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30.08.2013

Einbürgerungsfeier

 

 

 

Sehr geehrter Herr Erster Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft,

sehr geehrte Frau Catalán Sánchez,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg begrüße ich Sie sehr herzlich zu unserer dritten Einbürgerungsfeier in diesem Jahr! Besonders gerne heiße ich die vielen jungen und ganz jungen Hamburgerinnen und Hamburger hier im großen Festsaal des Hamburger Rathauses willkommen.

Ich beglückwünsche Sie alle dazu, dass Sie sich zur Einbürgerung entschlossen haben. Ich weiß aus vielen Gesprächen mit Neubürgern, dass dies für die meisten kein leichter Entschluss ist. Die Staatsangehörigkeit ist schließlich auch ein Teil der eigenen Identität. Sie haben sich bewusst für dieses Land entschieden. Dazu gratuliere ich Ihnen von Herzen!

Meine Damen und Herren,
schon immer war Hamburg geprägt durch Zuwanderer, die von weit her zu uns kamen. Sie brachten ihre Kultur mit, ihre Erfahrung, ihr Wissen und ihre Energie, und die ganze Stadt profitierte von ihren Talenten. Unsere Wirtschaft erblühte immer wieder, weil wir viele starke Hände und kluge Köpfe bei uns aufnehmen durften. Mit anderen Worten: Ihre neue Heimatstadt wird seit jeher von den mitgebrachten Erfahrungen bereichert.

Die Gründe der Zuwanderungswellen sind unterschiedlich:

  • Im 16. Jahrhundert kamen viele protestantische Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden hierher, weil sie zu Hause ihre Religion nicht frei ausüben durften. Dieses Motiv haben auch heute noch viele Leute, die in ihrer Heimat aus religiösen Gründen verfolgt werden.
  • Spanische, portugiesische und englische Händler ließen sich im 17. und 18. Jahrhundert bei uns nieder. Sie waren an den Märkten im Norden und Osten interessiert und an Hamburg mit seinem Hafen als Drehscheibe.
  • Mit jedem Wachstumsschub lockte der Hafen im 19. und 20. Jahrhundert neue Arbeitskräfte an, die ihre Heimat aus wirtschaftlichen Gründen verließen, oft verlassen mussten.
  • Nicht zu vergessen die große Zahl von politisch Verfolgten, die eine neue Heimat bei uns gefunden haben.


Sie alle sorgten dafür, dass Hamburg in den vergangenen Jahrhunderten kräftig wuchs: Lebten beispielsweise 1852 rund 160.000 Bürgerinnen und Bürger in der Hansestadt, waren es 1905 bereits mehr als 800.000 eine Verfünffachung in nur 53 Jahren!

Besonders verdeutlicht diese Entwicklung das Beispiel Wilhelmsburg, das gerade wieder vor einem erfreulichen Entwicklungsschub steht. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war Wilhelmsburg die Insel der Milchbauern und Schiffszimmerer. Der Ausbau des Hafens und die Industrialisierung veränderten Ende des 19. Jahrhunderts das Bild der Insel. Straßen, Kanäle und neue Hafenbecken wurden gebaut. Industriebetriebe siedelten sich an.

Sie brauchten viele Arbeitskräfte, und die Elbinsel wandelte sich zum Arbeiter- und Einwanderer-Stadtteil. Die Neuankömmlinge, darunter viele aus der preußischen Provinz Posen im heutigen Polen, siedelten sich nördlich des Vogelhüttendeichs an. Im Volksmund hieß die Ecke bald Klein Warschau. 1907 hatte Wilhelmsburg 22.000 Einwohner, also schon fast die Hälfte der heutigen Bevölkerungszahl. Und heute, 100 Jahre später, entwickelt sich die Elbinsel zu einem spannenden, zukunftsorientierten Stadtteil, die in diesem Jahr mit der Internationalen Bauausstellung und der Internationalen Gartenschau gleich zwei vielbeachtete Attraktionen zu bieten hat.

