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05.10.2015

Rede: Öffentliche Gedenkveranstaltung für Armin Sandig

 

Sehr geehrte Frau Bätjer,
sehr geehrter Herr Greiner,
sehr geehrte Damen und Herren,

uns Hamburgern sagt man bekanntlich nach, besonders geradlinig und weltoffen zu sein, aber auch etwas zurückhaltend. Gerne werden auch Geschichten über die Historie einer leichten Skepsis gegenüber der Lebensform der Künstler gepflegt. Das lag vielleicht weniger an den betont un- oder gegenbürgerlichen Einstellungen und Verhaltensweisen als daran, dass sich die Fürstenhöfe gern mit Künsten schmückten und natürlich auch, weil ein anständiger Kaufmann früh aufsteht, zeitig zu Bett geht und sich nicht nächtens herumtreibt. Diese hamburgische "Sittensprödigkeit beklagte auch Thomas Mann, der ja selbst bekanntlich geradezu beamtische Schreibgewohnheiten hatte und immer früh aufstand.

Ansprechend für Kunstschaffende, politisch Verfolgte und Handeltreibende waren immer schon der Hafen, die Weltoffenheit der Stadt und der hanseatische Freiheitsgeist.

Mit all dem hat Hamburg sehr erfolgreich Künstlerinnen und Künstler hierhin gelockt und hat sich zur Heimat von großen Talenten entwickelt.


Unser kulturelles Selbstbewusstsein, das in den vergangenen Jahrzehnten mit Recht sehr gewachsen ist, beruht ganz wesentlich auch auf den Werken von zugereisten Künstlern, Denkern und Kreativen.

Auch Armin Sandig war ein solcher Künstler, Freigeist und Denker, den es nach Hamburg zog.

Vielleicht hat ihn die noch größere Sittensprödigkeit seiner fränkischen Heimatgemeinde Hof ins freie Hamburg gelockt. Denn dort in Hof erhoben sich bei seiner ersten Ausstellung 1946, so erzählte er einmal, gewaltige Entrüstungsstürme: Malern solcher Bilder, hieß es in der Kritik der heimischen katholischen Jugendgruppe, müßte man die Lebensmittelkarten entziehen!

Mit 22 Jahren kam Sandig nach Hamburg und hat dieser Stadt, der er treu blieb, unendlich viel gegeben. Armin Sandig machte wenig Aufsehen um sich und viel Aufsehen um die Kunst und um die Akademie, für die er alles tat.

Die Freie Akademie der Künste hat sich unter der Leitung von Armin Sandig als ein höchst anerkannter und lebendiger Ort des Denkens und der Kunst entwickelt. Dreißig Jahre lang prägte Sandig die Arbeit und das Profil der Akademie. Er entwickelte die Akademie zu einer Institution der Hansestadt, die das kulturelle Leben der Stadt und der Bürger bereicherte. Glitter und Getue hat die Akademie nie benötigt, die Qualiät der Arbeit war unumstritten. Ohne Armin Sandig gäbe es die Institution in dieser heutigen Form gar nicht.

1989 ernannte ihn der Hamburger Senat in Anerkennung seiner Arbeit zum Ehren-Professor. 2002 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Ich bin sehr froh, dass ich Armin Sandig meine Anerkennung auch persönlich mehrfach ausdrücken konnte.

Vielleicht passte Sandig auch deshalb so gut zu unserer Stadt, weil er das Künstlerische und die eingangs erwähnten Hamburger Kaufmannstugenden so gut vereinte. Denn von ihm stammt der Satz: Es geht alles, wenn man sich gut organisiert und ein paar Stunden früher aufsteht.

 

Armin Sandig war eine höchst engagierte Persönlichkeit. Und er war auch einer der wichtigsten Vertreter der Deutschen Kunst des 20. Jahrhunderts. So sehr wir seinen Tod bedauern, so lebendig bleiben seine Bilder. Über seine Bildsprache sagte der Schriftsteller Walter Jens anlässlich des 80ten Geburtstags von Sandig einmal:

Welch eine verwegene, pralle, bunte, kecke, gelegentlich auch obszöne Welt präsentiert sich in diesen Bildern!


Einer, der solche Bilder malte passte sehr gut zu Hamburg. Mit Armin Sandig haben wir einen großen Hamburger verloren.

Sein Tod hat uns alle bestürzt. Er ist nicht zu ersetzen, er fehlt uns und er wird uns weiter fehlen.


Bewahren wir also sein Andenken, setzen die Arbeit für die Malerei und die Freien Künste fort und ehren seine Kunst.

Vielen Dank!

 

Es gilt das gesprochene Wort.