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Symbolfoto: Olaf Scholz
Photothek
28.04.2023 | Schwerin

Rede anlässlich der Inbetriebnahme einer Geothermieanlage

Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin Schwesig, liebe Manuela, 
sehr geehrte Frau Botschafterin,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Badenschier,
sehr geehrter Herr Dr. Wolf,
meine Damen und Herren!

Der römische Gott Vulkan hatte wie die meisten seiner Kolleginnen und Kollegen im Olymp gleich mehrere Funktionen. Er galt als der Gott des Feuers, aber auch als Gott der Erfinder und Handwerker. Dementsprechend wird er in der Dichtung meist so beschrieben, wie man sich einen Schmied eben vorstellt: erfinderisch, handwerklich geschickt und ein bisschen wortkarg. Ich finde, mit diesen Charaktereigenschaften passt Vulkan eigentlich ganz gut in diese Gegend hier im Norden unseres Landes; das darf ich, der selbst Norddeutscher ist, vielleicht sagen.

Vulkan passt aber auch deswegen so gut zu unserem heutigen Anlass, weil das, was wir hier vor uns sehen, eine perfekte Kombination aus Erfindung, Wärme und Handwerk ist. Diese Anlage ist nicht die erste Tiefengeothermieanlage; wir haben es schon gehört. Sie ist auch nicht die erste in der Gegend. Aber durch den Einsatz moderner Hochleistungswärmepumpen, durch die Kombination zweier erneuerbarer Technologien, ist sie dennoch einzigartig in Deutschland.

Den „Clou von Schwerin“ hat das die „taz“ genannt. Dieser Clou ist der Verdienst von sehr vielen, die an diesem Projekt gearbeitet haben: von Planern, von Behörden, von Unternehmen und ihren Fachkräften und nicht zuletzt von vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtwerke Schwerin. Vielen Dank dafür! Lieber Herr Dr. Wolf, es zeigt sich wieder einmal: Die Stadtwerke sind unser Trumpf bei der Energiewende. Denn ob und wie Wind, Sonne, Wasserkraft oder eben Geothermie genutzt werden, das entscheidet sich   anders als bei den fossilen Energieträgern   nämlich vor Ort, und dort sind wir mit Hunderten von Stadtwerken im ganzen Land hervorragend aufgestellt. Ihr Netz für Ladesäulen entscheidet darüber, ob sich jemand ein Elektroauto kauft. Ihre Wärmenetze sorgen für eine verlässliche, bezahlbare und in Zukunft immer umweltfreundlichere Versorgung. Sie wissen am besten, wo neue Windkraft- und Solarparks entstehen. Deshalb sorgen wir als Bundesregierung dafür, dass die Städte und Gemeinden künftig leichter als bisher Flächen für Erneuerbare ausweisen können, was Unternehmen hilft, Neuansiedlungen begünstigt und für zukunftssichere Arbeitsplätze sorgt.

Auch das Potenzial der Geothermie werden wir konsequent erschließen. Dabei hilft eine im vergangenen Jahr gestartete Initiative des Bundes, mit der Explorationsprojekte gefördert werden, Risiken abgefedert werden und untersucht werden soll, wo sich Geothermie besonders lohnt. Das, übrigens, gilt für viel mehr Räume unseres Landes, als die allermeisten denken, und die Geothermie wird eine viel bedeutendere Rolle spielen, als dies in der öffentlichen Debatte bisher der Fall ist. Dazu anzuregen, das voranzubringen, ist auch ein guter Grund für die heutige Zusammenkunft.

Der Ausflug in die Tiefe der Erde ist ein Projekt, das in die Zukunft weist. Anders als Wind oder Sonne steht Geothermie rund um die Uhr zur Verfügung, im Sommer wie im Winter, an 365 Tagen im Jahr. Deshalb machen uns Projekte wie dieses hier nicht nur unabhängiger von den volatilen Gaspreisen, von der geopolitischen Großlage und von Marktschwankungen bei der fossilen Energie, sie können die Grundlast auch an sonnen- und windarmen Tagen sichern und sind so eine perfekte Ergänzung zur Windenergie, bei der Mecklenburg-Vorpommern heute schon ganz vorne mit dabei ist. Manuela Schwesig hat darauf bereits hingewiesen. Wir sind wirklich stolz auf das, was dieses Land geleistet hat. Wenn ganz Deutschland schon so weit wäre, dann hätten wir wirklich billige Strompreise im ganzen Land, und das müssen wir eben erreichen.

Dass Mecklenburg-Vorpommern inzwischen ein Energieexportland ist, hat ganz maßgeblich mit der Energiewende zu tun weg von Kohle und Gas und hin zu den erneuerbaren Energien. Die Folgen dieser Entwicklung reichen weit über den Energiesektor hinaus. Wenn es um große Neuansiedlungen geht - wie etwa bei Tesla in Brandenburg oder beim Wasserstoffhersteller APEX hier in Mecklenburg-Vorpommern - , dann lautet die Frage der Investoren heute ganz oft: Gibt es dort eine sichere, bezahlbare Versorgung mit erneuerbarer Energie? - Da haben sich der Norden und Osten Deutschlands inzwischen einen richtigen Standortvorteil erarbeitet. Die Bundesregierung unterstützt das, indem wir unnötige Bürokratie aus dem Weg räumen, Ausschreibungsvolumina hochsetzen und Planungsverfahren deutlich beschleunigen.

Nicht nur hier in Schwerin, sondern überall im Land zeigt sich inzwischen: Es geht! Neue Batteriefabriken entstehen, Milliardeninvestitionen fließen in Zukunftstechnologien, neue Netze und Anlagen, Deutschland nimmt Fahrt auf! Auch dazu trägt dieses Projekt hier bei. Acht Jahre haben Sie in die Entwicklung investiert. Sie, lieber Herr Dr. Wolf, haben gesagt, dass Sie dabei so viel gelernt haben, dass Sie bei den nächsten Projekten, die schon in Planung sind, nur noch halb so lang brauchen werden. Auch das ist ein gutes Beispiel für ein neues Deutschlandtempo, für neuen Schwung in unserem Land!

Deshalb: Ja, es lohnt es sich, jeden Stein umzudrehen beziehungsweise sich durch ganz viele Erd- und Gesteinsschichten zu bohren, so wie hier in Schwerin, und zwar auch dann, wenn die Bedingungen für Geothermie nicht so offensichtlich sind wie in Ihrer Heimat Island, liebe Frau Botschafterin, wo Vulkane und Geysire die Landschaft prägen. Hier in Schwerin hat man sich nicht mit dem Offensichtlichen zufriedengegeben, sondern wortwörtlich tiefer gebohrt und mit technologischem Geschick, Erfindungsreichtum und Unternehmergeist ideale Bedingungen für die Geothermie hergestellt. Dem Gott Vulkan hätte das vermutlich gefallen. Insofern ist die Botschaft des heutigen Tages: Geht nicht gibt’s nicht!

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Pioniergeist und vielen Dank, dass Sie uns zeigen, was alles geht in unserem Land! 

Schönen Dank!