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13.03.2012

Traditionelles Reis- und Curryessen Bundeslotsenkammer

 

 

Sehr geehrter Herr Kapitän Bork,

sehr geehrter Herr Kapitän Lückert,

sehr geehrter Herr Kapitän Borowski,

sehr geehrter Herr Präsident des Landtags Geerdts,

sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Albig,

meine Damen und Herren,

 

ein Sprichwort besagt und das können Sie aus Ihrer Erfahrung wahrscheinlich bestätigen:

 

Bei ruhiger See ist jedermann gern ein Lotse ein Schönwetterlotse sozusagen. Auch Laien, Hobbysegler, Wochenendausflügler geben dann gern gutgemeinte Ratschläge.

 

Ein niederländisches Sprichwort geht so: Die besten Lotsen stehen am Ufer. (Das ist wie beim Fußball. Da haben Sie ja auch die meisten Trainer im Publikum.)

 

In diesen beiden ironischen Sinnsprüchen liegen, wie ich finde, viel Wahrheit und viel Respekt Ihrem Berufsstand gegenüber.

 

Denn wir alle wissen: In Wirklichkeit schlägt die Stunde der Lotsen vor allem dann, wenn es nicht so läuft wie geplant. Wenn das Wetter umschlägt oder wenn sich die Tiefenverhältnisse eines Flusses oder Kanals unerwartet geändert haben. Und das passiert oft: durch die Tidenströmungen etwa oder durch von Flüssen eingebrachte Sedimente. Ihr Revier lebt sozusagen, es atmet, es ist ein sich ständig änderndes Wesen.

 

Und wir wissen noch etwas: Wir wissen, dass es ein langer Weg ist, bis man sich Lotse nennen darf. Lotsen müssen eine langjährige Fahrenszeit als Kapitän hinter sich haben. Und dann werden sie erst einmal intensiv für ihr zukünftiges Revier geschult.

 

Denn Lotsen tragen eine große Verantwortung: Für die Sicherheit der Schifffahrt, für die Umwelt und last but not least: Für die Wirtschaft. Für einen reibungslosen Handel auf unseren Seewegen.

 

Dabei gehört es zum Wesen Ihres Berufes, dass Sie meist im Hintergrund, ja fast unsichtbar bleiben. Nur dann einem Kapitän ins Steuer greifen, wenn es wirklich nötig ist.

 

Wie sehr wir Sie brauchen und wie gefährlich Ihr Job ist, merken wir oft erst, wenn etwas schief geht. 

 

So wie bei dem Lotsen-Unglück im Februar auf der Außenelbe bei Brunsbüttel. Ein 59jähriger Kollege von Ihnen kam in Ausübung seines Dienstes auf tragische Weise ums Leben. 

 

Auf dem Nord-Ost-See-Kanal gab es vor knapp einem Jahr ebenfalls einen schweren Unfall: Eine Kollision zwischen zwei Frachtern. Ein Lotse und ein Kanalsteuerer starben.

 

Diese tragischen Vorfälle sollten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Unfallrate in den deutschen Revieren dank der Lotsen sehr niedrig ist - und das, obwohl sich die Größe der Schiffe in den deutschen Gewässern in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt hat.

 

Nicht zuletzt aus diesem Grund genießt die deutsche Lotsenannahmepflicht im Ausland viel Anerkennung.

 

Damit Lotsen auch in Zukunft ihre Aufgabe zuverlässig und sicher ausüben können, müssen wir zwei ihrer wichtigsten Einsatzgebiete, die Elbe und den Nordostseekanal, dringend den heutigen Anforderungen der Schifffahrt anpassen.

 

Die Elbvertiefung muss so schnell wie möglich beginnen. Und der Nordostseekanal muss so schnell wie möglich modernisiert werden.

 

Die Elbe und der Nordostseekanal sind die wichtigsten Lebensadern des deutschen Seehandels. Sie machen Hamburg und die Metropolregion zur wirtschaftlichen Drehscheibe zwischen Westeuropa auf der einen Seite und Nord-und Osteuropa auf der anderen. 

 

Das dürfen wir bei aller Kritik und bei allen berechtigten Bedenken gegen die Vertiefung von Fahrrinnen nicht vergessen.

 

I.Rolle der Elbe, Elbvertiefung

Wie Sie wissen, geht der Trend in der Container-Schifffahrt seit mehreren Jahren zu immer größeren Schiffen. Das gilt insbesondere für den Asienverkehr, der für Hamburg, Norddeutschland und den Bund so wichtig ist.

