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08.11.2012

Rede anlässlich der Einbürgerungsfeier im Hamburger Rathaus

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg heiße ich Sie herzlich willkommen zu unserer Einbürgerungsfeier hier im Großen Festsaal des Rathauses Ihres Rathauses: ein festlicher Rahmen für einen festlichen Anlass.

 

Eine neue Staatsbürgerschaft zu bekommen, ist eine bedeutende Zäsur im Leben. Die Staatsbürgerschaft wird schnell Teil unserer Identität.

 

Zur Identität Hamburgs gehörte seit jeher, für Einwanderungswillige offener zu sein als viele andere Städte. Schaut man in der Geschichte zurück, stellt man fest: Die Einwanderer machten Hamburgs Entwicklung zur multikulturellen Weltstadt von heute erst möglich.

 

1490 etwa war kein einziger der vier amtierenden Bürgermeister in Hamburg geboren. Als die Hanse 1497 vorschrieb, das Bürgerrecht und die Genehmigung für ein Gewerbe Fremden aus Nicht-Hansestädten vorzuenthalten, umging das der Rat der Stadt 1567 durch den Abschluss eines speziellen Fremdenkontrakts mit den englischen Textilkaufleuten, den sogenannten Merchants Adventurers.

 

1605 erhielten auch Zuwanderer aus den spanischen Niederlanden und andere Gruppen einen ähnlichen Vertrag. 1638 wurde für den Abschluss solcher Kontrakte sogar eigens eine besondere Kommission eingesetzt.

 

Sicher, das hatte vor allem wirtschaftliche Gründe: Handel und Gewerbe sollten möglichst unbeschränkt gedeihen können. Dazu gehörte aber auch die gesellschaftliche Integration der Neubürgerinnen und Neubürger, um die sich die Stadt aus innerer Überzeugung kümmerte. Und bis heute ist Hamburg eine Ankunftsstadt geblieben.

 

Wie stolz Hamburg auf seine Weltoffenheit ist, wird immer wieder betont, und auch ich erinnere gern daran. Ich sage aber auch: Wir Hamburger müssen uns diesen Ruf stets aufs Neue erarbeiten.

 

Seit Jahrhunderten kamen Frauen und Männer aus allen Ländern nach Hamburg, und viele sind geblieben. Heute kann Hamburg auch auf seine Vielfalt stolz sein, die unsere Stadt und unser Land insgesamt bereichert: Mehr als 180 Nationen sind bei uns vertreten. Und jeder, der sich entschließt hierzubleiben, bringt eigene Vorstellungen mit, seine eigene Geschichte, individuelle Begabungen und Talente.

 

Hier selbstbestimmt zu leben, zu arbeiten, sich etwas aufzubauen inmitten einer Großstadt mit hervorragender Infrastruktur, Kultur und Natur, und auch den eigenen Kindern den Weg in eine gute Zukunft zu ermöglichen: das wünschen sich wohl alle Neubürgerinnen und Neubürger. Und wir laden alle ein, die hier dauerhaft bleiben möchten und sich zu den Werten des Grundgesetzes und der Verfassung unserer Stadt bekennen, Deutsche zu werden. Im ersten Halbjahr 2012 erhielten fast so viele Ausländer einen deutschen Pass wie im ganzen Jahr zuvor: Das ist das ermutigende Ergebnis, der messbare Erfolg der Integrationspolitik des Senats.

 

Gut eine halbe Million Hamburgerinnen und Hamburger haben einen Migrationshintergrund, um dieses sperrige Wort zu gebrauchen. Das heißt: Entweder sie, ein Elternteil oder beide Eltern sind zugewandert. Viele von ihnen besitzen eine andere Staatsbürgerschaft, doch 137.000 leben schon so lange in Deutschland, dass sie die Voraussetzungen für eine Einbürgerung erfüllen.

 

Möglichst viele von denen, die noch keine Deutschen sind, wollen wir für die Idee gewinnen, Deutsche zu werden, und ich freue mich sehr, dass Sie, meine Damen und Herren, unserer herzlichen Einladung gefolgt sind. Ich bin überzeugt, Sie werden Ihren Entschluss nicht bereuen.

 

Denn eine neue Staatsbürgerschaft verlangt keineswegs, seine Wurzeln zu vergessen. Im Gegenteil: Sich bewusst und auch ganz offiziell in eine Gemeinschaft einzufügen, der Sie ja schon lange angehören und sich zugehörig fühlen, mit Ihrem lebensgeschichtlichen Hintergrund, Ihrer Erfahrung und Ihrem ganz eigenen Naturell, das hilft uns allen, unseren Horizont zu erweitern; das Spektrum dessen, was vermeintlich oder tatsächlich deutsch ist, lebendig weiterzuentwickeln.

 

Der Senat steht dabei an Ihrer Seite. Wir grenzen niemanden aus und lassen keinen zurück. Wir sorgen dafür, dass alle, die hier leben, eine faire Entwicklungschance bekommen.

 

Meine Damen und Herren,

 

 

danken möchte ich an dieser Stelle auch den engagierten Einbürgerungslotsen, die auf der Grundlage ihrer eigenen Erfahrungen mit Ihnen gemeinsam den Einbürgerungsprozess gestaltet haben. Ein altes Sprichwort sagt: Es interessiert mich weniger, woher du kommst, als wohin du gehst. Die Einbürgerungslotsen helfen beim Übergang in diesen bedeutsamen, neuen Lebensabschnitt.

 

Und eine wichtige Bitte möchte ich an Sie alle richten: Helfen Sie mit, dass Ihr Beispiel Schule macht.

 

Unsere Botschaft lautet: Wer sich Mühe gibt, muss sein Leben verbessern können. Wer sich anstrengt, verdient und bekommt unsere Unterstützung. Die Perspektive der Einbürgerung soll auch zum Mitmachen animieren, dazu anspornen, sich noch mehr einzubringen in Vereinen und Verbänden, in Sport, Kultur und Politik.

Auf Sie kommt es an. Sie sind Hamburg. Noch einmal: Herzlich willkommen!

 

Vielen Dank.

 

Es gilt das gesprochene Wort.