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Symbolfoto: Olaf Scholz
Photothek
11.06.2024 | Rüsselheim

Rede beim Festakt „125 Jahre Opel“

Lieber Herr Huettl,
lieber Herr Tavares,
lieber Herr Oberbürgermeister,
lieber Herr Ministerpräsident,
lieber Uwe Baum,
liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
Opelanerinnen und Opelaner,
meine Damen und Herren!

125 Jahre Automobilbau hier in Rüsselsheim – das ist eine große und eindrucksvolle Geschichte. Seit Autos in unserer Gesellschaft eine Rolle spielen, wird hier in Rüsselsheim Tag für Tag daran gearbeitet, sie noch besser zu machen.

Seit dem ersten Opel-Patentmotorwagen „System Lutzmann“ mit seinen 3,5 PS, der hier 1899 zum ersten Mal zusammengeschraubt wurde, ist viel passiert. Mehr als 75 Millionen Opel-Fahrzeuge wurden in diesen 125 Jahren gebaut – was für eine unglaubliche große Zahl –, und ein großer, großer Teil davon hier bei Ihnen in Rüsselsheim, aber auch in den anderen Opel-Werken – etwa in Bochum, in Kaiserslautern und seit 1990 in Eisenach.

Generationen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben Ihr Unternehmen zu einer großen Marke, die Opel heute immer noch ist, und auch zu der vielfältigen Opelaner-Familie gemacht, wie sie gerade hier am Stammsitz Rüsselsheim entstanden und zusammengewachsen ist. Die Kolleginnen und Kollegen kamen zuerst hier aus der Region und dann aus anderen Teilen Deutschlands. Tausende von Vertriebenen und Geflüchteten aus den ehemaligen Ostgebieten fanden hier in den 50er-Jahren dank Opel neue Arbeit, neues Auskommen und auch eine neue Heimat.

Noch viel mehr Neubürgerinnen und Neubürger zog es seit den 60er-Jahren aus dem Ausland hierher nach Rüsselsheim, hierher zu Opel. Sie kamen aus Griechenland, sie kamen aus der Türkei, sie kamen aus Spanien, Italien, Marokko und aus vielen, vielen anderen Ländern. Auch sie fanden hier gute Arbeit und eine neue Heimat.

Sie alle zusammen haben dieses Unternehmen und diese Stadt aufgebaut und so erfolgreich gemacht. Sie alle zusammen – Ihre Kinder, Ihre Enkel und Urenkel – sind heute Opel. Sie alle zusammen sind heute das moderne Rüsselsheim. Ohne Sie alle hätte es mit dem Wirtschaftswunder niemals geklappt – nicht hier bei Opel, nicht hier in Rüsselsheim und auch nicht in Deutschland insgesamt.

Allen, die diese riesige Erfolgsgeschichte mitgeschrieben haben, will ich heute deshalb sagen: Danke! Sie haben Großartiges geleistet und geschaffen. Ganz herzlichen Dank!

Heute ist Opel, so wie andere Automobilunternehmen, auf dem Weg in die Elektromobilität. Sie haben schon heute in jeder Modellreihe ein vollelektrisches Modell im Angebot, und Sie sind fest entschlossen, schon sehr bald nur noch E-Fahrzeuge herzustellen. Hier an diesem traditionsreichen Standort Rüsselsheim wenden Sie sich damit aufs Neue der Zukunft zu. Aufs Neue überschreiten Sie mit dem Mut, den Sie haben, Grenzen und zeigen Selbstbewusstsein. „Forever Forward“ – so nennen Sie das. Immer weiter vorwärts seit 1899. Herzlichen Glückwunsch dazu! Genau das ist der Weg. Und das ist übrigens Rüsselsheim, weil hier die Automobilindustrie eine große Rolle spielt. Und es ist von Bedeutung weit über den Ort hinaus.

Denn es bringt doch nichts, nur stur am Alten festzuhalten, nur weil es uns damit eine lange Zeit gut ging. Es bringt doch nichts, die Augen vor den Realitäten unserer Zeit zu verschließen.

Eine entscheidende Realität unserer Zeit ist der menschengemachte Klimawandel. Deshalb reden wir nicht nur über den Umbau zur Klimaneutralität. Wir packen das an. Dabei ist der Verkehrssektor – wie wir alle wissen – entscheidend wichtig. Mit klimaneutralem Strom angetriebene Fahrzeuge sind dafür notwendig. Deshalb sage ich gerade heute, einen Tag vor der Europawahl: Wir stehen zum Ausbau der Elektromobilität. Wer das jetzt zurückdrehen will, der gefährdet nicht nur alles bereits Erreichte, sondern gefährdet auch unseren zukünftigen Erfolg, unseren zukünftigen Wohlstand als Industrienation.

Gerade jetzt investieren doch die Unternehmen in die E-Mobilität – Opel und viele andere. Gerade jetzt wächst die Modellvielfalt. Auch preisgünstige Modelle kommen hinzu, was ich ganz zentral finde. Gerade jetzt entsteht überall eine neue Ladeinfrastruktur. Erst vor wenigen Tagen haben wir uns auf ein Gesetz verständigt, das bis Ende 2027 für Schnellladestationen an allen großen Tankstellen in Deutschland sorgt. Auch die Zahl der E-Fahrzeuge ist gestiegen. Deshalb kommt es gerade jetzt darauf an, dass wir diesen Weg weitergehen.