 

Für die Reeder lohnt sich die Fahrt nach Hamburg in Zukunft nur, wenn sie ihre neuen großen Schiffe hinreichend beladen können. Deshalb müssen wir die Fahrrinne der Unter- und Außenelbe vertiefen.

 

Einmal abgewanderte Kunden sind für deutsche Seehäfen nur schwer zurückzugewinnen.

 

Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit der Elbvertiefung, so wie sie geplant ist, eine solide Grundlage dafür schaffen, dass der Hamburger Hafen langfristig seine herausragende Position in der Nordrange behaupten kann.

 

Das ist nicht nur im Interesse Hamburgs, sondern wie gesagt ganz Norddeutschlands, wenn nicht ganz Deutschlands.

 

In der bisherigen Hamburger Metropolregion sind etwa 155.000 Menschen direkt oder indirekt hafenabhängig beschäftigt. Das entspricht etwa jedem neunten Beschäftigten. Und in den nächsten zehn, zwanzig Jahren werden es absehbar immer mehr.

 

Auch für den Gütertransport im Hinterlandverkehr erwarten wir hohe Zuwachsraten. Diese Entwicklung birgt enorme Chancen für die norddeutsche Wirtschaft. Diese Chancen wollen wir nutzen.

 

Der Hamburger Hafen ist einer der zentralen Wachstumsmotoren für die gesamte norddeutsche Region. Er sichert Beschäftigung, Wertschöpfung und Steuereinnahmen sowohl in Hamburg als auch in Schleswig-Holstein und Niedersachsen.

 

Anders gesagt:

 

Der Hamburger Hafen ist nicht nur für die Hansestadt selbst das sprichwörtliche Tor zur Welt, sondern für ganz Norddeutschland. Der Weg durch dieses Tor muss gepflegt und immer wieder den Erfordernissen der Zeit angepasst werden.

 

Gemeinsam mit dem Bund setzen wir daher alles daran, das Projekt Elbvertiefung so schnell wie möglich zum Abschluss zu bringen.

 

Im vergangenen Dezember haben wir zwei wichtige Hürden genommen: Zum Einen hat die Europäische Kommission grünes Licht für die Elbvertiefung gegeben und bestätigt, dass das Vorhaben im Einklang mit den europäischen Bestimmungen zu Umwelt- und Naturschutz steht.

 

Zum Anderen wurde der Entwurf des Planfeststellungsbeschlusses fertiggestellt und den Ländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg zugeleitet mit der Bitte, ihr Einvernehmen zu erteilen.

 

Schleswig-Holstein und Hamburg haben dies bereits getan. Ich bin zuversichtlich, dass Niedersachsen bald folgen wird.

 

Sobald ein vollziehbarer Planfeststellungsbeschluss vorliegt, wollen wir mit den Vertiefungsarbeiten beginnen.

 

Damit enden auch für die Elblotsen Jahre der Ungewissheit darüber, wie ihr Revier in Zukunft aussehen wird und ob es im internationalen Wettbewerb um den Containerverkehr bestehen kann.

 

Das bedeutet für Sie ein gutes Stück Planungs- und Arbeitsplatzsicherheit. Ich weiß, dass es auch in Ihrer Branche immer schwieriger wird, Nachwuchskräfte zu finden. Die Ausbildung ist wie gesagt anspruchsvoll und dauert lange. Dank der Elbvertiefung können Sie mit einer langfristigen Berufsperspektive werben.

 

II.Rolle des NOK/ Modernisierung

Und jetzt zum Nord-Ostsee-Kanal, der zweiten Hauptschlagader der norddeutschen Schifffahrt:

 

Wie Sie wissen, ist dieser Kanal mehr als hundert Jahre alt. Er ist die meist befahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Für mich ist das eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Sie bedeutet eine große historische Verantwortung.

 

Ich habe ungeheuren Respekt vor den Erbauern und ihrem Mut, der norddeutschen Geografie ein Schnippchen zu schlagen und den Weg zwischen Nord- und Ostsee mit Hilfe einer Überland-Verbindung abzukürzen. Auch wenn die Motive damals vor allem militärisch-strategischer Natur waren.

 

Die Reedereien profitieren davon bis heute. Sie sparen Zeit, Treibstoff und Schiffskapazitäten. Das kommt auch der Umwelt zugute.

