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15.11.2012

20 Jahre TuTech

 

Sehr geehrter Herr Prof. Antranikian,

sehr geehrter Herr Prof. Danielmeyer,

sehr geehrter Herr Dr. Thamer,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

Man muss Ideen die Chance geben, sich zu verwirklichen. Das wusste schon Thomas Alva Edison, dem wir die Glühlampe, das Telefon und den Schraubverschluss verdanken. Edison war nicht nur ein genialer Erfinder, sondern auch ein einfallsreicher Vermarkter seiner Produkte. 

Die Telegrafie erklärte er so: Darunter musst du dir einen riesenlangen Dackel vorstellen, der beispielsweise von London bis Edinburgh reicht. Wenn du jetzt dem Dackel in Edinburgh in den Schwanz kneifst, dann bellt er in London. 

Das nennt man Marketing und davon verstand Edison ebenso viel wie vom Erfinden.

 

Würden wir das heute von Wissenschaftlern erwarten, dann müssten wir soviel ist sicher auf so manche Hamburger Erfolgsgeschichte verzichten. Denn Technologietransfer gehört in unserer globalisierten Welt zu einer Aufgabe, die an Komplexität kaum zu überbieten ist.

 

Diese Herausforderung bewältigt die TuTech Innovation GmbH seit 20 Jahren mit Bravour. Gegründet von der Technischen Universität Hamburg Harburg 1992 hat die TuTech das Ziel, das vorhandene Potenzial der Hochschule nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu erschließen und es Unternehmen zugänglich zu machen.

 

Ob es sich um Bakterien oder Enzyme handelt, die unter ungewöhnlichen Bedingungen wirksam sind, Algorithmen oder Sensoren, die in der Industrie einsetzbar sind die TuTech Innovation GmbH versteht sich als Ansprechpartner für die Wirtschaft ebenso wie für Hochschullehrer und Hochschulen, deren Entwicklungen sie vermarktet. 

 

Oder um bei Edisons Bild zu bleiben: Die Mitarbeiter der TuTech kneifen den Dackel so erfolgreich, dass er bis nach Südafrika bellt. Dort wird gerade ein neuartiges von der Technischen Universität Hamburg-Harburg entwickeltes Konstruktionsprinzip für ein Kite-Board getestet. Das sind Geräte, mit denen man vom Wind angetrieben auf dem Wasser gleiten, abheben, über die Wellen fliegen kann. Den Transfer der Erfindung hat TuTech organisiert.

 

Der Erfolg von TuTech ist vor allem Dr. Helmut Thamer zu verdanken, Geschäftsführer von Beginn an. Als gelernter Physiker waren und sind Sie, Herr Dr. Thamer, auch der Mann, der die Idee hatte und das Konzept entwickelte. Dass von Beginn an schwarze Zahlen geschrieben wurden, ist der beste Beweis, dass es ein gutes Konzept war.

 

Meine Damen und Herren,

Innovationen sind die Währung des 21. Jahrhunderts. Um ihren Wert geltend zu machen, brauchen sie den Technologietransfer. Dazu hat die TuTech in den vergangenen 20 Jahren maßgeblich beigetragen. Das zeigen auch die Zahlen: Pro Jahr werden 500 bis 600 Aufträge aus Wissenschaft und Wirtschaft bearbeitet. Aus fünf Mitarbeitern sind mittlerweile 70 Angestellte im Kernbereich und weitere 265 in Kooperationsprojekten mit der Technischen Universität Hamburg-Harburg und anderen deutschen Hochschulen geworden. Aus 1,5 Millionen Euro Umsatz im ersten Geschäftsjahr jetzt 17,5 Millionen Euro.

 

TuTech wirbt etwa so viele Drittmittel ein wie die im Vergleich zur TUHH viermal größere ETH Zürich. Die ist eine der renommiertesten Hochschulen mit hohem Anwendungsbezug.

 

Zusammen mit der Schwestergesellschaft der TuTech, der 2004 gegründeten Hamburg Innovation GmbH, bietet die Freie und Hansestadt Hamburg damit ein komplettes Dienstleistungsangebot für Wissens- und Technologietransfer aller Hochschulen und übernimmt eine Vorreiterfunktion für Deutschland.

 

Aber Innovation ist keine Einbahnstraße. Die Erfahrung zeigt, dass Hamburger Unternehmen überzeugende Ideen ob technisch oder nicht-technisch zu neuen Produkten und Dienstleistungen haben. Jedoch können kleine und mittlere Unternehmen oft eigene Forschung und Entwicklung nicht im Alleingang leisten. Die aber brauchen sie, um ihre Produktpalette auf einem zukunftsfähigen Niveau zu halten. Hier hilft die TuTech dank ihrer exzellenten Forschungskontakte, schnell und effizient Lösungen zu finden.

