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05.06.2012

Senatsempfangs zum 90jährigen Jubiläum der SAGA/GWG

 

Sehr geehrter Herr Basse, 

sehr geehrter Herr Gedaschko,

sehr geehrte Frau Vizepräsidentin des Hamburgischen Bürgerschaft, 

meine sehr geehrten Damen und Herren, 

 

ich freue mich, gemeinsam mit Ihnen heute den 90. Geburtstag der SAGA GWG feiern zu können. 

 

Beim Thema Bauen und Wohnen ist manches eine Frage des Blickwinkels. Sicher sind viele von Ihnen schon einmal mit dem Flugzeug in Hamburg angekommen und haben unsere Stadt aus der Luft bewundert: Elbe und Alster, den riesigen Hafen, das viele Grün, mittendrin Rathaus und Michel und je nach Saison das Riesenrad auf dem Dom. 

 

Was mich selbst aber stets am meisten beeindruckt, ist die unüberschaubare Zahl an Wohnhäusern, die von oben so klein aussehen. In jeder einzelnen Wohnung arbeiten und leben Bürgerinnen und Bürger, entstehen Pläne, entfalten sich Lebenswege, wird Schicksal erlebt. 

 

In keinem Moment fächert sich die abstrakte Bevölkerungszahl von 1,8 Millionen so weit auf wie aus der Vogelperspektive. Und jeder sechste Hamburger bzw. Hamburgerin wohnt bei SAGA GWG eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. 

 

An Ihrem Anfang stand der unbedingte Wille, den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt nicht nur menschenwürdige Unterkünfte zu bieten, sondern ihnen Orte zu geben, die Heimat werden können. Sowohl denen, die hier geboren sind als auch den vielen Zuwanderern, denen Hamburg seit jeher viel verdankt. 

 

Deshalb wurde auf Betreiben von Max Brauer, damals in Altona 1922 in Altona die Gemeinnützige Siedlungs-Aktiengesellschaft Altona gegründet. Gemeinsam mit Bausenator Gustav Oelsner realisierte er ein umfangreiches kommunales Wohnungsbauprogramm.

 

Ebenso wie die nur wenige Jahre später gegründete Gemeinnützige Kleinwohnungsbaugesellschaft Groß-Hamburg (GKB) des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) unter John Ehrenteit waren sie der Idee des Neuen Bauens verpflichtet.

 

Die neuen Wohnungen waren geprägt von einer klaren Sachlichkeit und Funktionalität, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit geringen Einkommen zwar nicht immer Stuck unter der Decke, wohl aber einen angemessenen Wohnkomfort bieten konnten.

 

Die Elendsquartiere, die bis in die Industrialisierung hinein viele Stadtteile prägten, wurden zunehmend aus dem Stadtbild verdrängt und mit ihnen die miserablen hygienischen Zuständen von früher, die bedrückende Enge und die fehlende Heizung im Winter.

 

Stattdessen wuchs das Bewusstsein dafür, dass angemessener Wohnraum nicht alleine eine Sache des Marktes ist, sondern dass es engagierte Politik und gesellschaftliche Initiative braucht, um eine große Stadt auch lebenswert zu machen.

 

Das gilt umso mehr in einer wachsenden Stadt, die niemals dem Trugschluss aufsitzen darf, es reiche, den vorhandenen Bestand zu verwalten. 

 

 

Seit dem Mittelalter strömen Bürgerinnen und Bürger nach Hamburg - in der Hoffnung auf ein gutes, ein besseres Leben. Dieser Trend ist ungebrochen. Hamburg wächst auch heute weiter. 1,9 oder gar zwei Millionen Einwohner werden es binnen der nächsten 20 Jahre werden.

 

Deshalb wird Hamburg niemals fertiggebaut sein. Wir müssen auch künftig neue Quartiere erschließen und neue Wohnformen ermöglichen. Es ist gut zu wissen, dass SAGA GWG sich in der Tradition ihrer kommunalen und gewerkschaftlichen Eltern weiß und sich deshalb klar dem Gemeinwohl verpflichtet.

