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06.02.2012

Rede zur Einbürgerungsfeier im Rathaus


Sehr geehrte Frau Vizepräsidentin der
   Hamburgischen Bürgerschaft, 

meine sehr verehrten Damen und Herren,

 

 

herzlich willkommen zu unserer Einbürgerungsfeier hier im Großen Festsaal des Rathauses. Ich finde, der Rahmen passt zu diesem festlichen Anlass.

 

Wer sich von Ihnen für Sport interessiert, hat vielleicht schon einmal von Arawat Sabejew gehört. Er ist ein aus Kasachstan stammender Ringer. Er wurde schon zu Zeiten der Sowjetunion Junioren-Weltmeister, Europameister und später nach seiner Übersiedlung nach Deutschland und seiner Einbürgerung hier sogar Weltmeister, Olympia-Neunter und sechsfacher deutscher Meister und Vizemeister. Arawat Sabejew hat einmal gesagt:

 Deutschland ist kein Traumland, aber ein Ort, wo man seine Träume erfüllen kann.

 

Besser, finde ich, kann man es kaum ausdrücken. Und dazu möchten wir Sie begrüßen: Ihre Chancen zu nutzen und Ihr Leben zu gestalten   als deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger.

 

Was wir heute feiern Ihre Einbürgerung ist ja alles andere als nur ein Aktenvorgang. In Wahrheit steckt viel mehr dahinter: Ihre bewusste Entscheidung, von nun an als Deutsche hier in Hamburg zu leben, mit deutschem Pass und den Rechten und Pflichten von Staatsbürgern, die für alle Deutschen ganz selbstverständlich sind.

 

Viele von Ihnen leben schon sehr lange in Hamburg, andere sind erst in jüngerer Zeit hierher gezogen. Für uns alle zusammen gilt: Was wären Hamburg als Tor zur Welt und Deutschland im Zentrum Europas ohne die Vielfalt, die vielen Einflüsse durch Zuwanderer? Die sich entscheiden zu bleiben, die sich entscheiden, sozusagen Vollzeit-Hamburgerinnen oder Hamburger zu werden? Und Deutsche zu werden? Mir persönlich ist Ihre Einbürgerung ein Herzensthema. Und ich glaube... nein, ich weiß, dass Sie eine gute Entscheidung getroffen haben.


Diese Entscheidung zu treffen, wird beliebter. Seit wir im Dezember unsere Einbürgerungsoffensive verstärkt haben, konnten wir rund 800 zusätzliche Vorgespräche und ebenso viele Telefonate mit Einbürgerungs-Interessierten führen. 105 zusätzliche Anträge sind eingetroffen, insgesamt waren es im Dezember und Januar etwas mehr als tausend. Das ist ein erfreulicher Erfolg und ich bereue es nicht, so viele Bürgermeisterbriefe unterschrieben zu haben.

 

Von Ihrer Einbürgerung haben Sie selbst etwas und die Stadt Hamburg auch:

 

  • Sie, die Neubürger, besitzen künftig alle staatsbürgerlichen Rechte Sie dürfen wählen und sich wählen lassen.

 

  • Die Beschäftigung mit den Tücken des Aufenthaltsrechts können Sie für immer vergessen.

 

  • Viele Visumpflichten entfallen für Sie, und innerhalb der Europäischen Union in die Deutschland eingebettet  ist genießen Sie volle Freizügigkeit, zum Beispiel, falls Sie reisen oder sich für einige Zeit oder länger woanders niederlassen möchten.

 

Hamburg wiederum freut sich über seine Neubürger und hat gute Gründe, die Einbürgerung zu erleichtern und zu fördern. Denn wir brauchen Sie!

 

Wir brauchen Sie, weil unsere Stadt ohne Zuwanderer aus allen Teilen der Welt nicht die weltoffene, vielfältige Metropole geworden wäre, die sie heute ist.

 

Nicht zuletzt auch darüber kann man ruhig reden brauchen Hamburg und Deutschland weitere Zuwanderer zur Sicherung unser wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und Zukunft. Hamburg ist eine große Stadt und will noch größer, noch besser werden, seinen Bewohnern eine sichere Zukunft bieten.

 

Die Einbürgerung ist aber ebenso ein wichtiger Schritt hin zur Integration, über die bei uns so gern und viel diskutiert wird. Und es stimmt ja auch: Die Eingliederung der Hamburgerinnen und Hamburger mit so genanntem Migrationshintergrund bitte machen Sie Vorschläge und helfen Sie mit, dass wir endlich ein schöneres Wort finden dass wir Sie in das Stadtleben mit  gleichen Rechten und Pflichten einbeziehen,  als Grundlage für ein gutes Zusammenleben, ist eines der wichtigsten Themen unserer Gesellschaft. Die Einbürgerung muss ein Staatsziel sein. 

