arrow-left arrow-right nav-arrow Login close contrast download easy-language Facebook Instagram Telegram logo-spe-klein Mail Menue Minus Plus print Search Sound target-blank X YouTube
Inhaltsbereich

Detail

22.11.2012

Konferenz German Renewables

Konferenz German Renewables

 

Vielen Dank Frau Heller,

sehr geehrter Herr Rispens,

sehr geehrter Herr Westhagemann,

meine Damen und Herren,

 

zur Konferenz German Renewables 2012 heiße ich Sie alle in unserer Stadt willkommen. Und ich beglückwünsche das Cluster Erneuerbare Energien Hamburg, dass es so ein hochkarätig besetztes Forum zusammengebracht hat, um die drängenden Fragen der Energieversorgung und der Energiewende zu diskutieren.

 

Konkret zu diskutieren, das gefällt mir besonders, denn auch und gerade wenn es um Zukunftsfragen geht, dürfen wir uns nicht im Allgemeinen verlieren. Die stellen sich nämlich heute schon. Die Münchnerinnen und Münchner haben vor einer Woche zu spüren bekommen, was es heißt, wenn einmal die Stromversorgung einer Stadt ziemlich radikal ausfällt, und sei es nur für Stunden wegen eines Brandes.

 

Als unbedingtem Befürworter und Mit-Anschieber der Energiewende in Deutschland fällt es mir natürlich nicht ein, in den Chor der Unken einzustimmen. Ich meine diejenigen, die es gern grundsätzlich in Frage stellen, ob die Substitution der wegfallenden Atomstrom-Anteile überhaupt gelingen kann, ohne dass entweder die Versorgungssicherheit leidet oder Deutschland womöglich auf verstärkten Stromimport setzen muss.

 

Ich glaube das nicht, und zwar deshalb nicht, weil mich das Konzept des Umstiegs in eine weitgehend regenerative Energiewirtschaft nicht nur von der Idee her überzeugt die ja nicht neu ist , sondern weil ich auch überzeugt bin, dass wir über das Potenzial an Ingenieurskunst und Einfallsreichtum schon lange verfügen, das jetzt zum Zuge kommen muss, um zum Beispiel den Strom aus norddeutschen Windparks besonders offshore dorthin zu bringen, wo er gebraucht wird.

 

Was da jetzt und in naher Zukunft zu tun ist, wird in der Fachwelt und Öffentlichkeit erfreulich intensiv diskutiert. Hamburg hat sich eingemischt, auf der politischen und fachlichen Ebene.

 

Wichtige Arbeit leisten Hamburger Cluster und Behörden, zum Beispiel im Rahmen der Plattform Erneuerbare Energien des BMU.

 

Wir haben im Schulterschluss mit den norddeutschen Nachbarländern klare Vorstellungen entwickelt, mit denen wir in den Energiegipfel mit den Ministerpräsidenten und der Bundesregierung gegangen sind. Und ich bin erleichtert, dass sich die Bundesregierung das Konzept der Länderchefs zum Ausbau der erneuerbaren Energien zu eigen gemacht hat, auch wenn es weiterhin an etlichen Stellen an einer konkreten Beschleunigung des Netzausbaus fehlt. 

 

Hamburg setzt sich mit seinen Nachbarn besonders für die Offshore-Windenergie ein, die natürliche Stärke unserer Region mit einem Riesenpotenzial für Innovation und Wachstum der regionalen Wirtschaft und Beschäftigung. Im Rahmen der Diskussionen um das Dritte Gesetz zur Änderung energiewirtschaftlicher Vorschriften haben wir die Klärung von Haftungsfragen bei Netzanschluss und -betrieb vorangebracht. 

Und wir haben uns klar hinter das Erneuerbare-Energien-Gesetz und den Einspeisevorrang für die Erneuerbaren gestellt. 

 

Ich war in Oslo und habe in den dortigen Gesprächen bestätigt gefunden, dass ein konsequenter Netzausbau auch über die Grenzen der europäischen Staaten hinweg wichtig ist wenn etwa norwegische, aus Wasserkraft gewonnene Energie nach Deutschland kommen soll. Oder wenn umgekehrt in Norddeutschland produzierter Strom aus Windkraft nach Skandinavien fließen soll.

 

Die Bedeutung der Übertagungsnetze kann gar nicht überschätzt werden. Wir brauchen leistungsfähige Übertragungsnetze von Nord nach Süd. Jeder, der auf Autarkie setzt, hat ein wichtiges Thema der Energiewende nicht verstanden.

