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09.12.2011

Spatenstich beim Othmarschen Park

Sehr geehrter Herr Schroeder,

sehr geehrter Herr Dr. Behrendt,

sehr geehrter Herr Neumann,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

Architektur ist eine der faszinierendsten Disziplinen die es gibt. Sie vereint Mathematik, Physik, Kunst, Psychologie und Politik.

 

Wer Häuser baut, muss nicht nur wissen, wie ein Stein auf dem anderen bleibt. Wie ein Haus effizient geheizt werden kann. Oder was gerade als schön gilt.

 

Er oder sie muss in die Zukunft blicken können. Muss eine Vision davon entwickeln, wie wir in 10, 20, ja 50 Jahren zusammen leben wollen.

 

Dazu brauchen Architektinnen und Architekten, Städteplanerinnen und Städteplaner: Menschenkenntnis, Einfühlungsvermögen und einen Sinn für das, was wir als Gemeinwesen bezeichnen.

 

Sie müssen die Bedürfnisse künftiger Bewohnerinnen und Bewohner erspüren, ja die Lebensweise noch ungeborener Generationen vorwegnehmen.

 

Architekten sind Trendscouts, Spökenkieker. Das sollten wir Politiker auch sein.

 


 

Meine Damen und Herren,

 

auch der Senat hat eine Vorstellung davon, wie wir Hamburg in den nächsten Jahrzehnten weiter entwickeln wollen.

 

Hamburg ist nach wie vor eine wachsende und prosperierende Stadt. Bereits im nächsten Sommer wird die Zahl der Einwohner voraussichtlich wieder auf über 1,8 Millionen steigen. Ich sage wieder, denn diese Grenze hatten wir vor fünfzig Jahren schon einmal überschritten.

Das ist eine tolle Nachricht. Sie zeigt, wie attraktiv Hamburg nach wie vor ist.

 

Aber es reicht nicht, sich nur zur wachsenden Stadt zu bekennen. Man muss dieses Wachstum auch gestalten wollen. Das tun wir, indem wir überlegen, wie diese 1,8 Millionen Bürgerinnen und Bürger in Hamburg künftig zusammen wohnen und wirtschaften können. Gemeinsam können Politik und Städteplaner dafür sorgen, dass Neu-Hamburgerinnen und Neu-Hamburger gut in die Stadt integriert werden.

 

Wir schaffen das moderne Hamburg, habe ich in meiner Regierungserklärung im März angekündigt.

 

Das moderne Hamburg bietet heutigen und künftigen Bewohnerinnen und Bewohnern optimale Lebensbedingungen: Optimale Bedingungen zu wohnen, zu arbeiten, sich zu bilden, sich fortzubewegen, sich zu erholen.

 

Aber wann sind die Bedingungen dafür optimal? Wie lässt sich eine Stadt so gestalten, dass alle Generationen ihre Lebensbedingungen als optimal empfinden?

 

Wir wollen Hamburg zur kinder- und familienfreundlichsten Stadt machen.

 

Wer das moderne Hamburg, das Hamburg von morgen entwerfen will, sollte sich eine Art Brille aufsetzen und versuchen, die Stadt mit den Augen von Kindern zu sehen.

 

Wer dabei nur an Wiesen und Kühe denkt, unterschätzt unsere Jüngsten und hat schon kapituliert. Kinder und Städte sind kein Gegensatz. Stadtkinder haben ein beeindruckendes räumliches Vorstellungsvermögen und können sich mit schlafwandlerischer Sicherheit durch den Straßendschungel bewegen.

 

Natürlich brauchen auch Stadtkinder Rasen zum Toben und Erde zum Buddeln. Und wenn wir in Zukunft in unserer wachsenden Stadt auch stärker in die Höhe bauen, müssen wir das berücksichtigen. Auch die Kinder aus dem siebten Stock müssen die Möglichkeit haben, im gemeinsamen Innenhof Regenwürmer zu erforschen.

 

Aber Kinder brauchen vor allem Eltern, die kurze Wege haben: zur Arbeit, zum Einkauf, zur Kita, zur Schule. Und da haben Großstädte mit ihrer höheren Einwohnerdichte unschlagbare Vorteile.

 

Wenn wir an das moderne Hamburg denken, sollten wir versuchen, die verschiedenen Lebensbereiche von Familien noch stärker zusammenzudenken und zu planen. Und das haben Sie hier bei der Planung des Othmarschen Parks getan.

 

Der Othmarschen Park ist ein gutes Beispiel dafür, wie Einfallsreichtum und Hartnäckigkeit den Wohnungsbau in Hamburg sowohl quantitativ als auch qualitativ ankurbeln können.

Sie haben hier neue Bebauungsflächen für unsere wachsende Stadt erschlossen und gleichzeitig Überlegungen für neue Formen des Zusammenlebens angestellt.

 

Ursprünglich sollte das Bebauungsgebiet Othmarschen Park gewerblich genutzt werden.

