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09.11.2012

Rede bei den Jugendmedientagen

 

Moin!

 

so kann man hier bei uns in Hamburg auch am Abend sagen.

 

Ich freue mich, dass Sie mit insgesamt 2.000 jungen Medienmacherinnen und Medienmachern den Weg nach Hamburg gefunden haben. Normalerweise haben wir in der Stadt 110.000 Leute, die hier in Hamburg was mit Medien machen. Heute und morgen sind es 112.000.

 

Hamburg ist genau der richtige Ort für die Jugendmedientage. Wir brauchen jede Menge zukünftiger Medienmacher und wahrscheinlich haben einige von Ihnen schon einmal darüber nachgedacht, wie es wohl wäre, hier in Hamburg beim Spiegel, bei der Zeit oder bei der Tagesschau zu arbeiten. So fängt das an.

 

Hier in Hamburg findet sich jedenfalls bis heute eine einzigartige Konzentration von starken Unternehmen über alle Zweige des Medien- und Kreativschaffens hinweg und zwar über alte und junge Medien. Hier werden Der Spiegel, Die Zeit und der Stern geschrieben, hier werden Tagesschau und Tagesthemen produziert und von hier aus organisieren Weltunternehmen der New Economy wie Google, Facebook und Xing ihr Deutschlandgeschäft.

 

An diesen Beispielen kann man schon sehen, dass wir in Hamburg mit Medien auch gerne Geld verdienen. Wir sind eben eine Medienstadt und eine Kaufmannstadt.

 

Aber das Kaufmännische ist bei den Medien niemals alles. Es gibt viele Beispiele für Zeitungen und Zeitschriften, die alleine kein Geld eingebracht haben und nur durch den Erfolg anderer Titel finanziert wurden. Das war zum Beispiel vor einem halben Jahrhundert zwischen Zeit und Stern so. Weil der Stern so viel Geld abwarf, konnte sich der Verleger auch noch Die Zeit leisten.

 

Heute trägt sich auch Die Zeit, aber das ist ein schönes Beispiel dafür, dass es beim Medienmachen niemals nur ums Geschäft geht, sondern immer auch darum, einen Beitrag zum gesellschaftlichen Gespräch zu leisten.

 

Deshalb interessieren wir Politiker uns auch so für die Medien. Sie stellen die Öffentlichkeit her, die wir in einer funktionierenden Demokratie brauchen, um Mehrheiten für gemeinsame Vorhaben zu organisieren. Präsident Obama hat das mit Blick auf die USA mal die conversation of democracy, das Gespräch der Demokratie genannt. Dieses Gespräch braucht kluge und kompetente Journalistinnen und Journalisten.

 

Politik und Medien sind in diesem Gespräch keine Freunde oder Partner. Sie dürfen es auch nicht sein. Aber wir haben Interessen, die gut zusammen passen.

 

Der Politiker hat in der Regel eine Information und will Publizität. Der Journalist braucht immer Information und kann Publizität organisieren. Das sind die Geschäftsbedingungen: Wir tauschen Informationen gegen Publizität und wir sorgen uns beide um das gesellschaftliche Gespräch und machen uns Gedanken, wie es besser werden kann.

 

Das darf natürlich nicht dazu führen, dass Politiker oder ihre Sprecher versuchen, den Medien ihre Sicht der Welt vorzuschreiben. Das ist vielmehr eine Auseinandersetzung mit offenem Visier.

Wir brauchen starke und selbstbewusste Medien, die sich nicht beeinflussen lassen und sich nicht leichtfertig mit einer Sache gemein machen.

 

Außer natürlich mit der Demokratie und ihrer Öffentlichkeit, deren unbestechlicher Anwalt sie sein sollen.

 

Diese Öffentlichkeit verändert sich, damit setzen Sie sich bei diesen Jugendmedientagen intensiv auseinander. Sie sind dabei den heutigen Medienmachern einen entscheidenden Schritt voraus. Wer nämlich heute in meinem Alter ist, der musste sich damals noch entscheiden, ob er zur Zeitung, zum Radio oder zum Fernsehen gehen wollte. Sie dagegen können heute in den Online-Medien alle Kanäle zusammen nutzen.

 

Digitalisierung und crossmediale Inhalte bestimmen mittlerweile das Arbeitsfeld der Medien.

 

Sie wachsen mit dieser Entwicklung auf und sind damit Natives. Wir müssen das alles lernen, um zu begreifen, dass ein Medium nicht mehr nur alleine für sich steht. Ob Audio-Kommentar, Videoeinbettung, Online-Zeitung oder Nachrichten-App, die Medienlandschaft ist multimedial und bietet jede Menge Entfaltungsmöglichkeiten.

 

Aber natürlich ist das alles nicht nur rosig. Die Umbrüche sind fundamental: So hat zum Beispiel das US-Magazin Newsweek vor wenigen Wochen erklärt, künftig nur noch online zu erscheinen.

 

Und wenn sie gefragt werden, welches Medium für die politische Meinungsbildung am wichtigsten ist, dann nennen die Deutschen an erster Stelle die Tagesschau und an dritter die Bild. An zweiter aber kommt Google, und bei den Jüngeren an sechster auch noch Facebook. Zwei Plattformen, die gar keine Journalisten beschäftigen.

 

Anhand solcher Beispiele lässt sich erahnen, welch einschneidende Veränderungen die Medienlandschaft durchmacht. Um aus diesen Veränderungen das Beste rauszuholen, brauchen wir Ihr Talent und Ihr Engagement.

 

Die Jugendmedientage sind daher auch Medienzukunftstage.

 

Wer hier war, kann nachher sagen: Ich habe die Zukunft der Medien gesehen. Das ist ein schönes Gefühl.

 

Ich wünsche Ihnen auch weiterhin ein spannendes Wochenende hier bei uns in Hamburg. Machen Sie was daraus. Wir können es brauchen!

 

Schönen Dank.

 

Es gilt das gesprochene Wort.