 

Das Thema Integration hat für den Hamburger Senat höchste Priorität. Nur wenn es uns gelingt, die Teilhabe aller Hamburgerinnen und Hamburger zu verbessern, hat unsere Stadt die Chance, ihr Potenzial voll auszuschöpfen.


Wir brauchen Sie auch ganz konkret in der Verwaltung der Stadt. Interkulturelle Öffnung nennen wir das Zusammenwirken von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, deren Eltern hier geboren wurden, mit solchen, deren Eltern aus anderen Teilen Europas und der Welt stammen. Viele Betriebe und Unternehmen setzen darauf sehr bewusst und dasselbe will die Stadt Hamburg tun. Dieses Ziel hat die Kampagne Wir sind Hamburg bist du dabei?, mit der der öffentliche Dienst von der Polizei bis zum Einwohneramt mehrsprachige Mitarbeiter sucht und solche, die Erfahrungen aus anderen Kulturkreisen mitbringen.

 

Von den etwa 1,8 Millionen Hamburgerinnen und Hamburgern verfügen etwa 400.000 also mehr als 20 Prozent über einen Migrationshintergrund. Rund 236.000 Menschen haben keine deutsche Staatsangehörigkeit. Weit mehr als 100.000 von ihnen erfüllen möglicherweise die Voraussetzungen dafür, in erster Linie, weil sie bereits lange hier leben.

 

Bisher haben jedes Jahr etwa 5.000 Berechtigte in Hamburg einen Antrag auf Einbürgerung gestellt. Damit diese Zahl wächst, hat der Senat vor zwei Monaten seine Kampagne für Einbürgerung verstärkt. Wir wollen diejenigen, die schon seit vielen Jahren bei uns leben, davon überzeugen, sich zu diesem Staat und zu dieser Gesellschaft zu bekennen.

 

Dazu schreiben wir Monat für Monat etwa 4.000 mögliche Interessenten an in der Hoffnung, sie bald als Bürgerinnen und Bürger mit deutschem Pass begrüßen zu können.

 

Doch mit dem Werben für die deutsche Staatsbürgerschaft allein ist es nicht getan. Damit sich niemand alleingelassen fühlen muss, gibt es die Kampagne Hamburg. Mein Hafen. Deutschland. Mein Zuhause, außerdem das erfolgreiche Projekt der Einbürgerungslotsen, von denen die meisten selbst von weit her nach Deutschland gekommen sind oder die Kinder solcher Zuwanderer sind. Viele von Ihnen werden die Einbürgerungslotsen kennengelernt, wertvollen Rat von ihnen erhalten haben.

 

Meine Damen und Herren,

 

 

Sie sehen: Hamburg rollt Menschen, die sich für die Einbürgerung interessieren und die nötigen Voraussetzungen erfüllen, einen roten Teppich aus, und ich freue mich, dass Sie alle sich entschlossen haben, diesen wichtigen und manchmal auch mühsamen Schritt in Ihrem Leben zu gehen.

 

Mühsam nicht nur wegen der Bürokratie, ohne die es nun einmal nicht geht, erst recht nicht in Deutschland. Die deutsche Sprache ist ebenfalls nicht ganz einfach. Diejenigen von Ihnen, die nicht schon im  Kindesalter Deutsch gelernt haben, mussten sich später ganz schön mit ihr abmühen. Sie haben es mit Erfolg getan!

 

Die Einbürgerungstests zeigen: Mehr als 99 Prozent der Antragsteller beherrschen Deutsch mit nur ganz wenigen oder völlig ohne Fehler. Meinen Respekt haben Sie! Und ich möchte Sie bitten: Sprechen Sie mit Anderen darüber, sich ebenfalls einbürgern zu lassen. Sagen Sie weiter, dass es sich lohnt, und dass wir uns auf sie freuen.

 

Sie selbst wissen es ja längst Hamburg hat eine Menge zu bieten, weit über Arbeitsmöglichkeiten, Kultur- und Freizeitangebote hinaus. Und Hamburg ist eine weltoffene, polyglotte, kosmopolitische Stadt.

 

Wir heißen Sie mit offenen Armen willkommen, mit Ihrer Erfahrung, Ihren Kenntnissen und Gepflogenheiten, Ihrer ganz eigenen Biografie.

 

Ob Sie eine Lehrerin aus Finnland sind, ein Automechaniker aus Marokko, eine Köchin aus dem Libanon, ein hier geborene Schülerin mit türkischen Eltern, die sich auf den Abschluss vorbereitet, oder ein Sportler wie Arawat Sabejew: Sie werden nicht alle Europameister oder sechsfache Deutsche Meister werden. Aber Ihnen allen wünsche ich Erfolg und das nötige Quantum Glück dabei, sich als Deutsche in Hamburg Ihre ganz persönlichen Träume zu erfüllen!

 

Noch einmal herzlich willkommen bei uns und vielen Dank.

 

Es gilt das gesprochene Wort.