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05.10.2015

Rede zur Einweihung des Hochleistungsrechnersystems HLRE 3 des Deutschen Klimarechenzentrums

 

Sehr geehrter Herr Professor Ludwig,
sehr geehrter Herr Staatssekretär,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

der Mistral ist eine Erscheinung, die Bewohnern und Urlaubern in Südfrankreich oft starke Nerven abverlangt. Jetzt könnte ich darüber philosophieren, warum wir uns den MISTRAL nach Hamburg geholt haben, wo doch im Laufe eines normalen Haushaltsjahres genug S-tormgebruus herrscht. Aber auf dergleichen Anspielungen kann ich an dieser Stelle getrost verzichten.

Hamburg stellt als Wissenschaftsstandort hohe Ansprüche an sich selbst und dieser neue Hochleistungsrechner MISTRAL wird die Spitzenposition der deutschen Klimaforschung festigen. Das nützt auch unserer Stadt, die längst ich sage es bescheiden so: zu den deutschen Klimahauptstädten zählt. In der begrüße ich Sie alle herzlich.

Den größten Nutzen versprechen wir uns für die Erdsystem- und Klimaforschung und letztendlich für eine gedeihliche Entwicklung unseres Planeten, auf dem sich auch weiterhin Viele nachhaltig miteinander vertragen müssen. Dass es neuerdings Hinweise auf Fließwasser auf dem Mars gibt, ist interessant, wird aber in absehbarer Zeit keine Zukunftsfrage beantworten.
 
Neulich hörte ich während einer Umweltdiskussion einen Satz, den ich aus dem Gedächtnis zitieren will: Die Menschen, die jetzt zu uns kommen, sind ja nur ein laues Lüftchen gegen die 200 Millionen Klimaflüchtlinge, die noch kommen werden, wenn wir mit unseren Energieressourcen und so weiter.

Der Satz scheint mir in sehr ambivalenter Weise zweierlei auszudrücken: eine nicht sehr verantwortungsvolle Panikmache einerseits, zumal wenn das sensible Flüchtlingsthema vor dem jetzigen Hintergrund der Lage in Syrien, oder Afghanistan, oder Irak zweckentfremdet instrumentalisiert wird. Andererseits den vollkommen berechtigten Hinweis darauf, dass wenn wir denn durch ungebremsten Verbrauch von Energie aus fossilen Quellen den Klimawandel wesentlich beeinflussen und verstärken sich das weltweit auswirkt. Ergo muss eine belastbare Folgenabschätzung stattfinden, ebenso wie eine immer genauere Analyse der Ursachen.

Denn auch diese Wissenschaft so interessant das Klimathema aus sich selbst heraus ist muss über das Stillen von Wissensdurst hinaus eine beratende, eine dienende Funktion haben. Das Deutsche Klimarechenzentrum weiß das und es sucht wie alle Hamburger Forschungseinrichtungen rund um den Klima-Campus bewusst den Dialog mit der Öffentlichkeit, also mit den Bürgerinnen und Bürgern, die alle Entscheidungen um Mitigation & Adaptation verstehen und für die Kosten aufkommen müssen. Wir sind uns einig, dass Wissen Flügel verleiht, Katastrophen-diskurse nur bleierne Schwere.

Meine Damen und Herren,
eine Investition von rund 40 Millionen Euro zu ermöglichen, ist nie ein einfacher Weg.  Dieser Erfolg ist einer  Reihe engagierter Fürsprecher  zu verdanken. Die Voraussetzungen für die Großinvestition MISTRAL haben gemeinsam geschaffen: Wissenschaftler aller am DKRZ arbeitenden Einrichtungen, die Helmholtz-Gemeinschaft, der Bund und nicht zuletzt die am Helmholtz-Zentrum Geesthacht beteiligten Länder. Dafür sind wir in Hamburg sehr dankbar.

