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16.05.2012

Mitgliederversammlung des Bundesinnungsverbandes des Gebäudereiniger-Handwerks

 

Sehr geehrter Herr Kuhnert,

sehr geehrter Herr Dr. Reimers,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

Ein deutsches Sprichwort lautet: Wer trübe Fenster hat, dem erscheint alles grau. Viele Firmen des Gebäudereiniger-Handwerks werben damit in Anzeigen, auf Fahrzeugen oder auf ihren Webseiten.

 

Ich würde noch einen Schritt weiter gehen und behaupten: Wer trübe Fenster hat, der versinkt bald im Chaos. Denn allzu gern werden ja Fensterbänke als Ablagefläche benutzt. Davon können Fensterputzer ein Lied singen.

 

In den Hamburger Behörden ist das Problem dadurch gelöst worden, dass spätestens eine Woche vorher der Termin großflächig angekündigt und auch über den Flurfunk bekannt gemacht wird. Da Handwerker ihren Arbeitstag gern früh beginnen, sieht man am Abend vorher zahlreiche Mitarbeiter Überstunden machen, um ihre Akten und Zeitungsstapel ordentlich abzulegen und den Ficus Benjamini beiseite zu schieben.

 

Auf diese Weise entsteht alle paar Wochen neuer Durchblick, und zwar im doppelten Sinn. Hamburgs Rathaus, und alle anderen Behörden, wissen das zu schätzen.

 

Meine Damen und Herren, 

Ich heiße Sie als Mitglieder des Bundesinnungsverbandes des Gebäudereiniger-Handwerks in Hamburg willkommen und überbringe Ihnen die Grüße des Senats.       

 

Sie stehen für einen echten Zukunftsberuf. Denn mitnichten haben nur Branchen wie IT, Social Media oder Games, die Programmierung von Computerspielen, gute Perspektiven die auch, aber nicht nur. Eine Zeit lang galt Richard Florida und die Idee einer creative class als Zukunft der Städte. Doch mit dem Aufstieg dieser kreativen Klasse ist es auch nicht so weit her. Wir können nicht alle Capuccino trinken. Irgendwer muss ihn auch herstellen. 

 

Natürlich ist das Gebäudereiniger-Handwerk für den Norden aus mehreren Gründen wichtig. Allein die schiere Größe der Branche und ihre Beschäftigtenzahl 530.000 bundesweit, davon 62.000 im Gebiet der Landesinnung Hamburg / Mecklenburg-Vorpommern [die heißt so] beeindruckt immer wieder diejenigen, die im Alltag womöglich denken: Klar, die gibt es ja auch noch.

 

Klar ist richtig, wegen des Durchblicks, aber auch noch ist falsch. In dieser Branche wird hoch professionell gearbeitet und der Nutzen für die Kunden ist sofort sichtbar. Es ist, besonders wenn man an die Fassadenreinigung denkt, keine ganz einfache und gefahrlose Tätigkeit. Dass es sich auch um einen sehr wichtigen Wirtschaftsfaktor handelt und dass das überhaupt für das ganze Handwerk gilt versteht sich von selbst.

 

530.000 Gebäudereiniger, das sind mehr als ein Prozent aller Beschäftigten in Deutschland. Und damit ist dieses Handwerk das beschäftigungsstärkste im ganzen Land.

 

Das Spektrum der angebotenen Dienstleistungen ist breit gefächert. Qualifizierte Fachkräfte sind gefragt.

 

Sie wissen: Die ersten Gebäudereiniger-Innungen gab es schon im Jahr 1921. Dreizehn Jahre später wurde die Gebäudereinigung als Vollhandwerk anerkannt. Seitdem haben sich die Rahmenbedingungen sehr verändert, hat das Handwerk viele Wandlungen erfahren.

 

Zum Aufgabengebiet von Gebäudereinigern gehört jedes Element an und in einem Bauwerk: von Fassaden und Fenstern über Fußböden bis hin zu Einrichtungsgegenständen. Um für jedes Material das richtige Reinigungsverfahren anwenden zu können, braucht es umfassendes Wissen über Wirkungsweise der Reinigungsmittel und die Besonderheiten der unterschiedlichen Materialien.

Deshalb  spielen wie in allen Handwerksberufen Aus- und Weiterbildung eine wesentliche Rolle.

 

Die professionelle Reinigung erfordert von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern heute viel Know-how: über Chemie, Ressourcen schonenden Einsatz von Reinigungsmitteln, Arbeitsplatzsicherheit, aber auch die Fähigkeit zur Gefahrenanalyse. Daher ist eine gute Aus- und Weiterbildung das Rüstzeug für die zunehmenden Herausforderungen in diesem Beruf.

 

Gerade die Ausbildung junger Leute ist eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe, um den hohen Standard unserer Wirtschaft zu erhalten. Hamburg hat sich vorgenommen, auf diesem Gebiet voran zu gehen.

