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14.11.2012

6. Logistik-Dinner

 

Sehr geehrter Herr Minister Kristensen,

sehr geehrter Herr Staatssekretär Ferlemann,

sehr geehrte Mitglieder des Bundestages,

sehr geehrter Herr Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft,

sehr geehrte Mitglieder des Konsularischen Korps, 

sehr geehrter Herr Prof. Witten,

meine sehr geehrten Damen und Herren, 

 

ich freue mich, Sie im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg im großen Festsaal unseres Hamburger Rathauses zum 6. Hamburger Logistik-Dinner begrüßen zu dürfen. 

 

Es ist schön, dass auch heute wieder internationale und nationale Gäste zusammengekommen sind, um gemeinsam schon fast traditionell das Logistikjahr 2012 ausklingen zu lassen. Hamburg als einer der größten und dynamischsten Logistikstandorte in Europa heißt Sie herzlich willkommen! 

 

Nie zuvor wurde so deutlich wie in den vergangenen Jahren, welche Schlüsselstellung die Logistikbranche in der Wirtschaft einnimmt. Europa, die ganze Welt wächst zusammen. Der nationale und internationale Warenaustausch boomt. Und gleichzeitig ist die Zahl der Unternehmen und Beschäftigten in der Logistikbranche aktuell so hoch wie nie zuvor, gerade hier bei uns. 

 

Rund 11.000 Logistik-Unternehmen haben ihren Sitz in der Metropolregion; mehr als 338.000 Personen sind hier beschäftigt. Deren Zahl ist in den vergangenen fünf Jahren allein in Hamburg um mehr als 14.000 gestiegen, in der Metropolregion insgesamt um mehr als 18.000. 

 

Aber Stillstand bedeutet Rückschritt. Darum wollen wir diese Position in den kommenden Jahren noch ausbauen vor allem auch in Richtung Norden. Am 26. September dieses Jahres habe ich im Rahmen der Fehmarn Belt Days deutlich gemacht, wie wichtig die feste Belt-Querung auch für Hamburg ist. Ich möchte dies hier ein weiteres Mal bekräftigen, Herr Minister Kristensen, nachdem wir vor einer halben Stunde bei einer wichtigen Vertragsunterzeichnung zugegen waren:

 

Damit werden unsere Städte und Regionen noch enger zusammenrücken wirtschaftlich, aber auch kulturell. Mit der Querung wird eine neue Achse entstehen, von der wir alle profitieren können. 

 

Eine hervorragende Schienen- und Autobahnanbindung, ein wettbewerbsfähiger Hafen und Flughafen sowie ausreichend Flächenangebote in der Metropolregion bilden die infrastrukturellen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Logistikstandort. 

 

Meine Damen und Herren,

ich habe bei früheren Gelegenheiten betont soweit es denn erforderlich ist, das zu betonen von welch herausragender Bedeutung für die Entwicklung der Stadt und der Wirtschaft der Hamburger Hafen ist: als Tor nach Übersee auch für Bayern, Baden-Württemberg, Österreich und Tschechien. Er ist der Hafen für ganz Mitteleuropa.

 

Herausforderungen und Engpässe schon bei der seewärtigen Anbindung des Hamburger Hafens müssen wir also stets rechtzeitig erkennen. Und, wie man jetzt sieht, dürfen wir uns niemals zu früh freuen und locker lassen.

 

Das aktuell bedeutendste strategische Projekt im Rahmen unserer Hafenentwicklung ist die Fahrrinnenanpassung Unter- und Außenelbe. Es wird damit  die Voraussetzung geschaffen, dass auch die neuesten Schiffsgenerationen hinreichend beladen und damit zu wirtschaftlich attraktiven Konditionen und in sinnvollen Zeitfenstern Hamburg anlaufen können.

 

Wir werden uns nicht beirren lassen, auch wenn die jüngste Gerichtsentscheidung die keine Entscheidung in der Sache ist uns zur Geduld zwingt. Für den Hamburger Senat gilt weiterhin die Bestätigung der Europäischen Kommission, dass das Vorhaben im Einklang mit den europäischen Bestimmungen zum Umwelt- und Naturschutz steht. Und auch unsere beiden Nachbarländer, Schleswig-Holstein und Niedersachsen, haben ihr Einvernehmen erteilt. 

 

Meine Damen und Herren,

In Zukunft wird aber ein weiter Faktor an Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit von Standorten und Unternehmen gewinnen: der Faktor Mensch! 

 

Ich begrüße sehr, dass die Logistik-Initiative Hamburg dies frühzeitig erkannt, in den letzten Jahren hier schon etliche Aktivitäten angeschoben und in 2012 Menschen machen Logistik zum Jahresthema gemacht hat. Ich habe mich gern bereit erklärt, die Schirmherrschaft dafür zu übernehmen. Das Thema Fachkräfte in der Logistik wird vom gesamten Senat mit getragen und ist Teil unserer Fachkräftestrategie für den Standort Hamburg, die wir noch in diesem Jahr vorlegen wollen. 

