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02.04.2012

Jahresempfang der Landespressekonferenz

 

Sehr geehrter Herr Heuer,

meine Damen und Herren,

 

mit Vergnügen beginne ich das zweite Jahr meiner Amtszeit wie das erste: mit einigen Worten beim Jahresempfang der Landespressekonferenz.

 

Sie brauchen jetzt nicht heimlich in Ihren Kalendern zu scrollen: Es kommt terminlich nicht genau hin. Voriges Jahr war es am 21. März, zum Frühlingsbeginn, jetzt etwas später. Wahrscheinlich wollte man mich nicht in die Falle locken zu sagen: Ich beginne den zweiten Frühling meiner Amtszeit. 

 

Vielen Dank dafür. Ansonsten haben Sie es mir diesmal nicht leicht gemacht. Als medienaffiner Mensch versorgt man sich ja ständig hier und da mit Informationen. Manche davon eignen sich auch für Redenanfänge. Leider gilt das nicht für die Webseite der Landespressekonferenz Hamburg, zumindest nicht für den Navigationspunkt News. Da steht nämlich nichts.

 

Unter Fotogalerie, ja, da stehen Fotos, und zwar vom vorigen Jahresempfang. Wir waren alle da, und recht freundlich.

 

Aber nichts unter News, das gibt zu denken. Schon bei Gründung der LPK 1959 sollen ja einige Verlage gebremst haben, weil sie fürchteten, da könnte ein Informationsbasar entstehen, und an Markttagen würden intelligente Fragen der eigenen Redakteure vielleicht die Redakteure der anderen Verlage auf Nachfrage- und Recherche-Ideen bringen, die sie sonst nicht hätten.

Gibt es deshalb keine News? Die Sorge war aber doch unbegründet. Ich meine, offensichtlich unbegründet, weil sonst würden ja alle stumm dasitzen bei der LPK und niemand würde eine intelligente Frage stellen aus Angst vor Nachahmern. So ist es aber eindeutig nicht.   

 

Überhaupt, und ganz im Ernst, ist manches anders unter Journalisten als der Laie manchmal denkt. Auch zwischen Journalisten und Politikern. Jenseits aller, sich am heutigen Tag vielleicht  anbietenden Anekdoten;

 

und auch jenseits aller gegenseitigen Versicherungen, wie zivilisiert man doch trotz scharfen Meinungsstreits letzten Endes miteinander arbeitet und auskommt; 

 

jenseits solcher, vielleicht etwas abgegriffenen Wahrheiten wage ich doch folgende Aussage:

 

Es ist ein gutes Gefühl, so einer eL-Pe-Ka Rede und Antwort zu stehen. Und ihr die Pläne und Vorstellungen des Senats zu erläutern. Ich weiß, dass manche sich das öfter wünschen als es bisher geschehen ist. Ich auch!  Es ist deshalb ein gutes Gefühl, weil man weiß: Die anwesenden Journalisten sind die unterschiedlichsten Charaktere, sie haben unterschiedliche politische und überhaupt Profile, mit manchen würde man gern einen Kaffee trinken, mit anderen nicht mal einen Lebertran.         

 

Die Weisheit haben die meisten so wenig mit Löffeln genossen wie man selbst.

 

Aber sie alle haben die Chance, ihre Arbeit gut zu machen. Intelligente Fragen zu stellen oder erstmal nicht zu stellen, weil der Kollege ja mithört, oder die Kollegin. Texte zu schreiben, nach deren Lektüre oder Anhören man im besten Falle ein bisschen schlauer ist als vorher. Sie haben die Chance, Ihrem Auftrag gerecht zu werden, den sie von der Öffentlichkeit haben.

 

Klingt es zu banal, von einem Dienstleistungs-Auftrag zu sprechen? Ich finde nicht. Ich glaube ganz im Gegenteil: Diejenigen, die inzwischen glauben, sie bräuchten diese Dienstleistung nicht, wo es doch das Internet gibt, werden ihren Irrtum noch bemerken. Im World Wide Web laufen viel Nutzer Gefahr, sich zu verheddern.

 

Ich nutze es selbst leidenschaftlich, insofern hat dies nichts mit Generation Schallplatte zu tun. Aber ich halte es für einen fatalen Irrtum zu glauben, man könne mit Hilfe einiger Maus- oder Handyclicks jederzeit selber in der globalen Rohdatenflut den Kopf über Wasser behalten und die ordnende, strukturierende, auch kommentierende Funktion gelernter Journalisten sei verzichtbar. Ist sie nicht.

