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21.05.2012

50 Jahre Deutsche Stiftung Musikleben

 

Sehr geehrte Frau Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft,

sehr geehrte Frau Schulte-Hillen,

sehr geehrter Herr Prof. Sikorski,

sehr geehrte Stipendiaten,

meine sehr verehrten Damen und Herren,

 

nicht immer habe ich die Ehre und das Vergnügen, derart klangvoll angekündigt zu werden wie es heute der Fall ist. Der Blick in das Programm findet gleich im Anschluss an meine Begrüßungsworte sogar: Feuerwerksmusik.

 

Das trifft hoffentlich die Hochstimmung aller Anwesenden. Meine auf jeden Fall. Der Name Deutsche Stiftung Musikleben hat seinerseits einen so guten Klang, dass ich für die heutige Jubiläums-Festveranstaltung keinen besseren Ort wüsste als den Großen Festsaal unseres Hamburger Rathauses. Zumal die Geschichte der Stiftung ja ein wenig mit Hamburg zu tun hat, und die Gegenwart auch.

 

Ich heiße Sie sehr herzlich willkommen und hoffe, dass die Akustik des Saales Ihrem fachkundigen Urteil ausreichend standhält.     

 

Die Gründung der Deutschen Stiftung Musikleben im Jahr 1962 ist durch zwei Hamburger initiiert worden, durch den Bankier Wolfgang Essen und den Musikverleger Hans Sikorski, den Vater des heutigen Kurators, Prof. Hans W. Sikorski. Sie trieb die Idee, eine bundesweite Institution zur Hochbegabtenförderung in der klassischen Musik zu etablieren.

 

Die Stiftungsgründer knüpften an eine lange bürgerliche Tradition in Hamburg an, die bestrebt war, die Musik einerseits zu fördern, sie gleichzeitig öffentlich erlebbar zu machen. 

 

Schon 1678 wurde die Oper am Gänsemarkt als erste öffentliche, privatwirtschaftlich geführte Bürger-Oper Deutschlands gegründet. Ihre Leitung hatte später, von 1722 bis 1738, der Hamburger Stadtkantor und Musikdirektor Georg Philipp Telemann inne. Der überaus umtriebige Telemann veranstaltete zunehmend außerhalb der Kirche Konzerte mit professionellen Musikern. Er gilt damit als Begründer des öffentlichen Konzertwesens in unserer Stadt.

 

Was Hamburg nicht hatte, war ein mäzenatisches Fürstentum. Genauer: gar kein Fürstentum. Dafür gab es Bürgerinnen und Bürger, die im 19. Jahrhundert das musikalische Schicksal der Stadt selbst in die Hand nahmen. 1828 gründeten vier ehrenwerte Bürger die Philharmonische Gesellschaft,  aus deren Mitte heraus der Reeder Carl Laeisz und seine Frau Sophie Christine zwei Millionen Mark stifteten, um, wie es hieß, eine würdige Stätte für die Ausübung und den Genuss edler und ernster Musik  zu schaffen. 1908 konnte die Laeiszhalle am heutigen Johannes-Brahms-Platz nach vierjähriger Bauzeit eröffnet werden.

 

Diese bürgerschaftliche Tradition der Musikförderung hat sich in den folgenden Jahrzehnten fortgesetzt und, 

meine Damen und Herren,

 

sie hat auch vor der Elbphilharmonie keineswegs halt gemacht. Von der ist in Hamburg und weit über Hamburg hinaus zurzeit fast nur im Zusammenhang mit Geld und Pannen die Rede. Das ist verständlich, zum Teil berechtigt, aber ich sage gerade an dieser Stelle: Es wird sich ändern. Ich bin überzeugt, dass wir alle von unserem neuen Konzerthaus begeistert sein werden, wenn wir erst darin sitzen. Und der Bau ist von engagierten Spendern maßgeblich mit initiiert worden. Dieses traditionelle bürgerliche Engagement für das Musikleben prägt die Stadt und auch dessen Lob wird einst in der Elphi gesungen werden. 

 

Welches Lob muss der Deutschen Stiftung Musikleben gesungen sein? Sie widmet sich seit fünfzig Jahren auf nationaler Ebene der Förderung des musikalischen Spitzennachwuchses und leistet damit einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der Musikkultur.

