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20.11.2013

Grußwort zur Verleihung der Plakette der Freien Akademie der Künste

 

 

Sehr geehrter Herr Greiner,
sehr geehrte Frau Gubaidulina,
sehr geehrter Herr Rauterberg,
sehr geehrter Herr Ruzicka,
sehr geehrte Damen und Herren,


ich danke Ihnen für die Einladung zu dieser Feier und weiß die Ehre zu schätzen, beruft sich die Freie Akademie der Künste doch bereits im Namen auf ihre Staats-Freiheit.

Zum Glück! Es hätte ja der aufgeregten Diskussionen um den aufregenden Münchner Kunstfund gar nicht bedurft oder vielleicht doch? Um uns einmal mehr daran zu erinnern, was und welches Unheil droht, wenn die Freiheit nicht nur der Kunst zerstört wird.

Wobei jener unmoralische Staat zynisch genug war, Kunst als entartet zu verachten - und Deviseneinahmen aus ihr pressen wollte.

Hans Henny Jahnn, dem Stellinger, späteren Gründer der Freien Akademie der Künste hier in Hamburg mit Hans Erich Nossack, war das Kommerzielle fremd, das Ideologische weniger, das NS-System wiederum doch.

Größenwahnsinnig und doch ganz bescheiden, so haben Sie, Herr Greiner, ihn vor einigen Jahren in der ZEIT genannt und an Jahnns Wirken unter anderem als Musikverleger, Architekturtheoretiker, Orgelbauer und politischer Publizist erinnert, auch als Gründer einer Gemeinschaft, die gemeinsame Überzeugungen zu Fragen der Transzendenz bewegte.

Ein Leben, das man, cum grano salis, als ein Gesamtkunstwerk bezeichnen könnte. Inklusive der Tragik, dass es der von ihm gegründeten Akademie vierzig Jahre nach seinem Tod trotz beherzten Einsatzes nicht gelang, den Abriss seines Geburtshauses zu verhindern. Die spannungsvolle Harmonie zwischen der Stadt und der Akademie hatte nach Jahnns Worten leichtere und schwierigere Momente; damals war es eine spannungsvolle Dissonanz.
 
Und die will ich jetzt nicht auflösen, wenn ich behaupte: Als Freie und Hansestadt Hamburg wissen wir nur zu gut, dass das kleine Wort vor unserem Namen und dem der Akademie uns verbindet.  

Hamburgs Bürgerinnen und Bürger berufen sich seit jeher auf ihre Freiheit, ebenso wie auf die Notwendigkeit zum Engagement für andere, für eine gute Sache. Die hanseatische Kultur des Stiftens und Unterstützens prägt bis heute den Geist unserer Stadt und durchzieht sämtliche Lebensbereiche, auch die Kultur.

Jahnn und Nossack gehörten zu den selbstbewussten, kreativen Bürgerinnen und Bürgern, die um die Gestaltungskraft dieser Kultur wussten und sich für geistige Freiheit und Unabhängigkeit in der Kunst und durch die Kunst einsetzen wollten.

Mit diesem Anspruch haben sich im Laufe der Jahre eine Vielzahl hochkarätiger Künstler in der Akademie versammelt: Musiker und Komponisten, Schriftsteller und Architekten, Bildende Künstler, Schauspieler, Fotografen und Filmemacher.

Und, meine Damen und  Herren,
genau damit war ja schon beim 50-jährigen Jubiläum im Jahr 2000 die rhetorische Frage des damaligen Bürgermeisters beantwortet: Ob im Zeitalter des medialen Überflusses, und damit der tausenderlei Plattformen und Foren, Akademien heute noch notwendig seien. Diese hier beweist uns gerade heute erneut, dass die Antwort ja lautet.

Die Freie Akademie der Künste darf zu Recht stolz auf das Erreichte sein:

  • darauf, das Geistes- und kulturelle Leben Hamburgs ungemein zu bereichern;
  • darauf, als kulturelles Gewissen der Stadt zu wirken, übrigens auch was Architektur und die Entwicklung des Stadtbildes betrifft. Ich erinnere an die viel beachtete Ausstellung über Planen und Bauen in der Demokratie schon vor dreizehn Jahren;
  • und darauf, mit ihrer neben der Ehrenmitgliedschaft höchsten Auszeichnung, nämlich der Plakette, einen Preis zu vergeben, der allein der Kultur verpflichtet ist und nicht dem Kommerz.


Denn auch dafür steht diese Institution: den Künstlerinnen und Künstlern und ihrer Arbeit die notwenige Aufmerksamkeit zu bieten fernab der erwähnten anderweitigen Interessen. Das schickt ein wichtiges Signal in eine ökonomisierte, von Verwertungsketten bestimmte Welt.

Meine Damen und Herren,
es ist ein großes Privileg, die Plakette der Freien Akademie der Künste zu erhalten und damit in eine Reihe zu treten mit Namen wie zum Beispiel Thomas Mann, der als erster Preisträger 1955 postum ausgezeichnet wurde.

Heute wird die Plakette, wie immer seit den 1980er Jahren, wieder an zwei Preisträger verliehen: für 2012 ebenfalls postum an den Kunsthistoriker Prof. Dr. Werner Hofmann, der lange Jahre Direktor unserer Kunsthalle war. Und für das jetzige Jahr 2013 an die Komponistin Sofia Gubaidulina, die ich herzlich willkommen heißen möchte. Ihr Lebensweg verbindet Tatarstan mit unserem befreundeten Nachbarkreis Pinneberg, in dem sie heute lebt und in dem genau, Hans Henny Jahnn geboren wurde.

Meine Damen und Herren,
Kunst, heißt es, entstehe im Auge des Betrachters, oder im Ohr des Hörers. Das ist so richtig, einerseits, wie es andererseits bequem wäre, wollte man sich vor eigenen Urteilen drücken, womöglich sogar vor der ständigen Weiterbildung des eigenen Kunstverständnisses.

Ich freue mich, Frau Gubaidulina, auf Ihre Komposition und sage im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg: Herzlichen Glückwunsch zu dieser Auszeichnung!

 

Es gilt das gesprochene Wort.