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18.11.2013

Einbürgerungsfeier

 

 

Sehr geehrter Herr Erster Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

in unserem Leben gibt es Ereignisse, an die man sich lange erinnert und von denen man später sagen wird: Weißt Du noch, damals ?

Heute ist ein solcher Tag. Es ist Ihr großer Tag, an dem wir gemeinsam Ihre Einbürgerung feiern. Im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg heiße ich Sie im Rathaus sehr herzlich willkommen.

Ganz besonders freue ich mich, so viele junge Leute hier zu sehen!
Hamburg. Mein Hafen. Deutschland. Mein Zuhause. Davon erzählt der Film, aus dem wir gerade einen Ausschnitt gesehen haben.

Es geht in dem Film um Dinge, die nicht nur mir persönlich, sondern vielen Hamburgerinnen und Hamburgern am Herzen liegen. Es geht um gegenseitigen Respekt und Anerkennung, um Identifikation  und um die gemeinsame Verantwortung für das Zusammenleben.

Für ein Land, für eine Stadt kann es kein schöneres Kompliment geben, als dass die Bewohner sich darin zuhause und gut aufgehoben fühlen. Dass sie diesen Ort als ihren persönlichen Hafen betrachten und sich mit Deutschland so  identifizieren, dass sie sich ganz und gar dazu bekennen und ein gleichberechtigter Teil der Gemeinschaft werden wollen.

Deshalb erhält in Hamburg jeder, der die Voraussetzungen für eine Einbürgerung erfüllt und das sind sehr viele! alle nur denkbare Unterstützung. Wir wollen Mut machen, Ja zur deutschen Staatsangehörigkeit zu sagen und sich auf das Einbürgerungsverfahren einzulassen. Dieses Verfahren ist sicher nicht in allen Punkten ganz einfach. Aber Sie können es ja aus eigener Erfahrung bestätigen: Es lässt sich bewältigen. So wie Sie ja auch die Deutsche Sprache mit Bravour erlernt und gemeistert haben.

Das ist auch deshalb so, weil wir in Hamburg ein wirklich einzigartiges Angebot haben. Ich spreche von den ehrenamtlichen Einbürgerungslotsen, die sich für all jene engagieren, die die deutsche Staatsbürgerschaft erwerben möchten, auf diesem Weg aber noch Rat und Unterstützung benötigen. Ihnen, den Einbürgerungslotsen, möchte ich an dieser Stelle ein großes Dankeschön aussprechen. Ihre Unterstützung ist für alle Beteiligten von unschätzbarem Wert!

Es gibt viele gute Gründe dafür, die deutsche Staatsangehörigkeit anzunehmen. Ich bin sicher: Auch zu Ihrer Entscheidung haben unterschiedliche Beweggründe beigetragen. Zunächst ganz praktische:

  • Sie ersparen sich zeitraubende Gänge zu Ausländerbehörden, Botschaften oder Konsulaten.
  • Auf Reisen innerhalb Europas benötigen Sie kein Visum mehr und Sie genießen im Ausland Schutz durch die deutsche Auslandsvertretung.
  • Sie können Beamter werden.
  • Das Wichtigste aber: Sie erwerben auch das Bürgerrecht, das in Hamburg eine so hohe Bedeutung und so lange Tradition hat und das in früheren Jahrhunderten nur wenige der Einwanderer erhielten. Sie entscheiden politisch mit, können wählen und gewählt werden.


Wobei Ihre jetzige Entscheidung ja schon eine politische ist, denn Sie drücken damit aus: Ja, das Land hier ist es, hier fühle ich mich gut und hier will ich leben. So hat es uns bei einer früheren Einbürgerungsfeier auch Herr Burihabwa ein Deutscher, der aus Burundi stammt nahegebracht und, besonders an die Jüngeren gewandt, sie aufgefordert: Ihr seid prädestiniert, als Brückenbauer die Partnerschaften Deutschlands zu anderen Regionen dieser Welt weiterzuentwickeln. Die Welt wächst zusammen, und ihr seid die Botschafter, die für dieses Land im Zeitalter der Globalisierung immer wichtiger werden. Dem kann ich nur zustimmen.

Er hat auch gesagt: Ergreift die Chance, trotz aller Widerstände, die euch begegnen mögen, das Maximum aus den Möglichkeiten zu holen, die eure Eltern noch nicht hatten. Auch das will ich heute bekräftigen.

