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19.04.2013

Buenos Aires: Smart Cities

Buenos Aires: Smart Cities

 

Sehr geehrter Herr Minister Ibarra, 

sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin Vidal, 

sehr geehrter Herr Rispens, 

sehr geehrter Herr Kleinhempel, 

meine sehr geehrten Damen und Herren, 

 

im 21. Jahrhundert geht der Trend hin zu den großen Städten fast überall auf der Welt und oft in atemberaubender Geschwindigkeit. 

 

Von den modernen Metropolen geht für Millionen Migranten aus dem In- wie aus dem Ausland das Versprechen auf ein besseres Leben aus. Dieses Versprechen müssen und wollen wir einlösen. Denn in den Städten wird die Gesellschaft der Zukunft vorgedacht und vorgelebt. In unseren Städten zeigen sich neue Entwicklungen, Aufgaben und Chancen zuerst. Hier entstehen die Ideen, die uns in Zukunft bewegen werden erst recht in Hafenstädten, wo schon traditionell ein reger Austausch nicht nur von Gütern, sondern auch von Migranten, von Ideen und Know-how herrscht. Auch das übrigens eine Gemeinsamkeit von Hamburg und Buenos Aires. 

 

Hamburg als eine der bedeutendsten Handelsstädte der Welt hat aktuell 1,8 Millionen Einwohner. Wir rechnen mit 1,9, womöglich zwei Millionen Einwohnern in wenigen Jahren. Fünf Millionen leben in der Metropolregion. 

 

Hamburgs Bevölkerungswachstum kommt allerdings nicht in erster Linie durch die Geburtenrate, sondern durch Zuzug zustande. Immer mehr Studierende zieht es zu uns, ebenso Familien, Fachleute aus Zukunftsbranchen wie der Windenergie, der Informations- und der Biotechnologie, Deutsche und Ausländer. 

 

Gleichzeitig kann sich Hamburg selbst aber nicht ausdehnen, da unsere Stadtgrenzen unverrückbar sind. Das Hamburg von morgen müssen wir also schon heute organisieren, und das wirft eine Menge Fragen auf. 

 

All diese Fragen sind beantwortbar, überall ein wenig anders, auf eine Weise aber auch überall gleich: Das 21. Jahrhundert verlangt nach smart cities, in denen grenzüberschreitend und interdisziplinär gedacht, geplant und gebaut wird. Nicht mit dem Selbstverständnis einer Art Feuerwehr, die die schlimmsten Auswirkungen einer verfehlten Stadtentwicklung irgendwie zu begrenzen versucht, sondern als Labor für Vordenker, in dem ein integrierter Lebensraum der Gesellschaft von morgen entworfen wird, der Funktionen wie Wirtschaft, Verkehr, Bildung und Freizeit aufeinander bezieht und miteinander verknüpft. 

 

Der Harvard-Ökonom Edward Glaeser hat das in seinem Buch The Triumph of the City eindrucksvoll beschrieben und klare Anforderungen an eine zukunftsfähige Stadt formuliert. In erster Linie eine gute funktionierende Infrastruktur: gute Schulen und Hochschulen, erstklassige Betreuungsmöglichkeiten, ein funktionierender öffentlicher Nahverkehr, ausreichend Baufläche und die Möglichkeit zu mutiger Stadtentwicklung. Hinzufügen möchte ich noch eine sichere und umweltverträgliche Energieversorgung, die uns vor besondere Aufgaben stellt. 

 

Das heißt insbesondere, dass wir das Wohnen in der Stadt ermöglichen müssen sicher und sozial verträglich, bezahlbar und in angemessener Qualität. Diese Aufgabe nehmen wir in Hamburg sehr ernst: Das umfangreiche Wohnungsbau-programm des Hamburger Senats ist das wohl größte seiner Art in Deutschland, und mit dieser Anstrengung dürfen und werden wir künftig nicht wieder nachlassen. Dazu gehören übrigens nicht nur das Planen und Genehmigen, gegebenenfalls auch das Mitfinanzieren von Wohnungen im privaten Sektor, sondern auch der Erhalt und die Erweiterung eines soliden Bestands von guten, preiswerten Wohnungen im öffentlichen Eigentum. 

