Sehr geehrter Herr Werner,
sehr geehrte Frau Ministerin Hoffmeister-Kraut,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Mentrup,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
Gut, dass heute Sonntag ist. Sonntags ist mein Terminkalender meist etwas weniger voll als an anderen Tagen.
Wir haben ja eben schon gehört: Wenn ich mich bewege, berührt das auch noch ganz schön viele andere. Danke für den Dank an meine Mitarbeiter.
Und so konnte ich heute spontan zusagen, als Sie, lieber Herr Werner, mich vor einigen Wochen zu diesem Festakt eingeladen haben. Herzlichen Dank dafür!
Mir ist es wichtig, heute bei Ihnen zu sein. Denn 50 Jahre dm, das sind 50 Jahre Geschichte unseres Landes. Als dieses Unternehmen gegründet wurde, hieß der Bundeskanzler Willy Brandt, das geteilte Deutschland wurde gerade erst in die UNO aufgenommen, und aufgrund der Ölkrise wurde zum ersten Mal ein Sonntagsfahrverbot verhängt. Einige hier werden sich vielleicht noch erinnern. Ich jedenfalls hatte als Kind eine leere Straße, auf der ich spielen konnte.
50 Jahre dm, das sind auch Tausende, Zehntausende Berufsleben, Tag um Tag früh aufstehen, die Ersten in der Innenstadt sein, Regale einräumen, ein Lächeln und ein freundliches Wort für die Kundinnen und Kunden. 50 Jahre dm, das sind Zehntausende Familien, die mit diesem Unternehmen und auch durch dieses Unternehmen ihren Weg gegangen sind, mit Stolz auf das Erreichte, getragen von der Sicherheit eines guten Arbeitsplatzes und auch von dem Wir-Gefühl, für das das Unternehmen steht. Das kann man heute hier sehr eindrucksvoll sehen.
Mir war es wichtig, hierherzukommen, um Lebenswerke von Einsatz und Verlässlichkeit zu würdigen: das Lebenswerk des leider im vergangenen Jahr verstorbenen Gründers von dm, Götz Werner, und Ihren Einsatz, Ihre Verlässlichkeit, die Lebenswerke von Zehntausenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die hinter diesem Unternehmen stehen und auf die dieses Unternehmen baut.
Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, seit Russlands brutalem Angriff auf die Ukraine, der täglich Menschenleben kostet, blicken wir auch neu auf die Sicherheit Europas und unseres Landes. Erst vor drei Wochen haben wir Deutschlands erste Nationale Sicherheitsstrategie beschlossen. Dabei ging es in erster Linie um die Sicherheit unseres Landes vor Gefahren von außen, von innen und durch die Klimakrise.
Ich möchte heute bei Ihnen noch über einen weiteren wichtigen Aspekt von Sicherheit in unserem Land sprechen.
Sicherheit, das sind auch 50 erfolgreiche Jahre eines Unternehmens wie dm. Das ist ein Arbeitgeber, der verlässlich zu seinen Mitarbeitern steht und auf Dialog und aktive Mitbestimmung Wert legt. Das ist ein Unternehmen, das mir Entwicklungschancen eröffnet, etwa durch Weiterbildung oder Studium, und das ist ein Ausbildungsbetrieb, der mich so auf das Berufsleben vorbereitet, dass ich mit Selbstbewusstsein und Zuversicht nach vorne blicken kann.
Sicherheit, das sind fast 50 000 Arbeitsplätze in mehr als 2000 Märkten allein in Deutschland.
Und es gibt auch Sicherheit, wenn für gute Arbeit auch gute Löhne gezahlt werden. Ich finde es deswegen gut, dass dm die Möglichkeit genutzt hat, die wir als Bundesregierung in Reaktion auf die Energiekrise geschaffen haben, nämlich steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämien zu gewähren. Das bringt nicht allein Anerkennung zum Ausdruck, sondern es stärkt auch direkt die Kaufkraft vieler Familien, wenn die Preise teurer werden. Wie wichtig das ist, sehen Sie jeden Tag bei Ihren vielen Kundinnen und Kunden.
Die Sicherheit, die ein verlässlicher Arbeitgeber seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gibt, ist die eine Seite; die andere ist: Gerade der Einzelhandel gibt auch unserer Gesellschaft Sicherheit. Noch nie zuvor war das für jede und jeden in unserem Land so deutlich spürbar wie während der Coronapandemie.
Als mitten in der Pandemie fast alle anderen Läden geschlossen werden mussten, da waren Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen weiter für uns alle da. Sie waren es, die die Bürgerinnen und Bürger mit dem Nötigsten versorgt haben. Ihr Da-Sein, Ihre tägliche Arbeit, Ihre Verlässlichkeit hat unsere Städte und unsere Gesellschaft in diesen schweren Zeiten zusammengehalten und tut es auch heute, Tag für Tag. Dafür sage ich Ihnen heute im Namen der Bundesregierung und im Namen ganz vieler Frauen und Männer in unserem Land: Herzlichen Dank.
Meine Damen und Herren, ich habe Götz Werner nicht kennengelernt, was ich bedaure. Ich bedaure das zum einen, weil wir uns sicher über unsere gemeinsame Freude am Rudersport unterhalten hätten, und zum anderen, weil ich mit ihm gerne über seinen Einsatz für Zusammenhalt und Arbeit gesprochen hätte.
