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18.10.2013

Aufstellungsappell Regionale Sicherungs- und Unterstützungskompanie

Aufstellungsappell Regionale Sicherungs- und Unterstützungskompanie

 

 

Sehr geehrter Herr Vizeadmiral,
sehr geehrter Herr Kapitän zur See,
sehr geehrte Frau Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

die Bundeswehr stellt heute die Regionale Sicherungs- und Unterstützungskompanie Hamburg in Dienst. Ich danke Ihnen sehr herzlich für die Einladung zum Aufstellungsappell.

Der Platz in der HafenCity ist aus zweierlei Sicht gut gewählt. Ist es doch vertrautes Terrain für das Landeskommando aus der Betreuung zahlreicher Flottenbesuche.

Wenn Hamburg bei den Marineeinheiten anderer Länder den Ruf einer gastfreundlichen und weltoffenen Stadt hat, die Schiffe und Besatzungen mit offenen Armen aufnimmt, dann haben Engagement und Unterstützung des Landeskommandos an dieser Stelle, insbesondere durch Herrn Kapitän Schneider und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zu diesem Ruf wesentlich beigetragen.

Cruise Center, HafenCity und Hafen symbolisieren außerdem in ganz besonderer Weise die Attraktivität und wirtschaftliche Dynamik unserer Stadt Hamburg. Sie stehen als besonders sichtbare Zeichen für gelungene Modernisierung und erfolgreiche strukturelle Weiterentwicklung.
Insbesondere die HafenCity verändert beziehungsweise ergänzt das Profil unserer Stadt ein weiteres Mal in unserer langen Geschichte nachhaltig. Darauf dürfen wir Hamburger stolz sein.

Dynamik, Modernisierung, Fortentwicklung sind Begriffe, die auch die aktuelle Strukturreform der Bundeswehr prägen. Die deutschen Streitkräfte gehen gegenwärtig durch einen Prozess tiefgreifender Organisationsveränderungen.  

Sichtbar wird dieser Prozess durch die Umstrukturierung von Dienststellen und Verbänden, die Schließung oder Verlegung von Standorten, die Konversion frei werdender Liegenschaften sowie viele notwendige Versetzungen. Das wirkt sich auf die Bundeswehr insgesamt, vor allem aber die Soldatinnen und Soldaten und zivile Mitarbeiter sowie deren Angehörige aus. Und das gesellschaftliche Umfeld der Streitkräfte ist von diesem Umbau der Bundeswehr ebenso nachhaltig betroffen.

Mit der Strukturreform verändert sich das Gesicht der Bundeswehr. Die Aussetzung der Wehrpflicht und damit die Ausrichtung auf Zeit- und Berufssoldaten waren der wohl tiefste Einschnitt in der Geschichte unserer Bundeswehr. Sie stellen die deutschen Streitkräfte vor neue Herausforderungen in der Planung und Gewinnung von Personal, wobei auch die künftige Einbindung von Reservisten in die militärische Aufgabenerfüllung eine wichtige Rolle spielt.

Mit diesen tiefgreifenden Reformmaßnahmen soll die Bundeswehr fit für eine Zukunft gemacht werden, die erkennbar neue Herausforderungen stellt. Vieles, was für die Vergangenheit tauglich war, genügt den Anforderungen künftiger Auftragserfüllung nicht mehr. Neue sicherheitspolitische Aufgaben verlangen neue militärische Strukturen und Instrumente, denn wir brauchen auch künftig leistungsfähige Streitkräfte.

Meine Damen und Herren,
seit nunmehr 65 Jahren dürfen wir Deutschen in Frieden und Sicherheit leben. Historisch betrachtet ist das für unser Land eine außergewöhnlich lange Periode sicherheitspolitischer Stabilität und gesicherten Friedens.

Vielen und darunter auch manchem Politiker ist das nicht immer richtig bewusst. Diese Friedensperiode ist maßgeblich das Ergebnis einer konsequenten Außen- und Sicherheitspolitik im Verbund mit unseren NATO-Verbündeten, die uns letztlich auch die Einheit unseres Landes ermöglicht hat.

