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12.04.2016

Rede zur Programmvorstellung der Elbphilharmonie 2017

 

Sehr geehrter Herr Lieben-Seutter,
liebe Barbara Kisseler,
sehr geehrter Herr Marmor,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

die Elbphilharmonie ist in Hamburg angekommen. Wer in der U-Bahn-Linie 3 am Hafen entlang fährt, kann beobachten, wie der Blick der Menschen im Abteil unweigerlich an der Elbphilharmonie ruhen bleibt. Sie gibt dem neuen Stadtteil HafenCity einen Bezugspunkt. Und aus allen Himmelsrichtungen zücken Hamburgerinnen und Hamburger ihre Smartphones, um das Gebäude zu fotografieren, wenn der hohe Hamburger Himmel wieder einmal dramatische Wolkenformationen über der modernen Glasfassade formt. Vielleicht ist es mit diesem Gebäude wie mit jeder schweren Geburt: wenn sie vollbracht ist, sind Erleichterung und Freude doch groß. Immer mehr Bürgerinnen und Bürger erkennen, wie gut die Elbphilharmonie zu ihrer Stadt passt wie typisch hamburgisch sie ist. Sie greift die Architektur des alten Kaispeichers A auf und fügt sich harmonisch in ihre Umwelt ein, statt sie zu marginalisieren. Sie ist beeindruckend und doch nicht protzig. Sie ist wie ihre Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger. Und für diese wurde sie auch gebaut. Die Elbphilharmonie ist ein demokratisches Gebäude. Sie steht der Stadt offen und macht Kultur von Weltrang für jeden erschwinglich. Jedes Hamburger Schulkind soll künftig einmal ein Konzert in der Elbphilharmonie erleben können.

Schön und rau steht die Elbphilharmonie mitten im Herzen der Stadt. Schon ihre Lage fordert uns dazu heraus, sie zu einem Haus für alle zu machen. Das Programm der Eröffnungssaison erfüllt dieses Versprechen nun endlich mit Leben. Ambitioniert und herausfordernd präsentiert sich die künstlerische Agenda. Sie strebt mit großen Namen nach musikalischer Exzellenz, aber zugleich mit Vielfalt und Offenheit auch nach gesellschaftlicher Relevanz.

Gerade die Festivals knüpfen ein weltumspannendes künstlerisches Netz, das die wirtschaftliche Verflochtenheit der Welthafenstadt entscheidend ergänzt. Diese kulturelle Dimension künftig auch mitten im Hafen erleben zu können genau an dem Ort, der Hamburgs Weltoffenheit schon immer begründet hat , erzeugt eine einzigartige Spannung. Ich bin mir sicher: Die Eröffnung der Elbphilharmonie wird nicht nur den Hafen, sondern die ganze Stadt zum Klingen bringen.

Lieber Herr Lieben-Seutter, so etwas nenne ich mutig: Bekommt eines der schönsten Konzerthäuser der Welt und lädt zur Programmvorstellung der Eröffnungssaison in das Parkhaus.
Ich möchte nicht verhehlen, dass ich mich zunächst gewundert habe aber es ist nur konsequent, das Programm heute hier vorzustellen. Der Bau macht weiterhin sehr gute Fortschritte, bei den großartigen Konzertsälen sind wir in den letzten Zügen der Fertigstellung. Dort spielen derzeit noch diejenigen die erste Geige, die die gesamte Baustelle in den nächsten Monaten zu einem glücklichen Ende führen werden.
Unsere Vorfreude auf unser neues Hamburger Wahrzeichen ist aber so groß, dass wir das Programm, das das Haus schließlich mit Leben füllen wird, natürlich vor Ort vorstellen wollten. Und wie Sie sicher sehen, hat auch das Parkhaus seine ganz eigene Ästhetik.

Einen kleinen Vorteil hat es dann doch, dass ich hier vorne sitze ich durfte, wenn auch erst an diesem Wochenende, schon einen  Blick in das Programm werfen. Dieser Blick, aber auch die Street-Art Bilder, die hier im Parkhaus zu sehen sind, zeigt aus einem anderen Grund, weshalb dieser Ort so überraschend er ist für etwas der Elbphilharmonie Inbegriffenes steht:  Die Elbphilharmonie wird kein Musentempel für die oberen Zehntausend, wie man früher sagte nein, die Elbphilharmonie wird ein Haus, in dem sich die ganze Stadt in ihrer Vielfältigkeit wiederfindet und das allen offensteht. Insofern freue ich mich, dass die Elbphilharmonie mit der Kampagne zum Eröffnungsprogramm den Weg in die Stadt gesucht und gefunden hat: Mit Graffitis an Hauswänden in verschiedenen Stadtteilen und an einem Bus der Hochbahn werden die Highlights des Programms in der Stadt sichtbar gemacht.

Das ist der Grund, weshalb Hamburg sich auf das Abenteuer eingelassen hat, ein neues Konzerthaus der Spitzenklasse zu bauen.

