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22.10.2015

Rede zum Hamburger Bürgertag 2015

 

Sehr geehrte Frau Dr. Gundelach,
sehr geehrte Frau Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft,
sehr geehrter Herr Doyen,
sehr geehrte Mitglieder des Deutschen Bundestags und der Hamburgischen Bürgerschaft,
sehr geehrte Mitglieder der Bürgervereine,
sehr geehrte Damen und Herren,

es ist in jedem Jahr ein besonderer Moment für einen Hamburger Bürgermeister, zu den Mitgliedern der Hamburger Bürgervereine sprechen zu dürfen, und ich freue mich darüber auch heute ganz besonders. Sie stehen für großes Engagement und große Leistungen. Sie sind eine tragende Säule der Zivilgesellschaft. Und gerade in diesem Jahr sehen wir, wie unglaublich wichtig das ist.

Hamburg steht vor einigen Herausforderungen, die ohne den Einsatz seiner Bürger kaum zu packen sind. Das ist einerseits nicht ganz so dramatisch, wie es zunächst klingt, weil ohne den Einsatz der Bürger keine Kommune irgendwo auf der Welt wirklich zufriedenstellend funktioniert. Auf der anderen Seite kann man es gar nicht hoch genug bewerten, wenn eine Zivilgesellschaft so gut funktioniert wie unsere hier in Hamburg, denn eine Gesellschaft braucht das Zusammenwirken aller Kräfte, um eine gute, gerechte und lebenswerte Umwelt zu schaffen. Und in Hamburg gelingt uns das allen gemeinsam ganz gut, würde ich sagen.

Ich möchte hier insbesondere zwei der Herausforderungen ansprechen, die uns aktuell begegnen. Da ist natürlich und ganz und gar drängend die Frage, wie wir es schaffen, die vielen Flüchtlinge kurzfristig unterzubringen und mittelfristig zu einem großen Teil auch zu integrieren, die in den letzten Wochen und Monaten zu uns nach Hamburg gekommen sind und wahrscheinlich auch weiter kommen werden. Im September waren es allein zwischen 200 und 460 Menschen am Tag, insgesamt waren es in diesem Jahr bisher mehr als 35.000, und über ein Drittel von ihnen mehr als 13.000 werden zumindest für die Dauer ihres Asylverfahrens hier in Hamburg bleiben. Und es ist überhaupt kein Geheimnis, dass es uns große Anstrengungen bereitet, sie auch nur provisorisch so unterzubringen. Das ist keine leichte Aufgabe. Dass es uns überhaupt gelingt, ist bei aller unermüdlicher Arbeit der zuständigen Stellen in der Verwaltung auch all jenen Freiwilligen zu verdanken, Hamburger Bürgerinnen und Bürgern, die hingebungsvoll helfen die am Hauptbahnhof Menschen in Empfang nehmen und ihnen helfen, sich zurecht zu finden; die in den Messehallen helfen, die Spenden zu sortieren und zu verteilen, die in einer fast unglaublichen Welle von Hilfsbereitschaft dort abgegeben werden. Es haben sich Gruppen gebildet für alle Bereiche, in denen die Flüchtlinge Hilfe brauchen, von Hilfe bei Übersetzungen bis hin zu Internetzugängen, die den hier Gelandeten helfen, mit den in der Heimat zurückgebliebenen in Kontakt zu bleiben. Die Hilfsbereitschaft ist wirklich großartig. Wir können mit einigem Stolz sagen: Hamburg stellt sich seiner Aufgabe mit Mut und Menschlichkeit.

Hilfe und Gastfreundschaft sind universelle humanistische Werte. Wir helfen Flüchtlingen, weil das notwendig ist und weil das unser Rechtsstaat fordert.


Bei all den Zahlen dürfen wir nicht vergessen, es geht um Familien aus Kriegsgebieten, um Männer, die um ihre Heimat gebracht werden, um Jugendliche und Kinder, die noch nie etwas anderes als Krieg erlebt haben.


Es sind hunderte und tausende Schicksale aus Syrien, aus dem Irak, aus Afghanistan und aus Eritrea, derer wir uns annehmen.  

