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15.03.2013

ZEIT-Stiftungs-Diskussionsrunde

 

Monsieur Pfister,

Monsieur Hermann,

sehr geehrter Herr Göring,

sehr geehrter Herr Fuchs,

 

gern sage ich abschließend etwas zu Ihrer Diskussionsrunde, hoffentlich ohne deren Verlauf im nachherein auf den Kopf zu stellen, denn zu meinem Bedauern konnte ich nicht selbst teilnehmen.  

 

Natürlich hatten Sie engagiert zu debattieren, denn Formen des Engagements der Förderung von Kunst und Kultur in Deutschland und Frankreich gibt es viele und darüber kann man nur froh sein. 

 

In Deutschland sind 19.500 Stiftungen aktiv und es freut mich persönlich sehr, dass Hamburg die deutsche Stadt mit den meisten Stiftungen ist, aktuell sind es genau 1.266. Das heißt, auf jeweils 100.000 Einwohner kommen 70 Stiftungen. Alle sind gemeinnützig.

Das ist ein Begriff aus dem Steuerrecht, aber seine inhaltliche Konnotation versteht unmittelbar jeder: Es geht um die Bereitschaft, sich bürgerschaftlich zu engagieren und Verantwortung für das Gemeinwesen zu übernehmen, ohne dass man unmittelbar eigenen Nutzen daraus zieht.

 

Dieses Engagement ersetzt nicht die ureigenen Aufgaben und Fürsorgepflichten des Staates im sozialen Bereich. Aber als Ergänzung ist es unverzichtbar. Und unser Gemeinwesen beweist damit sich selbst, dass es ein Gemeinwesen ist. Dass die Bürger aufeinander, und auf ihre Stadt Acht geben. Das gehört zum hanseatischen Selbstverständnis und ich weiß, dass Frankreich, was das betrifft, eine ebenso lange Tradition hat wenngleich die Form hier in der Regel eine andere ist. Frankreich ist zentralisiert aufgebaut, der Staat stark und allgegenwärtig, so auch in der Kultur und Sozialförderung. Für den Staat hat die Gemeinnützigkeit eine hohe Priorität. Die Privatfinanzierung von öffentlichen Projekten, bzw. von Stiftungen, werden hier seit 2003 durch steuerliche und ökonomische Mittel begünstigt.

 

Andererseits sind in Frankreich die Vereine sehr stark und haben einen guten Ruf. Es existieren hier 1,3 Millionen Vereine, durch die 180.000 Arbeitsplätze entstanden sind; bescheidene 580.000 sind es in Deutschland, das doch für sein Vereinswesen berühmt ist. In Frankreich sind die Vereine als Träger sozialer und kultureller Aktivität, auch von den Jungen gut angesehen. 

 

 

Meine Damen und Herren,

verschiedene Formen, derselbe Gedanke: dass man etwas für andere und für die Gemeinschaft tun will. Wichtige Fragen werden in die Öffentlichkeit getragen und daraus können Anstöße für neue gesellschaftliche Prioritäten entstehen. Jede Stiftung ist einzigartig und hat ihre eigenen Ziele und Schwerpunkte.

Ging es in Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts besonders um Altersfürsorge in Form von Renten und Wohnheimen, nach dem zweiten Weltkrieg um Unterstützung von Kriegsopfern, ab Anfang der 1960er um die Förderung von Schülern und Studenten, so stehen heute oft Kultur und Forschung im Mittelpunkt. 

Einzigartig in der deutsch-französischen Kooperation ist die Stiftung für die kulturelle deutsch-französische Zusammenarbeit, da sie die einzige deutsch-französische Stiftung ist.

 

Ich bin sicher, Sie haben heute hier in der Europäischen Kulturhauptstadt 2013 neue Ideen entwickelt und wer weiß, vielleicht wird die zuletzt genannte Stiftung ja dauerhaft nicht die einzige deutsch-französische bleiben.

 

Ich hoffe, dies hat Ihre Diskussionen wenigstens teilweise, oder zumindest vom gemeinsamen Esprit her zusammengefasst. 

 

Vielen Dank!

 

Es gilt das gesprochene Wort.