 

Mit ihrem Jahresthema Menschen machen Logistik und seinen vielfältigen Initiativen und Projekten hat die Logistik-Initiative Hamburg die Bedeutung des Themas Fachkräfte als Wettbewerbsfaktor stärker in den Blickpunkt insbesondere kleiner und mittelständischer Unternehmen gerückt. 

 

Auch wenn Hamburg als europäische Metropole nach Aussage von Experten weiter wachsen und vor allem auch für junge Leute immer attraktiver werden wird, bedeutet das nicht, dass wir uns auf Dauer von allgemeinen Trends abkoppeln können. 

 

So sind die ersten Auswirkungen des demografischen Wandels bereits heute deutlich zu spüren. Nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung wird zwar das Potenzial der Erwerbsfähigen zwischen 15 und 65 Jahren in Hamburg bis 2020 sogar ansteigen: auf rund 1,23 Millionen. Erst danach wird die Zahl nach diesen Schätzungen eventuell leicht zurückgehen. 

 

Durch die starke Verflechtung Hamburgs mit dem Umland etwa 38 Prozent der direkten Logistikbeschäftigten pendeln nach Hamburg ein ist Hamburg durch die Entwicklung in der Metropolregion aber schon jetzt direkt betroffen. So haben zahlreiche Hamburger Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten Auszubildende aus den Umlandregionen rekrutiert. Und dass sich seit 2008 die Zahl der Schulabgänger in Mecklenburg-Vorpommern nahezu halbiert hat, merkt man auch bei den ausbildungsbereiten Unternehmen in Hamburg. 

 

Demografie bedeutet aber nicht nur weniger, sondern auch älter und bunter. Das belegen zwei Zahlen: 

 

  • Im Jahr 2020 werden bundesweit 40 % der Erwerbsbevölkerung zwischen 50 und 64 Jahre alt sein. 
  • Und rund 44 Prozent der Grundschüler in Hamburg damit hat Hamburg den höchsten Anteil aller 16 Bundesländer stammen aus Zuwandererfamilien. 

 

Und nicht nur der demografische Wandel hat Auswirkungen das Potenzial an Fachkräften. Vor dem Hintergrund flexibler, oft schwer berechenbarer Märkte, einer fortschreitenden Internationalisierung und Globalisierung sowie des zunehmenden Umwelt- und Kostenbewusstseins der Verbraucher steigen die Anforderungen an die Gestaltung logistischer Prozesse. Dazu braucht es qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 

 

Qualifizierte Arbeitskräfte aber gewinnt man nur durch attraktive Arbeitsplätze. Damit meine ich zum Beispiel faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen hier sind in erster Linie die Unternehmen gefordert, die die Verantwortung für eine nachhaltige Personalentwicklung tragen. 

 

Dazu gehören auch gute Karrierechancen, interessante Aus- und Weiterbildungsangebote, flexible Arbeitszeiten und eine familienbewusste Personalpolitik als unverzichtbare Maßnahmen, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Der Staat kann hier nur die Rahmenbedingungen setzen; im Ergebnis zählt die unternehmerische Verantwortung. 

 

Auch was die Eigenwerbung betrifft: Die Vielfalt und Attraktivität der Branche ist den Meisten noch zu wenig bekannt. Daher ist es umso wichtiger, dass die Logistik-Initiative Hamburg vorangeht, um beispielsweise gezielt Jugendliche, Frauen, Zuwanderer und Ältere anzusprechen und für die Logistikbranche zu gewinnen. 

 

Es gibt überzeugende Beispiele für Initiativen und Projekte, die deutlich machen, welchen Nutzen gemeinsame Aktivitäten auf der Plattform eines regionalen Logistiknetzwerkes für Unternehmen, aber auch für Beschäftigte und Arbeitssuchende bringen können. 

 

So hat das Logistik-Netzwerk Bergedorf am 18. September das Richtfest für den Bau der neuen Kindertagesstätte im Gewerbegebiet Allermöhe gefeiert. Bereits seit 2009 arbeiten die Logistik-Initiative Hamburg und das Bezirksamt Bergedorf darin unternehmensübergreifend an Themen, die die rund 200 Betriebe vor Ort direkt betreffen. 

 

Eines davon war der dringende Bedarf an Betreuungsplätzen. Als Partner und Betreiber konnte der Verein Wabe gewonnen werden, so dass die Stadt ein geeignetes Grundstück am Rande des Gewerbegebiets zur Verfügung stellen konnte. In diesem Sommer erfolgte der erste Spatenstich; die Eröffnung ist für kommenden Januar geplant. Die Finanzierung des Projekts wird über den privaten Kita-Betreiber Wabe e.V., Elternbeiträge, das Gutscheinsystem der Freien und Hansestadt Hamburg und Firmenbeiträge der Unternehmen vor Ort sichergestellt. 

 

Dieses Projekt ist nicht nur ein weiterer Schritt auf dem Weg Hamburgs zur kinder- und familienfreundlichsten Stadt Deutschlands. Es ist auch ein Beispiel dafür, wie Unternehmen insbesondere Frauen dauerhaft als Mitarbeiterinnen gewinnen können. 

