arrow-left arrow-right nav-arrow Login close contrast download easy-language Facebook Instagram Telegram logo-spe-klein Mail Menue Minus Plus print Search Sound target-blank X YouTube
Inhaltsbereich

Detail

02.12.2012

Wiedereröffnung der Hauptkirche St. Katharinen

 

Sehr geehrte Frau Bischöfin, 

sehr geehrte Frau Dr. Murmann, 

meine sehr geehrten Damen und Herren, 

 

unsere Stadt hat seit Langem ein betont inniges Verhältnis zu ihren Kirchen. Nicht zufällig hört man oft die stolze Bemerkung, die Kirchen seien die höchsten Gebäude der Stadt. Und dass der Michel seit vier Jahren als Wahrzeichen Hamburgs 30 Millionen Zwei-Euro-Münzen ziert, das sagt wohl alles. 

 

Kirchtürme sind Ausrufezeichen im Stadtbild, und St. Katharinen kommt unter den fünf Hamburger Hauptkirchen eine besondere Rolle zu: Ihr Turmschaft ist trotz vieler Veränderungen über die Jahrhunderte das älteste aufrecht stehende Bauwerk in Hamburg. Die heutige Hauptkirche St. Katharinen wurde seit ihrem Bau um 1250 als Pfarrkirche am Hamburger Hafen über die Zeiten sorgfältig bewahrt und mehrfach erweitert. Fast 700 Jahre hat sie ohne großen Schaden überstanden bis sie im Juli 1943 in nur einer Nacht weitgehend zerstört wurde. 

 

Leider war der Wiederaufbau in der Nachkriegszeit weniger nachhaltig als erhofft, so dass 2007 mit der umfassenden Sanierung der Kirche begonnen werden musste, deren Abschluss wir nun rechtzeitig zum 1. Advent feiern können. 

 

Diese Wiedereröffnung ist ein sichtbares Zeichen für die Verbundenheit der Hamburgerinnen und Hamburger mit ihrer Hauptkirche St. Katharinen. Die ursprüngliche Errichtung auf ehemals sumpfigem Marschgelände mag zwar immer wieder statische Herausforderungen mit sich bringen. Die ideelle Basis dagegen ist unerschütterlich: Es ist der sprichwörtliche Hamburger Bürgersinn und auch Bürgerstolz, der sich nicht nur in den gesammelten Kunstschätzen zeigt, die vielfach von Einzelnen gespendet wurden. 

 

Im Einzugsgebiet von St. Katharinen geht dieser Stolz zurück bis in die Zeit, als man Hamburg das Brauhaus der Hanse nannte. Die Schiffer, Brauer und Böttcher prägten das gesellschaftliche Leben des Stadtteils; zwölf Laienbruderschaften mehr als am Dom oder an St. Petri etablierten sich hier und traten mit Selbstbewusstsein auf. 

 

So wie auch die Reformation in Hamburg einen bezeichnenden Verlauf nahm: Sie wurde nicht wie anderswo vom Rat verordnet, sondern entfaltete sich sozusagen an der Basis ganz ohne Tumulte, in geordneten Bahnen. 

 

Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt haben sich seit jeher mit Nachdruck für ihre Sache engagiert und geizten wenn nötig nicht mit Geld, wenn es um gemeinschaftliche Belange ging. Auch St. Katharinen lebte von Anfang an von der Idee der Bürgerinitiative. 

 

Was uns wieder in die Gegenwart führt: Mehr als 20 Millionen Euro hat die Restaurierung von St. Katharinen gekostet. Neben vielen privaten Förderern haben sich der Bund und die Stadt Hamburg erheblich daran beteiligt, und erst im Februar dieses Jahres hat die Bürgerschaft weitere 500.000 Euro als Zuschuss für die Sanierung von St. Katharinen aus dem Sanierungsfonds Hamburg 2020 bewilligt. 

 

Die Sanierung von St. Katharinen ist eine Herzensangelegenheit Aller. Seit heute können wir uns persönlich davon überzeugen, dass das Geld gut angelegt ist. 

 

Meine Damen und Herren, 

242 Minuten, also etwas mehr als vier Stunden, verbringt im Durchschnitt jeder Deutsche ab 14 Jahren vor dem Fernseher täglich. Internet-Nutzer in Deutschland surfen im Schnitt zwei Stunden und 20 Minuten pro Tag im weltweiten Netz. Und laut einer aktuellen Familienstudie würde nur ein Viertel der Befragten eine zusätzliche freie Stunde am Tag bevorzugt mit der Familie verbringen. Fast doppelt so viele würden die Zeit am liebsten allein verbringen. 

