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07.06.2012

100 Jahre Hamburger Hochbahn

 

Sehr geehrter Herr Elste, 

sehr geehrter Herr Präses,

sehr geehrter Herr Fenske,

sehr geehrte Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft,

meine sehr geehrten Damen und Herren, 

 

ich freue mich, gemeinsam mit Ihnen den 100. Geburtstag der Hochbahn Hamburg zu feiern. 

 

Vor 100 Jahren sprach schon einmal ein Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt zum Thema Hochbahn: Dr. Johann Heinrich Burchard. Damals, 1912, fiel der Startschuss für ein Erfolgsunternehmen, das heute zu den wichtigsten Antriebskräften für die Entwicklung Hamburgs zählt, zu den unverzichtbaren Bestandteilen städtischen Lebens und Arbeitens, so wertvoll wie fließendes Wasser, Strom und Heizung. 

 

Wir Hamburger sind nicht immer rasch von Entschluss, fand Johann Heinrich Burchard damals. Aber was wir in Angriff nehmen, pflegt gut zu werden. Für alle Hamburger ist die Hochbahn geschaffen und allen soll sie nützen. 

 

Dieser Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Die Hochbahn ist ein Gewinn für unsere Stadt und so selbstverständlich wie frische Luft geworden. Obwohl wir doch wissen, dass nichts selbstverständlich ist, kein öffentliches Angebot sich quasi selbst erschafft und finanziert und der reibungslose Ablauf an 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr keineswegs im Autopilot-Modus bewältigt werden kann. 

 

100 Jahre Hochbahn bedeuten auch 100 Jahre harte Arbeit, ober- und unterirdisch, wie uns die historischen Großformat-Fotos in verschiedenen Bus- und U-Bahn-Haltestellen heute eindrucksvoll zeigen. 

 

Am Anfang, im Februar 1912, stand der erste Linienabschnitt der Ringlinie von Barmbek bis zum Rathaus, und dies nur sechs Jahre nach dem ersten Spatenstich. Die Hamburgerinnen und Hamburger warteten gespannt auf die erste U-Bahnlinie, die die bestehenden Verkehrsprobleme lösen sollte. Denn die Stadt wuchs rasant, alte Wohnquartiere in der Innenstadt wichen Lagerkomplexen, Arbeiter und Angestellte mussten in so entfernt gelegene ehemalige Dörfer wie Barmbek, Hamm oder Eimsbüttel übersiedeln. 

 

Bereits im gleichen Jahr war die gesamte Ringlinie fertiggestellt, und die Hamburgerinnen und Hamburger konnten von da an den Blick von der Station Baumwall auf den Hamburger Hafen genießen. 1912 zählte man schon rund 25 Millionen Fahrgäste, und es wurden seitdem immer mehr.

 

Trotzdem sind seit jeher Verkehr und Verkehrspolitik buchstäblich bewegende Themen, die regelmäßig die Gemüter erhitzen. Das war schon vor 100 Jahren so, als Hamburgs Territorium noch ziemlich zersplittert war. Altona, Wandsbek und Wilhelmsburg beispielsweise gehörten noch nicht zu Hamburg, dafür aber unter anderem die Gemeinden Groß-Hansdorf, Farmsen, Volksdorf, Langenhorn, Fuhlsbüttel, Geesthacht und die Insel Neuwerk teilweise also exterritoriale Gebiete, und um die Art der Anbindung dieser politischen Inseln, vor allem um die Trassenführung, stritt die Hamburger Bürgerschaft leidenschaftlich. 

 

Die sogenannte Walddörferbahn wurde bald darauf Realität, wobei eine Vielfalt technischer und baulicher Herausforderungen zu meistern waren. Bis 1934 war die Walddörferbahn rein staatlich finanziert, und schon damals waren das Notwendige, das Wünschenswerte und das Machbare nicht immer hundertprozentig deckungsgleich eine Feststellung, die jedem bekannt vorkommt, der sich mit aktueller Verkehrspolitik beschäftigt. 

 

Verkehrspolitik ist nämlich mehr als das Fordern von Straßenbaumaßnahmen. Verkehrspolitik ist auch Standortpolitik, die Sicherung und Ausbau einer möglichst optimalen Infrastruktur dient, ohne die es keine Wirtschaft gibt, keine Arbeit und keinen Wohlstand. 

