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16.08.2013

Veranstaltung der IHK Schwerin mit Unternehmern zur Metropolregion Hamburg

Veranstaltung der IHK Schwerin mit Unternehmern zur Metropolregion Hamburg

 

 

 

Sehr geehrte Frau Landrätin,
sehr geehrter Herr Günther,
sehr geehrter Herr Thon,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

Der Norden macht sich stark, das ist in der Tat ein sehr schönes Motto für die heutige Veranstaltung. Ich finde ja, der Norden ist schon ziemlich stark sonst würde ich jetzt auch nicht Fritz Reuter zitieren: Dicktun ist mein Reichtum, zwei Pfennige mein Vermögen.

Ein bisschen mehr nein: viel mehr Kapital hat Norddeutschland gebildet, seit Mecklenburgs bekannter Dichter und Revolutionär diese Worte an Otto von Bismarck schrieb. Der Gedanke an eine deutsche Einigung trieb die beiden Norddeutschen um, allerdings in unterschiedlicher Weise. Wie sie zur deutschen Vereinigung von 1990 gestanden hätten, der Mecklenburger und der Altmärker, wissen wir nicht.

Norddeutschland, das wissen wir, hat seitdem erstarken und neues Kapital bilden können auch und vor allem in dem Sinne, dass alte Zusammengehörigkeiten neu entdeckt wurden und ein neues Wir-Gefühl im Norden entstanden ist. Der Norddeutsche Rundfunk ist für mich immer noch ein lebendiges Symbol dafür. Aber auch im Hinblick auf Verbesserungen der Infrastruktur, der Wirtschaftsförderung, des Tourismus, des Arbeitsmarktes, der Innovations- und Technologieförderung, der Energieversorgung sind wir auf gutem Wege, voran zu kommen, wenn auch noch viel zu verbessern ist. Das Bewusstsein, gemeinsam stärker zu sein, setzt sich allmählich durch.

Es setzt sich übrigens auch in der alltäglichen Lebensrealität der Bewohner durch. Wohne und arbeite ich in Hamburg? Im so genannten Umland? Im Nachbarland? Vertäue ich mein Boot, oder mein Fahrrad oder Auto, am rechten Traveufer dem mecklenburgischen oder am linken, und ist das dann Holstein oder Lauenburg? Das war noch wichtig, als in Holstein der dänische, in Lauenburg der hannoversche König etwas zu sagen hatte. Heute sind kommunale, Kreis-, Bezirks- und Ländergrenzen oft nur noch relevant wohlgemerkt aus Sicht der Bürger , wenn es ums Steuerzahlen oder das Anmelden eines Kraftfahrzeugs geht.

Oder ist das zu optimistisch gesehen? Ja, sagen wahrscheinlich diejenigen, die für ihr Kind eine weiterführende Schule suchen, und zwar die Schule, die ihm am besten gerecht wird. Wenn die nur wenige Kilometer entfernt, aber jenseits der Landesgrenze liegt, kann es bisher noch schwierig sein. Das Denken in Landeskindern und Gastschulabkommen, das einmal fortschrittlich war, passt aber nicht mehr in die Zeit und in die Lebensrealität von Eltern und Schülern. Da, zum Beispiel, bei den Möglichkeiten des gegenseitigen Schulbesuchs, müssen wir bald besser werden. 
     
Trotzdem, im Alltag ist der Wandel zu spüren. Und profitiert hat auch die Metropolregion Hamburg (MRH), nicht zuletzt weil ihr seit dem 1. Mai 2012 zwei mecklenburgische Landkreise angehören eineinhalb, wenn man es bürokratisch genau nehmen will wodurch sie sozusagen noch grenzübergreifender geworden ist.   

Die Entwicklung der MRH ist ja bisher schon eine Erfolgsgeschichte. Sie hatte sich einst aus der Zusammenarbeit der Landesplanung zwischen den drei Bundesländern Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein entwickelt, die sich schon seit Mitte der 1950er Jahre an Herausforderungen der Raumordnung gemeinsam abgearbeitet haben, wenn auch mit wechselnder Intensität.