 

Spätere Weltstars wie Christoph Eschenbach, Tabea Zimmermann und Sabine Meyer hat die Stiftung bei den ersten Karriereschritten begleitet. Zu den in jüngster Zeit besonders erfolgreichen Stipendiaten zählen die bestens bekannten Geigerinnen Julia Fischer und Baiba Skride, sowie das Artemis Quartett.

 

Aber förderungswürdige Könner und Talente gibt es ja viel mehr. Aktuell kommen rund 300 Stipendiaten in den Genuss einer Betreuung, die bewusst eine langfristige ist. Im Verlauf der Jahre sind die Förderprogramme immer weiter ausdifferenziert worden, um die Hochbegabten sozusagen kontrapunktgenau fördern zu können.

 

Dabei ist der Deutsche Musikinstrumentenfonds eine ganz besondere Erfolgsgeschichte. 1993 als gemeinsame Initiative vom Bund und der Stiftung gegründet, ist dies nach verbreiteter Ansicht das Herzstück der Stiftungsarbeit.

 

Erstklassige Musikerinnen und Musiker müssen erstklassige Instrumente spielen können und die sind in der Regel unerschwinglich, besonders wenn man noch am Anfang steht. Der Fonds verleiht Geigen, Bratschen, Celli und Kontrabässe an Bewerberinnen und Bewerber, die sich einmal im Jahr einer renommierten Jury stellen müssen. Oder dürfen!

 

Der Fonds begann mit 16 Streichinstrumenten. Inzwischen gilt er als die größte Sammlung kostbarer, klangschöner alter Streichinstrumente für den hochbegabten Nachwuchs in Deutschland. 

Dafür stehen jetzt 180 Instrumente zur Verfügung und überlassen wurden und werden sie zum großen Teil von Treugebern.

 

Frau Schulte-Hillen, Sie haben das einen Generationenvertrag einmal anders herum genannt, und in der Tat ist der Fonds völlig zu Recht schon vor Jahren von der Aktion Deutschland: Land der Ideen ausgezeichnet worden als Ideenort.

 

Es freut mich zu hören, dass sich auch dieses Jahr im Museum für Kunst und Gewerbe wieder 26 Talente qualifiziert haben und sich jetzt an so einem besonderen Instrument weiter verbessern können.  

 

Meine Damen und Herren,

ich will zwei weitere wichtige Grundtöne der Förderung nennen: einmal das Foyer Junger Künstler. In dieser Konzertreihe mit sehr unterschiedlichen Spielorten sie reichen vom Torhaus Wellingsbüttel bis zur MS Europa  - sammeln sowohl junge als auch fortgeschrittene Stipendiaten Spielpraxis und Podiumserfahrung.

 

Und dann gibt es von den Freunden und Förderern der Deutschen Stiftung Musikleben ein breites Angebot an Stipendien und Patenschaften, angefangen vom Jugend musiziert-Sonderpreis bis zum Master-Studium an weltweit renommierten Musikhochschulen. 

 

Dazu kommt noch eine Vielzahl weiterer Aktivitäten und Kooperationen, die dem fabelhaften Netzwerk zu verdanken sind, welches Sie, Frau Schulte-Hillen, als Präsidentin der Deutschen Stiftung Musikleben seit 1993 aufgebaut haben.

 

Mit Verve haben sie das Motto der Stiftung - Könner brauchen Gönner - auf vielen Ebenen in die Tat  umgesetzt und einen stetig wachsenden Kreis von Unterstützern aufgebaut. Die Förderung des musikalischen Nachwuchses der Deutschen Stiftung Musikleben stellt heute einen festen Bestandteil der Karriereplanung vieler junger Talente dar. 

Meine Damen und Herren,

um es mit den Worten eines großen Künstlers zu sagen: Die Musik spricht für sich allein. Vorausgesetzt, wir geben ihr eine Chance.

 

Dieses Zitat von Yehudi Menuhin wird von allen Unterstützern der Deutschen Stiftung Musikleben gelebt: Sie schaffen Chancen für musikalische Karrieren!

 

Dafür gilt Hamburgs, und der ganzen Republik Dank Ihnen, Frau Schulte-Hillen, und Ihrem Team. Und natürlich all den Förderern und Treugebern aus dem ganzen Bundesgebiet.

 

Ich wünsche Hamburgs Deutscher Stiftung Musikleben, und natürlich allen von ihr betreuten und geförderten Musikerinnen und Musikern, jede Menge Erfolg in den nächsten 50 Jahren. 

 

Vielen Dank!

 

Es gilt das gesprochene Wort.