 

Verkehrspolitik ist überdies ein Politikbereich, der das berührt, was man etwas pathetisch allgemeine Daseinsvorsorge nennen kann. Aber darum geht es: den 1,8 Millionen Menschen unserer Stadt Mobilität zu ermöglichen, Gemeinschaft und Teilhabe, bei der Arbeit wie in der Freizeit, wochentags wie am Wochenende. 

 

Annähernd 420 Millionen Fahrgäste nutzen jährlich die bald vier U-Bahn-Linien und die 112 Buslinien der Hochbahn. Und auch hier gilt: Tendenz steigend. In den kommenden Jahren begrüßen wir gut 100.000 Neuhamburgerinnen und -hamburger. Darauf gilt es schon heute Antworten zu geben. 

 

Hamburgs erfreuliches Bevölkerungswachstum bringt wachsende Verkehrsströme mit sich. Das heißt: Der Öffentliche Personennahverkehr muss weiter gestärkt werden. Diese Aufgabe nehmen wir sehr ernst, denn die Hochbahn ist ein städtisches Unternehmen, und sie wird ein städtisches Unternehmen bleiben. Dass sie zugleich ein fester Bestandteil der Unternehmenslandschaft in unserer Stadt ist, ist dabei für ein öffentliches Unternehmen keineswegs selbstverständlich. 

 

Die strategische Ausrichtung unter der Überschrift Hochbahn 2030 trägt der rasanten Entwicklung und der notwendigen Weiterentwicklung des öffentlichen Verkehrsnetzes Rechnung. Dazu gehören nicht nur neue Linien und Trassen, kürzere Taktungen und längere Betriebszeiten, die mit den steigenden Fahrgastzahlen Schritt halten können. 

 

Es geht auch um innovative Verkehrskonzepte, die verschiedene Mobilitätsangebote integrieren und den veränderten Kundenbedürfnissen entsprechen. Umfragen in den Industrieländern zeigen, dass für immer mehr junge Menschen vor allem in den Städten das eigene Auto als Wunsch an Attraktivität verliert. Dafür wächst das Bedürfnis nach unkomplizierter Mobilität alleine, zu mehreren und manchmal auch mit Gepäck. 

 

Die Hochbahn wie auch unsere Verkehrspolitik als Ganzes richten sich an diesen Entwicklungstrends unter ökologischen, ökonomischen und stadtentwicklungspolitischen Gesichtspunkten aus. Dazu gehört der Mix aus Bussen, U- und S-Bahnen, Radverkehr, Stadtrad, Carsharing und natürlich den Hafenfähren. 

 

Die Innovation macht nicht halt, und schon gar nicht im öffentlichen Personennahverkehr. 

 

  • Stichwort Busbeschleunigung: Als 1921 die erste Buslinie an den Start ging, war noch nicht voraussehbar, welch wichtige Rolle der Busverkehr einmal einnehmen würde. Heute ist klar, dass bei einer künftigen Bevölkerungszahl von 1,9 Millionen Bürgerinnen und Bürgern das vorhandene Bussystem zu einem hochmodernen System weiterentwickelt werden muss. Ein wichtiger Schritt ist hier die Umsetzung des umfassenden Busbeschleunigungsprogramms, das zudem stauanfällige Bereiche beseitigt. Dies ist nur erreichbar durch einen Vorrang für den Busverkehr, mehr Bussonderstreifen und entsprechende Ampelschaltungen. 
  • Stichwort innovative Antriebstechnologien: Schon seit 1999 sammelt die Hochbahn Erfahrungen damit. Ab dem kommenden Jahrzehnt sollen in Hamburg nur noch emissionsfreie öffentliche Busse angeschafft werden, zum Beispiel mit Wasserstoff angetriebene Brennstoffzellenbusse   ein weiterer Beitrag für eine bessere Lebensqualität in unserer Stadt und den Umweltschutz. Ich selbst hatte schon das Vergnügen, mit dem SauberBus mitzufahren und kann Ihnen sagen der Fahrkomfort ist hervorragend! 
  • Stichwort Barrierefreiheit: Hier zeigt sich besonders deutlich, was Bürgermeister Burchards vor 100 Jahren formulierter Anspruch, die Hochbahn sei für alle Hamburger da, wert ist. Allen soll sie nützen das ist oft leichter gesagt als getan. Aber gerade für ältere und gehbehinderte Menschen, ebenso auch Mütter und Väter mit Kinderwagen, ist der stufenfreie Zugang zu Schnellbahnstationen von grundlegender Bedeutung, erst recht vor dem Hintergrund des demografischen Wandels. 

