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22.05.2012

Einbürgerungsfeier im Rathaus

 
Sehr geehrte Frau Vizepräsidentin 
der Hamburgischen Bürgerschaft,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
 
herzlich willkommen als Bürgerinnen und Bürger mit deutschem Pass! Und herzlich willkommen im Großen Festsaal unseres Hamburger Rathauses. Schön, dass heute auch so viele Jugendliche und Kinder gekommen sind. Euch möchte ich ebenfalls sehr herzlich begrüßen!
 
Ich freue mich sehr, dass Sie, liebe Neubürger, sich entschieden haben, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. Denn damit zeigen Sie uns, dass Sie sich als Teil unserer Gemeinschaft fühlen, dass Sie hier verwurzelt sind und Ihre Perspektive in Deutschland sehen. 
 
Insgesamt 288 Personen aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern werden nun den deutschen Pass haben. Ihnen, meine Damen und Herren, Frauen, Männern und Kindern, von denen die einen aus Nachbarstaaten wie Polen oder Österreich stammen. Während andere Familien deutlich weitere Wege hinter sich haben, etwa aus dem Nahen Osten oder Nordafrika kommen.
 
Kurzum: Die Welt ist heute zuhause im Hamburger Rathaus. In Ihrem Rathaus!
 
Von der Hamburger Einbürgerungsinitiative haben Sie mit Sicherheit gehört. Vielleicht haben sich einige von Ihnen genau dadurch endgültig überzeugen lassen. Die Idee war geboren, als mir klar wurde: 400.000 der 1,8 Millionen Bewohner unserer Stadt sind Zuwanderer oder deren Kinder. Mehr als 200.000 haben bisher keinen deutschen Pass. 137.000 leben aber schon so lange in Deutschland, dass sie eigentlich die deutsche Staatsbürgerschaft erwerben könnten.
 
Weil sie nicht nur wegen der großen Zahlen ein wichtiger Teil der Stadt und der Gesellschaft sind,  schreibe ich sie jetzt nach und nach an und werbe als Bürgermeister für die Staatsbürgerschaft.
 
Ein Grundgedanke war für mich, dass wir nicht immer über diejenigen sprechen, die wir gern als neue Mitbürgerinnen und Mitbürger gewinnen wollen und ich sage bewusst gewinnen , sondern dass wir mit Ihnen ins Gespräch kommen, auf Sie zu gehen und sie ermuntern wollen, unsere Staatsbürgerschaft anzunehmen. Und noch intensiver am öffentlichen Leben teilzuhaben als bisher schon. Alle Hamburger, ganz gleich ob sie türkische, polnische oder russische Wurzeln haben, ganz gleich ob sie bayerische, sächsische oder hessische Wurzeln haben, sollen sich bei uns zuhause fühlen und geachtet werden. 
 
In der Unabhängigkeitserklärung der USA man kann ja den Blick ruhig weit schweifen lassen dort findet sich als ein zentraler Begriff  Pursuit of Happiness, das Streben nach Glück. Dieser Begriff verkörpert für mich das Angebot, das unsere Stadt allen Bewohnern machen muss.
 
Das wollen wir tun und damit zurück zur heutigen Feier im Hamburger Rathaus. So unterschiedlich und vielfältig wie Sie selbst sind auch Ihre Wege, Gründe und ganz persönlichen Geschichten, die Sie ursprünglich nach Hamburg geführt haben. 
 
Während einige von Ihnen aus ihrer Heimat fliehen mussten, kamen andere des Studierens oder der beruflichen Perspektiven wegen. Wieder andere hat die Liebe an die Elbe verschlagen.
 
Ihre Biographien liefern ja Stoff für ganze Bücher. Sie erzählen von unterschiedlichen Lebensbedingungen in unserer Welt, vom schmerzhaften Verlassen von Heimat und Familie. Aber auch von einem gelungenen Neuanfang, von Hoffnungen und Chancen. Nicht zuletzt erzählt er von der Vielfalt der Kulturen in einer Stadt wie Hamburg, von der wir alle profitieren.
 
Denn Ihre Leistungen, Begabungen und kulturellen Wurzeln bereichern unsere Gesellschaft und unsere Stadt. Ohne diese Vielfalt, die vielen Einflüsse der Zuwanderer wäre die Stadt nicht die weltoffene, tolerante, leistungsstarke Metropole, die sie ist. Denn Hamburg ist nicht nur das Tor zur Welt, sondern längst auch das Tor für die Welt.
 
Es ist ja kein Geheimnis um es jetzt einmal in der Sprache der Soziologen zu sagen , dass kulturelle Diversität ein wichtiger Standortfaktor ist. Nicht nur im Hinblick auf die Produktivität und die Innovationsfähigkeit einer Stadt, sondern auch für ein Klima der Offenheit. Das zieht mehr und mehr Leute in die Metropolen, sowohl junge Familien als auch solche, die sich eine ganz andere Art zu leben wünschen, die in kleineren Orten oder auf dem Land nicht so einfach zu haben ist.
 