 

Heute hängen vom Nord-Ostsee-Kanal allein in Schleswig-Holstein direkt oder indirekt etwa 3.500 Arbeitsplätze ab: Mehr als 300 Lotsen, ca. 160 Kanalsteuerer und die Beschäftigten bei den Werften und Schiffsausrüstern.

 

In den ländlichen Regionen sorgt vor allem der Tourismus im Zusammenhang mit dem NOK für wirtschaftliche Dynamik und Arbeitsplätze.

 

Auch für Hamburg ist der Nord-Ostsee-Kanal von besonderem Nutzen. Erst durch ihn kann unser Hafen den Vorteil seiner geographischen Lage zwischen Nord- und Ostsee ausspielen.

 

Der Nord-Ostsee-Kanal macht Hamburg zur wichtigsten maritimen Drehscheibe für den Containerverkehr in und aus Richtung Ostsee. Ohne ihn könnte sich Hamburg wohl kaum rühmen, der westlichste Ostseehafen zu sein.

 

Hamburg ist in Europa nach wie vor der führende Umschlagplatz im Containerverkehr mit Asien und insbesondere mit China. Ein bedeutender Teil dieser Im- und Export-Container wird als Transshipment-Ladung über  Hamburg per Feederschiff in die Ostseeregion transportiert. Der Hamburger Hafen ist Europas führender Feederhafen für die Ostseeregion, und zwar unter Nutzung des Nord-Ostsee-Kanals.

 

Im vergangenen Jahr hat der  Transshipmentverkehr in der Ostseeregion per Feeder noch einmal stark zugenommen: Um rund 27 Prozent. Insgesamt wurden 3,3 Millionen TEU im Transshipmentverkehr in Hamburg abgefertigt.

 

Ganz Norddeutschland profitiert vom dynamischen Wirtschaftswachstum der Ostseeregion, vor allem der baltischen und skandinavischen Staaten.

 

Ganz Norddeutschland hat daher ein besonderes Interesse daran, dass der für den NOK zuständige Bund diese Wasserstraße in absehbarer Zeit an die gestiegenen Anforderungen der internationalen Seeschifffahrt anpasst.

 

Denn leider sind auch einige der Kanal-Schleusen mittlerweile fast 100 Jahre alt. Vor allem die Anlage in Brunsbüttel macht Probleme. Herr Kapitän Borowski, Sie haben im vergangenen Jahr selbst darauf hingewiesen, dass sich die Wartezeiten 2010 verdoppelt haben.

 

Wenn wir die Erfolgsgeschichte des Nord-Ostsee-Kanals fortsetzen wollen, müssen 

wir ihn also dringend modernisieren.

 

Daher begrüße ich den Beschluss des Bundes, im Rahmen des Infrastrukturbeschleunigungsprogramms die fünfte Schleusenkammer am NOK in Brunsbüttel zu bauen. Es hat sich bewährt, dass sich die norddeutschen Länder gemeinsam beim Bund für die Finanzierung der Schleuse eingesetzt haben.

 

Damit ist es aber noch nicht getan. Wir wollen, dass der Bund den NOK weiter optimiert und vertieft. Zum Beispiel die Oststrecke zwischen Kiel-Holtenau und Königsförde. Der Kanal muss insgesamt, auf seiner Gesamtlänge, um einen Meter vertieft werden, d.h. von 11 auf 12 Meter Wassertiefe.

 

Aber auch weitere Maßnahmen, wie etwa die Komplettsanierung der alten Schleusen und die Sanierung der Holtenauer Schleusen sind unumgänglich, um die Zukunftsfähigkeit des NOK zu sichern.

 

Ich bin zuversichtlich, dass der Bund die herausragende Bedeutung des NOK erkannt hat. Und ich bin zuversichtlich, dass er seinen Beitrag für diese Bauvorhaben leisten wird. Dafür müssen wir uns als Küstenländer gemeinsam in Berlin stark machen.

 

Meine Damen und Herren,

Die besten Lotsen stehen am Ufer. Ich möchte, dass dieses Sprichwort sowohl für die Elbe als auch für den Nord-Ostsee-Kanal eine neue Bedeutung bekommt: Wenn nämlich beide Wasserstraßen ihre Verjüngungskur hinter sich haben und feierlich der Öffentlichkeit übergeben werden. Und  tausende Schaulustige dabei sind. Bei möglichst schönem Wetter versteht sich.

 

Vielen Dank!

  

Es gilt das gesprochene Wort.