 

Ja zum Alter lautete das erfrischende Motto des diesjährigen Seniorentags. Dieses Bekenntnis unterstützen wir mit einem Ja zu einem barrierefreien Ausbau des Schnellbahnsystems in Hamburg. Ein ehrgeiziger Zwischenschritt auf diesem Weg ist das Beschleunigungsprogramm Barrierefreiheit für U-Bahnen. Bis zum Jahr 2015 sollen statt der bisher geplanten vier nun insgesamt 20 U-Bahn-Haltestellen barrierefrei ausgebaut werden. Hier unterstützen wir die Hochbahn weiter bei Ihren Bemühungen, gleiche Zugangsvoraussetzungen für Alle zum Öffentlichen Personennahverkehr zu schaffen. 

 

  • Stichwort U 4: Pünktlich zum Hochbahn-Jubiläum ist die U 4 so gut wie fertig gebaut. Wir rechnen nun fest mit einer Inbetriebnahme der Linie im Jubiläumsjahr. Die Hochbahn hat zusammen mit der ausführenden ARGE unter sehr schwierigen Verhältnissen bauen müssen in einer Tiefe von bis zu 40 Metern durch klebrigen Hamburger Ton, und das im veranschlagten Zeit- und Kostenrahmen: zuverlässig, kompetent und professionell. Den Nutzen werden demnächst bis zu 35.000 Menschen täglich haben. Die U 4, die wir übrigens über die HafenCity hinaus bis zu den Elbbrücken verlängern werden, wird zu einer Entlastung der Innenstadt vom Straßenverkehr, einer weiteren Verbesserung der Standortqualität und der ökologisch verträglichen Erschließung der HafenCity führen. 

 

Meine Damen und Herren, 

 

die intelligente, kreative Weiterentwicklung des Verkehrssystems, ohne mit Milliarden um sich zu werfen und sich auf Kosten künftiger Generationen weiter zu verschulden, das ist wohl die größte Herausforderung, vor der wir heute und in den kommenden Jahren stehen. 

 

Schon bald wird das erste Pilotprojekt eines sogenannten Mobilitäts-Service-Punkts fertiggestellt sein, und ich bin gespannt darauf, die Hochbahn in ihrer neuen Rolle als Arrangeur komplementärer Mobilität zu erleben, wie es die Planer ausgedrückt haben. 

 

Intermodalität ist zentral für den Verkehr. Der Übergang von Bahn zu Bus, zu Stadtrad oder eigenem Rad, zum Carsharing-Angebot muss sicher und flächendeckend funktionieren.

 

Etwas bildlicher formuliert kann man sagen: In den Verkehrsadern der Hochbahn fließt Hamburgs Blut, und wir werden alles dafür tun, dass es auch in Zukunft ungehindert zirkulieren kann. Zumal damit ein wichtiger kultureller Beitrag geleistet wird: Denn wo sonst lesen so viele Menschen Bücher und Zeitungen wie in den Bussen und Bahnen? 

 

Im Namen des Senats und aller Hamburgerinnen und Hamburger danke ich all den Menschen, denen wir die Erfolgsgeschichte 100 Jahre Hamburger Hochbahn verdanken: den 4.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. 

 

Von der selbst in der Rushhour bewundernswert geduldigen Busfahrerin bis zum Management, von den Reinigungskräften an den Haltestellen sonntags im Morgengrauen bis zu den Streckentechnikern, von den Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern bis zum Personal in den Leitstellen und dem Sicherheitsdienst, der Ortsfremden wie Einheimischen falls nötig auch gern mal Auskunft gibt, und viele, viele mehr. Der Erfolg ist Ihr Erfolg! 

 

Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum! 

 

Vielen Dank. 

 
 
Es gilt das gesprochene Wort.