 

Das meine ich mit Dienstleistung. Den Auftrag können Sie alle erfüllen und gut erfüllen, die Chance haben Sie. Nicht alle unter den gleichen Bedingungen insofern, als es sich mit einem großen Verlagshaus im Rücken anders arbeitet als wenn man frei schwebender Freischaffender ist. Ich sage anders; ob besser oder schlechter, können Sie besser beurteilen.

 

Ich  kann mir vorstellen, dass es in großen Verlagshäusern mehr Ressourcen gibt und mehr Häuptlinge pro Indianer, mit allzeit gezücktem Rausredigierstift.

 

Trotzdem: Sie können den Auftrag alle erfüllen, Ihre Arbeit gut machen, dem Rausredigierer ein bis dahin astreines Manuskript vorlegen. Sie können das tun, ohne Repressalien zu befürchten, und wenn Sie für Ihren Artikel oder Ihre Sendung bei der Partei in Ungnade fallen bei welcher auch immer dann können Sie darüber spotten.   

 

Sie entscheiden also selbst, ob Sie Ihre intelligenten Fragen stellen oder aus taktischen Gründen nicht stellen wollen. Sie entscheiden selbst, welche Teile der hoffentlich intelligenten Antwort Sie in welcher Weise zitieren wollen und welche Ihnen weniger relevant scheinen.

 

Und ich sage Ihnen, wenn das nicht so wäre, hätte ich viel weniger Lust, einer LPK Rede und Antwort zu stehen, und ihr die Pläne und Vorstellungen des Senats zu erläutern, als es jetzt der Fall ist.

 

Etliche von Ihnen waren dabei, als wir voriges Jahr ein grandioses, dynamisches, optimistisches Land mit enormen Wachstumsraten besucht haben. Für Journalisten ist die Arbeit dort, trotz deutlicher Lockerungen, bisher noch sehr viel schwieriger. Aber es wird auch auf dem Gebiet auch dort einen Wandel geben.

 

Meine Damen und Herren,

 

über den Medienstandort Hamburg habe ich voriges Jahr gesprochen. Diesmal genügen vier Sätze: Es ist unserer Stadt gelungen, sich zu einem europaweit anerkannten Standort einer vielgestaltigen Kommunikationsindustrie zu entwickeln. Alle Medienzweige sind mit wirtschaftlich starken Anbietern in Hamburg vertreten, das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Weit über 100.000 Medienschaffende sind in mehr als 21.000 Unternehmen hier tätig. Deren Rahmenbedingungen weiter zu verbessern, bleibt ein Schwerpunkt des von mir geführten Senats und des ein Jahr alten Amtes Medien.

 

Die Medienwirtschaft ist ein Standbein dessen, wohin sich Hamburg entwickeln soll: zu einer großen Stadt in Europa. Zu einer Stadt, die den Hoffnungen und Erwartungen ihrer Bewohner derer, die schon da sind, und derer, die neu ankommen auf ein gutes Leben gerecht werden. Zu einer Ankunftsstadt. 200.000 zusätzliche Stadtbürger seit Anfang der 1990er Jahre zeugen davon, dass wir auf gutem Weg dorthin sind.

 

Alle sollen die Möglichkeit haben, an dem teilzunehmen, was brausendes Leben in einer großen europäischen Stadt ist. Und einer Metropolregion mit demnächst fünf Millionen.   Dass dazu ein erstklassiges Medienangebot gehören muss, versteht sich von selbst.

Ihre Kollegin Christiane Grefe zitiert in der Zeit den indischen, jetzt in New York lebenden Autor Suketu Mehta wie folgt:

 

Flüchtlinge aus Pakistan (...) und etwa gleichzeitig progressive Dichter und Schriftsteller aus Nordindien zog es in den Süden. Gemeinsam schufen sie diese einzigartige Kinowelt Bollywood. So etwas passiert nur in Städten.

 

Ich will jetzt nicht sagen: Nehmen Sie sich als Medienschaffende ein Beispiel daran. News, allerdings, auch die ereignen sich in Städten mehr als anderswo. Ich bin gespannt auf Ihre weitere Arbeit damit. Und übrigens, die Information über die Gründung de LPK 1959, die habe ich natürlich doch von Ihrer Webseite. 

 

Vielen Dank!



 

Es gilt das gesprochene Wort.