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25.04.2013

Jahresdinner des Konsularischen Korps

 

Sehr geehrter Herr Doyen,

sehr geehrte Leiterinnen und Leiter der konsularischen Vertretungen,

sehr geehrte Frau Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft,

meine Damen und Herren,

 

was für eine schöne Tradition: das Jahresdinner des konsularischen Korps, ganz hanseatisch an der Alster, dazu die entspannte Swing- und Latin-Musik der Hamburger High Tones. Aber vor allem: Gespräche in anregender, kosmopolitischer Gesellschaft. Ich freue mich auf diesen Abend und danke für die Einladung. 

 

Für Hamburg und seine Gäste ist dies ein besonders spannendes Frühjahr: Morgen wird der Bundespräsident auf der Elbinsel Wilhelmsburg die Internationale Gartenschau igs eröffnen. Hamburger wie Gäste aus aller Welt werden mit der Gartenschau auch einen aufregenden Hamburger Stadtteil kennenlernen und nach dem Gartenschau-Motto In 80 Gärten um die Welt flanieren. 

 

Internationalität ist auf der Gartenschau wie im Alltag unserer Stadt so selbstverständlich, dass man sie eigentlich gar nicht mehr erwähnen muss. Trotzdem bleibt es wichtig, das Selbstverständliche nicht als für alle Zeit gegeben hinzunehmen. Das haben Beziehungen, auch internationale, mit Gärten gemein: Sie brauchen Aufmerksamkeit und Pflege, damit sie gedeihen und ihre Möglichkeiten entfalten. Denn sie leben weniger von herausragenden Solisten als vor allem vom Zusammenspiel der Vielen. 

 

Vielleicht haben Sie Zeit, der Eröffnung beizuwohnen, vielleicht folgen Sie der Einladung  zu einem Rundgang am 13. Mai, vielleicht nehmen Sie aber auch später Ihre Gäste mit auf einen Ausflug ins blühende Herz der Stadt: In jedem Fall freue ich mich, wenn Sie Hamburg auch ein wenig jenseits der täglichen Arbeit genießen. Zumal in Wilhelmsburg auch spannende Projekte der Internationalen Bau-Ausstellung IBA angesiedelt sind: der Deichpark Elbinseln etwa, der ein einzigartiges Labor zum für alle Küstenländer wichtigen Hochwasserschutz darstellt und gleichermaßen die Schönheit der Deichlandschaft im Auge hat. 

 

Sie merken: Bei aller Zurückhaltung, die uns Hamburgern nachgesagt wird dass diese beiden ambitionierten Projekte trotz des ungewöhnlich harten Winters gelungen sind, verdient ein Lob an die vielen Hundert engagierten Aktiven in beiden Projekten, der IBA wie der igs. 

 

Hürden ganz anderer Art nimmt Hamburg gerade in der Integrationspolitik: Wir arbeiten sehr ernsthaft daran, das im Februar verabschiedete neue Integrationskonzept nun auch umzusetzen. Denn die Internationalität einer Stadt zeigt sich nicht nur in ihren Theatern, Unternehmen oder konsularischen Vertretungen 97 sind es zurzeit in Hamburg! Sie misst sich auch daran, ob Flüchtlinge, Migranten und deren Kinder bei uns ihren Platz im Leben finden. Ob qualifizierte Mitarbeiter aus aller Welt hier unkompliziert für einige Jahre arbeiten können. Ob zum Beispiel Asylanträge in der Verwaltung der Stadt auch von jemandem bearbeitet werden, der selbst einmal aus Sierra Leone oder Afghanistan zu uns kam. 

 

Zur Pflege internationaler Beziehungen gehören eben auch jene im Inneren einer Stadt oder eines Landes. 

 

Hamburg versteht sich seit Jahrhunderten als offene, internationale Stadt. Umgekehrt heißt das: Die Heftigkeit globaler Prozesse und Konflikte fordert uns wie alle anderen. In diesem Wandel stehen Sie, die Mitglieder des Konsularischen Korps, für Beständigkeit. 

 

Es ist das gegenseitige Vertrauen, das Ihre Arbeit so wertvoll und besonders macht. Vertrauen ist eine unscheinbare, aber harte, globale Währung. Was sozusagen der Kursverlust dieser Währung, so schwach sie in Nordkorea auch gewesen sein mag, bedeutet, müssen Sie, sehr geehrter Herr Generalkonsul [der Republik Korea] Sohn, gerade im Konflikt mit Ihrem ebenfalls koreanischen Nachbarn erleben und mit Ihnen die Weltgemeinschaft. 

 

Wenn das Vertrauen erlischt, verliert die Diplomatie ihr Gewicht. Und wenn Diplomatie nichts mehr zu bewegen vermag, ist die Lage ernst. Vertrauen aber kann nicht abstrakt zwischen Staaten, sondern nur zwischen ihren Bewohnern wachsen. 