 

Wie wichtig die Nachwuchsqualifizierung ist, wissen Sie am besten. Der Senat stellt 400.000 Euro aus dem Europäischen Sozialfonds und dem eigenen Haushalt bereit, um an Stadtteilschulen und Gymnasien handwerkliche Praxiskurse bis Ende nächsten Jahres zu finanzieren. 80 Schulen und 3.000 Handwerksbetriebe machen beim Projekt Serviceagentur Anschluss Handwerk mit.

 

Auch und besonders wollen wir Jugendliche unterstützen und fördern, damit niemand seine Ausbildung abbrechen muss, obwohl er eigentlich das Zeug zum Handwerker hat. Hier hinein wird eine Viertelmillion Euro fließen.

 

Bildung und Ausbildung: Hamburg will Jeder und Jedem den eigenen Weg und das Vorankommen ermöglichen. Niemand darf ohne ordentlichen Schul- und Berufsabschluss zurückbleiben. Wir wollen dafür sorgen, dass jeder die Chance auf einen solchen Abschluss hat und damit die Chance, auf eigenen Füßen zu stehen und beruflichen Erfolg zu haben. Das ist ein wesentlicher Bestandteil solidarischer Politik.

 

Mehr als 15.000 Handwerksbetriebe hat Hamburg. Sie sind ein unverzichtbarer T-Träger unserer Stadt und ihres Wirtschaftslebens und einer der größten Arbeitgeber. Sie brauchen und verdienen verlässliche, attraktive Rahmenbedingungen und dem dient auch der Masterplan Handwerk 2020.

Mit ihm haben wir das Versprechen eingelöst, dem Handwerk eine zentrale Bedeutung im Rahmen unserer Mittelstandspolitik zu geben.

 

Qualitätspolitik, Fachkräfte, Ausbildung, Gewerbeflächen für Handwerksbetriebe, Umwelt, Vergabe, Förderprogramme für das Handwerk, Existenzgründung und Betriebsnachfolge das sind die wesentlichen Bereiche.

 

Das Gebäudereiniger-Handwerk ist in mancherlei Beziehung vorbildlich. Leistungsstarke, qualitätsorientierte Betriebe; ihre Bereitschaft und Fähigkeit, die Herausforderungen des Marktes zu erkennen und unternehmerisch zu bewerten; und nicht zuletzt eine gezielte Diversifizierung der Leistungsangebote haben es zu einem modernen Dienstleistungshandwerk und zu einem interessanten und sicheren Arbeitgeber gemacht.

 

Das bedeutet natürlich auch: zu einem Arbeitgeber, für den Arbeitssicherheit, soziale und Umweltstandards, vor allem: ordentliche Löhne für ordentliche Arbeit selbstverständlich sind. 

 

Am 9. März 2007 hat der Deutsche Bundestag auf Betreiben der damaligen Bundesregierung die Gebäudereiniger-Branche in die Bestimmungen nach dem Arbeitnehmerentsendegesetz aufgenommen. Damit gilt seit fünf Jahren ein tariflicher Mindestlohn, der inzwischen viermal neu ausgehandelt und tarifvertraglich festgelegt worden ist. Seit zwei Jahren gibt es die Zweite Verordnung über zwingende Arbeitsbedingungen in der Gebäudereinigung, wodurch die Mindestlöhne allgemeinverbindlich geworden sind.

 

Sie wissen, dass ich mich seit Jahren für Mindestlöhne stark mache. Der unterdessen gelungene Durchbruch bei den Mindestlöhnen, die Ausweitung der Branchen im zweiten Schritt für die Mindestlöhne gelten, wäre mir ohne die Pionierleistung der Gebäudereiniger nicht gelungen.

Meine Damen und Herren,

Hamburg hat traditionsgemäß eine breit diversifizierte Wirtschaftsstruktur, die durch Inhaberunternehmen geprägt ist. Davon entfielen 15 Prozent der Hamburger Handwerkstriebe 2010 auf die Gebäudereiniger.

Hamburg legt Wert auf seine und weltoffene Ausstrahlung, unzählige Events und kulturelle Aktivitäten. Einzigartig ist die Vermischung maritimer Traditionen und großstädtischer Atmosphäre. Dabei ist Hamburg geprägt durch zahllose Wasserflächen und viel Grün. Sie machen das besondere Flair aus und ziehen viele junge Leute hierher.

 

Dabei ist eines sicher: Ohne kleine und mittlere Betriebe wäre die beeindruckende Entwicklung in den letzten Jahren nicht möglich gewesen. Und ohne die zahlreichen Gebäudereiniger wäre unsere Stadt nicht so schön.

 

Ich wünsche Ihnen eine weiterführende Mitgliederversammlung und einen angenehmen Aufenthalt in Hamburg. 

 
 
Es gilt das gesprochene Wort.