Das ist ein wichtiger Grund, warum Hamburg wächst. Und auch deshalb setzen wir nicht nur auf das Potential von Zuwanderern, sondern fördern es auf vielfältige Weise.
 
Meine Damen und Herren,
ein bekannter deutscher Kabarettist und Wortkünstler Karl Valentin hat vor langer Zeit einmal gesagt: Fremd ist der Fremde nur in der Fremde. 
 
Ich empfinde diesen Satz als persönlichen Ansporn. Denn ich möchte, dass Sie, meine Damen und Herren, sich in Hamburg heimisch fühlen. Ich möchte, dass Sie sich zugehörig fühlen mit allen Rechten und Pflichten, und dass es auch tatsächlich so ist. Ich möchte, dass Sie wählen, dass Sie sich politisch beteiligen und alle Möglichkeiten der Teilhabe am öffentlichen Leben nutzen. Und ich wünsche mir, dass wir gemeinsam die Gegenwart Hamburgs gestalten und an der Zukunft der Stadt arbeiten.
 
Dafür ist die deutsche Staatsbürgerschaft nicht nur ein gutes Mittel. Dafür ist sie in vielen Punkten die Voraussetzung. Deshalb werbe ich für die deutsche Staatsbürgerschaft.
 
Großartig unterstützt werden diejenigen, die sich dazu entschließen, von unseren engagierten ehrenamtlichen Einbürgerungslotsen, die sensibel und kompetent auf alle Fragen rund um die Einbürgerung vorbereiten. Sie informieren über die Chancen, beraten und begleiten die Bewerber. Mit großem Erfolg: Im ersten Quartal konnten wir die Zahl der Einbürgerungsanträge um mehr als 30 Prozent steigern. Die Zahl der Beratungsgespräche hat sich fast verdoppelt. Viele Unklarheiten konnten ausgeräumt werden.
 
Denn wie Ihnen allen klar ist. Meine Damen und Herren, bedeutet der deutsche Pass ja nicht, auf die eigene Kultur, Sprache und Religion verzichten zu müssen. Es geht nicht darum, die alte Heimat zu vergessen oder zu verleugnen, sondern darum, eine neue Heimat bei uns in Hamburg zu finden. 
 
Daraus kann eine besondere Kraft erwachsen. Eine Stärke, sich überall auf der Welt wohl zu fühlen, souverän zwischen den Kulturen und Sprachen zu wandeln, sich auf neue Situationen und Personen einzulassen. Eben diese Art von Stärke, die in unserer globalisierten Welt gefragt ist. Sie sind ja so etwas wie die Experten fürs Polyglotte, von denen wir viel lernen können. 
 
Bestes Beispiel hierfür ist die Kampagne Wir sind Hamburg bist du dabei?, mit der der öffentliche Dienst von der Polizei bis zum Einwohneramt mehrsprachige Mitarbeiter sucht und solche, die Erfahrungen aus anderen Kulturkreisen mitbringen.
 
Erst kürzlich hat die Chefin einer Hamburger Zeitungsredaktion gesagt: Wir wünschen uns mehr Zuwanderer als Praktikanten in der Redaktion.
 
Ein großartiges Beispiel für im wahrsten Sinne das perfekte Zusammenspiel von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund ist auch die Fußball-Nationalmannschaft, die wir ab dem 8. Juni wieder anfeuern werden. In ihr ergänzen sich genau diese Erfahrungen und besonderen Fähigkeiten von Spielern wie Özil oder Khedira mit den Fähigkeiten von Spielern, die Schweinsteiger oder ganz einfach Müller heißen. Diese jungen Sportler lassen uns staunen über ihren Ehrgeiz, ihren Teamgeist und den ganz besonderen Spielzauber, den sie gemeinsam auf dem Fußballplatz entfalten. Ich denke, mit dieser  - wie sie auch genannt wird -Internationalmannschaft machen wir uns berechtigte Hoffnungen auf den Titelgewinn. Und der eine oder andere Spieler engagiert sich auch über den Sport hinaus für Integration in Deutschland. 
 
Keine Frage, unsere deutschen Spieler mit Migrationshintergrund sind tolle Vorbilder für die Integration, Beispiele, die  - wie ich finde - Mut machen. Davon kann sich die Gesellschaft viel abgucken. Vielleicht auch Ihr, liebe Jungen. Und erst recht Mädchen! Die Mannschaften des HSV und FC St. Pauli brauchen dringend guten Nachwuchs. Das war ja keine gute Saison!
 
Meine Damen und Herren, liebe Neubürger,
gehen Sie zum Beispiel in die Sportvereine, nutzen Sie unsere Kulturangebote. Vielleicht interessieren Sie sich auch für die Politik, die hier vor Ort gemacht wird? Dann machen Sie mit. Sie sind Hamburg, Ihre Meinung ist uns wichtig.
 
Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute.
 
 
Es gilt das gesprochene Wort.