Lange Zeit war die Zusammenarbeit wesentlich auf die gemeinsame Planung der Infrastruktur- und Siedlungsentwicklung konzentriert. Ab Mitte der 1990er Jahre ist aber die Zusammenarbeit intensiver geworden: Das regionale Entwicklungskonzept wurde 1996 beschlossen und seitdem verwenden wir auch offiziell den Titel Metropolregion. Benutzt wurde er in Kabinettssitzungen und in anderen Gremien sozusagen inoffiziell schon früher.

Das REK wurde dann weiter entwickelt und die Zusammenarbeit ging seit der Jahrhundertwende mehr und mehr über strukturpolitische Maßnahmen hinaus. Wie positionieren wir uns als Metropolregion, auf nationaler und internationaler Ebene? Das war mehr und mehr die Frage und wie sich inzwischen zeigt, war auch der internationale Anspruch keineswegs abwegig. Von einem Europa der Regionen wurde ja schon lange geredet; mit fünf Millionen Einwohnern und circa 2 ½ Millionen Erwerbstätigen sind wir im Europa der 500 Millionen Einwohner und 220 Millionen Arbeitskräfte inzwischen mehr als eine Null vor dem Komma.

Aber schon vorher waren es die stärkere Einbindung der kommunalen Mitglieder durch das Verwaltungsabkommen aus dem Jahr 2005, und die bald darauf erfolgte Optimierung der Arbeitsstrukturen, die ihren äußeren Ausdruck in einer gemeinsamen Geschäftsstelle in Hamburg fanden. Sichtbarkeit nach außen, zunehmende Vernetzung nach innen, besonders von Unternehmen in der Region miteinander mit Wissenschaftseinrichtungen und Wirtschaftsförderungen, das waren und sind die vorrangigen Ziele.

Die lassen sich auch noch konkretisieren und mit Recht mahnen Vertreter aus Politik und Wirtschaft dazu, sich bei aller Begeisterung über die Ausdehnung der Metropolregion weiterhin auf die Ziele konzentriert wird, en gros und en detail, sozusagen:

•    die Partnerschaft von Stadt und Land enger machen besonders in den Projektschwerpunkten bedarf es einer zukunftsfähigen Raum- und Siedlungsstruktur und ebensolcher Freizeit- und Tourismusstrukturen;

•    einen dynamischen Wirtschaftsraum herausbilden und stärken da geht es um Wertschöpfungsketten und Cluster-Kooperationen, um Wissens- und Technologietransfer.

Das ist ganz wichtig: dass die Metropolregion eine Wissensregion ist. Auf keinen Fall darf die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft, darf die Innovations- und Technologieförderung nur innerhalb der Landesgrenzen gedacht werden. Sondern es müssen die Cluster für alle Unternehmen und Forschungseinrichtungen in der Region geöffnet sein.

Die wirtschaftliche und die technologische Kooperation, das Zusammenwachsen auf diesen Gebieten ist das A und O! Denn der Wirtschaftsstandort Hamburg ist das wirtschaftliche Herz Norddeutschlands, aber das kann nur gut arbeiten, wenn der gesamte Organismus funktioniert und zusammenwirkt.

Dann kann der Hamburger Hafen unsere Region zu einem Knotenpunkt der globalen Warenströme machen;
 
dann können Airbus und die Lufthansa-Technik unsere Region zu einem der drei großen Standorte der zivilen Luftfahrtindustrie auf der Welt ausbauen;
 
dann kann sich hier im Norden einer der führenden Standorte der Windkraftindustrie entwickeln.

Und damit bin ich bei unserem wichtigsten gemeinsamen Projekt: Norddeutschland als eine weltweit führende Windenergieregion zu etablieren. Der Ausbau der Windenergie on- und offshore ist unser vielleicht wichtigstes gemeinsames Thema.

Hier geht es um Industrie-, um Energie- und Klimapolitik. Hier geht es um Hightech. Es geht um die Kompetenz, moderne Technik in Deutschland zu entwickeln und anzuwenden.

