder rückgängig gemacht hat.


MOPO: Nun sind alle Parteien gegen Atomkraft. Welche Rolle kann Hamburg beim Ausstieg spielen?

 

Scholz: Unser Vorteil liegt in der technologischen Kompetenz. Bei den Unternehmen, aber auch in der Forschung. Die Politik muss nun Bedingungen schaffen, damit die Energiewende klappt. Ich denke zuerst an Windkraft, vor allem vor der Küste.


MOPO: Gerade Offshore-Windkraft ist teuer. Wie viel zahlen die Hamburger für den Ausstieg?

 

Scholz: Die Zahlen, die derzeit gestreut werden, scheinen mir arg übertrieben. Klar ist aber: Es wird Belastungen geben. Auf lange Sicht gehört Hamburg wirtschaftlich zu den Gewinnern der Energiewende.


MOPO: In letzter Zeit haben Sie viel Lob für das Kohlekraftwerk Moorburg übrig.

 

Scholz: Es leistet einen Beitrag zur Versorgungssicherheit und zu bezahlbarem Strom. Noch brauchen wir in Deutschland einige wenige hochmoderne Kohlekraftwerke, um den Ausstieg zu schaffen. Übrigens: Moorburg hat ein CDU-Bürgermeister auf den Weg gebracht und eine GAL-Umweltsenatorin genehmigt.


MOPO: Die Klimaschützer wird Ihre Position trotzdem nicht begeistern.

 

Scholz: Alle neuen Kohlekraftwerke sind an den Emissionshandel gekoppelt. Das soll sicherstellen, dass daraus in der Gesamtbilanz kein Minusgeschäft für das Klima wird.


MOPO: Bezieht der Bürgermeister privat eigentlich schon Öko-Strom?

 

Scholz: Schon seit Langem. Ich bin bei einem Öko-Strom-Anbieter, der allerdings nicht der Stadt gehört.

 

Das Interview führte Christoph Heinemann. Sie finden das Interview auch auf der Website der Hamburger Morgenpost.