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15.08.2013

Festakt zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Dr. Michael Otto

Festakt zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Dr. Michael Otto

 

 

Hochverehrter Herr Dr. Otto,
sehr verehrte Ehrenbürgerin, sehr verehrte Ehrenbürger,
sehr geehrte Frau Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft,
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter des Konsularischen Korps,
meine Damen und Herren,

vor fast 750 Jahren wurde im Hamburger Stadtrecht verankert, dass Bürger der Stadt keine Orden annehmen dürfen. Weniger aus hanseatischer Bescheidenheit denn aus Stolz: Weil Ordensverleihungen ausschließlich Kaisern, Königen und Fürsten vorbehalten waren und ein Bürgermeister das nicht durfte, nahmen die Hamburger von fremden Regenten erst recht keine Orden an.

Seit 1270 hat sich einiges geändert. Ihre Dankbarkeit für verdiente Bürgerinnen und Bürger drückt Hamburg inzwischen mit einer Vielzahl von Ehrungen aus. Vielzahl bezieht sich dabei allerdings nicht auf die Häufigkeit die Sparsamkeit der Freien und Hansestadt, was Ehrungen angeht, ist geblieben. Denn sie sollten nach dem Willen der Stadtväter ihren besonderen Charakter behalten bis heute.

Die höchste Ehrbekundung, die unsere Stadt ausspricht, ist freilich die Ehrenbürgerwürde. Ihre Verleihung hat einen bemerkenswerten Wandel erlebt, der auch für den Wandel unserer Gesellschaft steht.

Denn wenn wir uns die Geschichte der Ehrenbürgerwürde in Hamburg vor Augen führen, fällt auf, dass sie einst ausschließlich nicht-Hamburger Politikern und Militärs zuteilwurde. Später wurden durchweg zivile Persönlichkeiten bedacht, die sich um das Gemeinwesen in Hamburg und darüber hinaus verdient gemacht haben. Eine seltene Ehrung ist es geblieben: Sie wurde in den 68 Jahren seit dem Zweiten Weltkrieg insgesamt erst 19 Mal vergeben.

Diese höchste Auszeichnung, welche die Freie und Hansestadt Hamburg zu vergeben hat, tragen zum jetzigen Zeitpunkt 34 Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürger, sowie weitere 25 der ehemals selbstständigen Städte Altona, Wandsbek und Harburg-Wilhelmsburg.

Der heutige Beschluss der Hamburgischen Bürgerschaft, Sie, verehrter Herr Dr. Otto, zum Ehrenbürger unserer Stadt zu ernennen, freut mich außerordentlich. Geehrt werden Sie aber nicht für Ihre beeindruckenden Erfolge als Kopf des inzwischen zweitgrößten Internet-Versandhandels weltweit. Nein, was Sie, Herr Dr. Otto buchstäblich ehrt, ist Ihre Verantwortung als Unternehmer auf vielen Gebieten, die gerade in der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts nicht oder nicht mehr selbstverständlich sind.

Ein jahrzehntelanger Vorstandsvorsitzender und aktuell Vorsitzender des Aufsichtsrats, der von den Ursprüngen seiner Waren, ihrem Einkauf über Transport und Logistik bis hin zu den Arbeitsbedingungen seiner Beschäftigten hierzulande und der Wiedereingliederung älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verlässlich auf die Einhaltung sozialer und ökologischer Standards achtet, zeigt, dass der Zweck eines Unternehmens nämlich gewinnbringend zu arbeiten und die Arbeitsplätze von morgen zu sichern nicht alle Mittel heiligen muss. Sie, Herr Dr. Otto, beweisen, dass es möglich ist, Geschäfte zu machen im Einklang mit gesellschaftlicher Verantwortung.

Sie befinden sich damit in guter, langsam wachsender Gesellschaft ethisch denkender und handelnder Unternehmerpersönlichkeiten, die hoffentlich andere zur Nachahmung anregen. Damit ist Ihr Engagement für faire Lebens- und Arbeitsbedingungen aber bei Weitem nicht erschöpft.

Als Citoyen im klassischen Sinn, als unternehmerischer Bürger, tragen Sie in einer Reihe von Ehrenämtern, als Stifter und Mäzen etwa der Elbphilharmonie, insbesondere aber mit Ihrer Michael-Otto-Stiftung für Umweltschutz und den von Ihnen unterstützten oder selbst initiierten, wegweisenden Projekten im Bereich Jugend und Bildung den Gedanken des aktiven Bürgers weiter.

Eines Bürgers, der sich beharrlich für andere einsetzt zur Erhaltung der Umwelt oder auch zu Schaffung von Berufsperspektiven für jene, die ihr Leben nicht aus eigener Kraft meistern können. Das bedeutet auch: nicht mildtätig zu sein, sondern aktivierend. Nicht sozusagen von oben herab als spendabler Geber, sondern die Hand reichend, um eigenverantwortlich den Schritt in eine bessere Zukunft zu gehen.

Das Hamburger Hauptschulmodell und seine Fortsetzung hin zur Jugendberufsagentur steht beispielhaft für ein Menschenbild, das den Anderen ernst nimmt und ihn, wo nötig, unterstützt und ihm damit hilft, auch sich selbst wieder ernst zu nehmen.

Meine Damen und Herren,
ich möchte, hat Dr. Michael Otto einmal gesagt, in einer Gesellschaft leben, in der niemand sagen kann, er habe keine Chance bekommen.

Die englische Sprache kennt das schöne Wort endeavor, das so viel bedeutet wie Aufbruch, Anstrengung, Unterfangen, Unternehmung. Frei übersetzt etwa: In See stechen. Dr. Michael Otto könnte man einen Endeavorer nennen, wenn es dieses Wort gäbe als Bezeichnung eines verantwortungsvoll handelnden, hanseatischen Unternehmers.

Für diese tagtäglich gelebte Haltung, die solch einen immensen positiven Einfluss auf das Leben vieler Frauen, Männer, Jugendlichen und Senioren hat, ehrt die Freie und Hansestadt Hamburg ihren verdienten Bürger Dr. Michael Otto.

Sie sind ein Vorbild ist für alle in unserer Stadt, und es ist mir eine Ehre, Ihnen die Urkunde als 35. Ehrenbürger Hamburgs überreichen zu dürfen. Herzlichen Glückwunsch!

 

Es gilt das gesprochene Wort.