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24.07.2012

Interview mit der Thüringer Zeitung "Freies Wort"


Herr Scholz, den Ersten Bürgermeister der Weltstadt Hamburg zieht es doch sicher eher nach New York oder Australien. Sie aber sind in Thüringen über den Rennsteig gewandert. Warum?

Olaf Scholz: Meine Frau und ich wandern gerne und oft. Wir sind schon in Irland den Kerry Way gegangen, sind aber auch oft in den Bergen, etwa in Südtirol. Den Rennsteig hatten wir uns schon länger vorgenommen. Dieses Jahr war es soweit.
 
Der Renner schafft die Runst in sechs Etappen. Und Sie?
Olaf Scholz: Wir hatten sieben Etappen zwischen 19 und 27 Kilometern.
 
Respekt. Und den Rucksack mit dem Gepäck haben Sie selbst getragen?
Olaf Scholz: Nein, das haben wir transportieren lassen. Wir haben nur das Gepäck mitgenommen, das man den Tag über braucht. In diesem Fall notwendigerweise, damit wir uns auf das gelegentlich nicht so günstige Wetter schnell einstellen konnten.

Was das Wetter durchgängig schlecht?
Olaf Scholz: Ab und zu hat es mal nicht geregnet.
 
Wie motiviert man sich, trotzdem weiterzugehen?
Olaf Scholz: Mit der Hoffnung, dass es bald aufhört und natürlich mit der richtigen Bekleidung. Wer wandert, muss sich darauf einstellen, dass er sich den Bedingungen der Natur aussetzt und die lassen sich nicht planen. Aber die Wanderung ist trotzdem schön gewesen. Was fehlte, wenn man auf einem Höhenweg unterwegs ist, waren an der einen oder anderen Stelle die Ausblicke. Da war dann der Nebel davor.
 
Der Rockpoet Heinz Rudolf Kunze hat gedichtet: Aber nichts geht übers Gehen, Fortbewegung zu Fuß / du entbietest dem Planeten deine Spuren als Gruß. Warum gehen Sie?
Olaf Scholz: Weil es Spaß macht und weil es sehr beruhigt. Im Übrigen gehören das Gehen und das Laufen zur Grundkonstitution des Menschen. Das merkt man, wenn man es praktiziert.
 
Wie sah es mit Blasen aus und wie geht‘s den Knien?
Olaf Scholz: Es gab keine Blasen, nur ein paar Schürfungen, aber sonst nichts. Den Knien ging es auch gut. Ich hatte eher den Eindruck, dass es immer besser wurde. 
 
Wer hat Sie auf die Idee einer Rennsteig-Wanderung gebracht?
Olaf Scholz: Wir hatten selber die Idee, weil wir immer nach Wanderzielen Ausschau halten. Wir haben uns auch bei den Thüringer SPD-Kollegen Christoph Matschie, Carsten Schneider und Uwe Höhn erkundigt, die uns schon vor Jahren ein paar Tipps gaben, die wir jetzt umgesetzt haben.
 
Die Klöße unterwegs waren hoffentlich lecker, die Betten bequem. Haben Sie auch Anregungen, was die Gastronomen und Dienstleister entlang des Rennsteigs besser machen sollten?
Olaf Scholz: Das war mal gut, mal verbesserungsbedürftig. Aber alle waren freundlich und das ist das Wichtigste, was man sich merken sollte. 

Aber mit den Dienstleistungen waren Sie offenbar nicht immer zufrieden?
Olaf Scholz: Meistens doch. Wer wandert, erwartet kein Fünf-Sterne-Hotel.
 
Was hat Ihnen am besten gefallen?
Olaf Scholz: Die Landschaft und das Gehen.
 
Wissen Sie eigentlich, dass Ihr Parteifreund Matthias Machnig, der Thüringer Wirtschaftsminister, für ein Pumpspeicherwerk ein riesiges Oberbecken direkt am Rennsteig bauen lassen will. Was halten Sie davon?
Olaf Scholz: Wir leben, auch wenn wir gern durch schöne Landschaften wandern, ganz bestimmt nicht in einem Land, das ohne Technik auskommen kann. Das große Projekt für Deutschland lautet, aus der Atomenergie auszusteigen. Aber deshalb brauchen wir nicht weniger Energie. Und die Erneuerbaren entstehen leider nicht immer dann, wenn man sie braucht, weil zum Beispiel nicht immer Wind zur Verfügung steht. Somit werden Leitungen und Speicherkapazitäten benötigt. Hamburg beispielsweise errichtet jetzt Heißwasserspeicher in der Stadt, um Fernwärme aus Windenergie kostengünstig herzustellen. Also: Speicher gehören überall in Deutschland in Zukunft dazu. 
 
Nachdem Sie die 168 Kilometer Rennsteig absolviert haben: Planen Sie eine Wiederholung und können Sie die Wanderung weiterempfehlen?
Olaf Scholz: Ob es eine Wiederholung gibt, weiß ich nicht. Aber ich könnte es mir vorstellen. Und weiterempfehlen kann ich die Wanderung auf jeden Fall.