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09.08.2012

Auftaktveranstaltung China Time

 

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, 

sehr geehrte Frau Präsidentin, 

sehr geehrter Herr Generalkonsul, 

meine sehr geehrten Damen und Herren, 

 

8531 Kilometer Luftlinie liegen Hamburg und seine Partnerstadt Shanghai voneinander entfernt. Aber es gibt eine Abkürzung: die China Time 2012, die unter dem vielsagenden Motto steht Hamburg: China ganz nah und an die großen Erfolge der vergangenen China Times 2006, 2008 und 2010 anknüpft. 

 

Alle zwei Jahre dürfen wir uns in Hamburg auf dieses ganz besondere Ereignis freuen, in diesem Jahr dem Chinesischen Kulturjahr in Deutschland mit dem Schleswig-Holstein Musik Festival als attraktivem Partner und Dutzenden eindrucksvollen Konzerten zwischen Niebüll und Marmstorf und einmal sogar über die deutschen Landesgrenzen hinaus. 

 

Auch dass im Programmheft zu diesen zweieinhalb Wochen Kultur und Lebensart an erster Stelle stehen, sagt Vieles. Für das Entdecken, für die Begegnung gibt es jede Menge Gelegenheit. 

 

Die vierte China Time in Hamburg setzt dabei eine schon liebgewordene Tradition fort. In den Memoiren des Herrn von Schnabelewopski, behauptet Heinrich Heine im Jahr 1890 zwar noch, dass die Stadt Hamburg seinen Lesern in China nicht bekannt sein dürfte. Tatsächlich aber war Hamburg in China schon damals längst ein Begriff. Denn der Handel zwischen China und Hamburg begann bereits Ende des 18. Jahrhunderts. 

 

Als er zu Beginn des 19. Jahrhunderts immer mehr an Bedeutung gewann, ernannte der Hamburger Senat 1829 den ersten hamburgischen Konsul in China mit Sitz in Kanton. Dadurch erhielt Hamburg die gleichen Privilegien wie die im Chinahandel aktiven Großmächte. 

 

Zunächst hielt der Senat einen solchen Konsul noch für Luxus und war vom wirtschaftlichen Nutzen nicht so recht überzeugt: Die Ernennung erfolgte ausdrücklich unter dem Vorbehalt, dass der Stadt Hamburg daraus keine Kosten entstehen dürften. Sie sehen: Auch damals schaute man aufs Geld. 

 

Aber die anfängliche Zurückhaltung sollte bald weichen, und zwar auf beiden Seiten: Ein Jahr nach der Konsulatseröffnung versuchte ein unter bremischer Flagge segelndes Handelsschiff in den Hafen der Stadt Humen im Südosten Chinas einzulaufen, was jedoch von den chinesischen Behörden untersagt wurde. Erst als der Kapitän anbot, die Hamburger Flagge zu hissen, die er in kluger Voraussicht auf die lange Reise mitgenommen hatte, wurde ihm ein Liegeplatz angeboten. 

 

Längst haben sich die wechselseitigen Handels-beziehungen geradezu atemberaubend entwickelt. 

 

Heute läuft der größte Teil des chinesischen Warenaustausches mit Europa über Hamburg. Und das Tempo nimmt noch immer zu: China ist für den Hamburger Hafen inzwischen der wichtigste Handelspartner im Containerverkehr geworden. 

 

Ein Drittel des Containerumschlags in Hamburg wurde 2011 von und nach China abgefertigt, der absolute Zuwachs betrug rund zehn Prozent binnen eines Jahres. 

 

Weit mehr als 400 Unternehmen aus China sind in Hamburg und von Hamburg aus aktiv. 30 bis 50 siedeln sich jedes Jahr neu hier an. Damit sind wir das europäische Zentrum in Kontinentaleuropa für chinesische Firmen. 

 

Zudem verbindet uns der Windkraftsektor ebenso wie die Luftfahrtindustrie: Airbus hat beispielsweise neben seinem Entwicklungszentrum in Peking sieben Milliarden Euro in sein Werk in Tianjin investiert, um dort den A320 zu bauen, und hier ist gar nicht der Raum, um die vielen anderen großen und kleinen Kooperationen und Joint Ventures aufzuzählen. 

 

Auch auf dem Wissenschaftssektor: Ich erwähne nur die Kooperation der Hamburger Universität mit der China European School of Law bei Peking, unter anderem zu Fragen der Schiedsgerichtsbarkeit und des Rechtsstaats. 

 

Den engen Verflechtungen trägt auch die im November zum fünften Mal stattfindende Hamburg Summit: China meets Europe Rechnung, zu der wichtige Vertreter der chinesisch-europäischen Wirtschaft, der Politik und der Wissenschaft in den Räumen der Handelskammer zusammenkommen. 

 

Attraktiv ist Hamburg aber nicht nur für die chinesische Wirtschaft, sondern in wachsendem Maß für die große Zahl von Reisenden. In den vergangenen beiden Jahren ist die Zahl der Übernachtungen chinesischer Gäste in Hamburg um fast 40 Prozent gestiegen. 

 

Immer mehr chinesische Reisende Touristen wie Geschäftsleute entdecken ihr Herz für unsere schöne Stadt. Diesen Trend bekräftigt die Direktflug-verbindung der China Eastern Airlines von Shanghai nach Hamburg seit August 2011, die mit dem Winterflugplan 2011 auf zwei Direktflüge pro Woche verdoppelt wurde Hamburg und China rücken also immer näher. 