Wir sind davon überzeugt, dass eine zukunftsfähige und aufgeklärte Stadt auf die Kraft der Kultur setzen muss. Musik ist ein Ausdruck von Humanität, und dies spiegelt sich auch in dem Programm der Hamburg Musik für die Elbphilharmonie wieder. Nicht nur, dass Sie, Herr Lieben-Seutter, bewusst auch ein politisches Statement setzen, wenn Sie zum Beispiel ein Festival unter dem Titel Salam Syria ins Programm nehmen. Es ist ein Programm, das zeigt, was Hamburg und seinen Bezug zur Welt ausmacht.

Das Programm setzt aber auch sehr konsequent den Wunsch der Stadt um, dass künftig jedes Schulkind mindestens einmal die Elbphilharmonie besuchen sollte. Sieben Kaistudios im Inneren der Elbphilharmonie für ein Musikvermittlungsprogramm, das von heute 500 auf künftig 1.500 Angebote im Jahr ausgeweitet wird so wird die Elbphilharmonie zu einem lebendigen Ort auch und gerade für alle Schülerinnen und Schüler.

Gerade nach der langen und zu oft auch schwierigen Projektgeschichte ist es nur konsequent, dass sich die HamburgMusik gemeinsam mit dem NDR bei den Hamburgerinnen und Hamburgern mit einer eigenen Konzertreihe, den Konzerten für Hamburg für ihr Ausdauervermögen bedankt. 60.000 günstige Tickets für die Elbphilharmonie zum Kennenlernen, alleine im Rahmen dieser Konzertreihe geben jedem die Möglichkeit, dieses wunderbare Haus ohne Scheu und ohne Kleiderordnung, dafür mit viel Spaß und Begeisterung kennenzulernen.

Sie sehen, ich kann es kaum erwarten, die Elbphilharmonie im vollen Betrieb zu erleben. Da wir wissen, dass es vielen anderen ebenso geht, werden wir schon am 4. November 2016 die dann fertiggestellte Plaza zwischen dem historischen Kaispeicher und dem neuen Konzerthaus für die Öffentlichkeit öffnen. Spätestens dann kann sich jeder aus erster Hand einen eigenen Eindruck darüber verschaffen, was für eine anmutige Schönheit sich hier in den Hamburger Wind gestellt hat.

Ein erster Blick ins Programm zeigt, dass sich die Exzellenz der Architektur, die wir schon heute sehen können, in der Qualität des musikalischen Programms widerspiegelt.
Dies besteht zum einen aus der langen Tradition, die Musik in dieser Stadt hat. Zum anderen aber auch auf einer sehr vielfältigen Musikszene mit hervorragenden Klangkörpern, die fester Teil der Elbphilharmonie sein werden.

Auch hier ist es der Verdienst von Christoph Lieben-Seutter und seinem Team, dass die unterschiedlichen Player gemeinsam ein so vielfältiges und hervorragendes Programm auf die Beine gestellt haben.

Zuallererst ist da natürlich das NDR Sinfonieorchester, das ja auch dieses Haus eröffnen wird und die als Zeichen der großen Verbundenheit mit der Elbphilharmonie nicht nur heute hier durch ihren Intendanten Herrn Marmor vertreten ist, sondern sich künftig auch NDR Elbphilharmonie Orchester nennen wird.

Dies ist aber auch ganz zuvorderst das Ensemble Resonanz, das im  Kleinen Saal Ensemble in Residence ist und diesen auch eröffnen wird. Dieses Ensemble, das ja seine Heimat im Bunker in der Feldstraße hat, steht ganz ausdrücklich für künstlerische Qualität, als auch für Mut und Abwechslung die ebenso in der Elbphilharmonie seine Heimat finden wird.

Ergänzt werden die beiden durch das  Philharmonische Staatsorchester, das ebenfalls gleich zu Beginn unter Kent Nagano mit einer Uraufführung ein deutliches musikalisches Ausrufezeichen setzen wird. Die Hamburger Symphoniker werden das Residenzorchester der Laeiszhalle.

Besonders freue ich mich, dass wir auch die hervorragenden Privatveranstalter, die wir in der Stadt haben, als feste Partner an unserer Seite wissen.

Sie sehen, die Elbphilharmonie wird ein ausgesprochen lebendiges und vielfältiges Haus.

Diese Vielfalt  wollen wir nicht nur in der  Elbphilharmonie und in der Laeiszhalle sichtbar und erlebbar werden lassen, wir wollen diese auch ganz gezielt ausbauen.

Daher haben wir gerade vor wenigen Tagen in der Bürgerschaft nicht nur die Mittel für die Bespielung der Elbphilharmonie beschlossen, sondern im gleichen Schritt auch weitere Mittel für den Ausbau der Musikstadt Hamburg, insbesondere der Freien Szene.

Goethe sagte einmal: Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln  und Flügel. Beides hat die Elbphilharmonie: ein festes musikalisches Fundament in der Stadt, auf das sie aufbauen kann, und ab Januar 2017 ein erstklassiges Konzerthaus, das der Musik in Hamburg Flügel verleihen wird.    

Es gilt das gesprochene Wort.