Als Armee im Bündnis hat die Bundeswehr zu dieser Entwicklung einen entscheidenden Beitrag geleistet. Soldatinnen und Soldaten haben sich als Staatsbürger in Uniform gemeinsam mit ihren zivilen Mitarbeitern um Sicherheit, Souveränität und politische Handlungsfähigkeit Deutschlands verdient gemacht und einen zentralen Beitrag zum Schutz der Werte unserer demokratischen und rechtsstaatlichen Gesellschaft geleistet. Ihr Dienst hat zugleich zu einem tiefgreifenden politischen Wandel in Europa beigetragen.

Die sicherheitspolitischen Veränderungen der 90er haben auch das Aufgabenspektrum der Bundeswehr verändert und erweitert. Seit dieser Zeit übernimmt die Bundeswehr weltweit zunehmend Verantwortung in internationalen Einsätzen im Verbund mit anderen Staaten oder im Rahmen von UN-Friedensmissionen zur Friedenssicherung und Wahrung des Völkerrechts.

Schutz und Verteidigung von Menschenrechten, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit können in einer engmaschig vernetzten Welt keine regionale Angelegenheit mehr sein, sondern erfordern internationale Solidarität. Wir drängen uns nicht nach solchen Einsätzen, aber wir können uns ihnen auch nicht entziehen.

Wie gefährlich solche Einsätze für unsere Soldatinnen und Soldaten bislang waren, zeigen die Toten und Verletzten, an die ich hier erinnern möchte. Die Gefahr von Tod und schwerer Verwundung ist in den Einsätzen allgegenwärtiger Begleiter, manche Verletzung an Leib oder Seele wirkt noch jahrelang nach. Von daher verdienen unsere Soldatinnen und Soldaten neben Respekt und Wertschätzung für ihren Dienst vor allem unsere volle Unterstützung.

Die Bundeswehr als integraler Bestandteil einer auf Sicherheit in Freiheit und internationale Zusammenarbeit ausgerichteten Politik wird auch in Zukunft für Staat und Gesellschaft unverzichtbar sein. Dies gilt auch für die Solidarität unserer Gesellschaft mit ihren Streitkräften.

Meine Damen und Herren,
Reservisten haben in den weltweiten Einsätzen der Bundeswehr wesentlich zur Aufgabenerfüllung der Streitkräfte beigetragen, ihnen kommt in Zukunft dort ebenso wie im Heimatschutz eine wichtige Rolle zu. Dazu gehört auch der flächendeckende Aufbau von regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräften als Teil unserer nationalen Sicherheitsvorsorge.

Neben der Unterstützung der aktiven Truppe in allen militärischen Aufgabengebieten sind Reservisten zugleich Mittler zwischen Bundeswehr und ziviler Gesellschaft. Angesichts der vielen Standortschließungen in Deutschland halte ich es für eine ganz wichtige Aufgabe, dass unsere Streitkräfte für die Bevölkerung sichtbar bleiben. Reservisten können hierzu einen nicht hoch genug einzuschätzenden Beitrag leisten.

Unsere Bürgerinnen und Bürger werden die Bundeswehr nur dauerhaft unterstützen, Ihre Pflicht zur Solidarität nur wahrnehmen können, wenn sie die Bundeswehr auch erleben können.

Hamburg ist seit langem Bundeswehrgarnison, unsere Stadt und die Bundeswehr verbindet eine lange Geschichte. Viele Soldatinnen und Soldaten hat ihr Dienst an der Führungsakademie, der Helmut-Schmidt-Universität, im Bundeswehrkrankenhaus oder im Landeskommando nach Hamburg geführt, sie sind gern gesehene Mitbürger in unserer Stadt, auch wenn ihr Aufenthalt meist durch Versetzung befristet ist.