 

Ein weiteres Beispiel ist das Projekt Eurotrucker, das mittlerweile bundesweiten Pilotcharakter erreicht hat. Die Straßenverkehrs-genossenschaft Hamburg und der Verband Straßengüterverkehr und Logistik Hamburg haben gemeinsam mit der Agentur für Arbeit und der Berlitz-Sprachschule ein Projekt gestartet, in dem Migranten mit mangelnden Deutschkenntnissen zum Berufskraftfahrer qualifiziert werden. 

 

Schon jetzt ist ein hoher Bedarf abzusehen, da in den kommenden 10 bis 15 Jahren etwa ein Drittel der Fahrer altersbedingt in Ruhestand gehen wird. Aber Nachwuchs und qualifizierte Seiteneinsteiger sind schwierig zu gewinnen. Durch das intensive, fachlich ausgerichtete Sprachtraining und die bedarfsorientierte Qualifizierung in enger Kooperation mit Unternehmen erhalten die Arbeitgeber flexibel einsetzbare Mitarbeiter und die Eurotrucker nicht nur einen qualifizierten Berufsabschluss, sondern auch eine garantierte Anschlussbeschäftigung. 

 

Und noch ein drittes Beispiel möchte ich nennen: Im Oktober waren erstmals Jugendliche ab 14 Jahren zu einer Erlebniswoche Menschen machen Logistik eingeladen. Die beteiligten 18 Unternehmen aus den Bereichen Wissenschaft, Spedition, Hafen, Lager und Transport öffneten an fünf Tagen ihre Betriebe für interessierte, engagierte Jugendliche. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berichteten dabei über ihre Arbeit und ihren beruflichen Werdegang in der Logistik. An der Erlebniswoche beteiligten sich sowohl große wie auch weniger bekannte Unternehmen aus der Metropolregion. 

 

Das ist auch dringend nötig, denn was den Nachwuchs angeht, sehen die Zahlen zumindest bislang reichlich mager aus: Die Ausbildungsquote in den Logistikberufen beträgt lediglich 2,7 Prozent und die absolute Zahl der Auszubildenden in der Logistikbranche ist sogar rückläufig, von den Berufskraftfahrern abgesehen. 

 

Das muss unbedingt mehr werden, und ich zähle dabei auf Ihr Engagement in Ihrem ureigensten Interesse. Hamburg steht Ihnen dabei zur Seite: Sollten Sie keine Bewerber finden die Stadt hilft ihnen bei der Suche. Unsere bundesweit einmalige Jugendberufsagentur hilft den jungen Leuten aktiv beim Übergang von der Schule ins Berufsleben und lebt dabei auch von der Kooperation mit den Unternehmen. Ich würde mich freuen, wenn Sie Unterstützungsangebote wie dieses annehmen würde: Nutzen Sie alle Möglichkeiten. Bilden Sie aus!

 

Noch ein anderes Thema ist mir wichtig: Wir wollen Hamburg zur Innovationshauptstadt machen. Dazu gehört auch eine qualitativ hochwertige Wissenschaftslandschaft. Durch die Rahmenvereinbarungen mit den Hochschulen haben wir für die nächsten Jahre Verlässlichkeit und Planungssicherheit für die Beteiligten geschaffen. 

 

Darüber hinaus ist aber auch die Privatwirtschaft gefordert, etwa mit Stiftungsprofessuren neue Themenfelder anzugehen. Ich weiß: Viele Logistik-Dienstleister sind klein und können dies allein nicht schaffen. Aber über die Logistik-Initiative ist es sicher möglich, Interessierte in einem Konsortium zu bündeln und gemeinsam den logistischen Wissenschaftsstandort Hamburg zu stärken. 

 

Ob neue innovative Ansätze für die altersgerechte Gestaltung der Arbeitsbedingungen oder spezielle Forschungsbedarfe von mittelständischen Unternehmen Ideen für innovative Themen gibt es bestimmt mehr als genug. Zumal sich insbesondere in den Bereichen der Logistik-Dienstleistungen und Offshore-Logistik für die Zukunft vielfältige neue und Aufgabenbereiche ergeben.

 

Die Logistik-Initiative Hamburg und die Stadt Hamburg werden auch weiterhin die Unternehmen darin unterstützen, qualifizierte Fachkräfte in der Metropolregion zu finden. 

 

Die Logistik-Initiative mit ihrem großen Netzwerk von über 500 Mitgliedsunternehmen und  institutionen aus Industrie, Handel und Dienstleistung, aus Forschung und Entwicklung sowie zahlreichen öffentlichen Institutionen ist und bleibt ein wichtiger Partner für die Stadt und Unternehmen, um gemeinsam Projekte zu initiieren und umzusetzen. 

 

Ich möchte Sie ermuntern: Nutzen Sie diese Plattform. Nutzen Sie ihre Möglichkeiten als Unternehmer, als Vorstand, Aufsichtsrat oder Manager, kurz: als fairer Arbeitgeber den Logistikstandort Hamburg attraktiv zu halten. 

 

Ich wünsche Ihnen einen anregenden Abend und viele spannende Gespräche. 

 

Vielen Dank.

 
Es gilt das gesprochene Wort.