 

  • Sie schafft Wohnraum, den sich Bürgerinnen und Bürger leisten können und in dem sie sich wohlfühlen. 
  • Sie arbeitet wirtschaftlich und setzt ihre Ressourcen nachhaltig gewinnorientiert ein. 
  • Sie unterhält und erhält einen Bestand von mehr als 130.000 Wohneinheiten und 1.600 Gewerbeobjekte und trägt damit Verantwortung für das Stadtbild Hamburgs. 
  • Sie baut die Gebäude nach modernen, ökologischen Gesichtspunkten aus, um auch kommenden Generationen ein angemessenes und nachhaltiges Wohnen zu ermöglichen. Und sie stellt sich jedes Jahr der Beurteilung seiner Mieter, um die Qualität der Dienstleistungen danach auszurichten.

 

Wenn heute SAGA-GWG-Wohnungen bei guter Qualität bezogen auf den Mietenspiegel im Durchschnitt deutlich günstiger sind als vergleichbare Wohnungen, dann ist daran abzulesen, wie erfolgreich das Unternehmen die Summe seiner Aufgaben gemeistert hat. Darauf können Sie stolz sein! 

 

Meine Damen und Herren,

 

angesichts dieser beeindruckenden Liste sehr grundsätzlicher und sehr anspruchsvoller Aufgaben verwundert es rückblickend umso mehr, dass in der Vergangenheit mancher nicht einsehen wollte, dass ein starkes kommunales Wohnungsbauunternehmen eine beinahe unabdinbare Voraussetzung einer guten und sozialen Stadtentwicklung darstellt.

 

In diesem Zusammenhang sei nur erinnert an die gewaltigen Kraftanstrengungen, die unter Leitung von Heinrich Plett und anderen nach dem zweiten Weltkrieg unternommen wurden, um die komplett zerstörte Stadt binnen weniger Jahre wieder aufzubauen.

 

Doch all das geriet in den letzten Jahrzehnten in Vergessenheit. Insbesondere nach der Wende haben wir in anderen Städten der Bundesrepublik erleben müssen, dass so mancher Stadtkämmerer den kommunalen Wohnungsbesitz privatisiert hat, um die Stadt vermeintlich schnell zu entschulden. Geklappt hat das fast nie.

 

Es ist gut, dass Hamburg nicht auf derartige Ideen gekommen ist. Es ist vielmehr noch besser, dass wir nach dem Zusammenbruch der Neuen Heimat Ende der 1980er Jahre insgesamt 40.000 gewerkschaftliche Wohnungen erst in der neuen GWG gesichert und dann mit dem Bestand der SAGA gebündelt haben.

 

Das ist auch das Verdienst von Eugen Wagner, den ein liberaler Koalitionspartner Ende der 80er Jahre eigentlich darauf verpflichtet hatte, 10.000 der Wohnungen der Neuen Heimat sofort wieder zu verkaufen. Er hat 2500 in Wohnungseigentümergenossenschaften privatisiert und den Rest in städtischem Besitz gehalten. 

 

Auf diese Art und Weise war ein erheblicher kommunaler Wohnungsbestand aufgebaut und dauerhaft gesichert.

 

Leider aber fehlte den Senaten in den letzten Jahren teilweise der Weitblick oder auch der Wille, weiter mit aller Kraft in das Wachstum und den Ausbau des Wohnungsbestandes in Hamburg zu investieren.

 

Der soziale Wohnungsbau wurde nahezu eingestellt. Der Markt allein sollte es regeln. Die Ergebnisse sind bekannt: Wohnungen wurden knapper, die Preise stiegen.  Gerade Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit niedrigen und mittleren Einkommen hatten es immer schwerer eine bezahlbare Wohnung in Hamburg zu finden.

 

Deshalb stehen wir heute durchaus in der Tradition der Kraftanstrengungen, die Max Brauer in den 20er Jahren angestoßen hat. Es geht nicht mehr um die Beseitigung von Elendsquartieren, aber es geht um Lebensqualität und moderne Anforderungen an großstädtisches Leben.

 

Wir werden die Stadt weiter modernisieren und mit den Herausforderungen ihres Wachstums versöhnen.