 

Die Vereinzelung in unserer Gesellschaft wird gern und oft beklagt. Gleichzeitig wächst die Zahl verlockender Unterhaltungs- und Ablenkungsangebote immer weiter an. Das hat viele Gründe und ist auch nicht nur schlecht. 

 

Fest steht aber: Die gemeinsam genutzten Räume werden weniger. Orte, die allen offen stehen, an denen Begegnung stattfindet und Gemeinschaft erfahren werden kann. 

 

Die Lebendigkeit einer Millionenstadt wie Hamburg zeigt sich aber gerade in diesen Begegnungsräumen, den kleinen und auch manchmal größeren Zellen, in denen diese Lebendigkeit pulsiert. 

 

Es gibt sie nach wie vor bei großen Festen, Kulturveranstaltungen, Kirchentagen und in Kirchen wie dieser. 

 

Die Hauptkirche St. Katharinen ist ein solcher Raum für Begegnung und Gemeinschaftserlebnisse. Und nicht zuletzt ist sie ein Ort der Stille für alle, die im oft hektischen Innenstadtbetrieb zwischen Altstadt und Speicherstadt im Wortsinn wieder zur Besinnung kommen wollen. 

 

Die Gemeinde St. Katharinen fördert als Kirche in der Stadt das soziale und kulturelle Leben am Hafen und das gute nachbarschaftliche Verhältnis der Bewohner. Und auch Ihre Bereitschaft, liebe Frau Bischöfin Fehrs, die HafenCity kirchlich mit zu versorgen, verdient Dank und Anerkennung. 

 

Durch die Evangelische Kindertagesstätte in der HafenCity und die enge Zusammenarbeit mit der Katharinen-Schule tragen Sie außerdem an wichtiger Stelle zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Hamburgs jüngstem Stadtteil bei eine der wichtigsten Herausforderungen für unsere Gesellschaft im 21. Jahrhundert. Der Bedeutung von St. Katharinen als Hauptkirche und als Kirche für die HafenCity hat der Senat gern Rechnung getragen. 

 

Meine Damen und Herren, 

die Namensgeberin dieser Kirche, die Heilige Katharina von Alexandrien, wird als klug, mutig und schön beschrieben. Wie sehr diese Eigenschaften schon in Perfektion auf Hamburg zutreffen, liegt im Auge der Betrachter. Dass wir danach streben, daraus machen wir allerdings keinen Hehl: 

 

  • Wir wollen die Stadt nicht nur verwalten, sondern sie klug gestalten, ihre gute Entwicklung ermöglichen und dabei jetzige wie künftige Generationen im Blick behalten beim Wohnen, bei der Bildung und der Unterstützung der Familien, bei der Sicherung von Arbeitsplätzen, bei der Erzeugung umweltfreundlicher Energie. 
  • Wir wollen mutig in die Zukunft schauen und mit Fantasie neue Wege beschreiten. So wie die Evangelische Kirche über Jahre hinweg die Gestalt des Religionsunterrichts in einer Stadt mit vielen Religionen entwickelt hat. Das Ergebnis ist ein wichtiger Fortschritt für Integration und das Zusammenleben in unserer Stadt und ein Signal weit über Hamburgs Grenzen hinaus. 
  • Und wir wollen als Drittes unsere Stadt immer noch etwas schöner machen. 

 

Die heute neu eröffnete Hauptkirche St. Katharinen ist ein Schmuckstück Hamburgs. 

 

Möglich gemacht hat diese Sanierung der gemeinsame Gedanke, dass die fünf Türme unserer Hauptkirchen zur corporate identity der Christen und auch vieler Nichtchristen Hamburgs gehören, wie der frühere Erste Bürgermeister Henning Voscherau es einmal ausdrückte. Dieser Gedanke ist nach wie vor aktuell. 

 

Ich beglückwünsche die Kirchengemeinde St. Katharinen und den Kirchenkreis Hamburg-Ost zur heutigen Wiedereröffnung und wünsche der neu eröffneten Hauptkirche und ihren Besucherinnen und Besuchern alles Gute. 

 

Vielen Dank.

 

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.