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10.12.2012

Richtfest Gemeinsames Grundbucharchiv Stade

 

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident McAllister, 

sehr geehrte Frau von Pozniak-Bierschenk,

Herr Staatssekratär, 

meine sehr geehrten Damen und Herren, 

 

den guten Wünschen des Ministerpräsidenten schließe ich mich gleich nahtlos an. In der Tat finde ich es bemerkenswert und bewundernswert, wie schnell dieser Neubau in die Höhe gewachsen ist. Aber Sie haben ja auch die ganze Fläche Norddeutschlands durchkämmt, um zum Beispiel ein Architekturbüro aus meiner Heimatstadt Osnabrück mit der Planung zu beauftragen.

 

Ein bisschen mithelfen durften auch Hamburger Stellen, ein bisschen mitfinanzieren tun wir natürlich, und last not least: An einer noch besseren und schnelleren Verbindung zwischen den beiden Städten haben beide Nachbarländer schon erfolgreich gearbeitet. 

 

Stade gehört zum Hamburger Verkehrs-Verbund, ist mit der S-Bahn bequem ohne Umsteigen erreichbar und dieses neue Grundbucharchiv befindet sich nur fünf Minuten vom Bahnhof entfernt.

 

Viele Hamburger lieben Stade, nutzen es für Ausflüge, und wer trotzdem noch glaubt, Stade und Himmelpforten und die Wingst lägen weit weg, muss seine Hoffnungen auf die A 26 richten. Auch das gemeinsame Projekt von Niedersachsen und Hamburg ist ja jetzt auf gutem Wege, das Bundesverkehrsministerium steht für die Finanzierung gerade und die Planfeststellung für den vierten Abschnitt auf Hamburger Gebiet läuft.

 

Sie sehen, meine Damen und Herren, ich habe mich nicht hierhergewagt, ohne auch versprechen zu können: Die Akten, sie werden ihren Weg in das neue Archiv finden. 

 

So wird die erfreuliche Tatsache abgerundet, dass das Projekt hier auf der Baustelle voll im Zeitplan liegt. Es wird außerdem, dank der hervorragenden Arbeit der Niedersächsischen Bauverwaltung, sogar deutlich billiger als geplant, so dass die Freie und Hansestadt Hamburg statt der kalkulierten 8,5 Millionen Euro voraussichtlich nur rund 6,5 Millionen zahlen muss. 

 

Entlastung von Kosten, dazu die Entlastung von annähernd 20 laufenden Kilometern Akten wir sind begeistert. Zumal auf dem Weg zum papierlosen Büro, von dem wir früher geträumt haben in der Frühzeit der Bürocomputer noch viel Papier bedruckt werden wird.

 

Natürlich besteht weiterhin die Hoffnung, dass die Digitalisierung von Dokumenten langfristig Platz spart. Schließlich passen heute theoretisch viele Meter Akten auf einen kleinen Datenträger. Worin der Catch 22 (twenty two) besteht, der Haken, den das Ganze hat, das haben wir eben aus dem Munde meines Amtskollegen schon gehört: Wenn die Materialien digitalisiert sind, dann sind sie trotzdem noch physisch vorhanden. Und entsorgen darf man in Grundbuchangelegenheiten, aus guten Gründen, nur wenig.

 

Die Freie und Hansestadt Hamburg hat im Rahmen der Umstellung der öffentlichen Verwaltung auf moderne Informations- und Kommunikationstechniken seit 1998 ihre Grundbücher digitalisiert. Die ihnen zugrunde legenden Unterlagen jedoch müssen aufbewahrt werden: Vollständig und dauerhaft, so schreibt es die Grundbuchordnung vor. Allerdings muss das nicht mehr auf den Ämtern selbst stattfinden. 

 

Wohin also mit dem vielen Papier? Allein die Grundbücher machen in Hamburg gut 3.000 Regalmeter aus. Sie lagern derzeit im Staatsarchiv in Wandsbek, und das ist zu fast 100 Prozent ausgelastet. 

 

Zu den Grundbüchern gehören aber auch die Grundakten, also alle Dokumente und Urkunden, die ein bestimmtes Grundstück betreffen, wie Verträge, Vollmachten, Teilungserklärungen und so weiter. In Hamburg sind das weitere 16.000 Regalmeter. Insgesamt reden wir also allein für Hamburg von 20 Kilometern Unterlagen. 

Übrigens lagern die Grundakten in Hamburg verstreut bei den jeweiligen Amtsgerichten. Auf den Fluren, in Kellern, überall dort, wo Platz ist. Sie lagern sogar, wie ich mir habe sagen lassen, in ehemaligen Gefängniszellen. Da sind sie zwar sicher, aber effizient ist das nicht. Und auch die Bedingungen für die dauerhafte Archivierung von Papier sind nicht überall optimal. Auch deshalb bin ich den hamburgischen und niedersächsischen Archivverwaltungen dankbar, dass Sie frühzeitig die Idee einer gemeinsamen Unterbringung ins Spiel gebracht haben. 

 

Grundbücher und Grundakten sehen in ganz Deutschland gleich aus. Wie sie zu führen sind, ist bundeseinheitlich festgelegt. Es ist also eine gute Idee, sie länderübergreifend in einem Spezialarchiv zu lagern, dieses Archivgebäude gemeinsam zu planen und zu errichten. 

 

Meine Damen und Herren, 

wir feiern heute also nicht nur ein Richtfest. Wir feiern auch ein gelungenes Beispiel länderübergreifender Kooperation, die unsere Verwaltung wirtschaftlicher und effizienter macht. 

 

Wobei, nicht ganz unwichtig, in Stade auch zukünftig kein gemeinsames niedersächsisch-hamburgisches Staatsarchiv betrieben wird. Das ist nicht möglich, denn Staatsarchive erfüllen auf gesetzlicher Grundlage hoheitliche Aufgaben mit teilweise sehr sensiblem Charakter. Sie sind, um diese angemessen erfüllen zu können, untrennbar in die Behörden- und Gerichtsstruktur ihrer jeweiligen Bundesländer eingebunden. 

 

Wir sind also eine Archivgemeinschaft. Die wird, davon bin ich überzeugt, genauso gut funktionieren wie es Kanzlei-, Büro- oder Wohngemeinschaften tun. Oder besser, denn Beziehungsstreit über zu viele Papier- und Aktenstapel und wo die jetzt wieder lagern sollen, ist in diesem großen Archiv wohl nicht zu erwarten.

 

Meine Damen und Herren,

ich habe mir sagen lassen, dass hier auch ein riesiger Felsen hätte stehen können zumindest gab es einen solchen Entwurf. Das ist eine interessante Idee: ein Grundbuch- und Grundaktenarchiv als Fels in der Brandung. 

 

Zu unserem Bekenntnis zur Metropolregion hätte es ja gepasst. Das neue Grundbucharchiv verbindet nicht nur zwei alte Hafenstädte, sondern auch zwei Hansestädte und knüpft an jahrhundertealte Verbindungen an. 

 

Ich wünsche allen am Bau Beteiligten weiter gutes Gelingen und dem Grundbucharchiv eine erfolgreiche Zukunft.

 
Es gilt das gesprochene Wort.