Aber statt das Gewerbegebiet einfach komplett umzuwidmen, haben Sie  ein Konzept erarbeitet, das Wohn- und Gewerbefläche miteinander kombiniert.

 

So ließen Sie Gutachter prüfen, ob sich etwa die Lieferwagen des Supermarktes mit den Kinderwagen der Anwohner vertragen werden. Ob Gewerbegebäude genug Licht in benachbarte Kinderzimmer lassen. Und ob die geplante Kita in der Nähe des eingeschränkten Gewerbegebietes  im Osten mit guter Luft und sauberem Boden werben kann.

 

Für mich liegt darin die Zukunft des Hamburger Städtebaus.

 

Die wachsende Einwohnerzahl in unserer Stadt bedeutet auch mehr Wettbewerb um Fläche: Sollen Gewerbeflächen entstehen oder wird im Stadtteil Wohnraum benötigt?

 

Oft ist Beides möglich. Es ist Zeit wegzukommen von der strikten Trennung zwischen Wohn- und Gewerbequartieren.

 

Hamburg sollte so wachsen, dass die Wege für die Bürgerinnen und Bürger kürzer werden. Das spart Zeit, Geld und ist umweltfreundlich.

 

Und es ist familienfreundlich. Denn dadurch sparen wir viel Energie. Nicht nur Benzin und Strom. Auch die Lebensenergie von Eltern, die  sie nicht auf langen Wegen zwischen Wohnung, Kita und Arbeit verschwenden sollten. Gerade Eltern brauchen viel Energie, um sich auf ihre Arbeit und ihre Kinder zu konzentrieren. Sie wollen wir noch mehr unterstützen.

Auf den Zusammenhang zwischen dichter Bebauung und Energie-Ersparnis hat auch

der Architekt Norman Foster wiederholt hingewiesen:

 

Foster zufolge waren etwa mittelalterliche Siedlungen mit ihrer dichten Bebauung nicht nur gut gegen Feinde zu verteidigen. Sie boten auch kurze Handels- und Arbeitswege. Und sie speicherten im Sommer die Kälte und im Winter die Wärme.

 

Auch im Othmarschen Park haben Sie sich um Umweltfragen gekümmert. Selbst um Details: So berücksichtigten Sie etwa die Zukunft des Nachtkerzenschwärmers, der Sandstrohblume und des Sandregenpfeifers.

 

In die Reihe gehört auch der Kiebitz, aber der hat nicht so einen schönen Namen.

Überdies haben Sie beim Anteil des sozialen Wohnungsbaus den Schlüssel des Vertrags für Hamburg von einem Drittel vorweggenommen.

 

Hut ab für Ihren Weitblick! Und Hut ab vor Ihrer Effizienz: Diesen neuen Bebauungsplan haben das Bezirksamt und die Bezirksversammlung Altona in der Rekordgeschwindigkeit von nur elf Monaten auf den Weg gebracht.

 

 

Meine Damen und Herren,

 

den Begriff modern gibt es schon lange. Jede Generation muss ihn für sich neu definieren. Moderner Städtebau ist heute das, was Sie hier machen: Die Zusammenführung von Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Bildung, Freizeit und Naherholung.

 

Denn Nachverdichtung” bedeutet zum Einen, dass wir nach brachliegenden Flächen, Baulücken und ungenutzten Gewerbeflächen suchen. So wie Sie es hier getan haben. Nachverdichtung heißt aber eben auch Verdichtung von Lebensbereichen.

 

Die Dichte des Zusammenlebens in der Stadt ist schließlich nicht bloß Konsequenz des Mangels an Fläche, sondern zugleich auch die Grundlage dafür, dass Städte zu Metropolen des Fortschritts werden.

 

Hier trifft man sich abends in der Kneipe und heckt eine neue Idee aus, die man mit den Nachbarn oder den Geschäftspartnern verwirklichen kann. Nirgends sonst auf der Welt sind so viele Talente auf engstem Raum versammelt wie in den Städten. Hier entstehen nicht bloß Probleme, sondern in erster Linie Lösungen.

 

Deswegen sind Städte auch die Motoren des gesellschaftlichen Wandels. Sie sind geprägt vom Streben nach einem besseren Morgen. Der Harvard-Ökonom Edward Glaeser hat in seinem Buch Triumph of the City eindrucksvoll begründet, wie bedeutsam das richtige Bauen in der Stadt für diese Kraft ist:

 

Städte können nicht mit neuen Gebäuden den Wandel forcieren, aber wenn es Wandel gibt, kann die richtige Art zu bauen diesem Prozess helfen.

 

Auch Hamburg und die Zahl seiner Einwohner können so wachsen, dass Wohlstand und Lebensqualität davon profitieren.

 

Wir schaffen das moderne Hamburg: Lassen Sie uns gemeinsam das ökologische und familienfreundliche Hamburg der kurzen Wege schaffen!

 

Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen der Othmarschen Park gut gelingt und zu einer Erfolgsstory Hamburgs wird.

 

Herzlichen Dank!

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.