Götz Werner hat einmal gesagt: „Die Zusammenarbeit in einem Unternehmen ist ein Miteinander-Füreinander-Leisten.“ Ich finde, besser könnte man das Ideal eines Unternehmens und, wenn ich das hinzufügen darf, auch unserer Gesellschaft kaum auf den Punkt bringen.
Zu diesem Miteinander-Füreinander gehört der Respekt für andere Meinungen und Überzeugungen als die eigene, und dazu gehört der Respekt für andere Berufsbilder und Bildungsbiografien. Denn was viele erst in der Pandemie wieder gemerkt haben, das muss doch ganz selbstverständlich jeden Tag in unserem Land gelten: Der Manager ist nicht besser oder schlechter als der Paketbote, die Professorin nicht besser als der Lagerist. Alle werden gebraucht; alle tun etwas Wichtiges für unser Land. Alle tragen dazu bei, dass Deutschland eine gute Zukunft hat.
Stichwort Zukunft. Mir gefällt das Motto, das dm für dieses Jubiläum gewählt hat: „Lust auf Zukunft“. Der positive Blick nach vorn ist genau die Einstellung, die ich mir für unser Land insgesamt wünsche. Und mehr noch: Wir haben allen Grund, verliebt in die Zukunft zu sein, denn all die Untergangspropheten, die Ewiggestrigen, die Bedenkenträger irren sich.
Was haben sie uns nicht alles schon vorhergesagt! Dass unsere Bevölkerung schrumpft, dass wir heute nicht 85, sondern nur noch 70 Millionen Deutsche sein würden, dass Putin die Ukraine in wenigen Tagen überrollen würde, dass hier in Deutschland im wahrsten Sinne des Wortes die Lichter ausgehen, wenn Russland uns kein Gas mehr liefert.
Nichts davon ist so gekommen, weil wir uns mit aller Kraft, unserem Können und unserer Zuversicht dagegengestemmt haben.
Heute hat unser Land mehr Beschäftigte als je zuvor.
Die Ukraine weiß sich gegen den mörderischen Angriff aus Russland tapfer zu verteidigen, auch dank unserer Unterstützung.
Und wir haben uns unabhängig gemacht von russischem Gas und Öl, ohne Wirtschaftseinbruch, und das in nicht einmal einem Winter.
Meine Damen und Herren, noch etwas kann uns zuversichtlich stimmen, nämlich dass uns die Arbeit nicht ausgehen wird. Vor 15, 20 Jahren hatten viele in vielen Teilen Deutschlands noch mit hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Heute droht uns das Gegenteil. Mit dem Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge müssen wir aufpassen, dass uns keine Arbeiterlosigkeit droht.
Aber auch dagegen können wir etwas tun. Wir unterstützen zum Beispiel Unternehmen, die in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investieren. Wir machen Eltern von kleinen Kindern bessere Betreuungsangebote, damit sie Arbeit und Familie verbinden können.
Jedoch wird das absehbar nicht genug sein. Deshalb brauchen wir Frauen und Männer auch aus anderen Ländern, die hier bei uns mit anpacken. Wie sehr unser Land davon profitiert, ja, wie sehr wir auf diese Hilfe auch angewiesen sind, das erleben viele von Ihnen täglich, tagtäglich in ihren Teams. Schließlich ist dm bekannt dafür, nicht zu fragen, woher jemand kommt, sondern was er oder sie mitbringt und erreichen will. Genau diese Einstellung braucht auch unser ganzes Land.
Wir wollen diejenigen für den deutschen Arbeitsmarkt gewinnen, die hier in unseren Läden, unseren Krankenhäusern, Kitas und Betrieben mit anpacken wollen. Deshalb schaffen wir für Deutschland gerade das vielleicht modernste Arbeitskräftezuwanderungsgesetz der Welt. Davon profitieren dann nicht nur große Unternehmen, sondern auch die kleinen und mittelständischen Unternehmen, auf die Baden-Württemberg zu Recht so stolz ist und die vielfach schon jetzt händeringend nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern suchen.
Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, natürlich geht es in der Arbeitswelt von morgen nicht nur darum, ausreichend Arbeitskräfte zu gewinnen. Es geht auch darum, für gute Arbeit zu sorgen, für Arbeit, die sich an den technischen und gesellschaftlichen Fortschritt anpasst, an Digitalisierung, an Automatisierung und die immer auch zum übrigen Leben, das wir jenseits der Arbeit haben, passt.
Ich sehe es als Aufgabe der Politik, Unternehmen und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf diesem Weg zu begleiten. Denn Sie, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sind diejenigen, die unser Land und unsere Gesellschaft zusammenhalten. Sie tragen unsere Demokratie.
Meine Damen und Herren, 50 Jahre dm, das sind 50 Jahre Verlässlichkeit im Wandel, das sind Zehntausende Berufsleben, Zehntausende beeindruckende Lebenswerke.
Dieser Tag heute ist Ihre Feier. Sie können stolz darauf sein, was Sie leisten und was Sie geleistet haben. Mit dem, was Sie Tag für Tag tun, erreichen Sie Millionen Bürgerinnen und Bürger in unserem Land. Dafür sind wir Ihnen alle sehr, sehr dankbar.
Schönen Dank für die Einladung.