 

Und zwar das ganze Jahr über: In unserer Stadt leben mehr als 10.000 chinesisch-stämmige Hamburgerinnen und Hamburger die zweitgrößte chinesische Gemeinde Deutschlands. 

 

Schon 1920 entstand das sogenannte Chinesen-viertel nahe des Hafens, wo vor allem chinesische Seeleute wohnten. Dort entstanden die ersten chinesischen Läden, Wäschereien und Restaurants. 

 

Dieses Chinaviertel und ein Großteil seiner Bewohner wurden ein Jahr vor Ende des Zweiten Weltkriegs Opfer nationalsozialistischer Gewalt.

 

Hamburg hat heute zwar keine klassische Chinatown mehr. Dafür begegnet man China in unserer Stadt heute an den verschiedensten Ecken, von den chinesischen Containerschiffen im Hafen bis zum hoffentlich bald wieder eröffneten Chinesischen Teehaus mit chinesischem Garten nahe dem Museum für Völkerkunde. 

 

Meine Damen und Herren, 

 

Henry Kissinger hat sich 2011 in seinem vielbeachteten Buch On China das heutige China aus seiner geschichtlichen Tradition und seiner besonderen Mentalität hergeleitet und beschrieben. 

 

Der Blick zurück zeigt: China, die seit Jahrtausenden bedeutende Kulturnation, grenzte  sich bis weit ins 19. Jahrhundert hinein als Reich der Mitte vom Rest der Welt weitgehend ab. Umso beeindruckender sind die Umwälzungen, die das Land seitdem erlebte und bewältigte, und umso größer ist die Tragweite der Aufgaben, vor denen die Staatengemeinschaft im 21. Jahrhundert steht. 

 

So haben wir die Hoffnung, dass die wechselseitigen Beziehungen weiter vertieft und ausgebaut werden auch nach dem angekündigten Wechsel der chinesischen Parteiführung im Oktober. 

 

Die Forderung des früheren amerikanischen Außenministers geht an beide Seiten: 

 

Ein Konzept des gegenseitigen Nutzens anstelle von Vorwürfen über angebliches Fehlverhalten ist nötig. Das macht die Ausarbeitung eines Plans gemeinsamer Entwicklung und einer pazifistischen Gemeinschaft so wichtig. 

 

Ich bin überzeugt davon: Genau darauf kommt es an. Ko-Evolution anstelle von Konkurrenz. Statt gegeneinander zu arbeiten vielmehr voneinander lernen. Das Gebot der Zeit lautet Zusammenarbeit. 

 

Der erkennbare Wille, die kommenden Jahre und Jahrzehnte aktiv zu gestalten, macht China zu einem starken und berechenbaren Partner auf diesem Weg. Dazu leisten Großveranstaltungen wie die China Time einen wichtigen Beitrag. 

 

Die China Time 2012 im Jahr des Drachens ist dabei mehr als ein fernöstlich geprägtes Folklorefest mit einer breiten Palette kulinarischer Angebote und großem Drachenbootrennen, obwohl das gemeinsame Feiern, gemeinsam Spaß zu haben, einen wichtigen Stellenwert einnimmt. 

 

Neben den zahlreichen Ausstellungen, Konzerten, Theater- und Kinovorstellungen werden Tagungen, Vorträge und Podiumsrunden dem Dialog zwischen deutschen, chinesischen, aber selbstverständlich auch allen anderen internationalen Bewohnern und Besuchern unserer Stadt dienen zu gesellschaftlichen und politischen Fragen wie über ganz handfeste Aspekte der Zusammenarbeit. 

 

Zum Beispiel: 

  • Welche Chancen im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit bietet der aktuelle Fünfjahresplan in China kleinen und mittleren Unternehmen aus Hamburg und der Metropolregion? 
  • Und wie wird sich der chinesische Wirtschafts-boom in den kommenden Jahren entwickeln und mit welchen Folgen? 

 

Erst die gemeinschaftliche Begegnung ermöglicht Fortschritt zum Nutzen aller, und ich freue mich schon auf viele Gespräche und neue Erfahrungen. 

 

Die China Time bietet eine ideale Plattform für Vernetzung und Kommunikation, aus der neue Projektideen und Kooperationen entstehen können oder schlicht die Lust, einander zu besuchen. 

 

Hamburgs Stärke im Bezug auf China ist die Kontinuität. Genauso, wie sich China weiter entwickelt, so entwickeln sich Hamburgs Verbindungen nach China weiter. 

Die Veranstaltungsreihe China Time lässt mit ihrem vielfältigen und bisweilen auch kritischen Programm die breite Öffentlichkeit an diesem Prozess teilhaben. Das stärkt Hamburgs China-Kompetenz von innen heraus und schafft Anknüpfungspunkte für die Zukunft. 

 

Ich heiße unsere Gäste aus Fernost und der ganzen Welt herzlich willkommen. Danken möchte ich den zahlreichen Veranstalterinnen und Veranstaltern, die sich oft seit vielen Jahren für die China Time engagieren. 

 

Ich danke außerdem unseren nördlichen Kooperationspartnern vom Schleswig-Holstein Musik Festival, namentlich dem Intendanten Herrn Prof. Beck für die fruchtbare Zusammenarbeit und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Hamburg Marketing für ihre große Unterstützung. 

 

Ich wünsche der diesjährigen China Time den verdienten Publikumszuspruch und uns allen eine spannende und fröhliche gemeinsame Zeit. 

 

Vielen Dank. 

 
 
Es gilt das gesprochene Wort.