 

Ja, es sollen neue Kapazitäten auch für Onshore-Windstrom im Süden entstehen. Aber das wird nicht reichen. Es gibt kein Entweder / Oder. Die industriellen Strukturen in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen sind auf eine Anbindung an die leistungsfähigen Windstrom-standorte angewiesen. Alles andere wäre eine riskante Wette, die schief gehen kann, wenn 2022 das letzte Atomkraftwerk abgeschaltet ist.

 

Es ist wie mit der Green Battery in Norwegen. Wegen der Eigenart der Erneuerbaren Energien, von wechselnden Umweltbedingungen abhängig zu sein, verlangt die Energiewende ein leistungsfähiges großes Verteilnetz.

 

Übrigens verlangen das auch unsere Nachbarn, zum Beispiel Polen, die regelmäßig zum Beispiel bei Starkwindereignissen vom Stromüberschuss aus Deutschland überschwemmt werden. 

 

Meinerseits konnte ich in Norwegen darstellen, mit welchen Maßnahmen Hamburg die Energiewende angeht namentlich mit dem Ausbau von Energiespeichern und moderner Technologie, zum Beispiel dem entstehenden Gas- und Dampfkraftwerk.

 

Meine Damen und Herren,

dies ist jetzt die Stelle, die man im Konzertsaal als Kadenz bezeichnen würde: die Improvisation, die dem Solisten die Möglichkeit gibt, sich von der Partitur zu lösen und zu zeigen, dass er sich in das Thema hineingedacht hat. Ich werde mich auf wenige Takte beschränken:

 

Die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie. Vor dem Hintergrund der Energiewende bekommt diese eine ganz besondere Bedeutung. Energie aus erneuerbaren Quellen, hier im Norden besonders aus der Windkraft, können wir mit ihr besser nutzen. Wind in Wasserstoff und Methan umzuwandeln, dieses Vorgehen speichert Energie, die gerade nicht benötigt wird. Und es kann künftig auch in der Mobilität, in Bussen und Pkw, genutzt werden und die Umwelt entlasten.

 

Die Nachfrage nach Strom richtet sich nicht danach, ob gerade Wind weht oder nicht. Deshalb müssen wir Speicher bauen. Hamburg wird das ist unser Part der Energiewende auf dem Gebiet voran gehen und an den Kraftwerkstandorten innovative Speichertechnik installieren und testen: Wind zu Wärme und Power to Gas.

 

Wir haben uns entschieden, die Energiewende in Hamburg zusammen mit den Energieversorgern zu vollziehen. Wir haben sie mit ins Boot geholt. Wir kombinieren unser Wissen, unsere Kompetenz. Unsere Vereinbarungen mit den Unternehmen sind mehr als ein Teilrückkauf der Versorgungsnetze für Strom, Gas und Fernwärme. Viel mehr! 

 

Sie sind Basis dafür, dass Hamburg die Energiewende schafft. Sie sind Voraussetzung dafür, dass den Hamburger Kunden auch künftig Energie und Wärme in ausreichender Menge zu bezahlbaren Preisen zur Verfügung steht. 

 

Und die Vereinbarungen zur Hamburger Energiewende helfen, Hamburg als Zentrum für innovative Technik im Energieerzeugungsbereich weiter zu stärken. Viele Unternehmen aus diesem Bereich haben ihren Sitz in unserer Stadt.

 

Damit kehre ich zur Windenergie zurück, auf die Hamburg und seine Metropolregion sehr bewusst setzen. Da geht es um Hightech, es geht unmittelbar um die Kompetenz, moderne Technik in Deutschland im europäischen Rahmen zu entwickeln und anzuwenden.

 

Als Windkraft-Hauptstadt Deutschlands sind wir durch die Entscheidung zahlreicher Firmen aufgewertet worden, dass sie ihre europäischen Headquarters, ihre Forschungs- und Entwicklungszentrale für die Windindustrie in Hamburg eröffnet haben und es noch tun werden.

