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01.05.2013

Begrüßung der Teilnehmer des 34. Deutschen Evangelischen Kirchentages

 

Sehr geehrter Herr Bundespräsident, 

sehr geehrter Bischof Ulrich, 

sehr geehrte Frau Bischöfin Fehrs, 

sehr geehrter Herr Erzbischof, 

sehr geehrter Herr Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft, 

sehr geehrte Damen und Herren, 

liebe Kirchentagsbesucherinnen und -besucher, 

 

im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg grüße ich Sie und heiße vor allem unsere vielen auswärtigen Gäste herzlich willkommen zum 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag! 

 

Hamburg freut sich auf Sie; freut sich auf den ersten Kirchentag in unserer Stadt seit 1995, und ich verspreche: Wir werden uns nach Kräften von unserer gastfreundlichsten Seite zeigen. Dass die Unterbringung in den mehr als 10.000 privat zur Verfügung gestellten Kojen und den städtischen Sammelunterkünften so gut geklappt hat, ist schon mal ein gutes Zeichen. 

 

Ich will drei Aspekte hervorheben, die mir an diesem Kirchentag besonders am Herzen liegen: 

 

Der erste Aspekt ist der Geist der Gemeinschaft und der Solidarität, der die Veranstaltung schon jetzt bei ihrer Eröffnung spürbar prägt.  

 

Etliche Institutionen aus der Stadt und der Region Hamburg sind in diesen Tagen als Unterstützer dabei, Hunderte Gruppen und viele tausend Einzelpersonen machen diesen Kirchentag zu ihrem Kirchentag. Gemeinsam entsteht ein Kraftfeld, wie wir es in unserer Gesellschaft selten erleben und von dem Fantasie und Mut für die Zukunft ausgehen. 

 

Der Kirchentag ist nicht bloß eine innerkirchliche Veranstaltung, auf der eine traditionsreiche Institution die ihr eigenen Themen diskutiert, sondern hier geht es um die Bedürfnisse aller auch die Bedürfnisse der Andersgläubigen, auch die der Kirchenfernen. 

 

Kirchentage gehören zu den seltenen Gelegenheiten, in denen sich der Blick auch auf das ganz Grundsätzliche unseres Zusammenlebens richtet. Sie sind daher Orte des gesellschaftlichen Diskurses über fundamentale Fragen: Was bedeutet Gerechtigkeit? Wie sichern wir den Frieden? Wie bewahren wir unsere Lebensgrundlagen? Und: Wie leben wir nicht bloß in Toleranz, sondern auf Augenhöhe und in gegenseitiger Achtung miteinander?

 

Als bedeutsamen Schritt in diese Richtung haben wir in Hamburg im vergangenen Herbst tatkräftig unterstützt von den christlichen und jüdischen Glaubensgemeinschaften einen Vertrag mit den muslimischen und alevitischen Gemeinden unterzeichnet. Er regelt unter anderem die Anerkennung der muslimischen Feiertage und sendet so die klare Botschaft, dass alle Religionen zu unserer Gesellschaft gehören. 

 

Der Geist der Gemeinschaft soll an 365 Tagen durch unsere Stadt wehen. 

 

Der zweite Aspekt, der mir wichtig ist, bezieht sich auf das ethische Fundament des Kirchentages, das besonders  in der Losung zum Ausdruck kommt: Soviel du brauchst aus dem 2. Buch Mose. 

 

Für mich verweisen diese Worte auf die unveräußerlichen und unantastbaren Grundlagen menschlicher Würde. Auf das, was wir brauchen, um Menschen zu sein. Auf das, was uns niemand wegnehmen darf. 

 

Nicht nur am 1. Mai lässt sich diese Würde am ehesten aus der freien Selbstentfaltung in Arbeit herleiten. Arbeit ist die Voraussetzung für ein sicheres Leben. Sie vermittelt Bestätigung, ermöglicht Selbstentfaltung und Teilhabe an der Gemeinschaft. Arbeit verleiht uns Würde. 

 

Deshalb brauchen wir als Gesellschaft eine Orientierung an drei klaren Prinzipien, die der Würde der Arbeit zugrunde liegen:

  • Wer sich anstrengt, muss etwas davon haben.
  • Wer sich Mühe gibt, muss damit sein Leben verbessern können. 
  • Und niemand wird am Wegesrand zurückgelassen.

 

Wenn es uns gelingt, nach diesen Prinzipien zusammenzuleben, dann schaffen wir eine freie, gerechte und solidarische Gesellschaft, in der ein würdevolles Leben möglich ist und jeder bekommt, was er braucht. 

 

Damit bin ich beim dritten Aspekt: Der Wahl des Veranstaltungsortes. Natürlich bin ich als Hamburger Bürgermeister schon prinzipiell erfreut, Sie alle hier begrüßen zu dürfen. Aber meine Freude geht weiter: 

 

In großen Städten begegnen Sie den Herausforderungen der Moderne, denen wir uns stellen müssen, um eine gute Gesellschaft zu schaffen. Wir müssen bezahlbare Wohnungen bauen, einen Kitaplatz für jedes Kind sicherstellen, Aufstieg durch Bildung ermöglichen und mit einem Mindestlohn, der diesen Namen verdient, ein Mindestmaß an Würde der Arbeit sichern. 

 

Eine große Stadt wie Hamburg ist der richtige Ort, um diese Aufgaben anzugehen. Dass viele Veranstaltungen hier in der HafenCity stattfinden, wo mitten in der Stadt ein neuer Stadtteil entsteht, zeugt von der Dynamik und von der Veränderungskraft, die unsere Stadt auszeichnet. 

 

Meine Damen und Herren, 

Hamburg ist auch deswegen eine exzellente Wahl, weil es seit fast 500 Jahren eine Hochburg des deutschen Protestantismus ist. Und zwar nicht sozusagen von oben verordnet, sondern vom Volk ausgehend und fest im Wesen der Stadt verwurzelt.

 

Diese Tradition, die auf Luther und auf Bugenhagen zurückgeht, ist und bleibt uns wichtig und wertvoll. Darum hat der Senat auch den Reformationstag am 31. Oktober 2017 in Würdigung des 500. Jahrestags der Reformation zum Feiertag erklärt. 

 

Sogar die Internationale Gartenschau, die vor wenigen Tagen auf der Elbinsel Wilhelmsburg eröffnet wurde, lockt mit einem Garten der Religionen. Ein Tipp für alle, die das Bedürfnis nach Entspannung verspüren: Vom Hauptbahnhof sind es nur ein paar Minuten dorthin. 

 

Meine Damen und Herren, 

liebe Gäste, 

der vierte Kirchentag in Hamburgs Geschichte ist zugleich eine Art Willkommensgruß an die unlängst neu gegründete Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland auch dies ein demokratisch entwickeltes, buchstäblich grenzüberschreitendes Erfolgsprojekt. 

 

Hamburg freut sich und ist stolz, Gastgeber dieses Kirchentags zu sein und es wäre schön, wenn er für möglichst viele die Gelegenheit bietet, alte Freundschaften aufzufrischen und neue zu schließen. 

 

Ich danke den zahlreichen Aktiven bei diesem Kirchentag für ihr großes Engagement. Ihnen und uns allen wünsche ich fünf Tage mit spannenden Begegnungen, Platz für Besinnung und Einkehr und nicht zuletzt viel Spaß in Hamburg. Noch einmal: Herzlich willkommen! 

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.