Aus vielen Äußerungen weiß ich, wie gern die Bundeswehrangehörigen nach Hamburg kommen, wie sehr sie ihre Zeit hier genießen, und dass nicht wenige nach der Pensionierung hier in Hamburg geblieben sind. Als Bürgermeister der schönsten Stadt Deutschlands habe ich dafür natürlich vollstes Verständnis.

Ich freue mich sehr, dass der Bundesminister der Verteidigung die Aufstellung einer Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanie in Hamburg angeordnet hat. Wie ich höre, haben sich viermal so viele Bewerber für diese Einheit gemeldet wie gebraucht wurden. Das ist ein bemerkenswertes Beispiel staatsbürgerlichen Engagements, für das ich uns auch in anderen Bereichen viele Nachahmer wünsche. Der Einsatz für das Gemeinwesen gehört ja auch zur guten hanseatischen Tradition unserer Stadt.

Sehr geehrte Soldatinnen und Soldaten unserer ab heute jüngsten Hamburger Bundeswehreinheit ,

Sie sind Bürger Hamburgs, die sich als Reservisten militärisch engagieren und damit zugleich für ihre Heimatstadt und deren Bewohner einsetzen möchten. Sie bilden nun die neue Sicherungs- und Unterstützungskompanie Hamburg.

Freiwillig dienen Sie dem Gemeinwohl. Aus eigenem Antrieb binden Sie sich mit Ihrer zivilberuflichen und militärischen Kompetenz an zusätzliche Aufgaben für unser Gemeinwesen. In unserer schnelllebigen, an Freizeit und Unterhaltung interessierten Gesellschaft ist das keine Selbstverständlichkeit. Ich danke Ihnen für Ihr Engagement und bezeuge Ihnen dafür meinen Respekt und meine Anerkennung.

Als Erster Bürgermeister und ehemaliger Innensenator unserer Stadt kenne ich Rolle und Bedeutung der Bundeswehr sehr gut, wenn es um die Bewältigung und Abwehr möglicher Katastrophen geht. Die personelle und materielle Unterstützung der Bundeswehr bei der Flutkatastrophe von 1962 bleibt in Hamburg unvergessen.

Seit dieser Zeit ist die Bundeswehr für den Senat ein unverzichtbarer und geschätzter Kooperationspartner bei der Katastrophenabwehr. Ich möchte in diesem Zusammenhang auch dem Landeskommando Hamburg für die gute Zusammenarbeit auf diesem Feld über viele Jahre danken.

Mit der neuen Sicherungs- und Unterstützungs-kompanie untersteht dem Landeskommando nun unmittelbar eine Einheit, die auch für den subsidiären Katastrophenschutz zur Verfügung steht. Neben ihrer militärischen Ausbildung haben die Soldatinnen und Soldaten der Kompanie in praktischer und theoretischer Fortbildung die Zusammenarbeit mit THW, Feuerwehr, DRK und Polizei geübt und damit eine solide Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit gelegt, die dem Schutz Hamburgs und seiner Bürger dient.

Natürlich hoffen wir alle, dass uns Katastrophen erspart bleiben, in denen wir die Bundeswehr um Hilfe bitten müssen. Aber der Katastrophenschutz darf sich nicht am Wünschenswerten orientieren, er muss vorrangig das Mögliche in Betracht ziehen. Staatliche Sicherheitsvorsorge ist eine wichtige gemeinsame Aufgabe, und dazu leistet die Bundeswehr auch in Zukunft einen unverzichtbaren Beitrag.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
die Stadt Hamburg freut sich, mit dieser neuen Einheit einen weiteren Truppenteil der Bundeswehr beheimaten zu dürfen. Wo immer es für Ihre Auftragserfüllung erforderlich ist, werden die Dienststellen Hamburgs Sie, Herrn Oberstleutnant Sörensen, und Ihre Soldatinnen und Soldaten gern unterstützen.

Für Ihren Dienst als Reservisten wünsche ich Ihnen Glück, Erfolg und die Befriedigung, die man aus dem Dienst für das Gemeinwesen immer wieder ziehen kann.

Vielen Dank.

 

Es gilt das gesprochene Wort.