Den eigenen Weg zu Ende gehen – so haben Sie das hier bei Opel schon immer gemacht. Es war ja nicht so, dass von Anfang an alle vom Automobil überzeugt waren. Sogar Ihr eigener Firmengründer war das nicht. Adam Opel hatte erfolgreich Nähmaschinen gebaut und darauf gesetzt, dann auch auf Fahrräder. Eben wurden sie schon erwähnt. Der Automobilbau und das Automobil blieben ihm irgendwie suspekt. Und tatsächlich: Nur elf verkaufte Opel-Fahrzeuge im ersten Jahr waren noch kein ganz berauschender Erfolg. Aber die Söhne blieben dran. Sie verbesserten, sie entwickelten weiter, und sie schafften dann den großen Durchbruch. Ich habe überhaupt keinen Zweifel: Wir werden auch in diesem Jahrhundert mit unserer Automobilindustrie ganz vorne dabei sein, wenn wir im Zeitalter der Elektromobilität auf Fortschritt und Erneuerung setzen.

„Forever Forward“ – dabei muss es auch in Deutschland bleiben. Am Fortschritt zweifeln und Erneuerung und Umbau hinauszögern, das würde sich bitter rächen. Wenn wir das tun, dann werden andere uns überholen. Dann werden wir auch unseren Einfluss darauf verlieren, wohin die Reise auf der Welt geht. Deshalb: Uns mit den anderen messen und mit Qualität und Leistung „Made in Germany“ überzeugen, muss auch im 21. Jahrhundert unser Ehrgeiz sein. Das war in all den Jahrzehnten immer das Erfolgsmodell unserer Volkswirtschaft. Dabei ist klar: Dafür brauchen wir einen fairen und freien Welthandel. Das will ich gerade in diesen Tagen sagen, in denen man oft den Eindruck hat, dass manche die Idee vom freien Wettbewerb und freien Märkten für überholt halten. Das Gegenteil davon heißt Protektionismus, heißt Abschottung und regelwidrige Zollschranken. Das macht letztlich alles nur teurer und uns alle zusammen nur ärmer.

Wenn ich dynamische deutsche Unternehmen wie Opel sehe, dann bin ich überzeugt: Sie werden in einem fairen Wettbewerb bestehen, auch gegen neue Konkurrenten zum Beispiel aus China. Genau das ist uns doch in der Vergangenheit auch gelungen, als neue Wettbewerber aus Japan und Korea bei uns auf den Markt kamen. Wir verschließen unsere Märkte nicht gegenüber ausländischen Unternehmen. Denn das wollen wir umgekehrt für unsere Unternehmen auch nicht. Was China angeht, ist unsere Automobilindustrie ja gerade dort auch sehr aktiv und wahrscheinlich auch in Zukunft wirtschaftlich erfolgreich. Die ganze Vergangenheit und die Leistungsfähigkeit sprechen dafür. Ich bin davon überzeugt.

Ob Opel in Rüsselsheim seit 125 Jahren oder neuerdings Tesla in Brandenburg: Die Automobilproduktion in Deutschland ist kein Auslaufmodell, sondern unverändert eine wichtige Zukunftsbranche. Die Hersteller und die vielen Zulieferer in Deutschland, unsere überragenden Fachkräfte – also Sie alle zusammen und Ihre vielen, vielen Kolleginnen und Kollegen – sind unsere Assets. Diese Assets, diese Asse werden wir auch in Zukunft einsetzen. Das gilt genauso für unsere Neuansiedlungen in Zukunftsbranchen: Wir erleben derzeit überall in unserem Land, dass sich neue Branchen hier ansiedeln, dass neu investiert wird. Die großen neuen Werke, die die Halbleiterhersteller wie Intel, Infineon, Bosch, NXP, TSMC oder Wolfspeed oder auch die Batteriezellfertiger wie Northvolt in Deutschland bauen, sind Beispiele dafür, dass in Deutschland massiv investiert wird. An ihnen zeigt sich die Anziehungskraft unserer starken deutschen Autoindustrie, und sie belegen die Bedeutung dieser Autoindustrie für unsere Gesamtwirtschaft und damit für unser aller Wohlstand.

Gerade weil wir genau wissen, wie wichtig diese Branche ist, erkennen wir auch die großen Herausforderungen für die Zukunft und die Bedeutung des Umbaus. Es geht darum, dass wir auch die kleinen und mittelständischen Unternehmen, die vielen Zulieferer mitnehmen. Es geht darum, dass die Weiter- und Umqualifizierung der Kolleginnen und Kollegen klappt. Deshalb werden wir uns alle im Bund und in den betreffenden Ländern mit Maßnahmen und Programmen hervortun und alle unterstützen, die in dem Prozess diese Unterstützung benötigen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, damit bin ich zum Schluss noch einmal bei Ihrer Bedeutung für die Entwicklung Ihres Unternehmens und ganz aktuell auch beim Umbau von Opel. Ihnen wurde und Ihnen wird eine ganze Menge abverlangt. Das weiß ich, und das wissen alle ganz genau. Sie antworten darauf mit Einsatz, mit Engagement, mit dem Willen, das Motto „Forever Forward“ mit Leben zu erfüllen, Tag für Tag. Das verdient jeden Respekt, das verdient jede Anerkennung.

Es ist ja noch nicht so lange her, da ging es Opel weniger gut. Wir alle erinnern uns noch und wissen das sehr genau. Die Zukunft der Marke, die Standorte und die Arbeitsplätze standen im Feuer. Seitdem ist es Opel – also Ihnen allen – auf eindrucksvolle Weise gelungen, wieder aufzustehen. Als Teil des Stellantis-Konzerns ist Opel heute wieder erfolgreich und hat das Potenzial, weiterhin erfolgreich zu bleiben. Das ist Ihr Verdienst. Das ist Ihre Leistung. Darauf können Sie stolz sein. Bleiben Sie dabei! Machen Sie das weiterhin so vorbildhaft, wie es hier seit 125 Jahren gemacht wird! Dann haben Opel und Rüsselsheim eine Zukunft, auch in den nächsten 125 Jahren. Schönen Dank!