Alle Beteiligten eint, dass sie von dem Konzept des DKRZ überzeugt sind. Mit Recht, denn es umfasst ja viel mehr als nur einen Klimarechner. Ich muss wohl den meisten von Ihnen nicht groß erzählen, was alles; deshalb nur der Hinweis, dass nicht zuletzt seine Beteiligung an nationalen und internationalen Projekten und Kooperationen selbstverständlich ist, um die Klimamodellierung immer weiter zu verbessern. So ist das DKRZ in das internationale Klimamodell-Vergleichsprojekt CMI P 5 eingebunden, und ebenso in den Klimasachstandsbericht der Vereinten Nationen, bekannt als IPCC Report.

Meine Damen und Herren,
so ist das DKRZ längst unverzichtbar für die deutsche Klimaforschergemeinschaft geworden. Und es steht in besonderer Weise für Klimaforschung made in Hamburg im unmittelbaren Verbund mit dem  Hamburger KlimaCampus und dem Exzellenzcluster CliSAP (Climate Systems Analysis and Prediction).


Was den Mistral in besonderer Weise auszeichnet, ist seine ganz eigene Architektur. Sie versetzt die weit über Hamburg hinausreichende Community in die Lage, Grundlagenforschung, Beratung und Service sowie Gerät an einem Ort zu haben.

Wie wir immer wieder von den wissenschaftlichen Nutzern bestätigt bekommen, ist genau diese Kombination vor Ort das Erfolgsrezept. Die Möglichkeit, dass Wissenschaftler ohne lange Wege auf hochkompetente Personen treffen, die die wissenschaftliche Fragestellung in eine für den Rechner verständliche Fragestellung übersetzen, nämlich in die sogenannten Codes, ist für Höchstleistungsrechner natürlich von zentraler Bedeutung. Darauf hat auch der Wissenschaftsrat noch einmal hingewiesen.

Im Fall der Klimamodellierung kommt hinzu, dass auch der Rechner selbst für seine hoch komplexe Arbeit eine spezielle Architektur besitzen muss. Kein Höchstleistungsrechner ist wie der andere. Dass Klimamodelle Made in Germany in die Globalen Klimaberichte des IPCC regelmäßig Eingang gefunden haben, spricht für den Weltklimarat und die Voraussetzungen am Standort Hamburg.

Deshalb sind die Hamburger Klimaforscher davon überzeugt, dass das DKRZ eigenständig bleiben muss und dass herausragende Klimamodellierung auch in Zukunft einen solchen speziellen Hochleistungsrechner  benötigt. Ich werde mich daher in enger Abstimmung mit allen Beteiligten dafür einsetzen, dass auch die Finanzierung der nächsten Rechnergeneration ab 2020 sichergestellt wird.
 
Meine Damen und Herren,
Hamburg hat schon in der Vergangenheit  viel in die Klimaforschung und in das DKRZ investiert. Über das Budget der Universität Hamburg und über die Budgets der übrigen beteiligten Forschungseinrichtungen finanzieren wir erhebliche Beiträge für den Betrieb. Hinzu kommt unser so genannter Sitzlandanteil an der Finanzierung des Exzellenzclusters CliSAP.

Im investiven Bereich hat sich Hamburg mit dem kostenintensiven Neubau am Geomatikum  eindeutig positioniert, und zwar für den Forschungsschwerpunkt Klimaforschung. Dort entsteht ein umfassender Neubau, der alle an der Klimaforschung beteiligten Einrichtungen und Institute der Universität Hamburg aufnimmt. Dafür stellt die Stadt einen Betrag von rd. 180 Mio. Euro zur Verfügung. Und bereits 2009 wurde das Gebäude, das den Rechner beherbergt, mit 29 Mio. Euro auf den neuesten Stand gebracht.

Aber: Geld allein sichert weder den Klassenerhalt noch die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb. Das, meine Damen und Herren, weiß in Hamburg jeder leidgeprüfte Fußballfan; aber auch: Von nichts kommt nichts. Die Stadt Hamburg wird ihren Beitrag weiterhin leisten. Und ich bin zuversichtlich, dass dies die anderen Partner auch in bewährter Manier tun werden. Für jetzt danke ich für Ihre Aufmerksamkeit, wünsche uns interessante Vorträge und nachher intelligente Journalistenfragen.  

Vielen Dank.

 

Es gilt das gesprochene Wort.