 

Daneben unternehmen wir erhebliche Anstrengungen für verbesserte Bildungsangebote beginnend bei flächendeckender Kinderbetreuung bis hin zu Hilfen für jeden Schulabgänger ohne Berufsperspektive, damit jeder eine Berufsperspektive erhält. 

 

Stichwort Energie: Hamburg als Windhauptstadt Europas drängt auf den schnellen und umfassenden Ausbau von Stromtrassen und Speichertechnologie, damit wir das deutsche Ziel der vollständigen Umstellung auf eine Versorgung unseres Landes mit Energie aus erneuerbaren Quellen wie geplant bis 2022 erreichen können. 

 

Dazu dient auch eine verbesserte Energieeffizienz, zum Beispiel durch Kraft-Wärme-Kopplungs-Systeme, die Förderung von Wärmedämmung und ressourcenschonendes Bauen, beispielsweise in Form moderner Passivhäuser, die teilweise oder ganz von externer Energieversorgung unabhängig sind. Solche Entwicklungen werden durch eine enge Vernetzung im Wissens- und Technologie¬bereich ermöglicht, die wir intensiv begleiten. 

 

Das Hamburger Busnetz bauen wir mit immer mehr emissionsfreie Fahrzeugen zum modernsten unseres Kontinents aus und verknüpfen die vielfältigen Mobilitätsangebote unserer Stadt auf ganz neue, betont kunden¬freundliche Weise miteinander. Öffentliche Transportmittel, das eigene Rad oder Leihfahrräder, Carsharing und 

E-Mobilität lassen sich so nahtlos und damit hocheffektiv also smart miteinander verknüpfen. 

 

Bei der wichtigen Aufwertung einst vernachlässigter Stadtteile achten wir besonders darauf, dass es nicht zur gefürchteten Verdrängung der augenblicklichen Bewohner kommt und eine möglichst vielfältige soziale Mischung erhalten bleibt. Sie ist für den Austausch miteinander und die Stabilität von Sozialstrukturen unserer Stadt unabdingbar. 

 

Dazu gehören für uns auch neue, oft zeitintensive Wege der Bürgerbeteiligung. In Hamburgs industriell geprägtem Süden etwa hat vor wenigen Tagen die vielbeachtete Internationale Bauausstellung (IBA) begonnen, die mehr als 60 Projekte zum Leben, Wohnen und Lernen der kommenden Jahre präsentiert auf anschauliche, praktische Weise. Sie alle sind herzlich eingeladen, diese Ausstellung mit ihren zukunftsweisenden Vorhaben in diesem Jahr zu besuchen! 

 

Manche dieser Projekte haben das Potenzial, das Gesicht unserer Stadt zu verändern. Sie wurden in etlichen Veranstaltungen den Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt, gemeinsam diskutiert und wo es nötig war auch modifiziert ein manchmal mühevoller, aber lohnender Prozess, der nicht zuletzt auch zur verstärkten Identifizierung der Bewohner mit ihrem Quartier beiträgt. Davon profitiert die ganze Stadt. 

 

Politik und Verwaltung stehen in der Verantwortung, ernsthafte Mitwirkung zu ermöglichen und zu respektieren. Das ist unser Anspruch. Dennoch ist es in der Demokratie die Politik, die am Ende entscheidet. Nur sie ist dafür legitimiert, und zwar von allen Bürgerinnen und Bürgern. 

 

Meine Damen und Herren, 

große Städte sind nicht statisch, schreibt Edward Glaeser. Sie sind nie fertig. Und die Zukunft bricht nicht über uns herein wie gutes oder schlechtes Wetter. Die Zukunft wird von uns gestaltet. Und es ist ein gutes Zeichen, dass in den großen Metropolen das Thema Stadtentwicklung lebhaft diskutiert wird. 

 

Ich bin gespannt auf unsere heutige Diskussion. 

 
Es gilt das gesprochene Wort.