Meine Damen und Herren,
Hamburg ist einer der größten Industriestandorte in Europa und Wirtschaftsmotor für den Norden mit Strahlkraft für ganz Nordeuropa und darüber hinaus. Handel, Dienstleistungen und Hafen haben in der Industrie einen Stabilitätsanker realer Wertschöpfung.

Ihre Kraft gewinnt jede Metropole erst durch ihre Verflechtungen, durch Unternehmen, die sich in ihrer Nähe ansiedeln, durch Pendler, die zu ihrem Wohlstand beitragen. Eine Metropole entsteht erst innerhalb ihrer Region und aus ihr heraus.

Dann übrigens lässt sich auch viel besser

•    die grüne Metropolregion erhalten und weiter entwickeln, sowohl im Klimaschutz und der Klimaanpassung als auch dem Schutz der Vielfalt von Flora und Fauna.

Meine Damen und Herren,
bis hierher, und auf dieser eher abstrakten Ebene, wird es viel Zustimmung und wenig Widerspruch geben. Aber es wird auch ans Eingemachte gehen, wenn ich an die Verkehrs-Infrastruktur denke, an die bessere Anbindung des Hamburger Hafens in Richtung der südlichen Nachbarn und Bundesländer, stärkere  Pendlerverbindungen nach Lüneburg, Lübeck und Schwerin, den Ausbau der S-Bahn S 4 Richtung Bad Oldesloe, aber auch die feste Fehmarnbeltquerung, die, das weiß ich, außerhalb der Metropolregion liegt, aber nicht außerhalb unser gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen, gemeinsam übrigens auch mit Dänemark. Also:

•    Eine leistungsfähige Infrastruktur und Mobilität sicherzustellen, besonders im großräumigen Verkehrsmanagement, im Seehafenhinterlandverkehr, sowie die intermodale Verknüpfung der Verkehrsarten zu verbessern, das steht ganz oben. Übrigens auch die Förderung alternativer Antriebe.

In den verdichteten Bereichen der Metropolregion müssen wir das Ziel anstreben, dass sich die Bewohner dort bewegen können wie vielleicht nicht ganz wie Fische im Wasser, aber doch wie Stadtbewohner in einer Metropole.

Und weil Mobilität, sich durch die Region bewegen, pendeln meistens kein Selbstzweck ist, sondern im Zusammenhang mit dem Erwerbsleben steht:

•    dürfen die Landes- und sonstigen Grenzen bei der Suche nach einem Arbeitsplatz am allerwenigsten noch eine Rolle spielen, ebenso wenig wie bei der Suche der Firmen nach Fachkräften.  Vielmehr müssen die Arbeitsmarktpolitik und die Fachkräftestrategie auf der Ebene der Metropol- und überhaupt Region entwickelt werden.


Was ist noch verbesserungswürdig? Je länger man überlegt und redet, oder umgekehrt, desto mehr fällt einem dazu schon ein:

Ist eigentlich die Außendarstellung der Metropolregion schon die beste aller großen Städte und Regionen in Deutschland? Wenn nein, wann wird sie es? Wachsende und ansiedlungswillige Unternehmen müssen um die vielfältigen Investitionsmöglichkeiten, die es bei uns gibt, auch wissen. Das führt zum Beispiel über eine erstklassige Internetpräsenz, und über einen einfachen und unbürokratischen Zugang zu Grundstücken, hin zu einer wenn es das denn gibt Rundum-sorglos-Betreuung durch die Wirtschaftsförderung.


Meine Damen und Herren,
soviel für den Moment zu den aktuellen Aufgaben; wir werden ja über manches nachher diskutieren können.

Eines will ich noch ausdrücklich erwähnen: den gerade gegründeten Verein der Wirtschaft Initiative pro MRH, dessen Gründungsmitglied die IHK zu Schwerin ist.

Wir freuen uns, dass jetzt auch die Wirtschaft auf diese Weise eingebunden ist. Ich denke, sie muss nun zeigen, dass sie an einem Strang zieht. Es steht ja eine Evaluation der MRH an und dabei wird sich herausstellen, wie und in welcher Form die Zusammenarbeit zukünftig gestaltet werden kann.

 

Es gilt das gesporchene Wort.