 

Deshalb pflegen in der globalen Welt nicht mehr allein die Außenminister, sondern immer häufiger auch Ministerpräsidenten oder Bürgermeister internationale Beziehungen. Meine Reise nach Brasilien, Uruguay und Argentinien in der vergangenen Woche ist dafür ein Beispiel. Unsere Delegation hat bildlich gesprochen vorhandene Brücken in diese Länder gefestigt und neue errichtet. 

 

Das ist eines der beständigen Ziele der Politik dieses Senats. Mit Blick auf den Globus fragen wir uns stets aufs Neue: Mit wem sollte Hamburg wirtschaftlich, wissenschaftlich, kulturell und politisch verstärkt zusammenarbeiten? Welche Ideen der Städteplaner in anderen Ländern können uns in Hamburg weiter bringen? Beim Ausbau der Erneuerbaren Energien sind gerade die lateinamerikanischen Länder interessante Partner. 

 

Die internationalen Netze werden engmaschiger. In Hamburg ist es nichts Besonderes, wenn in einer Straße oder gar in einem Wohnhaus Mieter aus mehreren Kontinenten wohnen und das gilt auch für sogenannte bürgerliche Viertel. Wie könnte sich dies auf die Politik einer Stadt nicht auswirken? 

 

Auch für den Bürgermeister einer alten Hansestadt wie Hamburg wird eine Art städtische Außenpolitik immer wichtiger werden. Dabei geht es längst um mehr als nur Wirtschaftsbeziehungen. Kultur, Wissenschaft, Politik, Schule, Leben mit Kindern wer will da noch das eine vom anderen trennen? Mehr denn je leben wir in globalen Zusammen-hängen und so sollten wir auch Politik machen. 

 

Erst im vergangenen Sommer wurde beispielsweise hier in Hamburg EZLA eröffnet, das Europäische Zentrum für Lateinamerika. Dieses Dienstleistungs-zentrum unterstützt kleine und mittlere Unternehmen aus Lateinamerika und der Karibik beim Einstieg in den Markt der Europäischen Union. Zu den Gründern gehört die Hamburgische Gesellschaft für Wirtschafts¬förderung. 

 

Bereits im Jahr zuvor hat die in Hamburg ansässige EU-Lateinamerika-Karibik-Stiftung EU-LAC ihre Arbeit aufgenommen. Ihr gehören die 33 Staaten Lateinamerikas und der Karibik und 27 Mitglieder der europäischen Gemeinschaft an. Die EU-LAC-Veranstaltungen und -Kongresse sind wichtige Treffpunkte für hochkarätige Gäste aus ganz Lateinamerika und Europa. 

 

Und als drittes Beispiel für Hamburgs gelebte Internationalität möchte ich unseren im vergangenen Herbst unterzeichneten Staatsvertrag mit den Islamischen Gemeinschaften und der Alevitischen Gemeinde erwähnen. Die lange und sorgfältig und mit Unterstützung der christlichen und jüdischen Glaubensgemeinschaften vorbereitete Vereinbarung ist ein Zeichen des Respekts vor den muslimischen und alevitischen Bürgern Hamburgs und in meinen Augen ein Meilenstein für das Zusammenleben der Kulturen in unserer Stadt. 

 

Meine Damen und Herren, 

auch die Aufgaben, die auf Sie zukommen, werden nicht weniger werden, aber vermutlich noch vielfältiger als bisher schon. Gemeinsam werden wir noch manche Überraschung erleben und ich hoffe, es sind keine tragischen Ereignisse wie zuletzt der Anschlag auf den Boston-Marathon. Diese feigen Attentate haben uns als Marathon-Stadt sehr erschüttert; nicht aber das Vertrauen in unsere weltweiten Partner, auch jenseits von Krisen und Katastrophen. Wir bauen auf Ihre kontinuierliche und ideenreiche Arbeit jeden Tag. Dafür sage ich Ihnen meinen ausdrücklichen Dank. 

 

Für uns alle gibt es demnächst wieder viel zu entdecken für die Hamburgerinnen und Hamburger, aber vielleicht auch für Sie, die Leiterinnen und Leiter der konsularischen Vertretungen, untereinander: Mal eben in Indonesien vorbeizuschauen, in Mali, Mexiko oder Finnland das geht an einem einzigen Abend, nämlich bei der Langen Nacht der Konsulate im Mai: Frankreich lockt mit einer Tour de France, Jordanien zeigt spektakuläre Fotos der weltberühmten Felsenstadt Petra, die Mongolei bietet heimische Leckerbissen, um nur einige wenige Attraktionen zu nennen auch das sicher eine gute Möglichkeit zur weiteren Vernetzung. 

 

Für heute Abend danke ich für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche uns allen einen schwungvollen Abend. 

 

Es gilt das gesprochene Wort.