 

TuTech ist damit ein für die Freie und Hansestadt Hamburg zentrales Bindeglied zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, das unternehmerisches und wissenschaftliches Potenzial gewinnbringend vernetzt. Dank TuTech hat sich ein vielfältiges Geflecht von Beziehungen entwickelt, vom Existenzgründer bis zu Industriekonzernen, von Städten und Kommunen bis zu Forschungseinrichtungen. Die Bandbreite der Kooperationen reicht vom Kleinstauftrag bis zum internationalen Verbundvorhaben, die TuTech zum Vorteil aller Beteiligten durchführt und koordiniert.

 

Die TuTech ist außerdem zusammen mit der Technischen Universität Hamburg-Harburg Initiatorin und Koordinatorin wegweisender Leuchtturmprojekte mit bundesweiter Bedeutung. Dazu gehört z.B. BIOKATALYSE2021, ein Cluster des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Dabei geht es um die Herstellung und industrielle Anwendung von Mikroorganismen z.B. für die Lebensmittel-, Kosmetik- oder Chemieindustrie.

 

Oder das Cluster BIORAFFINIERIE2021. Dabei soll Pflanzen und biologische Abfallstoffe als Energie- und Rohstofflieferanten nutzbar gemacht werden. Auch der Forschungsverbund KLIMZUG-NORD, der zugleich Leitprojekt der Metropolregion Hamburg zum Thema Anpassung an den regionalen Klimawandel ist, wurde von der TuTech erfolgreich auf den Weg gebracht.

 

Das Gesamtvolumen der drei vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekte beläuft sich auf 88 Millionen Euro. Die TuTech übernimmt hierbei die Koordination, das Clustermanagement und auch die Öffentlichkeitsarbeit. Dazu kommen Rahmenverträge mit Airbus und Lufthansatechnik. TuTech ist hier one face to the customer für wichtige Großunternehmen am Standort Hamburg.

 

Meine Damen und Herren,

Thomas Alva Edison hatte wenig Skrupel. Die meisten meiner Ideen gehörten ursprünglich anderen Leuten, das hat er ganz offen zugegeben. Sympathisch ist das nicht, aber es macht ein Problem deutlich, vor dem heutige Wissenschaftler mindestens ebenso stehen wie die vor hundert Jahren.

 

Erfindungen müssen geschützt, also patentiert werden. Auch darum kümmert sich die TuTech. Jedes Jahr melden die Technische Universität Hamburg Harburg, die Universität Hamburg, das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, die Helmut-Schmidt-Universität und die Hochschule für Angewandte Wissenschaften insgesamt zwischen 70 und 90 neue Erfindungen.

Das Team der Patentverwertungsagentur der TuTech nimmt sich dieser Erfindungen mit großem Engagement an, prüft sie auf Patentierbarkeit und weltweite Verwertbarkeit.

 

Die Patentverwertungsagentur als Schnittstelle zwischen Erfindern und der industriellen Anwendung weckt sowohl bei internationalen Konzernen als auch Kleinen und Mittleren Unternehmen großes Interesse. TuTech sorgt so dafür, dass aus innovativen Ideen marktfähige Produkte Made in Hamburg werden. 

 

Auf zwei ganz unterschiedliche Beispiele Made in Hamburg will ich kurz eingehen.

 

Wie kann man Bürger aktiv an politischen Entscheidungen beteiligen? Wie kann man ihre Meinung zu geplanten Projekten einholen, bevor sie wie in Stuttgart 21 auf die Barrikaden gehen? Ein Projektleiter der Technischen Universität Hamburg Harburg war fest davon überzeugt, dass man daraus eine Unternehmensidee schmieden kann und er überzeugte die TuTech von seiner Idee.

Entstanden ist daraus die DEMOS Gesellschaft für E-Partizipation.

 

Inzwischen hat die Stadt Hamburg den DEMOS-Plan schon mehrfach genutzt, z.B. beim Projekt Sprung nach Wilhelmsburg. Das Unternehmen ist übrigens für ein Projekt in Schleswig-Holstein als Innovativstes eGovernment-Projekt 2012 ausgezeichnet worden.

 

Mein zweites Beispiel könnte unser Erlebnis vom Fliegen oder besser vom Landen verändern. Zwei Absolventen der Technischen Universität haben die Idee für ein Flugzeug ohne Fahrwerk entwickelt. Das Fahrwerk bleibt am Boden und nimmt die landende Maschine auf. Da das Fahrwerk bis zu 15 Prozent der Flugzeugmasse ausmacht, ließe sich so eine Menge Treibstoff einsparen.

 

TuTech hat den jungen Männern Zugang zu Fördergeldern ermöglicht und zu großen Unternehmen wie Airbus. Die beiden Gründer nutzen weiterhin die Infrastruktur des TuTech Hauses und haben 2009 den INNOTEC-Preis gewonnen. Den Preis hat die TuTech mit initiiert. 