Dabei ist klar, dass angesichts der Anstrengungen, die nötig sind, bei vielen auch Sorgen und Ängste wachsen, ob wir das schaffen. Unsere Ressourcen sind endlich, aber wir schaffen das Wesentliche: Wir können ihnen Sicherheit geben und ein Dach über dem Kopf.

Das Wesentliche geben heißt, den Unterschied zu machen zwischen Todesangst und Sicherheit, den Unterschied zwischen der Flucht und dem Ort, an dem für viele erst wieder so etwas wie ein eigenes Leben beginnt. Das können wir, das müssen wir, und das schaffen wir auch. Wir haben in Hamburg schon ganz andere Sachen geschafft nicht zuletzt mit der engagierten Hilfe der Bürgerinnen und Bürger.

Wir werden einen kühlen Kopf bewahren, darauf achten und auch darauf drängen, dass auch die anderen europäischen Staaten ihrer Verantwortung gerecht werden.

Meine Damen und Herren,
ganz viel von dem, was ich über den Hamburger Geist gesagt habe, gilt auch für die zweite Herausforderung, zu der ich gerne hier noch ein paar Worte sagen würde: Unserer Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2024. Man spürt überall in der Stadt die Freude, die es auslöst, wenn man es sich ausmalt, wie toll das werden könnte. Nach allem, was ich so mitbekomme, ist tatsächlich ein riesengroßer Teil der Bevölkerung Feuer und Flamme für die Spiele in Hamburg, genau wie die kleinen und großen Unternehmen der Stadt. Ich hoffe, Sie alle hier sind es auch, und Sie überzeugen auch Ihre Nachbarn und Freunde, dass wir diese Begeisterung im nächsten Schritt umsetzen müssen in ein schönes Ergebnis bei der Volksabstimmung Ende November.

Ich habe unser Konzept für die Olympischen Spiele und auch die Kosten vor wenigen Wochen dezidiert vorgestellt. Ich glaube, es ist wichtig, darauf hinzuweisen: Wir haben ein Konzept entwickelt, das sich perfekt ergänzt mit dem, was wir städtebaulich auch ganz unabhängig von unseren Olympia-Plänen vorhaben. Unser Konzept der nachhaltigen Spiele am Wasser, integriert in die Stadt, mit kurzen Wegen und der ganz intensiven Verzahnung von der Stadt und den Veranstaltungen ist einzigartig und wunderbar, und nebenbei werden es die am besten durchgerechneten Spiele aller Zeiten werden. Olympia ist nicht billig zu haben, aber wir kennen die Kosten genau und wir haben sie im Griff. Und sie lohnen sich für uns: Wir als so genannte Second City (das heißt, als Stadt, die nicht Hauptstadt eines Landes ist) könnten ganz besonders von der internationalen Aufmerksamkeit profitieren, die Olympische und Paralympische Spiele mit sich bringen. Wir haben da große Möglichkeiten und allen Grund, sie guten Mutes anzugehen und für uns zu nutzen. Ganz abgesehen davon, dass es ein riesiger Spaß und eine tolle Erfahrung sein wird. Das gibt es wirklich nur einmal. Und auch hier gilt: Wir machen das mit kühlem Kopf, aber mit flammendem Herzen, und wir werden uns nicht kleinmütig wegdrehen weil wir denken, die Aufgabe wäre möglicherweise zu groß. Sie ist groß, aber wir können das, und wenn Sie mich fragen, dann können wir das sogar besser als alle anderen.

Sie sehen, wir haben eine Menge Arbeit vor der Brust. Ich weiß von den Hamburger Bürgervereinen, dass sie vor Arbeit nie zurückgeschreckt sind. Sie sind entstanden als Kinder der Bürgerrechtsbewegung Mitte des 19. Jahrhunderts und haben so ganz entscheidenden Anteil daran, dass ich heute all die großartigen Beispiele aufzählen konnte, in denen die verschiedenen Teile der Gesellschaft gut und erfolgreich zusammenwirken.

Ich freue mich wirklich sehr, heute hier zu sein und Ihnen sagen zu können: Danke dafür!

 

Es gilt das gesprochene Wort.