 

Derzeit fehlen uns 40.000 Wohnungen in Hamburg. Der vor einem Jahr angetretene neue Senat hat es sich daher zur zentralen Aufgabe gemacht umzusteuern. In jedem Jahr soll mit dem Bau von 6.000 Wohnungen begonnen werden, davon 2.000 als geförderte Mietwohnungen. 

 

Das verstehen wir durchaus nachhaltig: Wir dürfen in Hamburg nie wieder aufhören, Wohnungen zu bauen und Wohnungsbau zu fördern.

 

Es ist gut, dass SAGA GWG im aktuellen Prozess ein starker Partner ist. Ich will drei Projekte nennen:

 

Erstens: Wir haben gemeinsam mit den Bezirken ambitionierte wohnungsbaupolitische und städteplanerische Ziele vereinbart. 

 

Jeder Bezirk hat sich zu einer konkreten und verbindlichen Zahl jährlicher Baugenehmigungen verpflichtet.

 

Auch SAGA GWG lässt sich in die Pflicht nehmen und beginnt ab 2013 damit, jährlich 1000 Wohnungen neu zu bauen und so den angespannten Wohnungsmarkt zu entlasten. 

 

Zweitens: SAGA GWG ist auch in dem uns ins Leben gerufenen Bündnis für das Wohnen in Hamburg aus Wohnungsunternehmen und Mietervereinen mit dabei. Sie kümmert sich dort gemeinsam mit anderen um Themen wie Wohnungsneubau, Klimaschutz und Energieeffizienz, Erhalt der Backsteinstadt Hamburg und integrative Wohnungspolitik. 

 

Drittens: Wenn wir den Wohnungsbau fördern wollen, dann müssen wir die Stadtplanung als Ganzes in den Blick nehmen und einsehen, dass der alte Bauhaus-Traum der Trennung von Wohnen, Einkaufen und Arbeiten in die Irre geführt hat. Bürgerinnen und Bürger erwarten heute zu recht Quartiere, in denen diese drei Grundfunktionen der Stadt nebeneinander vorhanden sind und so lebendige und attraktive Wohnumfelder schaffen. 

 

Das ist die Voraussetzung für ein Hamburg, in dem man sich das Leben auch in den unterschiedlichsten Quartieren leisten kann: in Uhlenhorst und Eppendorf ebenso wie in Altona und St. Pauli oder auf der Veddel, in Harburg und Wilhelmsburg. 

 

Dazu passt das SAGA-GWG-Engagement für die Quartiersentwicklung, für vielfältige kulturelle, soziale, gesellschaftliche Aktivitäten, unter anderem durch die Stiftung soziale Nachbarschaft. 

 

Bei derartigen Fragestellungen sind private Investoren oftmals schnell überfordert. Für SAGA GWG gehört es selbstverständlich zur gesamtstädtischen Verantwortung dazu, ordentliches Geld und Engagement auch in die Infrastruktur schwieriger Quartiere zu stecken. Alles in allem baut das Unternehmen jährlich eine Elbphilharmonie in unserer Stadt.

 

Keine Frage: SAGA GWG hat als kerngesundes Unternehmen, wichtiger Arbeitgeber und Auftraggeber der regionalen Wirtschaft für die Stadtentwicklung Hamburgs große Bedeutung, und ich weiß die daraus erwachsende Verantwortung in kompetenten Händen. 

 

Andere Städte beneiden uns um sie!

 

So verbinde ich meine Glückwünsche zum 90. Geburtstag mit einem Dank an den Vorstand und die 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für inzwischen neun Jahrzehnte sozialer Wohnungswirtschaft mit dem Appell, den erfolgreichen Kurs nicht zu verlassen. Hamburg braucht SAGA GWG jetzt wie in Zukunft.

 

Schließlich sehen wir unsere Stadt nicht nur aus dem Flugzeug, sondern leben tagtäglich in ihr und wollen sie gemeinsam noch schöner und noch lebenswerter machen 

 

Vielen Dank. 

 
 
Es gilt das gesprochene Wort.