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15.08.2013

Antrag auf Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Michael Otto

Antrag auf Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Michael Otto

 

 

 

Frau Präsidentin,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

der Senat beantragt heute bei der Hamburgischen Bürgerschaft, dass unserem verdienten Mitbürger, Herrn Dr. Michael Otto, die Ehrenbürgerwürde verliehen werde die höchste Auszeichnung, die die Freie und Hansestadt Hamburg zu vergeben hat.

Sie tut das nicht oft und wenn sie es tut, dann setzt sie ein Signum Exclamationis, das weit über unsere Stadtgrenzen hinaus wahrgenommen wird. Im Namen des Senats trete ich heute vor das Plenum in der Überzeugung, dass wir ein neues würdiges Ausrufezeichen setzen.

Warum sind wir dieser Überzeugung? Michael Otto
ist, erstens, ein erfolgreicher Unternehmer auch. Aber da ist er in unserer Stadt nicht der einzige.
Er hat das von seinem Vater übernommene Unternehmen weitergeführt und er hat es in  beeindruckender Weise ausgebaut. Ein hamburgisches Unternehmen als wahrhafter Global Player: Es gibt Amazon, den großen weltweiten Wettbewerber, und es gibt Otto.

Zweitens: Wer Produkte überall einkauft, hat Verantwortung für die Produktionsbedingungen, auch und besonders in den Teilen der Welt, die wir die dritte Welt nennen. Dieser Verantwortung stellt sich der Otto-Konzern und er hat sich nicht zuletzt dadurch weltweit Anerkennung erworben, dass er die Umwelt- und Sozialstandards einhalten will, auf die sich die dafür zuständigen  Organisationen und Gremien geeinigt und die sie festgelegt haben.

Das erste und das zweite verdient Beachtung und Erwähnung denn nicht alle tun es , und doch wäre Michael Otto selbst der erste, der sagen würde: Das ist selbstverständlich.

Meine Damen und Herren,
der Senat will Dr. Michael Otto nicht als erfolgreichen, pflichtgemäß seiner Verantwortung nachkommenden Unternehmer ehren, sondern als Citoyen.

Als einen Hamburger Bürger und Unternehmer, der über das Notwendige hinaus wirtschaftliche und gesellschaftliche Verantwortung übernimmt. Der verstanden hat: Wir haben als Bürger und als Unternehmer eine Verantwortung, die über uns selbst hinaus geht.
Und der die Überzeugung, dass jeder eine faire Chance verdient, in Projekte und Förder-Aktivitäten gegossen hat.

Meine Damen und Herren,
die Öffentlichkeit gerade auch hier in seiner
Wahlheimat Hamburg kennt Michael Otto als Förderer. Da werden gleich etliche Beispiele zu nennen sein.

Ich will ganz besonders zu dem Hamburger  Hauptschulmodell etwas sagen. Dieses Projekt, diese Initiative, dieses Modell hat Dr. Michael Otto vor mehr als zehn Jahren sehr wesentlich mit angeschoben. Und ich habe es so verstanden, dass er für die Überzeugung einstehen wollte, dass Bildung nicht nur für alle als Angebot zur Verfügung stehen muss diese Überzeugung ist ja längst mehrheitsfähig sondern dass auch alle jungen Leute tatsächlich in die Lage versetzt werden müssen, dieses Angebot wahrnehmen zu können. Beziehungsweise, es überhaupt erst mal zu wollen.

Man kann gute Bildungsabschlüsse schaffen, auch wenn man vom familiären Hintergrund, von den Bedingungen des Aufwachsens her nicht privilegiert ist, wenn man aus einem eher bildungsfernen Milieu kommt. Und auch: wenn man arm ist.

Aber es funktioniert nicht von selbst und es funktioniert auch noch nicht automatisch dadurch, dass man Schulsysteme ändert, umstrukturiert und wieder zurück reformiert. Manche brauchen eine besondere Art von persönlicher Ansprache, von Anschub, nötigenfalls auch nachdrücklich, so lange bis klar ist: Auch der hier, oder die hier, wird nicht zurückbleiben, sondern die Möglichkeit haben, sich ein selbständiges Leben, ein gutes Erwerbsleben aufzubauen. Und so muss es sein, denn auf dem Weg in die Zukunft unserer Stadt Hamburg darf niemand am Wegesrand zurückbleiben.
 
Das Hamburger Hauptschulmodell und die weiteren Entwicklungsschritte hin zur heutigen Jugendberufsagentur, die inzwischen europaweit Beachtung und Nachahmer findet diese Entwicklung ist etwas Besonderes. Darauf können wir stolz sein.

Und darauf, einen solchen Citoyen in unseren früher hätte man gesagt: Mauern zu haben, aber Mauern hat und will Hamburg keine mehr um sich herum.

Ich sage: einen Citoyen in unserem offenen, polyglotten Gemeinwesen zu haben, dem es am
Herzen liegt, älteren und jungen Leuten
zu ermöglichen, sich in ihren Kompetenzen
zu entfalten.

Übrigens, was die unterschiedlichen Kompetenzen betrifft: Die bringt ja auch das großartige Projekt The Young ClassX zum Klingen. Kinder und Jugendliche werden für die klassische Musik  begeistert und lernen dabei, wiederum mit der Unterstützung von Michael Otto, wie man gemeinsam erfolgreich sein und einen wunderbaren Sound erzeugen kann. Inzwischen sind sie schon Dauer-Gaststars bei unseren stimmungsvollen Einbürgerungsfeiern.  