Meine Damen und Herren,
Hamburg war und ist seit vielen Jahrhunderten eine Ankunftsstadt. Es gibt einen berühmten Spruch: Fremde sind Freunde, die man bisher noch nicht kennengelernt hat. In Hamburg wird er gelebt, und so sind die von östlich der Elbe kommenden Arbeiter des späten 19. Jahrhunderts zu Freunden und vielfach zu echten Hamburgerinnen und Hamburgern geworden.

Das wünsche ich mir auch für Sie: dass Sie sich hier mit dem deutschen Pass noch mehr als bisher heimisch fühlen und Ihre Nachbarn zu Freunden werden.

Besonders gut gelingt es, wenn man sich in seinem unmittelbaren Umfeld vernetzt, in der Nachbarschaft miteinander spricht. Ich möchte Sie ermuntern: Engagieren Sie sich in den Schulen Ihrer Kinder, gehen Sie in die vielen Hamburger Vereine und arbeiten Sie in den politischen Gremien unserer Stadt mit.

Dass Sie Einfluss nehmen können, dass Sie nun auch das aktive und das passive Wahlrecht haben, ist von nun an Ihr Bürgerrecht. Dazu zählt die Meinungsfreiheit als vielleicht größter Wert unserer Demokratie. Es wäre schade, wenn Sie dieses Recht nicht auch aktiv nutzten.

Zu den Rechten gehören selbstverständlich auch Pflichten. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit man kann auch Solidarität dazu sagen , zählen seit der Französischen Revolution zu den großen politischen Leitideen unserer modernen Gesellschaft. Ausgangspunkt unseres Denkens und gesellschaftlichen Handelns ist die Würde und Selbstbestimmung des Einzelnen. In unserem säkularen Rechtsstaat bedeutet dies, dass wir solidarisch und tolerant sind, Bürger mit anderen Überzeugungen und Lebensstilen achten, auch wenn sie uns unvertraut sind.

Meine Damen und Herren,
Hamburg heißt alle willkommen, die bereit sind, sich als Bürger mit ihren Talenten und Stärken zu engagieren.
In Hamburg gehen wir offensiv auf alle zu, die die Voraussetzungen erfüllen, um einen deutschen Pass beantragen zu können. Unsere 2011 gestartete Einbürgerungsinitiative trägt immer mehr Früchte: Mittlerweile habe ich 75.000 Einwanderer persönlich angeschrieben und sie eingeladen, Hamburger Bürger zu werden. Das Echo ist erfreulich groß: Allein im ersten Halbjahr 2013 konnten wir bereits 3.747 Ausländern einen deutschen Pass überreichen 40 Prozent mehr als im Vorjahresvergleich.

Diese schönen Erfolge verdanken wir auch unseren Einbürgerungslotsen. Die Frauen und Männer, die selbst einmal fremd hier waren, werben sie unter ihren Landsleuten für die Einbürgerung mit Geduld, Einfühlungsvermögen und Kompetenz. Herzlichen Dank an dieser Stelle für Ihr Engagement und Ihren Einsatz!

Meine Damen und Herren,
die Hamburger Einbürgerungsinitiative ist ein großer Erfolg unserer Integrationspolitik, die wir als Senat noch intensivieren möchten. Denn wenn es nach uns ginge, würden wir auch Mehrstaatigkeit hinnehmen. Vor allem für viele junge Leute, die sich nach dem Optionsmodell nach dem 21. Geburtstag entscheiden müssen, welchen Pass sie künftig behalten wollen, wäre dann vieles einfacher.

Es ist nämlich unsere Vorstellung, dass sich alle hier lebenden Bürger mit dem Land identifizieren und Freunde werden.

Ich freue mich deshalb sehr, dass Sie unserer herzlichen Einladung gefolgt sind. Ich bin überzeugt, Sie werden Ihre Entscheidung nicht bereuen. Noch einmal: herzlich willkommen als Hamburgerinnen und Hamburger!

 

Es gilt das gesprochene Wort.