 

Aber niemand wird als Unternehmer geboren. Gründer brauchen fachliche Beratung und Unterstützung, brauchen Räumlichkeiten und Fördermittel. TuTech berät in seinem Competence Centre Entrepreneur(frz.)ship(engl.) technologie-orientierte Existenzgründerinnen und Existenzgründer insbesondere aus Hochschulen bei allen mit einer Gründung verbundenen Fragen: von der Entwicklung einer Geschäftsidee bis zur Einwerbung von Fremdkapital.

 

Seit 1998 hat TuTech mit dem Hamburger Existenzgründungsprogramm etwa 200 potentielle Unternehmer beraten und gecoacht.

 

Seit 2004 betreibt die TuTech in der Harburger Schloßstraße zudem ein Inkubatorzentrum, in dem 20 Unternehmen technologieorientierte Startups, junge Technologieunternehmen sowie technologieorientierte Dienstleister ihren Startplatz bzw. ihren dauerhaften Sitz gefunden haben.

 

Die Unternehmen finden dort nicht nur Fläche, sondern ein komplettes Unterstützungsangebot, das Förderberatung, Zugang zu Finanzierungsinstituten, FuE- Kooperation, internationale Vernetzung, PR- und Marketingberatung umfasst.

 

Meine Damen und Herren,

Unternehmensgründer erweitern mit neuen Geschäftsideen das bestehende Produkt- und Dienstleistungsangebot und unterstützen den technologischen Strukturwandel. Gründungen in forschungs- und wissensintensiven Sektoren kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu.

 

Gerade in neuen Technologiefeldern, bei neuen Nachfragetrends und in der frühen Phase der Übertragung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf die Entwicklung neuer Produkte und Verfahren eröffnen junge Unternehmen Marktnischen und verhelfen Ideen zum Durchbruch, die von großen Unternehmen nicht aufgegriffen werden.

 

Hamburg steht in vielen Technologiefeldern, beispielsweise der Luftfahrt, der Medizintechnik, den Materialwissenschaften oder den Green Technologies, ganz weit vorne und ist bereits jetzt als Innovationsstandort unschlagbar. Ziel ist, Hamburg mit seiner Metropolregion Innovationshauptstadt für Europa 2020 zu entwickeln. Mit dem InnovationCampus for Green Technologies werden wir einen weiteren Schritt in diese Richtung tun.

 

Der Campus wird in unmittelbarer Nähe zur TuTech Innovation GmbH und der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) entstehen. Die Bauplanungen laufen auf Hochtouren. Das Investitionsvolumen beträgt im ersten Bauabschnitt dem ein zweiter, kleinerer folgen wird 13 Millionen Euro. Die Finanzierung erfolgt zum Teil durch die Technische Universität Hamburg-Harburg und die TuTech. Der Senat stellt 3,2 Millionen Euro sowie das Grundstück in Form eines unentgeltlichen Erbbaurechts zur Verfügung. Außerdem wurden 500 000 Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung reserviert.

 

Das Zentrum für grüne Technologien soll als InnovationsCampus Forschung, Lehre, Technologietransfer, Industriekooperationen, Existenzgründungsförderung und Unternehmensansiedlung vereinen. In dem Gebäude, das aus einem Neubau und dem sanierten, denkmalgeschützten Gebäude der historischen Hilke-Fabrik entsteht, sollen auf 3.300 Quadratmetern Büros, Labors, eine neue Forschungshalle sowie Besprechungsräume und Gastronomie für die  Mitarbeiter und Nutzer entstehen. 

 

Der InnovationsCampus ist ein weiterer Schritt Hamburgs auf dem Weg zur Innovationshauptstadt für Europa 2020. Er ist außerdem ein weiteres Highlight des Stadtentwicklungsprojekts Channel Hamburg. Hier kann jeder mit ansehen, wie sich ein traditioneller Industriestandort mehr und mehr zu einem attraktiven und lebendigen Stadtquartier entwickelt, in dem gearbeitet, geforscht und gelebt wird.

 

Zu dieser positiven Entwicklung haben die Technische Universität und die TuTech Innovation GmbH einen maßgeblichen Beitrag geleistet, indem sie für neue Impulse und die Ansiedlung von jungen Firmen gesorgt haben. Beste Aussichten also für die kommenden 20 Jahre!

 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen weiterhin viel Erfolg. Das richtige Konzept dafür haben Sie hier in Hamburg-Harburg jedenfalls schon gefunden. Wenn es einen Weg gibt, etwas besser zu machen: Finde ihn! Das stammt natürlich von Thomas Alva Edison. Also: Machen Sie weiter so!

 
Es gilt das gesprochene Wort.