Meine Damen und Herren,
der Stifter Michael Otto hat etliche weitere Ausrufezeichen gesetzt:

•    mit zahlreichen Projekten im Bereich Jugend und Bildung;
•    mit weiteren Unterstützer-Aktivitäten im Bereich Kunst und Kultur, wobei das Stichwort Elbphilharmonie nicht das Unwichtigste ist;
•    mit etlichen Ehrenämtern und Tätigkeiten in der Handelskammer, Initiativen und Vereinen;
•    und natürlich mit der bekannten Michael-Otto-Stiftung für Umweltschutz.

Das alles fügt sich in die spezifisch hanseatische Kultur des Stiftens, des Bürgersinns, der in Hamburg älter ist als der heutige Begriff Corporate Social Responsibility.

Als ein signifikantes Beispiel mag auch die Rettung des 800. Hafengeburtstags 1989 dienen. Ein Jahr vorher sah es um den Vorbereitungsstand nicht gut aus. Hohen Erwartungen standen ebenso hohe Kosten, aber kaum Spenden und Sponsoren gegenüber, ein unkalkulierbares Defizit drohte. Es war Michael Otto, der sich das ist jetzt ein Vierteljahrhundert her dem Senat zur Verfügung sowie an die Spitze einer Ehrenkommission stellte. Das war nicht eben frei von Risiken, doch er hat im Verein mit anderen die 800sten Jubiläumskastanien aus dem Feuer geholt ein frühes Beispiel für seine stete Bereitschaft, sich für das Gemeinwesen in die Pflicht nehmen zu lassen.

Das, meine Damen und Herren, ist die eine Seite des Dr. Michael Otto. Die andere und das Stichwort Umwelt ist nun schon gefallen ist mindestens so wichtig.
 
Michael Otto ist vor Jahren der Sustainability Leadership Award einer internationalen Investmentagentur verliehen worden, die sich dem Nachhaltigkeitsgedanken verpflichtet sieht. Nicht seine erste, nicht seine letzte, vielleicht nicht seine wichtigste Ehrung.    

Oder doch? Der Preis, hieß es seinerzeit, werde vergeben in der Überzeugung, dass Personen, die der Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz hohe Aufmerksamkeit und Anstrengung widmeten, öffentliche Anerkennung zustehe.

Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz ist ja sehr viel mehr als das, was einem zuerst in den Sinn kommt: dass stromsparende Computer angeschafft, Baustellenabfälle sortenrein getrennt und die Thermostatventile an den Büroheizungen mit Überlegung benutzt werden. Damit fängt es an und das ist in keiner Weise gering zu schätzen.

Doch in Verbindung mit Leadership und befeuert von den Ideen eines innovativen Unternehmers, der sich dem Gemeinwohl verpflichtet sieht, kombiniert mit dem bürgerlichen Stifter-Sinn des Privatmanns,  wird aus Sustainability oder Nachhaltigkeit viel mehr, etwas viel Umfassenderes: die verantwortungsbewusste Mitarbeit an der ökologischen, sozialen und demokratischen Sustainability des Gemeinwesens.   

Die firmeneigene Definition des Begriffs Produktqualität will ich zitieren, übrigens auch, weil sie sehr ähnlich in der Umweltbehörde unserer Stadt angewendet wird: Ein Produkt ist nicht schon dann qualitativ hochwertig, wenn es besonders haltbar, gut verarbeitet und schön anzusehen ist, sondern erst dann, wenn auch die unsichtbare Qualität stimmt. Dies ist der Fall, wenn bei seiner Herstellung so wenig negative Auswirkungen wie nur möglich auf Mensch und Umwelt entstanden sind. Zitatende. Daraus folgt:

•    die Verpflichtung der eigenen Unternehmen nicht nur auf Mitarbeit an der Entwicklung zertifizierungsfähiger Sozialstandards der Branche (Foreign Trade Association/ BSCI),

•    sondern auf eigene Verhaltenskodices, auch für Zulieferer: keine Kinderarbeit, ordentliche  Arbeitszeit- und Lohnregelungen, gute Sicherheitsstandards; und auf ein klares Diskriminierungsverbot.

•    Otto hat seit 1997 als erstes Handelshaus weltweit die ISO-14001-Zertifizierung für sein Umweltmanagementsystem erhalten;

•    die Unternehmen arbeiten an der Verringerung transportbedingter Emissionen, verwenden Holz mit dem FSC-Siegel und vieles andere, was ich hier nur beispielhaft nennen kann;

•    nicht zuletzt geht es um nachhaltige, gesundheitsverträgliche Produkte, namentlich Textilien, aus schonendem Anbau wichtig für die Produzenten und auch für uns hier,  erinnern wir uns doch mit Schrecken an, zum Beispiel, hohe Dioxin-Rückstände in Waschmaschinen-Abwässern durch den Import pestizidbelasteter Baumwollkleidung.


Meine Damen und Herren, ich fasse zusammen:

Michael Otto hat sich um seine, um unsere Stadt verdient gemacht als Unternehmerpersönlichkeit, als Stifter, als Kulturfreund und engagierter Bürger. Sein langjähriger und vielfältiger Einsatz im Sinne der Stadt Hamburg und ihrer Bürgerinnen und Bürger macht ihn zu einer herausragenden Persönlichkeit. Hamburg würdigt die Leistungen von Dr. Michael Otto mit der höchsten Ehrbezeugung, die die Stadt verleihen kann: der Ehrenbürger¬würde. Dafür bitte ich um Ihre Zustimmung.

 

Es gilt das gesprochene Wort.