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12.03.2015

"Meine Sportlehrer würden sich wundern" Interview mit der "Zeit"

"Meine Sportlehrer würden sich wundern" Interview mit der "Zeit"

 

"Die Zeit": Herr Bürgermeister, wann haben Sie zuletzt Sport gemacht?

Olaf Scholz: Ich bin gestern vor der Senatssitzung auf der Alster rudern gewesen.

 

"Die Zeit": Müssen Sie sich zum Sport überwinden?

Olaf Scholz: Nicht mehr.

"Die Zeit": Sie waren ein sportlicher Spätstarter. 

 

Olaf Scholz: Ich war immer ein sehr guter Schüler, aber total unsportlich. Das hat sich erst mit 40 geändert.

"Die Zeit": Was hat Sie damals zum Sport motiviert?

Olaf Scholz: Meine Frau hat gesagt: Mach mal!

"Die Zeit": Herr Scholz, dies soll ein sportliches Interview werden. Lassen Sie uns ein Match austragen, wir sagen Ihnen Satzanfänge, Sie ergänzen. Erster Satz: Meine Gegner müssen sich warm anziehen, weil ...

Olaf Scholz: ... ich eine gute Kondition habe.

"Die Zeit": Wenn ich Sportler bei den Olympischen Spielen wäre ...

Olaf Scholz: ... wäre ich ehrgeizig und würde trotzdem sagen: Es ist das Wichtigste, dabei gewesen zu sein.

"Die Zeit": Eine gute Mannschaft überzeugt mit ...

Olaf Scholz: ... Teamgeist.

"Die Zeit": Meine Sportsfreunde sind ...

Olaf Scholz: Joggen und Rudern sind Sportarten, die man auch alleine machen kann. Ich mache ja keinen Mannschaftssport. 

 

"Die Zeit": Was sagt das über Sie aus?

Olaf Scholz: Nix.

"Die Zeit": Nächster Satz: Im Fluss bin ich ...

Olaf Scholz: Auf dem Fluss bin ich, wenn ich rudere zum Beispiel.

"Die Zeit": Das war nicht die Frage. Wann sind Sie im Fluss?

Olaf Scholz: Beim Schwimmen. Aber das habe ich schon länger nicht mehr gemacht. Beim Rudern habe ich allerdings trainiert, was man macht, wenn man reinfällt.

"Die Zeit": Und was macht man dann?

Olaf Scholz: Das Skiff aufrichten. Die Skulls festhalten. Sich mit dem Oberkörper auf das Ruderboot robben, sich mit beiden Beinen wie auf ein Pferd setzen, erst dann die Beine reinziehen. Sonst kippt man wieder um.

"Die Zeit": Was mögen Sie am Rudern?

Olaf Scholz: Es ist eine tolle Bewegung, man bewegt dabei den ganzen Körper. Außerdem gefällt mir, dass man die Stadt noch einmal ganz neu wahrnimmt. Das historische Hamburg ist ja entlang der Wasserläufe gebaut. Das nimmt man erst richtig wahr, wenn man diese Wege einmal mit dem Ruderboot nachvollzieht. Dann kann man sich vorstellen, wie Männer da früher Lasten transportiert haben.

"Die Zeit": Wenn mir etwas aus dem Ruder läuft ...

Olaf Scholz: Och, das passiert nicht oft.

"Die Zeit": Ins Schwitzen gerate ich, wenn ...

Olaf Scholz: ... ich jogge oder rudere. Nicht in der Politik.

"Die Zeit": Denken Sie beim Sport an Politik?

Olaf Scholz: Nö, ich denke überwiegend an nichts.

"Die Zeit": Das glauben wir Ihnen nicht.

Olaf Scholz: (lacht)

"Die Zeit": Bei meinen letzten Bundesjugendspielen ...

Olaf Scholz: ... war ich ganz schlecht. Meine Sportlehrer würden sich wundern, wenn sie meine heutigen Aktivitäten betrachten.

"Die Zeit": Wie oft machen Sie Sport?

Olaf Scholz: Ich gehe einmal in der Woche rudern, zweimal laufen. Klappt ganz gut. Muss aber in den Kalender geschrieben werden, weil das sonst untergehen würde.

"Die Zeit": Sportsgeist bedeutet für mich ...

Olaf Scholz: ... Gelassenheit und Fairness.

"Die Zeit": Meine bitterste Niederlage war ...

Olaf Scholz: Da ich nicht nachtragend bin, vergesse ich die immer wieder.

"Die Zeit": Letzter Satz: Ich bin ein guter Verlierer weil ...

Olaf Scholz: ... man nicht immer gewinnen kann. Es ist gut, sich darüber klar zu sein und gelassen zu bleiben.

 

Das Interview führten Hanna Grabbe und Oliver Hollenstein.