Die deutsche Staatsangehörigkeit bietet also jede Menge Vorteile. Dennoch ist mir sehr wohl bewusst, dass eine Einbürgerung kein einfacher Schritt ist. Sie verlangt denen, die sich dazu entschließen, eine ganze Menge ab. Sie ist mit Kosten verbunden, mit Behördengängen und viel bedrucktem Papier.

Wichtiger ist, dass bei dem einen oder der anderen bestimmt auch Unsicherheiten mitgespielt haben: Verletze ich mit meiner Entscheidung die Gefühle meiner Eltern? Oder, ein anderer Punkt: Werde ich zukünftig Schwierigkeiten in meinem Herkunftsland haben, zum Beispiel in Familien- oder Erbschaftsangelegenheiten?
Auch wenn Sie selbst in Deutschland aufgewachsen und vielleicht auch hier geboren sind: Sie tragen nicht nur die Liebe zu Deutschland in sich, sondern oft auch die zu einem anderen Land. Und das ist nach meiner Ansicht ganz selbstverständlich, etwas, das Sie ehrt und das unsere Gesellschaft enorm bereichert.

In Goethes ´Faust´ lesen wir den Satz: Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust. Er wird gerne zitiert, wenn ein Mensch eine schwierige persönliche Entscheidung treffen muss. Wenn es zwischen zwei Möglichkeiten zu wählen gilt.

Ich glaube, es wird höchste Zeit, dieses Dilemma endlich aufzubrechen, und finde es konsequent, die Optionspflicht abzuschaffen. Junge Leute, die in Deutschland geboren sind, sollten nicht mehr mit Erreichen der Volljährigkeit vor die Entscheidung gestellt werden, Deutsche Staatsangehörige zu bleiben oder die Staatsangehörigkeit ihrer Eltern aufzugeben. Das muss sich bald ändern, denn während bis Ende vorigen Jahres 445 junge Frauen und Männer optionspflichtig geworden sind sich also entscheiden mussten -, werden es ab 2017 sehr viele mehr sein, weil sie dann die kritische Altersgrenze erreichen.

Hamburg hat deshalb gemeinsam mit anderen Ländern im Juli 2013  im Bundesrat einen entsprechenden Gesetzesentwurf beschlossen. Wenn es nach uns ginge, würden wir auch die doppelte Staatsbürgerschaft für Bewerber, die keine EU-Bürger sind, einführen.

Immerhin werden in Hamburg bereits heute fast 60 Prozent der Antragstellerinnen und Antragsteller als so genannte mehrstaatige eingebürgert. Es wird Zeit, dass wir für alle diese Hürde abbauen.

Meine Damen und Herren,
dies ist die vierte Einbürgerungsfeier, die in diesem Jahr im Hamburger Rathaus stattfindet. Darüber freue ich mich ganz außerordentlich, auch weil sie belegt, dass die Bemühungen des Senats Wirkung zeigen.

Seit Dezember 2011 wirbt die Stadt für die deutsche Staatsbürgerschaft. Von den rund 137.000 Hamburgerinnen und Hamburgern ohne deutschen Pass, die die zeitlichen und aufenthaltsrechtlichen Mindestvoraussetzungen erfüllten, habe ich bis Ende Juni dieses Jahres rund 75.000 Bürgerinnen und Bürger in alphabetischer Reihenfolge angeschrieben und zur Einbürgerung ermutigt.

Ich freue mich sehr, dass in der ersten Jahreshälfte 2013 in Hamburg 40 Prozent mehr Personen eingebürgert worden sind als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Auch die Zahl der Einbürgerungsanträge ist weiter gestiegen.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, den engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Einwohner-Zentralamtes ein Dankeschön auszusprechen. Durch  ihre offene und herzliche Kooperation mit unseren Einbürgerungslotsen spielen sie eine Vorreiterrolle.

Meine Damen und Herren,
Es ist schön, dass Sie hier sind. Sie alle sind uns, erstens, als Deutsche in Hamburg und zweitens, bei dieser gemeinsamen Feier herzlich willkommen. Herzlichen Glückwunsch und alles Gute für Sie auf Ihren weiteren Lebenswegen!

 

Es gilt das gesprochene Wort.