 

Meine Damen und Herren, 

das waren die wichtigsten fünf Punkte und das Leitmotiv fasst sie so zusammen:

 

Hamburg hat eine ideale Lage und ein großes Interesse daran, Teil eines europaweiten smart grids zu  sein, eines intelligenten Netzes in jeder Bedeutung des Begriffs. Mit unserer eigenen Hamburger Energiewende haben wir den Kurs abgesteckt, wie wir Strom aus Atomkraftwerken ersetzen, den erneuerbaren Energien Vorrang geben und uns in die Lage versetzen, Energie zu speichern und dann verfügbar zu machen, wenn sie gebraucht wird.

 

Die Hauptstadt der großen brachliegenden, windumtosten Flächen sind wir nicht. Trotzdem müssen wir auch selbst etwas vorzeigen können.

 

Der Senat hat das Ziel, die Windenergie-Leistung in Hamburg von gut 50 auf deutlich über 100 Megawatt auszubauen und dafür schaffen wir die Rahmenbedingungen. In neuen Eignungsgebieten für Windenergie im Flächennutzungsplan soll vor allem das Repowering von Windenergieanlagen ermöglicht werden.

 

In unserem ländlichen Stadtteil Curslack soll im Zusammenhang mit dem dortigen Windpark das Windlabor der Hochschule für Angewandte Wissenschaften im Rahmen des Projekts Energiecampus entstehen. Die Möglichkeit, direkt an zwei Anlagen des Parks zu forschen und zu lehren, wird in dieser Form deutschlandweit bislang einmalig sein.

 

Selbstverständlich spielen auch Photovoltaik, Solarthermie und Biomasse in Hamburg eine wichtige Rolle. Zahlreiche Unternehmen dieser Branchen haben sich in Hamburg niedergelassen und die Hamburger Hochschulen widmen sich diesen und verwandten Themen wie Elektromobilität oder Netzintegration und Speichertechnologien sehr  intensiv. 

 

Wirtschaft und Wissenschaft besser zu vernetzen und gemeinsame Projekte in Gang zu bringen, ist eine wichtige Aufgabe des Clusters Erneuerbare Energien.

 

Dieses vernetzt seit zwei Jahren Unternehmen, Hochschulen und Verbände aus der Erneuerbare-Energien-Branche in Hamburg und der Metropolregion. Ich weiß, dass sich das Cluster sehr gut entwickelt hat und seine Mitglieder-Zahl auf gut 170 gestiegen ist.

 

Über Aktivitäten und Erfolge werden sie im Rahmen und am Rande dieser Konferenz ausgiebig sprechen. Herr Rispens hat mich vor einigen Wochen auf eine Delegationsreise nach Indien begleitet und wir konnten auch dort das wachsende Interesse an dem wirtschaftlich wie klimapolitisch wichtigen Thema verzeichnen. 

 

Meine Damen und Herren,

gespannt bin ich wie Sie, wer den ‚Renewable Energy Award‘ erhält, der in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben wird, in zwei Kategorien: Studentenpreis und Lebenswerk.

 

Ich finde, das bildet sehr schön ab, worum es in der Wissenschaft geht. Studenten sind ja, frei übersetzt, Eiferer natürlich nicht im politischen Sinn, sondern in der Weise, dass sie sich jahre-, vielleicht lebenslang in ihr Thema verbeißen, mit heißem Bemühn, wie der Dichter den Faust sagen lässt. Zum Beispiel in die erneuerbaren Energien.

 

Und sollte es uns vielleicht nicht zu heißem Bemühn, zu produktivem Eifer veranlassen, wenn wir bedenken, dass schon vor mehr als hundert Jahren vernünftige Leute dazu geraten haben, sich über die unmittelbare Nutzung der Sonnenenergie zur Stromerzeugung Gedanken zu machen? Statt die Windenergie und Wasserkraft den Müllern zu überlassen, für die Industrie, die Haushalte und die Straßenbahn hingegen nur Kohle zu verbrennen?    

 

Die heutigen Preisträger sind da, denke ich, ein gutes Stück weiter gekommen und ich beglückwünsche sie und die Jury schon jetzt. Ich würde mich freuen, wenn es gelänge, den Preis in den folgenden Jahren zu einem national und international renommierten Preis und damit Aushängeschild für das Cluster zu entwickeln. Schon im nächsten Jahr sollen ja weitere Kategorien für Auszeichnungen ausgelobt werden.

 

Dem heutigen Kongress wünsche ich inhaltsreiche Diskussionen und Erkenntnisse, die der europäischen, deutschen, auch der Hamburger Energiewende nützen. Vielen Dank.

 
Es gilt das gesprochene Wort.