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01.03.2004

Eine Verhöhnung der Arbeitenden

Eine Verhöhnung der Arbeitenden


Hohe Manager-Abfindungen vor Gericht

In Düsseldorf stehen die Manager vor Gericht, die für die Übernahme des Mannesmann-Konzerns durch Vodaphone verantwortlich sind. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Untreue oder Beihilfe dazu vor.  Die Angeklagte hätten sich, so der Vorwurf, bewusst über das Aktienrecht hinweg gesetzt und damit einen Vermögensverlust großen Ausmaßes verursacht. Vor allem die Abfindungen an die Mannesmann-Manager nach der Übernahme vor vier Jahren seien überhöht gewesen und unrechtmäßig gewährt worden.

Klar ist: Bis zur Verurteilung gilt auch in diesem Prozess die Unschuldsvermutung. Aber der Auftakt des Prozesses hat bereits deutlich gemacht, dass den Angeklagten offenbar jeder Bezug zu den Menschen in unserem Lande fehlt. Mit ihrer selbstgefälligen Attitüde schaden sie sich nicht nur persönlich. Sie vertiefen auch die Gräben in unserer Gesellschaft.

Dass die Angeklagten versuchen, den gesamten Prozess als kleinkariert, spießig und unangemessen zu diskreditieren, zeugt von einer unglaublichen Arroganz. Denn was in Düsseldorf geschieht ist, ist mitnichten eine Posse, wie sie uns weismachen wollen. Ebenso wenig wie die Übernahme von Mannesmann. Es geht um viel Geld, es geht um Macht und um den angemessenen Gebrauch derselben. Deshalb geht es auch um Moral. Das zu verstehen, fällt den Männern auf der Anklagebank offenbar schwer. Das ist die eigentliche Tragödie dieses Prozesses.

In einer Zeit, in der Deutschland durch einen schwierigen Reformprozesse geht, in dem vielen Menschen vieles abverlangt wird, können millionenschwere Abfindungen einfach nur zu Kopfschütteln führen. Wenn die Angeklagten jetzt diese Riesensummen als gerechten Lohn für außerordentliche Leistungen bezeichnen, dann habe auch ich dafür kein Verständnis. Ein solches Verhalten ruft zu Recht Empörung hervor. Auch die Wirtschaft hat schließlich eine gesamtstaatliche Verantwortung, der sie sich nicht einfach entziehen kann.

Die juristische Anklage, die in Düsseldorf verhandelt wird, lautet daher auf Untreue. Die moralische Anklage lautet: Verhöhnung der arbeitenden Menschen in Deutschland. Was wir derzeit erleben, ist der Zynismus hochdotierter Manager, die nicht begriffen haben, dass an ihre Position auch besonders hohe ethische Erwartungen geknüpft sind.